Ein Musical im Opernblog, wie kann das sein? Auf besonderen Wunsch des Publikums wird wieder einmal in Stuttgart im Palladium-Theater der Tanz der Vampire gegeben. Das österreichische Musical hat eine harte Fan-Gemeinde, die sich das Stück gerne mehrfach ansieht. Musikalisch ist das Stück eher im Bombast-Rock von Jim Steinman angesiedelt. Michael Kunze, der mit der Filmvorlage von Roman Polanskis, ein Musical geschrieben hat, hatte im deutschsprachigen Raum einen unerwarteten Erfolg. Gerade der Anfang ist musikalisch etwas schräg geraten, es wird aber deutlich besser, wenn die Vampire auftreten. Am Broadway war das Musical, aufgrund der Umarbeitung zur Komödie, einer der größten Flops überhaupt. Nun aber zum Inhalt:
Anfangs irrt Alfred allein durch Transsilvanien auf der Suche nach seinem Lehrer, dem Professor Abronsius. Er findet den Professor steifgefroren im See. Im Wirtshaus von Chagall trifft sich eine muntere Schar Dorfbewohner, die den Knoblauch beschwört als Allheilmittel. Alfred bringt der Professor in die Dorfkneipe, wo er aufgetaut wird. Abronsius erkennt an den Knoblauchzehen, das hier in der Nähe ein Schloss des Grafen geben muss. Die Dorfbewohner preisen weiter den Knoblauch als Jungbrunnen. Abronsius und Alfred beziehen Quartier und werden von Chagall dem Wirtshausbesitzer durch das Haus geführt. Sie hören da den Gesang von seiner Tochter Sarah aus dem Badezimmer. Seine Tochter nimmt unerlaubterweise ein Bad in der Luxussuite. Chagall schickt seine Tochter ins Zimmer und nagelt die Tür zu, damit keine ungebetenen Männer auftauchen. Seine Tochter ist schließlich fast 18 und bildhübsch. Alfred und Sarah verlieben sich ineinander. In der darauffolgenden Nachtszene schleicht sich Chagall zu seiner Magd, mit der er seine Frau betrügt. Der Professor hört das und will das rausbekommen, wer das ist. Er landet aber bei der Wirtin, die meint, ihr Mann kommt zurück. Abronsius bekommt einen Schlag auf den Kopf. Man hört aber die ersten Vampire, die Sarah zu sich rufen. Es tritt Graf Krolock auf, der nach Sarah ruft. Am nächsten Tag trifft man sich vor der Hütte. Es tritt der bucklige Diener des Grafen namens Koukol auf und verlangt nach Kerzen. Der Professor schöpft Verdacht, sein Logik-Motiv kommt im Lauf des Stückes mehrfach zum Einsatz. Außerdem verlangt er nach Aufklärung, wer ihm den Schlag auf den Kopf versetzt hat. Abronsius will auf jeden Fall dem Geheimnis des Dieners nachgehen. Der Graf tritt auf und lädt Sarah zum Ball ein, die wieder mal ein Bad nimmt. Er überlässt ihr rote Tanzschuhe da. Alfred entdeckt aber den Graf, der entkommt. Sarah wird von Chagall verprügelt und ins Zimmer geschickt. Sarah verdreht Alfred den Kopf und schafft es im Mondlicht aus dem Wirtshaus zu kommen. Mit einem Trick schickt sie Alfred zurück ins Haus, als sie nach ihrem Badeschwamm verlangt. Sarah hat sich inzwischen in den Grafen verliebt und eilt aus dem Wirtshaus in Richtung Schloss. Alfred und der Professor gehen ihr hinterher. Die Dorfbewohner beklagen ihr Leid und suchen wieder mal ihr Heil im Knoblauch. Chagall wird tot hereingebracht, an den Bisswunden im Hals erkennt Abronsius die Biss-Spuren der Vampire. Der Professor versucht mit Alfred den Toten zu retten, indem sie Chagall pfählen wollen. Die Wirtin verhindert dies. Auch die Magd von Chagall erscheint und findet, dass es komisch ist, dass Chagall tot ist. Der erwacht prompt und beißt der Magd in den Hals. Die Magd wir nun ebenfalls zum Vampir. Chagall versteckt die Magd unter der Decke und sich selbst. Abronsius und Alfred unternehmen einen weiteren Versuch Chagall zu Pfählen, entdecken aber, dass Chagall die Magd ebenfalls gebissen hat. Sie stellen Chagall, der nun verspricht sie zum Schloss zu bringen. Der Graf empfängt den Professor und Alfred vor dem Schloss. Die Vampire lauern schon auf neue Opfer und freuen sich auf die Vampir-Jäger, die sie als willkommene Abwechslung auf ihrem Speiseplan sehen. Abronsius gibt sich als Vampir-Jäger zu erkennen, der Graf gibt vor, schon die Bücher des Professors gelesen zu haben. Koukol bringt die Gäste auf ihr Zimmer. Mit einem Schwamm signalisiert der Graf, dass auch Sarah da ist.
Im zweiten Akt kommt der eigentliche Hit des Musicals: Das umgeschriebene Total eclipse of the heart. Die Vampire rufen in dem Stück nach Sarah, die immer noch vom Grafen fasziniert ist. Das Duett zwischen Sarah und dem Grafen ist zweifellos der Höhepunkt im Musical. Der Graf beschließt aber noch zu warten, bis er Sarah endgültig zum Vampir macht. Er wartet noch einen Tag, bis der Ball der Vampire stattfindet. Es folgt eine Tanzszene mit den Vampiren. Die Nacht endet und die Vampire verschwinden. Alfred erwacht aus dem Albtraum, ist aber sicher dass er Sarah wieder sehen wird. Der Professor und Alfred machen sich auf im Schloss die Gruft zu suchen. Sie wollen den Graf und dessen Sohn ebenfalls pfählen. Beim Abstieg in die Gruft bleibt Abronsius aber hängen und Alfred muss das Pfählen allein durchführen, was aber wieder mal misslingt. Alfred findet in der Gruft tatsächlich die zwei Särge des Grafen und seines Sohnes. Unverrichteter Dinge verlassen die Vampir-Jäger die Gruft. In einem Holz-Sarg wachen auch Chagall und die Magd auf. Sie philosophieren über ihr Leben als Vampire. Koukol jagt die beiden neuen Vampire in ihren Sarg, denn es ist noch Tag. Er schließt auch die Deckel der beiden Gruft-Särge. In der Bibliothek verliert sich der Professor in den Büchern des Grafen. Alfred findet inzwischen Sarah wieder beim Bad. Auf seine Versuche, sie zu befreien, geht sie nicht ein. Sie ist einfach fasziniert vom Grafen und will lieber zum Ball. Alfred beschließt Sarah aber nicht allein zu lassen. Der Professor hat nicht mitbekommen, dass Alfred auf der Suche nach Sarah war. Er verliert sich ganz in seinen Büchern. In der Bibliothek findet er ein Buch, wie man ein Herz gewinnt. Alfred wir nun von dem Sohn des Grafen bedrängt. Auch der Sohn lädt ihn zum Ball ein. Alfred kann aber entkommen. Auf einer Friedhofszene entsteigen die Vampire den Gräbern und wollen zum jährlichen Ball. Sie streben nichts anderes als die Weltherrschaft an. Der Graf beklagt vor dem Ball sein Los, dass alles an ihm vorüberzieht und er nichts halten kann. Es wird Für das Lied des Grafen von Krolock Unstillbare Gier gesungen. Hier diente Objects In The Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are, gesungen von Meat Loaf, als Vorlage. Seine Gier nach Blut endet nie. Es kommt wirklich zum Ball. Sarah wird vom Grafen gebissen. Alfred und dem Professor gelingt es zwei Verkleidungen von Vampiren zu bekommen. Sie mischen sich unter die Vampire. Während eines Menuetts versuchen sie, Sarah zur Flucht zu überreden. Als sie schließlich vor dem Spiegel nur zu dritt tanzen, weil die anderen Ballgäste kein Spiegelbild haben, fliegt die Tarnung auf. Im Tumult gelingt ihnen die Flucht. Abronsius unterliegt der Fehleinschätzung, dass Sarah noch zu retten ist. Sie fliehen vom Ball. Alfred wird auf der Flucht von Sarah gebissen. Mit Hilfe des Vampir-Jägers entkommen die beiden Vampire Alfred und Sarah in die Welt. Am Ende gibt es eine große Tanzszene, in denen moderne Vampire ihre Weltherrschaft feiern.
Gut: wir waren von der Vorstellung im Jahr 2000 so begeistert, dass wir uns das Musical gerne ein zweites Mal angesehen haben. Die Bühnentechnik ist einfach umwerfend, die Musik wird zum zweiten Akt hin deutlich besser, wobei das Klavier eine tragende Rolle spielt. Und die Geschichte ist, basierend auf der Filmvorlage von Roman Polanski, ebenfalls gut. Wir fühlten uns die zwei Stunden gut unterhalten. Jim Steinmans bombastischer Rock passt eben gut zum Thema. Die Tanz-Einlagen sind schön, aber echte Klassik-Fans stören sich sicher an der zu lauten Einspielung der Musik oder an den Musical-typischen Stimmverstärkern.