Ein Amerikaner in Paris – Dreimal Liebe in Paris
Für vier Aufführungen war das Musical „Ein Amerikaner in Paris“ als Gastspiel von Euro-Studio Landgraf im Stadttheater in Fürth zu sehen. Die Vorstellungen waren alle restlos ausverkauft und ich hatte Glück über eine Kartenrückgabe diese Produktion sehen zu können. Viele Jahre nach dem Film aus dem Jahre 1951 gab es in Paris 2014 erstmalig die Musicalproduktion zum Film zu sehen. Die Musik ist von George Gershwin. Bis zu dem Zeitpunkt war mir nicht bekannt, dass man Balletteinlagen und Musical-Gesang kombinieren kann. Die Hauptdarstellerin muss also sowohl Ballettausbildung als auch Musicalausbildung besitzen, um mit Spitzentanz durch die Szene zu fliegen. Diese Kombination fand ich dann doch bemerkenswert. Die Geschichte um den ehemaligen amerikanischen Soldaten Jerry Mulligan und die Balletttänzerin Lise Dassin ist relativ geradlinig. Drei Kumpel, der Klavierspieler und Komponist Adam Hochberg, der ehemalige Soldat Jerry und der reiche Industrielle Henri Baurel lieben ohne es zu wissen, dieselbe Frau.
In einer Retrospektive sind man den Komponisten Adam Hochberg am Klavier. Er erzählt die Geschichte von Lise und Jerry. Adam hat als Schaden vom Krieg ein steifes Bein. In einer getanzten Vorgeschichte befindet man sich im Paris nach der Befreiung durch die Besatzer. Man erlebt die Hinrichtung einer Kollaborateurin. Man sieht aber auch die erste Begegnung von Lise und Jerry, die mit einer Ohrfeige beendet ist. Jerry zerreißt sein Zugticket zurück in die USA und beschließt in Paris zu bleiben. Es scheint so, als ob der Krieg in der Stadt noch lange nicht vorbei ist. Auch Adam konnte nur kostenlos bei einer jüdischen Familie logieren, da er selbst auch Jude war. Mit schlechtem Französisch spricht Jerry in einer Bar Adam an. Jerry ist Zeichner und Maler und möchte in Paris bleiben. Es kommt zudem Henri Baurel heimlich zum Üben in das Lokal. Er möchte kein Industrieller sein, sondern träumt von einer Gesangskarriere in Amerika. Dazu soll ihm Adam ein Lied komponieren. Gemeinsam gehen jetzt Jerry und Adam zum Pariser Ballett. Dort findet eine Probe statt, zu der Lise Dassin verspätet erscheint. Sie stellt sich den Ballettchoreografen vor, der sie als Tochter der Primaballerina Arielle Dassin erkennt und engagiert. Milo Davenport beschließt das Ballett zu finanzieren, wenn Jerry das Bühnenbild entwirft und Lise die Hauptpartie tanzt. Jerry spioniert Lise hinterher und bekommt raus, dass sie in den Galeries Lafayette in der Parfümabteilung arbeitet. In einer wundbaren Zeichnung durch eine Projektion sieht man die Kuppel des Kaufhauses. Jerry überredet Lise zu einem Treffen an der Seine. Lise schreibt nun einen Brief an die Mutter, gleichzeitig mit Henri, der ihr einen Heiratsantrag machen will. Lise lebte während des Kriegs versteckt bei der Familie Baurel und Henri soll sie nach dem Wunsch der Mutter heiraten. Inzwischen entdeckt Lise aber ihre Gefühle für Jerry und hat immer weniger Lust ihrer Pflicht zu folgen. Sie trifft sich also mit Jerry an der Seine. Jerry möchte sein Bild von ihr fertig malen und nennt sie ab sofort Lisa. Er möchte sie ab sofort jeden Tag dort treffen, was Lise bejaht. Überglücklich versucht er, sie zu küssen, sie stößt ihn aber in den Fluss. Also geht Jerry unfreiwillig mal in die Fluten der Seine baden. Inzwischen hat Henri an einer Schreibtischlampe nervöse Zuckungen am Lichtschalter. Er kommt mit dem Heiratsantrag nicht voran. Seine Mutter unterstellt ihm daraufhin, nicht ganz unberechtigt, ein Interesse an Männern. Im Café zurück schwärmen nun die drei Männer, wobei man jetzt im Hintergrund ganz deutlich sieht, dass es nur eine Frau ist, mit drei Facetten. Henri meint nun, seine Mappe mitgenommen zu haben, nur um dann festzustellen, dass es der Brief an Lises Mutter war. Jerry geht drauf auf die Party von Milo Davenport, die mehr als nur ein künstlerisches Interesse an ihm hat. Mit Bilderrahmen sieht man nun Picassos. Außerdem besuchen sie einen Kostümball am Montmartre. Adam tröstet inzwischen Henri. In den kommenden Wochen werden Adam und Lise aber eng am Ballettmaterial arbeiten.
Nach der Pause befindet man sich in einer Party der Industriellen Baurels. Dort wird ein etwas merkwürdiges Ballett präsentiert mit Sternenkostümen mit dem Namen: Die Präsentation des Uranus. Jerry und Adam müssen so tun, als ob sie Henri nicht kennen. Es folgt eine wilde jazzige Tanznummer, die der Mutter Henris sehr gut gefällt. Da Jazz unter den Besatzern verboten war, beschließen die Baurels in eine Bar in Paris zu gehen, wo Jazz gespielt wird. Henris Mutter verkündigt nun voller Stolz die Verlobung ihres Sohnes. Dies führt bei Lise und Jerry zum Konflikt. Lise fühlt sich durch den Schutz während des Krieges Henri verpflichtet, kann aber Jerry diesen Grund nicht nennen und läuft davon. Milo trifft nun Jerry und erkennt, dass er in Lise verliebt ist. Sie lässt Jerry aber gehen, ohne dessen Förderung zu beenden. In einem Nachtklub in Montparnasse bereiten sich nun Henri und Adam auf den Auftritt vor. Die Szene wandelt sich von einem etwas peinlichen Auftritt, zu einer ganz großen Revue-Nummer, wo Henri den Traum vom Showbusiness träumt und auch den ersten Kuss eines Mannes bekommt. Henris Mutter kommt mit dem Ballett-Direktor und sie entdecken Henris Show-Talent. In der Ballettaufführung legt Lise nun all die Liebe für Jerry rein und triumphiert am Ende mit der Leidenschaft. Bei der Ballettaufführung sieht man in einer Parallelwelt die drei Männer um Lise tanzen. Adam sieht ein, dass Lise nicht für ihn bestimmt ist, und lässt Lise zu Jerry gehen. Am Ende des Musicals tanzt sich das Liebespaar durch die Pariser Nacht.
Was an dieser Produktion echt begeistern kann, ist die Videoprojektion von gemalten Bildern von den Sehenswürdigkeiten in Paris. Immer durch einen Filmriss angedeutet, wechselt die Szene rasant. Für die Requisite werden da nur wenig Gegenstände erforderlich, um die Illusion perfekt zu machen. Sowohl die gesprochenen Texte, als auch die Lieder waren dabei auf Deutsch, ab und zu flossen ein paar Worte Französisch ein. Interessant sind die drei Formen der Liebe, die dabei Lise begegnen. Da ist die pflichtbewusste, die unbekannte und die echte Liebe direkt nebeneinander. Mariana Hindemi verzaubert nicht nur im Schlusstanz alle Anwesenden. Letztlich sind die Ballettchoreografien unglaublich schwierig in der Umsetzung und auch die Projektionen von Paris geben der Inszenierung einen unverwechselbaren Flair. Ich war jedenfalls bestens unterhalten.
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