Foto: Sandra Ott
Zu einer Aufführung von Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach bin ich nach Berlin an die Deutsche Oper gefahren. Zu sehen ist dort in einer Wiederaufnahme eine Inszenierung von Laurent Pelly, die schon 14 Jahre alt ist, aber schon weltweit gezeigt wurde (Barcelona, Lyon, San Francisco). Auch wenn man die Regie als etwas konservativ bezeichnen mag, so wird sie doch dem Stück sehr gut gerecht. Und die Art und Weise, wie Laurent Pelly die Chöre über die Szene bewegt, ist typisch und schon aus so Inszenierungen wie der Regimentstochter bekannt. Das Besondere an der Inszenierung: Alle vier Frauenrollen werden von derselben Sängerin gesungen, nämlich Cristina Pasaroiu. In den Textpassagen wird von den drei Abenteuern des Hoffmann gesprochen, dass es sich eigentlich immer um dieselbe Frau dreht, dennoch sind die stimmlichen Anforderungen an die Hauptdarstellerin weit auseinander. So muss man erst eine Sängerin finden, die sowohl Koloratur- , Lyrischer und Dramatischer Sopran ist.
Die Szene beginnt links am Bühnenrand mit einem am Boden liegenden Hofmann. Die Muse, die in der folgenden Oper schützen soll, kriecht aus dem Bühnenboden und verwandelt sich in den männlichen Begleiter Nicklausse. Der Chor stimmt derzeit ein lustiges Trinklied an (Gluck, Gluck, Gluck), ist aber schon mit rot beleuchteten Masken etwas gruselig. In der Oper tritt auch immer wieder der Teufel auf und treibt in verschiedenen Rollen sein Unheil. Schon am Anfang steht er vor zwei unterschiedlichen großen Türen als Lindorf. Die Szene wechselt zu einer Art Garderobe mit verschiebbaren Sitzmöbeln und einer Hutablage. Hoffmann stimmt das Lied von Klein-Zack an, das ihn vor der letzten Strophe in eine Traumwelt mit drei Episoden mit Frauengestalten abgleiten lässt. Eigentlich warten die Herren auf die Aufführung von Mozarts Don Giovanni, in der die Sängerin Stella einen Auftritt hat.
Bei der ersten Frauenfigur handelt es sich um Olympia. Olympia ist das Geschöpf Spalanzanis und eigentlich eine Puppe. Am Anfang sieht man eine Experimentierkammer des Physikers mit Starkstromleitungen und seitlichen Rängen. Diese Szene schließt sich relativ schnell und man ist wieder außen vor der Fensterfront des Labors. Dort blickt Hoffmann sehnsuchtsvoll nach seiner geliebten Olympia. Dieser fehlen aber noch die Augen, die ihr ein dämonischer Kaufmann Coppélius gegen einen Wechsel verkaufen will. Nicklausse warnt Hoffmann vor Olympia, die nur dümmliche Antworten geben wird. Dabei äfft er die Puppe nach. Der Coppélius, der nun erscheint, hat in seinem Wams eine ganze Sammlung von Augen. Das Geschäft zwischen Spalanzani bleibt im Dunkeln und schließlich kauft Hoffmann für drei Dukaten die Augen vom Teufel. Die Szene öffnet sich wieder und man befindet sich im Labor. Der Laborhelfer stellt die Puppe vor. Diese bewegt sich auf einem mechanischen Hebekran synchron zu den Koloraturen auf und ab. Zweimal wird diese Puppe während der Arie aufgezogen. Gegen Ende der Arie fährt der Kran mit der Sopranistin Karussell und die letzten Töne singt diese frei schwebend über den Orchestergraben. Hoffmann ist schließlich mit Olympia alleine, aber sie gibt nur ein einsilbiges „Qui-Qui“, von sich. Es kommt zu einer Massenszene, wo Hofmann mit Olympia Walzer tanzt. Dabei steht Olympia auf Inline-Skates. Der Walzer wird immer schneller und Olympia ist am Ende defekt. Zerlegt in Einzelteilen kommt sie als lebensgroße Puppe auf die Bühne. Der Kopf wird vom Rumpf getrennt und Hofmann liegt ratlos vor der zerlegten Olympia, Coppélius holt sich seine Augen wieder.
Die zweite Frauenfigur ist Antonia. Sie blättert in alten Noten und singt von ihrer Liebe zu Hoffmann. Antonias Mutter sei wohl am Gesang gestorben, Antonia hätte die tödliche Krankheit ererbt. Ihr Vater verbietet ihr das Singen daher. Er steht auch im Kontakt mit einem mysteriösen Arzt dem Dr. Miracle, der auch Antonias Mutter kuriert hätte. Der Gehilfe Franz macht am Anfang der Szene Ballettübungen an einem Geländer. Man befindet sich in einem großen Treppenhaus. Oben sieht man eine Tür mit einem Geigenzimmer. Antonias Vater ist Geigenbauer und will hinter das Geheimnis des Geigenklangs kommen. Eine Geige bringt Antonia hoch ins Zimmer, die noch zerlegt werden soll. Auf zwei Treppenhälften singen Hoffmann und Antonia sich an. Hoffmann versucht Antonia nun mitzunehmen und hinter das Geheimnis zu kommen, weshalb Ihr Vater ihr das Singen verbietet. Er belauscht eine Unterhaltung mit dem diabolischen Arzt, der ihm eine grüne Tinktur empfiehlt. Das Treppenhaus ist verschiebbar und erinnert etwas an die Hogwarts Treppenhäuser in Harry Potter. Mit kreiselnden Spiralen und einem Ritt auf der Lampe beschwört Dr. Miracle den Vater Antonias, ihr die Medizin zu geben. Mit seinen magischen Kräften öffnet der Dr. Miracle nun die Tür und prophezeit Antonia einen frühen Tod mit 20, wenn sie weiter Singen würde. Schon etwas angegriffen trifft sie Hoffmann, der ihr den Schwur abnimmt, dem Singen und jede Art von Auftritten zu entsagen. Der Teufel holt eine negative Projektion der Mutter heraus, die nach ihrer Tochter ruft. Faszinierend, wie der Teufel die Türen wechselt und von unterschiedlichen Ecken der Bühne aufbraucht. Entkräftet stirbt nun Antonia. Am Ende liegt sie wieder in dem Zimmer, wo Hoffmann und Nicklausse sie nochmals treffen. Antonias Vater beschuldigt Hoffmann schuld am Tod seiner Tochter zu sein. Auch die lyrische Figur von Antonia überlebt den Akt nicht.
Die letzte Frauenfigur ist die Kurtisane Guiletta in Venedig. Man hört gleich zu Anfang die bekannte Barcarole. Es wird ein Palazzo angedeutet mit wehenden Vorhängen. Guiletta singt auf einem Sessel. Schlemihl hätte Dapertutto seinen Schatten verkauft. Diesen will er wiederhaben. In einem Duell sticht Hoffmann Schlémil nieder. Gegen Diamanten verspricht Guiletta Dapertutto, das Spiegelbild des Hoffmanns zu besorgen. In einem großen Monitor an der Decke und geschickten Projektionen sieht man, wie das Spiegelbild Hoffmanns verschwindet. Es kommt der Chor auf die Bühne mit kleinen Spiegeln in der Hand und bedrängt Hoffmann. Der Teufel triumphiert mit Guiletta, die am Ende von Hofmann mit dem Degen erstochen wird. Der ist inzwischen in Verzweiflung und flüchtet.
Wie aus einem Fiebertraum erwacht ist Hoffmann wieder im Keller von Lutter und Wegner. Der Herrenchor stimmt wieder das Trinklied an. Hofmann beendet das Lied von Klein-Zack. Stella beendet ihren Auftritt im Don Giovanni und Hofmann weißt sie zurück. Nicklausse verwandelt sich in die Muse zurück. Hoffmann und die Muse, kauern am linken Bühnenrand und die Oper endet, wo sie vor vier Stunden begonnen hatte.
Mir hat es wirklich gut gefallen. Um die Geschichte der unvollendeten einzigen Oper von Jacques Offenbach ranken sich Unheilsgeschichten. So werden die beiden Brände in der Oper von der der Opera Comique und der Wiener Ringbrand mit dieser Oper in Verbindung gebracht. Daher haftete der Oper der Dünkel an, Unheil zu verbreiten. Alex Esposito schafft es, mit den Regieeinfällen von Laurent Pelly, wirklich eine beklemmende Stimmung zu verbreiten. Ob das alles nur ein Traum von Hofmann um eine Frauenfigur war, oder ob sich jetzt alles nur um dieselbe Frau gedreht hat, bleibt letztendlich offen. Die Rolle der Frauenfiguren mit nur einer einzigen Sängerin zu besetzen, wie das in Lyon ebenfalls der Fall war, ist ein Herausforderung an die Darstellerin Cristina Pasaroiu, die in den drei Akten ganz unterschiedliche Stimmaspekte präsentieren muss. Die kräftezehrende Rolle des Hoffmann hat Johannson gut bewältigt. Blass geschminkt hat er wirklich einen überzeugenden Dichter geliefert. Alex Esposito als Teufel in den unterschiedlichen Rollen, versteht es, Grusel zu verbreiten. Mir hat die Aufführung dort sehr gut gefallen, auch was Laurent Pelly dort als Regiearbeit abgeliefert hat. Man kann jetzt bemängeln, dass die Oper mit zwei Pausen und den etwas länglichen Dialogen etwas zu einem XXL-Format ausufert. Letztlich stimmt meiner Ansicht nach das Ergebnis.
Quelle: YouTube | Deutsche Oper Berlin
In einer Übernahme aus der Oper Dortmund aus dem Jahr 2013, wird in Nürnberg die Oper von Mark-Anthony Turnage gezeigt. Diese Oper erzählt die Lebensgeschichte von Anna Nicole, einem amerikanischen Marilyn-Monroe-Abklatsch aus den 90ern. Die Oper spult dabei die Vita als Aneinanderreihung von Fakten ab. Der Stoff über Brustvergrößerung, Trash-TV, Fast-Food und die Folgen ist eigentlich nur bedingt operntauglich. Gesungen wird dabei in vulgärem Englisch mit etlichen Fluchworten drin, was aber bei Weitem keine Witzigkeit wie bei einer „My Fair Lady“ hat, sondern eher zum Fremdschämen und Wegsehen geeignet ist. Das Bühnenbild ist aus grauen Platten, einer Leichenhalle ähnlich. An der Decke hängt ein Neonstern. Um den Orchesterraum umlaufend ist ein Steg, auf dem die Akteure bisweilen singen. Das ist vor allem aus dem dritten Rang oft schwer einzusehen, was am vordersten Bühnensteg passiert. Die Oper sieht sich als Kritik am amerikanischen Traum und zeichnet den Lebensweg von einer texanischen Kleinstadt in die amerikanische Großstadt der Anna Nicole Smith nach. Berühmt wurde die Hauptfigur durch ihre künstlich aufgepumpte Doppel-D-Oberweite, der Heirat mit dem Milliardär Howard Marshall II, den folgenden Rechtsstreitigkeiten und eine On-Demand-Soap über ihr Leben. Schon mit 39 Jahren endet dieser amerikanische Traum mit Suff und Drogentod.
In den 16 Szenen beginnt die Handlung auch da, wo sie endet: In einem Leichenschauhaus. Aus der Frischhaltepackung entsteigt eine blonde Anna Nicole. Sie erzählt ihre Lebensgeschichte und beginnt in der Kleinstadt Mexia in Texas. Der Chor und einige künstliche Kakteen auf der Bühne verwandeln das Leichenhaus in die Kleinstadt. Mit einem geringen Schulabschluss, jobbt sie in Jim’s Krispy Fried Chicken. Sie hat eine Affäre mit einem Schläger, der dort arbeitet und von dem sie ein Kind bekommen hat, nachdem sie die Anti-Baby-Pille die Toilette runtergespült hat. Ihr Sohn Daniel ist während der ganzen Oper ihr ein und alles. Jedoch landet das Kind meist bei der Oma, die als Sitten-Cop über die Bühnen fegt. In einer Art Familienaufstellung sieht man ihre ganze Verwandtschaft, die sozial schlecht gestellt ist. Sie geht den Weg in die große Stadt Houston. Dort scheint sie sich erst im Niedriglohnsektor als Verkäuferin durchzuschlagen. Jedenfalls wir der Orchesterraum von drei Einkaufskörben und Statisten mit Smiley-Masken umkreiselt. Letztendlich landet sie in einem Private-Club als Pole-Tänzerin. Dort wird ihr erklärt, wie man die Männer anbaggert. Im Hintergrund befinden sich drei Pole-Tänzerinnen mit hochhackigen Plexiglasschuhen. Die Tänzerinnen haben kurzes Neon-Outfit an, was typisch 90er ist. Jedoch hat Anna Nicole keinen großen Erfolg. Man klärt sie auf, dass das mit ihrer Oberweite zu tun hat, die nur B-Größe ist. Es kommt zum entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben. Ein aufgedrehter Arzt rät ihr zur Oberweite Doppel-D. Die Szene über die Brust-OP ist besonders kurios, da dort eine Reihe von Damen auf ihren Termin warten und sich alle durch ihre geringe Oberweite benachteiligt sehen. Die Nachteile der OP kommen sofort: Sie dürfte nicht mehr stillen und müsse fortan zwei Pillen gegen die einsetzenden Rückenschmerzen durch die neu erlangte Oberweite nehmen. In ihrem Rückblick sieht sie das als Fehler an. Plötzlich taucht in einer Art Flash-Forward ein Anwalt auf, den sie in den zweiten Akt verweist. Er wäre noch nicht dran. Der Erfolg in der Pole-Show stellt sich ein und sie trifft mit 24 ihren Ehemann Howard Marshall II, der in einem amerikanischen Rollstuhl auf die Bühnen kommt. Der hat zwar viele Milliarden, ist aber schon 89 Jahre. Es wird einem auch die Peinlichkeit eines öffentlichen Blowjobs durch Anna Nicole nicht erspart. Dafür bekommt sie dann vom Ehemann Juwelen und eine kitschige Hochzeit in Weiß.
Der zweite Akt beginnt mit Rosenblättern und einem roten Teppich. Man erlebt eine Party mit Alkohol und Koks. Ihr Ehemann überlebt diese Ehe genau ein Jahr, dann sinkt er in einen zweigeteilten, silbernen Saal. Es beginnt ein Streit der Erben um die 500 Millionen Dollar, die er an Vermögen hatte. In der Folge hat Anna Nicole eine Affäre mit dem Anwalt, der sie beim lange andauernden Rechtsstreit vertritt. Es folgt der legendäre Auftritt in der Larry King Show im Jahr 2002. Dort lässt sie ihre Lieblingshunde per Smartphone bellen. Der teure Rechtsstreit bringt sie wieder in finanzielle Nöte. Inzwischen ist der Sohn ebenfalls drogenabhängig. Ein vermeintliches Kind mit dem Rechtsanwalt wird in eine Daily-Soap on Demand vermarktet und bringt wieder Geld. Der Anwalt vermarktet die Geburt ihrer Tochter mit einem Camcorder. Anna Nicole leidet immer wieder unter Fressattacken, die mit einem tanzenden Pizzalieferservice dargestellt werden und vielen Pappschachteln. Daniel kommt eines Abends zu ihr zu Besuch und stirbt an einer Überdosis Drogen auf ihrer Couch. Auch diesen Schicksalsschlag wird mit Videos dokumentiert. Kurze Zeit stirbt sie selbst an einer Überdosis mit 39 Jahren. Den Tod ihres Sohnes Daniels hat sie nicht überwunden. Im Abgesang klettert sie zurück in den Sack mit den Worten: Blow me a …. Kiss.
So sehr jetzt der Ansatz zu loben ist, einmal einen modernen Stoff in die Oper aufzugreifen, so wenig stimmt meiner Meinung nach das Resultat. Der massive Wechselgesang zwischen lauten, dissonanten Chören im ersten Akt ist sehr anstrengend. Es gibt sogar Walzeranklänge im zweiten Akt, die aber schnell wieder durch jazzige Elemente unterbrochen werden. Den Slang, der dort gesprochen wird, ist ebenfalls nervend. Hochkultur und Schimpfworte, das passt meiner Meinung gar nicht. Die Geschichte wird in einer Aneinanderreihung von Fakten erzählt, ohne wirkliche Spannung aufzubauen. Das kommt insgesamt doch sehr trocken rüber und man vermisst dramatische Entwicklungen. Nicht dass ich gegen moderne Opern oder Musik bin: John Adams‘ Death of Klinghofer über die Entführung der Achille Lauro fand ich genial. Dennoch ist diese Oper bei mir gar nicht angekommen, sodass ich versucht bin, ihr eine goldene Himbeere zu verleihen. Weder musikalisch, noch von der Story über Brust-OPs hat das irgendwie gegriffen. Die Oper hat bei mir keinen Blumentopf gewonnen.
Quelle: YouTube | Staatstheater Nürnberg
Vieles ist neu am Staatstheater Nürnberg, so auch der Einstieg in die diesjährige Saison mit der Oper Krieg und Frieden von Sergei Prokofjew. Aus der Romanvorlage von Tolstoi mit fast 2000 Seiten komponierte Prokofjew in späten Jahren eine Oper mit 72 Rollen und vier Stunden Dauer. Diese ausufernde Besetzungsliste ist natürlich von fast keinem Haus zu stemmen, sodass man sich hier auf eine Kürzung auf 3 h einließ und eine Reduktion der Hauptrollen auf 50 Partien, die von 24 Solisten gesungen werden. Es handelt sich um ein Spätwerk des Komponisten, das auf den Wunsch der KPdSU mehrfach umgearbeitet werden musste. Eine vollständige Aufführung gab es erst nach seinem Tod im Jahre 1959. Zudem strich man in Nürnberg viele patriotische Chöre, von denen aber vor allem im zweiten Akt noch genug übrig bleiben. Man hat etwas den schalen Eindruck einer Propagandaoper, die das russische Volk und die Heldentaten der Armee preist. Die Oper startet zudem erst auf Seite 736 des Werks und müsste eigentlich: Frieden und Krieg heißen. Sie beginnt im Frieden und endet im Krieg. Im Wesentlichen beschränkt man sich in Nürnberg auf die drei Hauptpersonen: Natascha Rostowa, eine 15-jährige Tochter des niederen Adels, Fürst Andrei Bolkonski, ein 31-jähriger Witwer und Pierre Besuchow, ein reicher Russe, der den Sinn des Lebens sucht. Die Rahmenhandlung wird mit Texteinblendungen kommentiert, damit man die einzelnen Szenen einordnen kann. Das Bühnenbild von Mathis Neidhardt besteht aus abgenutzten, schwarzen Wänden, die unglaublich wandlungsfähig sind und in den einzelnen Szenenbildern immer wieder neue Räume erschaffen. Regie führte dabei Jens-Daniel Herzog.
Die erste Szene spielt in einem angedeuteten Birkenhain, Andrei Bolkonski belauscht Natascha Rostowa und vermutet, dass es noch mehr zu entdecken gibt in dieser Welt. In einer zweiten Szene öffnet sich ein Ballsaal in St. Petersburg. Deckenlüster werden heruntergelassen, ein roter Teppich wird für den Zaren ausgerollt. Eine russische Folklore-Truppe tritt auf. Es ist eine der Schlüsselszenen der Oper, in der alle Figuren eingeführt werden. Es wird Walzer getanzt, der ein Motiv einführt, das man immer wieder erklingen hört. Auch die Rufe des Dolochow zum Tanz klingen düster. Dennoch wird Andrei von Pierre, seinem Freund aufgefordert mit Natascha zu tanzen. Der Vater von Natascha verzockt derweil das Familienvermögen am Spieltisch links in der Szene. Im nächsten Bild trifft die junge Natascha auf den alten Fürsten Bolkonski. Andreis Vater ist gänzlich gegen die Verlobung seines Sohnes mit Natascha. Warum dieser aber in Unterhosen auftreten muss, gehört sich eigentlich für den höheren Adel überhaupt nicht. Hinter seinem Schreibtisch wirkt er wie ein Funktionär. Andreis Schwester tröstet Natascha über die Zurückweisung des alten Bolkonski. Man verordnet dem Paar ein Jahr Pause, was für die junge Natascha eine unglaublich lange Zeit ist. Andrei soll sich von seinen Kriegswunden in der Schlacht von Austerlitz erholen. Auf einem roten Sofa feiern in einer weiteren Szene Helene Besuchow und ihr schöner Bruder Anatol. Auf dieser Feier kommen sich Natascha und Anatol näher, und obwohl dieser verheiratet ist, verspricht er Natascha die Ehe. Auf Monitoren flimmern schon erste Bilder von Napoleon über zwei Monitore. Im nächsten Bild sieht man eine Waffenkammer Dolochow in einer Landvilla. Anatol und Dolochow schmieden einen Plan zur Entführung von Natascha. Nebenbei erledigt eine Dame unter dem Zobelmantel an Anatol eine Dienstleistung. Mit einem Zobelmantel wollen sie Natascha aus dem Haus der Achrossimowa entführen. Der Plan scheitert aber durch Verrat. Pierre klärt Natascha auf, dass Anatol bereits verheiratet ist und eine Ehe unmöglich ist. Sie sieht sich daraufhin für Andrei unwürdig. Aber eine neue Chance tut sich auf, denn Pierre gesteht ihr seine Liebe. Nun sieht man auch eine Ahnengalerie mit bekannten Russen inklusive Raumfahrer. In der Mitte steht ein Klavier mit dem Bildnis des Komponisten. In einer weiteren Szene ist man in einer Garderobe mit vier Schminkspiegeln. Pierre stellt Anatol zur Rede und fordert ihn zur Abreise aus Moskau auf. Die Szene wird gestört durch die Nachricht, dass die Franzosen vor Moskau sind. Diese brechen dann gleich lautstark durch die Wand.
Im zweiten Akt sieht man die russische Armee Schanzen errichten. Durch Quader entsteht ein hohler Gang, durch den die Soldaten kriechen. Andrei steht oben auf der Schanze und überwacht die Bauarbeiten. Die russischen Soldaten wissen sich nicht anders zu helfen, als Napoleon zu verspotten. Sie spielen die Übergabe Moskaus an die Franzosen durch die Stadtoberen durch. Der Koch gibt vor, einen Tierhuf zuzubereiten. Sie verkleinern die Schanze immer weiter, bis nur noch die Napoleon-Imitation auf einem Sockel mit einer silbernen Bombe steht. Diese detoniert dann, wobei es viele Tote gibt. Es tritt der General Kutusow mit grüner Jacke auf, der die vielen Verwundeten sieht und schließlich den Rückzug befiehlt. Die Franzosen fallen in Moskau ein und finden eine weitgehend leere Stadt vor. Die Franzosen tragen die Wertgegenstände aus den Palästen zusammen, ein Teil der Besatzer macht sich einen Schabernack und verkleidet sich als Frauen. Die verbleibenden Russen zünden eher Vorräte und Häuser an, bevor man das alles den Franzosen überlässt. Pierre gehört ebenfalls zu den Brandstiftern und soll hingerichtet werden. Als er sich aber als Adliger zu erkennen gibt, begnadigt man ihn. Ihm Bühnenhintergrund sieht man Moskau nun brennen. Die Rückwand der Bühne klappt unter lautem Krachen um. Napoleon tritt auf und bewundert die Entschlossenheit der Bevölkerung, versteht ihre Taktik aber nicht. Auf der Bühne machen sich nun die Franzosen an den Moskauerinnen zu schaffen, bevor sie endgültig den Rückzug antreten. In einer Zwischenszene sieht man Andrei, dieser träumt von Sphinxen und ist im Fieberwahn. Natascha pflegt ihm im Krankenbett, ein letztes Mal bäumt er sich auf. Wieder erklingt der Walzer aus St. Petersburg. Für Andrei ist es aber zu spät, er stirbt an den Folgen der Kriegsverletzungen. Über die umgekippte Wand kriechen nun die Franzosen zurück nach Hause. Es schneit auf der Bühne und sie sind geschwächt von Hunger und der Kälte. Von allen Seiten sind sie jetzt umzingelt von der russischen Armee. Im Nachsatz von Krieg und Frieden finden sich Pierre und Natascha schließlich, was hier aber nicht mehr erzählt wird. Mit einem gewaltigen Schlusstableau und einem Loblied auf die russische Armee endet die Oper.
Sicher hat man mit diesem Werk ein interessantes monumentales Stück auf den Spielplan gesetzt. Die Musik ist dabei nicht so modern, wie man vielleicht vermuten könnte für ein Stück, das 1946 entstanden ist. Es ist durchkomponiert, aber bis auf den Walzer in St. Petersburg, bleibt einem wenig im Gedächtnis. Man muss dieses Stück vielleicht auch im Entstehungskontext nach dem Zweiten Weltkrieg und einer erneuten Besatzung durch eine fremde Macht sehen. Gesungen wird in russischer Sprache, was relativ gut gelingt. Auch wenn Zurab Zurabishvili für einen Pierre vielleicht etwas zu alt ist, hat er neben Jochen Kupfer als Andrei und Eleonore Marguerre als Natascha, doch sehr überzeugen können. Leider blieben an diesem 3. Oktober viele Plätze leer. Den meisten Applaus hat dagegen Joana Mallwitz für ihr engagiertes Dirigat bekommen. Ein zweiter Vorhang und die Bravo-Rufe einzelner Zuschauer waren ihr sicher.
Quelle: YouTube | Staatstheater Nürnberg
Es ist wieder einmal Festspiel-Zeit in Bregenz. So gab es dort im zweiten Jahr Carmen von Georges Bizet zu sehen. Die Regie führte dabei Kasper Holten, die von einem spektakulären Bühnenbild von Es Devlin veredelt wird. Aus dem See ragen dabei die Hände Carmens mit einer Höhe von 22 m, die eine Zigarette in der linken Hand haben und dazwischen ein geworfenes Deck Skatkarten. Bei einer Führung vorab konnten wir uns einen Eindruck von der Größe der Karten machen, die 30 qm groß und 2,4 - Tonnen schwer sind. Die Hände Carmens sind aus Styropor und mit einem Fassadenputz versehen. Die linke Hand ziert eine Tätowierung, aber auch rechts sieht man eine Narbe, die auf den kämpferischen Charakter Carmens schließen lassen. Auch ist der Nagellack an der Hand abgesplittert, was auf die Arbeit Carmens in der Tabakfabrik hindeuten soll. An der Handlung hat man vor allem an den Dialogen gestrichen und musikalisch spielt man die Sache mit einem geradezu atemberaubenden Tempo. So ist die Carmen ohne Pause auch in 120 Minuten beendet. Normalerweise braucht man im Schnitt 165 Minuten für so eine Aufführung. Dass Antonino Fogliani so ein Tempo vorlegen kann, liegt sicher auch an dem Orchester, den Wiener Symphonikern. Mit dem Bühnenbild ist man in Bregenz immer gefordert, alle Szenen in einem Bühnenbild zu vereinen. Unterschiedliche Stimmungen erzeugt man bei der Inszenierung durch Mappingprojektionen auf die Karten. So zeigen die Karten rotes Deck, wenn Carmen singt; schwarzes Deck, wenn José singt. Immer wieder werden die Karten für digitale Projektionen der Sänger genutzt und man hat die Illusion, die Karten würden sich drehen. Zudem schafft man es immer wieder, den See in die Handlung miteinzubauen.
Zu Beginn der Carmen raucht schon die übergroße Zigarette. Man befindet sich in der Tabakfabrik in Sevilla. Die Arbeiterinnen kommen aus der unteren Bühne und gehen an den Rand, um Wasser zu schöpfen. Die Arbeiterinnen rauchen. Es erscheint Carmen im roten Top. Carmen singt da die berühmte Habanera. Spöttisch wirft die José eine Blume zu. Der bewacht die Szene, kann aber dem Werben Carmens kaum widerstehen. Micaëla tritt auf die Bühne dazu und erinnert José an seine kranke Mutter. Als nun ein Streit in der Fabrik losbricht, bei dem Carmen eine Frau mit einem Messer verletzt hat, muss José als Soldat eingreifen und fesselt Carmen an einem langen, roten Seil. Carmen verspricht José eine heiße Nacht in Lillas Pastias Schänke. Er löst schließlich deren Fesseln und Carmen flieht mit einem Sprung in den See. Als Bestrafung muss José ins Arrest.
Im zweiten Akt wirbt Carmen um Zuniga einem Offizier. Von diesem erfährt Carmen, dass José im Arrest war und bald freikommt. Das Ballett findet dabei halb im Wasser statt, dabei werden einige Karten in den See abgesenkt. Man tanzt wild uns spritzt heftig mit dem Wasser des Bodensees. Man befindet sich in der Taverne von Lilas Pastias. Nun kommt noch Escamillo der Stierkämpfer dazu, der sofort ein Auge auf Carmen geworfen hat. Witzig ist, wie sie über eine der großen Karten rutschen und am unteren Ende dann singen. Sie lehnt ab, denn sie wartet auf José. Endlich kommt er aus dem Arrest. Es gibt eine Szene, bei der ein künstlicher Regen alle Darsteller bis auf José und Carmen vertreibt. Carmen singt für ihn, jedoch muss er wieder nach dem Zapfenstreich in die Kaserne. Carmen verspottet ihn, wegen seines Pflichtbewusstseins und fordert ihn auf, mit ihr in die Berge zu fliehen. José ist rasend eifersüchtig auf Zuniga, den er in dieser Inszenierung nach einer Handgreiflichkeit umbringt. Seine Leiche versenkt man wenig später im dritten Akt in den Bodensee.
Im dritten Akt befindet man sich im Gebirge. Stuntmen des Wired Aerial Theatre seilen sich aus den Karten ab. In der Nähe des Gebirges scheint auch ein See zu sein, auf dem die Schmugglerschiffe fahren. Zuniga wird nun im See versenkt. Die Karten sind inzwischen invers und dunkel. Die Ecken der Karten sind aufgeklappt und 13 Lagerfeuer erhellen die Szene. Carmen legt mit ihren Freundinnen die Karten. Es erscheint eine Tarotkarte des Todes für Carmen, während ihre Freundinnen Glück haben. Zwei Schmuggler zeigen sich und geben den Frauen die Anweisung, die Zöllner abzulenken. Jetzt kommt Micaëlas großer Auftritt in 20 m Höhe in der linken Hand. Sie ist auf der Suche nach José. Es kommt zu einer weiteren Auseinandersetzung. Diesmal zwischen Escamillo, dem Stierkämpfer und José. Carmen hindert José dran Escamillo zu töten und dieser lädt alle in die Arena ein. Micaëla sagt, dass Josés Mutter im Sterben liegt und José verlässt Carmen.
Im vierten Akt deuten zwei Tänzer zur Bühnenmusik einen Stierkampf an. Auch unten sind wieder Tänzer, deren Kleider das rote Tuch des Toreros nachahmen. Wir befinden uns in Sevilla vor der Stierkampfarena. Es gibt nun in der Arena ein Feuerwerk. Für den Stierkämpfer werden rote Rosen gestreut. Escamillo erscheint mit Carmen, die vor dem eifersüchtigen José gewarnt wird. Sie liebt José aber nicht mehr und wirft ihm sogar den Ring vor die Füße. In seiner Wut ersticht José Carmen darauf. In dieser Inszenierung wird Carmen aber im Bodensee ertränkt. In der finalen Auseinandersetzung senken sich die Karten immer weiter in den See ab, bis José Carmen dann unter Wasser drückt.
Mir hat an der Inszenierung vor allem das tollen Bühnenbild gefallen und die Verlagerung der Handlung von Sevilla an den Bodensee. Immer wieder wird der See gut in die Handlung mit eingebaut. Oper für knapp 7000 Leute bedeutet aber auch Abstriche, die man vor allem beim Hörerlebnis machen muss. Dies ist aber angesichts einer Open-Air-Veranstaltung vollkommen o.k. . Musikalisch hat mich eher das hohe Tempo in der Musik gestört, als die Verstärkertechnik. Carmen in 2 h, das muss man erst einmal hinbekommen.
Quelle: YouTube | Bregenzer Festspiele
Zu einem selten gespielten Verdi zog es mich dieses Mal ins Mainfranken Theater nach Würzburg. ‚Les vêpres siciliennes‘, eine Grand Opéra von Verdi, die vermutlich auch deshalb selten gespielt wird, da es ein Großaufgebot an Chor und Orchester braucht, um die Tableaus und Massenszenen dieser Oper adäquat darzustellen. Verdi schafft es aber dennoch, spannende Dialoge der handelnden Personen vor die Tableaus zu setzen. Es sind auch zwei Ballettszenen in dem Stück, um den Anforderungen dieses Opernstils gerecht zu werden. So meinte man in der Einführung, dass man alles auf die Beine gebracht hat, was in Würzburg mit dem Theater zu tun hatte. Die Hauptpartien der Hélène und Henri waren mit Gastsängern besetzt. Historisch ist an dem Stück nur eine Person: Jean de Procida. Der Rest der Handlung ist eine Umarbeitung des Stücks des Herzogs von Alba. Auch der Kniff, dass der Franzose Guy de Montfort einen Sohn hat, der auf der Gegenseite für die Freiheit Siziliens kämpft, hat man aus Meyerbeers ‚Le prophète‘ geklaut. Kein Wunder, denn die Opernwerkstatt von Eugène Scribe hatte damals im großen Stil Libretti geschrieben. Historisch ist das Werk aber ziemlich genau auf einen Ostermontag, den 30. März 1282 gelegt, als mit einem Aufstand in Palermo nach einer Vesper ein blutiger Krieg gegen die französischen Besatzer geführt wurde. Das Werk behandelt die Vorgeschichte, wie es zu dem Aufstand kam und wurde in französischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt; wobei man Jean de Procida seine Arie ‚O Palermo‘ zu Beginn des zweiten Akts in italienisch singen ließ. Gelegt hat man das in die 1910er Jahre.
Der erste Akt ist ein Kinosaal in Palermo, links rattert ein Projektor. Man sieht eine große Seitenbühne mit rotem Vorhang. Das Volk sitzt auf den Stühlen und amüsiert sich über den Film, während die Franzosen einheitlich getrennt in Uniform das Geschehen kontrollieren. Hélène tritt auf und beklagt den Mord an ihrem Bruder. Sie sieht dabei aus, wie Pola Negri, eine Stummfilmdiva und schon der Auftritt verspricht großes Drama. Allerspätestens als sie ein Freiheitslied anstimmt. Henri ist frisch aus der Haft entlassen. Passend sieht man dazu im Hintergrund ein Gewitter, es braut sich was zusammen.
Im zweiten Akt legt Hélène Blumen am Grab ihres Bruders nieder. Es erscheint Jean de Procida und singt seine Arie ‚O tu, Palermo‘. Man hat die Aufständischen um einen Tisch gruppiert, wo sie ein Dokument mit ihrem Blut unterzeichnen. Man versucht Henri und Hélène für den Aufstand zu gewinnen. Dabei gibt Hélène nun Henri den Auftrag, den Bruder zu rächen. Henri bekommt eine Einladung zum Gouverneurspalast. Dort tanzen Bräute mit verbunden Augen zu einer Tarantella einen Galopp. Man amüsiert sich trotz der Besatzung blenden zur Ballettmusik. Jean de Procida stachelt nun die Franzosen auf, die Bräute zu rauben. Von der seitlichen Bühne werden sie von vier rot gekleideten Franzosen in Fantasiekostümen auf einem Tisch flach gelegt. Sie stecken sich Äpfel in den Mund. Die vier Franzosen wetzen die Messer, was dann geschieht, kann man nur erahnen.
Im dritten Akt tröstet sich der Gouverneur mit reichlich Alkohol. Seine Frau hat ihn verlassen und in einem letzten Brief teilt sie ihm mit, dass Henri sein Sohn ist. Er lässt Henri herbringen und gibt sich als sein Vater zu erkennen. Den Brief der Mutter unterzeichnet er wieder mit seinem Blut. Gerade dieses Duett zwischen Henri und Guy de Montfort ist sehr schön. Etwas launiger dagegen gestaltet sich der nun folgende Maskenball. In fünf Runden findet mit lautem Gong ein Boxkampf statt. Es kämpfen zwei ungleiche Partner von einem gelangweilten, kaugummikauenden Nummerngirl angekündigt gegeneinander. In Runde 5 wird das Nummerngirl gegen eine als ebensolche verkleidete Hélène ausgetauscht. Es kommt zu einem großen Schlusstableau. Henri verrät seinem Vater, dass ein Attentat geplant ist, und wirft sich vor Hélène, die Guy de Montfort umbringen will. Damit ist er für die Sizilianer zum Verräter geworden.
Im vierten Akt soll Hélène für ihre Taten büßen und wird hingerichtet. Guy de Montfort bietet die Begnadigung von Jean de Procida und Hélène an. Einzige Bedingung: Henri müsste ihn öffentlich als Vater bezeichnen. Als nun die Schusswaffen auf die beiden Aufständischen gerichtet sind, gibt Henri nach. Guy de Montfort bietet beiden die Hochzeit an, am darauffolgenden Montag zur Vesperstunde. Die Hochzeitsgäste zücken aber schon mal die Messer und bereiten den Aufstand vor. Ein Schiff Peters von Aragón ist schon zur Unterstützung unterwegs.
Im letzten Akt sieht man ein Festbankett zur Hochzeit von Henri und Hélène. Hélène trägt ein Hochzeitskleid und hofft auf die Aussöhnung zwischen Franzosen und Italienern. Es nähert sich aber Jean de Procida und sagt, ihr, dass nach dem Läuten der Hochzeitsglocken ein Aufstand losbrechen wird. Hélène weigert sich nun Henri zu heiraten, da sie das Glockengeläut verhindern will. Sie greift in ihrer Panik sogar zum Telefonhörer. Sie sagt wiederholt Nein zur Hochzeit, jedoch zu spät: Die Glocken läuten. Die Hochzeitsgäste zücken nun die Messer und die Pistolen und metzeln die Franzosen nieder.
Während ich dem Livestream aus München vor Kurzem noch wenig abgewinnen konnte, hat mir das Stück nun doch gefallen. Am Anfang des ersten Akts war ich etwas von dem Fiepen des Verstärkers genervt, das dann im zweiten Akt erledigt war. Auch bei den Quartetten ohne musikalische Begleitung des Orchesters hatte ich Bedenken, ob das wirklich gut geht. Am Schluss überwogen dann doch die positiven Aspekte. Die beiden Hauptdarsteller Uwe Stickert und Claudia Sorokina konnten in der, nicht immer ganz logischen Handlung, überzeugen. Matthew Ferraro hat eine Inszenierung hingelegt, die zwar weit von dem Zeitpunkt der Handlung entfernt ist, der aber doch überzeugen kann. Last not least zeigt Enrico Calesso, was man aus dem Philharmonischen Orchester Würzburg an Klangzauber herausholen kann. Chapeau! für dieses Opernwagnis Grand Opera mit den vorhandenen Mitteln.
Quelle: YouTube | Mainfranken Theater Würzburg