Die Zauberflöte als Comic
Bild: Sandra Ott
Wenn es einen Mainstream in der Oper gibt, so ist das „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart. In der Semperoper in Dresden gehört dies zu den meist gespielten Opernaufführungen und wir haben einen Ausflug von den Opernbegeisterten aus dorthin geplant. Der eigentliche Grund war das Dirigat von Gábor Káli, der lange Zeit in Nürnberg tätig war. Das Bühnenbild von Achim Freyer ist dessen dritte Inszenierung dieser Oper und verlegt die Handlung ins comichaft Überzeichnete. Die Farben sind sehr grell, die Maske der Hauptdarsteller auffällig, die Kostüme ebenfalls richtig poppig. Schon vor der Ouvertüre sieht man die drei Knaben in Rot, Blau und Gelb auf der Bühne Kinderspiele spielen. Wir nannten das früher 1,2,3 um, wo man denjenigen bestraft, den man beim Umdrehen zuletzt mit einer Bewegung ertappt hat. Sie würfeln auch mit einem großen Würfel, der an Seilen befestigt ist, um das Schicksal von Tamino. Links und rechts stehen zwei Schiefertafeln. Das Bühnenbild verkleinert den großen Bühnenraum der Semperoper. Über dem Bühnenbild stehen die Worte: Vernunft, Natur und Weisheit. Zentrales Element des Bühnenbildes sind dabei die drei Türen, die nach der Regie für diese drei Begriffe stehen. Die große Tür in der Bühnenmitte repräsentiert die Natur, die beiden perspektivischen Türen links und rechts davon Vernunft und Weisheit. Durch die übergroßen Türen wirken die Darsteller immer etwas kindlich und klein. Mit der Hauptperson Tamino soll man die folgenden zwei Akte eintauchen in diese Fantasiewelt und mit dem Sänger durch die Prüfungen reifen.
Nach der Ouvertüre erschrickt Tamino über eine riesenhafte Frau in der Haupttüre. Das Hauptproblem ist aber eine dreiteilige, bunte Schlange, die ihn bedroht. Er fällt vor Schreck in Ohnmacht. Zur Hilfe kommen ihm drei Damen, die etwas wie geschminkte Geishas aussehen. Sie töten die Schlange. Der Vogelhändler tritt auf und behauptet in seinen übergroßen grünen Hosen, er hätte die Schlange getötet. Er wäre der Vogelfänger, der hier Entenschwimmreifen mit einer Luftpumpe aufbläst. Die Szene muss nahe am Wasser sein, denn immer wieder hört man Wasserplatscher. Zu seiner Auftrittsarie sieht man zudem Vögel aus dem Bühnenhimmel kommen. Das dies Lügen nur kurze Vogelbeine haben, sieht man später, als die drei Damen Papageno mit einem veritablen Schloss vor dem Mund bestrafen. Das Schloss ist dabei kein Metallbügelschloss, sondern ein richtiges Minischloss mit zwei Türmen. Die Königin der Nacht tritt auf, in dem sie aus dem Bühnenhimmel auf die Bühne gefahren kommt. Sie bittet Tamino um Hilfe. Ein böser Mann namens Sarastro hätte ihre Tochter entführt. Im hinteren Bühnenbild sieht man, wie Sarastro Pamina zur Bildnisarie über die Bühne zieht. Sarastro ist als Sonnenkönig mit einem Strahlenkranz in Gelb gekleidet und sieht etwas aus, wie die Freiheitsstatue von New York. Zudem kommen die Botschaften, was jetzt zu tun ist, immer mit einem Miniflugzeug auf die Bühne. Mit einem Kasten voller Glocken und einer Flöte machen sich Papageno und Tamino auf den Weg, Pamina zu befreien. Den Weg weisen ihnen drei Knaben. Tamino überlegt nun, welche der drei Türen die richtige ist, um zum Sonnenkönig zu kommen. Papageno ist vorgeeilt und trifft auf einen schwarz bestrumpften Mohren namens Monostratos. Beide erschrecken ziemlich voreinander. Monostratos ist aber echt gemein und wird der weißen Frau Pamina zudringlich. Pamina flieht daraufhin mit Papageno aus dem Reich von Sarastro und wird prompt gestellt. Wächter und Monostratos stellen die Flüchtigen. Nun greift Tamino mit einer Flöte ein. Die Wächter und Monostratos tanzen daraufhin eine Polonaise und ziehen von der Bühne ab. Jetzt taucht der Sonnenkönig persönlich auf. Begleitet wird er von zwei Papplöwen mit hängender Zunge. Monstratos wird von Sarastro mit Sohlenhieben für sein Verhalten gegenüber Pamina bestraft. Sarastro will Pamina erst nach diversen Prüfungen die Freiheit schenken, die jetzt Papageno und Tamino absolvieren müssen. Damit sie sich nicht so gut orientieren können, bekommen sie schwarze Säcke über den Kopf gestülpt.
Zu Beginn des zweiten Akts sieht man, wie ein großer Tisch mit einem weißen Laken gedeckt wird. Diese schiefe Ebene wird zum Ausgangspunkt der Prüfung von Papageno und Tamino. Sie müssen zuerst ein Schweigegelübde ablegen, als man ihnen endlich die Säcke vom Kopf nimmt. Die drei Damen platzen herein und prophezeiten den Prüflingen einen frühen Tod. Die Geweihten treten mit Sarastro in der Mitte an die Tafel und beschließen, Tamino und Papgeno den Prüfungen zu unterziehen. Die Geweihten haben dabei rote Grablichter und kleine Maurerspachteln, was eine Anspielung auf die Freimaurer darstellen soll. Die Königin der Nacht tritt mit einem blauen Umhang auf und einem Messer, mit dem Pamina Sarastro töten soll. Mit langen aufgesteckten Fingernägeln fordert sie nun Rache für den verlorenen Sonnenkreis. Dieses Messer steckt dann auch neben dem Souffleurkasten. Die weithin bekannte Rachearie wird aber von Applaus unterbrochen. Monostratos entwendet das Messer, als Sarastro eintrifft. Sarastro will Pamina erst nach diversen Prüfungen die Freiheit schenken, die jetzt Papageno und Tamino absolvieren müssen. Zwei Geharnischte mit schlecht funktionierender Posaune und einer Trommel begleiten die Prüflinge auf ihrem Weg. Die erste Prüfung mit dem Schweigen hat Papageno natürlich gleich vermasselt. Er lässt sich aber bei einer großen Portion Nudeln und Wein die Niederlage nicht anmerken. Die drei Knaben verhindern einen Selbstmord von Pamina mit dem Messer, da sie das Schweigen von Tamino nicht verstehen kann. Die beiden Prüfungen für Feuer und Wasser muss Tamino mit Pamina absolvieren. Zu den Gesangspassagen der Prüfungen erscheinen Pamino und Tamino mit einem der drei Knaben zuerst im Parkett, dann im ersten Rang. Die Geweihten zappeln derweil aufgeregt an der großen Türe und erzeugen etwas Hektik auf der Bühne. Riesenhaft kommen jetzt zwei Geharnischte auf die Bühne, die Pamino und Papagena begleiten. Inzwischen taucht eine schwarz gekleidete Alte auf, die vorgibt, mit Papageno liiert zu sein. Papageno ist eine Mischung aus entsetzt und amüsiert, willigt aber auf den Treueschwur zum Scherz ein. Mit einem Krachen verschwindet die Alte wieder, als sie sich als 18-jährige Papagena zu erkennen gibt. Aus Verzweiflung will sich Papageno an dem Türgriff der großen Tür erhängen, aber auch das verhindern die Knaben. Schließlich bekommt Papageno seine Papagena mit der bekannten Arie. Die beiden sitzen am Bühnenrand und ziehen einen Gummivogel nach dem nächsten aus ihren grünen Overalls. Auch Tamino bekommt seine Pamina. Jetzt kommt mit einem großen Krachen noch einmal die Schar der Bösewichte mit einem Propellerflugzeug und viel Nebeldampf auf die Bühne. Aber ihr letzter Angriffsversuch scheitert. Sie werden von einer Wasserwoge weggeschwemmt. Am Ende zum Schlusschor ist die Bühne leer.
Man mag über die etwas vulgären Anspielungen in der Oper etwas entsetzt sein. So sieht man einen Vogel aus Papagenos Hose ragen, was dann doch teilweise recht deutlich ist. Wie viel man davon als Kind mitbekommt, sei dahin gestellt. Auch die Knöpfe der Mäntel sollen eine Anspielung sein, was man allerdings ohne Textheft nicht versteht. Wenn man mit dem kindlich, naiven Bühnenbild auch vielleicht nicht 100% einverstanden ist, so gab es an diesem Tag vor allem musikalisch wenig auszusetzen. Wenn es auch eine Zauberflöte ist, so gibt es doch dramatische Arien vor allem von Pamina, die mit einer dramatischen Stimme von Margaux de Valensart aufwarten konnte. Aber auch die Rachearie der Königin der Nacht von Olga Pudova, die zu den bekanntesten und höchsten Sopranrollen gehört, waren hervorragend. Letztlich lag es auch an dem Dirigat von Gábor Káli, dass das Zusammenspiel aller Beteiligten so gut funktionierte. Manchmal kann auch Mainstream in der Oper sehr schön sein, wie hier in Dresden.
Quelle: YouTube Semperoper Dresden
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