Im Nürnberger Opernhaus findet derzeit der Ring seine Fortsetzung. Peter Schmiedleitner nimmt den übergroßen Pathos dieses Werks dabei reichlich aufs Korn. Während im Orchestergraben die große Wagnermaschinerie ein Tosen hervorbringt, geht es auf der Bühne teilweise recht prollig zu. Die Endzeitstimmung der beiden ersten Teile findet ihre Fortsetzung. Man erkennt viele Teile der vorherigen Inszenierungen wieder und ist teils entrüstet, teils amüsiert, was der Regisseur mit dem Siegfried so anstellt. Eines ist sicher, es ist dabei alles andere als langweilig auf der Bühne.
So ist denn Siegfrieds Kinderstube bei Mime eine etwas unaufgeräumte Zweier-WG mit Backofen, Kühlschrank, Doppelstockbett und eigener Waschmaschine. Es gibt einen Laufsteg in die weite Welt im linken Bereich. Die Wohnung hat einen grünen Teppich. Im Backofen hat Mime eine Flasche Hochprozentiges versteckt, aus der er immer wieder mal einen Schluck nimmt, aus Kummer, weil er Nothung, das Schwert nicht schmieden kann. Derweil hält er den Haushalt aufrecht und wäscht mit der Waschmaschine die Wäsche von Siegfried. Mit Eiern und Cornflakes bereitet er ihm seinen Brei, damit der groß und stark wird und ihm den Ring und den Tarnhelm von Fafner, dem Wurm bringen kann. Siegfried hat eine rote Schlabberhose an, ein orangefarbenes T-Shirt und rote Hosenträger. Als er von der Jagd kommt, bringt er gleich eine ganze Bärenbande mit, was Mime sehr missfällt. Von den Beobachtungen der Natur angeregt, stellt Siegfried fest, dass Mime nie sein Vater sein kann und bricht noch einmal auf. In der Zwischenzeit taucht Wotan auf. Auch er kommt nicht so richtig als Gott daher, sondern hat eine rote Baseballkappe auf und einen Einkaufstrolley. Darin hat er die Zeitung und liest immer wieder darin. Bei der nun folgenden Rätselszene kommt immer wieder ein Scheinwerfer zum Einsatz, so dass ein weißer Stuhl, quasi wie in einer Quizshow Platz für den Befragten bietet. Als Erstes ist Wotan von Mime mit drei Fragen nach den Bewohnern der Welt dran. Es geht um nichts anderes, als um Wotans Kopf, wenn er die Fragen nicht beantwortet. Als diese richtig beantwortet sind, nimmt Mime auf dem Quizstuhl Platz und Wotan stellt die Fragen. Bei den ersten beiden Fragen ist Mime noch gut dabei. Bei der Beantwortung, wer der Schwert schmieden soll, das im Streit in der Walküre an Wotans Speer zu Bruch ging, scheitert er aber. Da hilft auch kein Publikumsjoker, Mime wird zwar nicht sofort, aber im Laufe der Handlung, seinen Kopf verlieren. Es kehrt Siegfried von der Jagd zurück und Mime hat sich nun ganz auf den Haushalt und das Hochprozentige verlegt. Während der Schmiedeszene, die nun folgt, randaliert Mime stockbetrunken in seiner eigenen Wohnung. In der Zwischenzeit stößt ein Ofen immer wieder richtiges Feuer im Rhythmus zur Musik aus. Siegfried steht bei der Schmiedeszene teilweise auf der Waschmaschine und fächelt mit einem Backblech dem Feuer frische Luft zu. Durch Einschmelzen von Nothung gelingt Siegfried schließlich, das Schwert neu zu schmieden. Mit einem Pyrotechnikeinsatz knallt es ziemlich, als Siegfried schließlich am Ende des Aktes auf die Deckenlampe und den Kühlschrank einschlägt.
Im zweiten Akt begegnen sich der Licht- und der Nachtalb. Wotan und Alberich streiten von der Neidhöhle um den Ring und um die Vorgeschichte, was im Rheingold alles so schief gelaufen sei. Die Szenerie ist eine zerbrochene Autobahn, an deren Rand eine Kinderblechrutsche steht. Beide wollen sie den Ring, der von Fafner bewacht wird. Wotan sagt aber, dass sein Plan schließlich aufgehen wird, denn Siegfried sei mit seinem Bruder Mime unterwegs zur Neidhöhle. Siegfried soll hier von Mime das Fürchten lernen, denn der Schlund des Drachenwurms wäre gar furchterregend. Die beiden Alben können sich aber nicht leiden. In der Diskussion pinkelt Alberich schließlich auf Wotan. Wotan rächt sich etwas später mit einer Spuckattacke. Die beiden gehen weg und machen nun Platz für Siegfried und Mime. Genauer gesagt gibt es einen doppelten Siegfried. Der Hornist aus dem Orchester kommt als Look-a-like von Siegfried auf die Bühne und provoziert den Drachen mit seinen Hornrufen vor der Höhle. Vorher unternimmt er noch eine Fahrt auf der Rutsche. Schließlich wacht Fafner auf, die gesamte Autobahn fängt nun sich an zu bewegen zu den Wagnertuben und wird von unten hinterleuchtet. Fafner kommt nun selbst auf die Bühne und es kommt zum Gerangel zwischen Siegfried und Fafner. Dabei darf der Held kopfüber singend nach dem Schwert greifen und schließlich den Drachen töten. Ein echter Held kann so etwas. In dem Blut des Drachen badet schließlich Siegfried und kann im Anschluss sogar den Waldvogel verstehen. Der kommt in schwarz, mit Luftballons als Flughilfe und auf Krücken daher. Dass die schwarzen Miniflügel für einen Flug in den Bühnenhimmel nicht reichen, ist klar. Da müssen schon die bunten Ballons nachhelfen. Siegfried holt sich also Ring und einen goldene Tarnweste aus dem Schatz des Drachenwurms. Das Drachenblut lässt ihn aber auch Mimes wahre Absichten verstehen. So fliegt Mime nun auf, dass es ihm nur um den Ring geht, er Siegfried nur missbraucht hat und eigentlich gar nicht mag. Als er schließlich Mordabsichten in Form eines Giftanschlags auf Siegfried äußert, rächt sich Siegfried und bringt Mime um. Die beiden liegen dann nun recht plakativ auf dem Autobahn-Ende vor der Neidhöhle. Unterdessen weißt der Waldvogel Siegfried den Weg zum Feuerfelsen von Brünnhilde.
Auf dem Weg zum Walkürenfelsen kommt man schließlich an eine Autobahntoilette vorbei. An der Wand steht das ausgestrichene Siegmund aus der Walküre. Das scheint der ideale Platz für eine Ehediskussion zwischen Erda und Wotan zu sein. Um für seine erste Frau, mit der er die Walküren gezeugt hat, Platz zu machen, muss er erst mal die Männer aus der Toilette rauswerfen. Dann wird eilig ein Picknick mit Klappstühlen improvisiert und Erda aus der Bühnenversenkung gerufen. Die kommt mit elegantem Abendkleid, aber mit blankem Busen zum tete-a-tete mit Wotan. Wotan ist ganz begeistert, dass alles so nach Plan läuft. Den Zahn zieht im Erda aber, als sie meint: Der Held, den du förderst, wird dein Ende einläuten. Die Weissagung von Erda ärgert ihn und er schickt sie zurück mit Augenbinde in die Versenkung. Siegfried in Begleitung des Waldvogels trifft nun auf Wotan. Vorher muss aber auch mal Siegfried kurz für kleine Jungs. Dann nimmt er aber den Kampf mit Wotan auf und bricht schließlich im Kampf dessen Stab. Für Siegfried ist Wotan nur ein lästiger Alter, der ihn vom Weg zum Walkürenfelsen abhalten will. Während des Feuerzaubers steht Siegfried allein vor der geschlossenen Bühne. Auf den weißen Bühnenrahmen werden Flammen projiziert und das Orchester dreht voll auf. Schließlich sieht man einen weißen Stoffhimmel, auf dem Brünnhilde schläft. Von der Walküre kennt man noch den Spruch: Wir rufen Dich, der auf dem Altar liegt, wo Brünnhilde schläft. Es regnet bunte Blüten vom Bühnenhimmel. So recht weiß Siegfried nicht, wie er Brünnhilde wecken soll. Er entschließt sich aber für die klassische Kuss-Variante, da rufen nicht zu helfen scheint. Auf der einen Seite, ist er von dem Anblick einer Frau ziemlich verwirrt und fürchtet sich nun fast. Das Aufstehen ist dabei für Brünnhilde nicht so leicht und braucht drei Anläufe, bis sie wach ist. Auf der anderen Seite ist Brünnhilde erwacht und fällt auf der Bühne gleich über Siegfried her. Schließlich besinnt sie sich ihres Verlustes und zögert etwas. In den Vorhängen des Gemachs wird teilweise Versteck gespielt. Als sie dann doch einwilligt, Siegfrieds Frau zu werden, holt Siegfried die Ledercouch aus dem Rheingold auf die Bühne. Sie machen es sich gemütlich, Nothung dient als Flaschenöffner für zwei Bierflaschen und Brünnhilde holt schnell noch Sekt und Chips. Um es noch heimlicher zu machen, holt Siegfried noch einen Flachbildschirm auf die Bühne. Es fährt zum Finale ein Hochzeitstisch mit Torte aus dem Bühnenboden. Am Rande steht ein Tod auf der Bühne, der im Finale besungen wird. Chips essend endet nun dieser Siegfried.
Wie man auch zu diesem Regieansatz stehen mag, das Orchester und die Sänger liefern einen großartigen musikalischen Rahmen. Markus Bosch dirigiert sehr einfühlsam und lässt den Sängern den Raum, mit ihren Textpassagen durchzudringen. Andererseits versteht er es auch wie im Feuerzauber, voll aufzudrehen, sich aber kurz darauf bei Brünnhildes Erwachen stark zurückzunehmen. Die Punkte gehen diesmal voll auf das Konto der Musik. Am Ende des ersten Aktes ist ein wahrer Aufschrei im Publikum zu hören, der von Begeisterung zeigt. Siegfried hatte das Schicksal, nicht nur gegen den Drachen und die ellenlange Partie, sondern auch mit den Birkenpollen kämpfen zu müssen. Aber selbst eine ausgeruhte Brünnhilde konnte ihn nicht aus der Fassung bringen. Das Rollendebüt für Vincent Wolfsteiner gelingt also trotz der Launen der Natur. In der Presse kam Rachel Tovey als Brünnhilde nicht so gut weg. Dies war in der zweiten Aufführung deutlich besser und weniger schrill scheinbar als in der Premiere. Allerdings habe ich selten so einen schönen Mime wie hier gehört. Die Rolle verlangt eher eine Art Sprechgesang, was hier Peter Galliard sehr melodisch anging. Die Launen der Regie ertrug das Publikum in der zweiten Vorführung aber mit Fassung. So gab es nur ein leises Buh gegen Ende des zweiten Akts. Die Frage ist nun, darf die Regie so etwas machen? Ich war nun auch in einer Bühnenorchesterprobe und habe die Intention des Regisseurs verstanden, gottverlasse Orte am Rande der Zivilisation zu inszenieren, an denen sich kein Gott und kein Mensch mehr aufhalten möchten. Daher auch die Idee mit der kaputten Autobahn und der Raststätte. Es regieren im Rheingold nicht mehr die edlen Götter, sondern eher die prolligen Helden in Schlabberhosen, die ihr Glück darin sehen, Chips essend auf einer Couch beim Fernsehen zu sitzen. Mit dem Siegfried wurde schließlich der Teil des Rings aufgenommen, den ich selbst am öftesten gesehen habe. Ich war in den 5 ¼ Stunden jedenfalls gut unterhalten, was hauptsächlich an der Musik lag, aber auch an den vielen Regieeinfällen.
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Mit ‚König Roger‘ von Karol Szymanowski bringt das Opernhaus Nürnberg in der Reihe slawischer Opernkomponisten, dessen bekanntestes Opernwerk auf die Bühne. Dabei hört man polnisch und ist über die Übertitel dankbar. Lorenzo Fioroni verlegt den Ort der Handlung etwas von Sizilien auf eine der überlaufenen Mittelmeerinseln, vielleicht könnte es Lampedusa sein. Wie und ob man jetzt den Bogen von der Flüchtlingsthematik zu der Religionsthematik des Stück gespannt bekommt, sieht man sich am besten selbst vor Ort an. Mir persönlich war die Brücke (Sizilien als Handlungsort) etwas zu dünn als Bindeglied zwischen der Inszenierung und der eigentlichen Handlung der Oper. Um was es der Regie dabei geht, wird mit Laufband-Texten von Auswanderern von damals und heute verdeutlicht. Die Szenerie spielt sich auf dem Landungssteg an, der mit einem Fresko des Bacchus verziert ist. In der Figur des Königs Roger des II, eines Normannenkönigs, der im 12 Jh. wirklich gelebt hat, findet man den historischen Ankerpunkt der Handlung. Diese Bassrolle wird von Mikolaj Zalasinski sehr gut umgesetzt. Das Auftauchen des Hirten und die Handlung ist dagegen pure Fiktion. Der Komponist lässt hier auch zwei Musikstile aufeinanderprallen: die Harmonien christlich, orthodoxer Gesänge mit den impressionistischen und schillernden Klängen moderner Opernkompositionen. Mit dieser neuen Komposition macht der Hirte dem König schließlich sein Volk abspenstig. In der Tradition eines modernen Rattenfängers entführt er dessen Volk.
Die Oper beginnt mit einem szenischen Vorspiel. Es wird ein Grab für den Vater von König Roger ausgehoben. Schon 20 Minuten vor der eigentlichen Oper finden Aktionen auf der Bühne statt. Es findet sich die königliche Trauergemeinschaft am Landungssteg ein. Den Abschluss bildet ein Kinderchor. Wer jetzt drüber sinniert, ob die Einstimmung des Orchesters schon Teil der Musik ist, dem kann geholfen werden: Sie stimmen sich nur ein. Schließlich beginnt die Trauerfeier für den toten König, in pompöser Weise setzt der gesamte Chor ein und zelebriert eine Totenmesse. Auf dem Landungssteg schneit es zudem. Die Zuschauer hören immer wieder Meergeräusche. Auf dem Steg befinden sich viele Lichtmasten, die zur Lichtregie gehören. Mit großem Getöse wird der neue König ausgerufen. Man berichtet aber gleich von dem ersten Problem, einem rothaarigen, mysteriösen Hirten, der dem einfachen Volk neue Heilsversprechen macht und damit die kirchlich verankerte Macht von König Roger in Frage stellt. Dagegen protestiert der Erzbischof und fordert König Roger zum Handeln auf. Schließlich stimmt auch das Volk ein und ruft nach der Bestrafung des Gotteslästerers. Der Hirte erscheint wirklich auf der Bühne und schildert seinen Gott als schönen, jungen Mann, der allen die Freiheit schenkt. Sofort verfällt die Frau des Königs Roxane dessen schönen Augen und seinem Charme, der sich auch in der Musik des Hirten ausdrückt. Sie übernimmt dessen Gesangsschema und bittet mit Edrisi, seinen Berater, um Milde für den Hirten. Sie wünscht, dass er eine Gerichtsverhandlung bekommt. Der König willigt schließlich ein und gibt dem Hirten die Losung, mit der er die Wache passieren kann. Der Vorhang senkt sich und man bekommt die Zitattexte von Auswanderern nach Amerika zu lesen, die von der Neuen Welt desillusioniert sind. Schließlich beginnt der zweite Akt, der im Palast spielt. Der Hirte war aber schon fleißig und hat es geschafft, das Volk von König Roger zu verführen. König Roger versucht immer noch herauszufinden, woher der Hirte kommt und was ihn bewegt. Der Hirte verliert sich aber in Andeutungen, verweist aber darauf, wie erfolgreich er bei Rogers Volk mit der Werbung war. Mit einer roten Sporttasche betätigt sich der Hirte nun als Schlepper, der dem verführten Volk durch das Ausstellen von Dokumenten zu einem neuen Leben in Freiheit verhelfen will. An einem Tisch nimmt er das Geld und den Schmuck der Bevölkerung entgegen. Roger sieht nun seine Anhänger und seine Frau Roxane dem Hirten nachlaufen. Der König verliert so alle Macht. Dabei steigert sich die Musik in extremes Forte und wird sehr atonal. Wieder fällt der Vorhang und man liest Texte von Auswanderern nach Nürnberg aus dem Jahr 2013, deren Erwartungen sich nicht erfüllt haben. Im dritten Akt ist König Rogers Macht dann komplett verschwunden, Edrisi, sein arabischer Berater, setzt sich einen Schuss, um der Trostlosigkeit der Lage zu entkommen. Nur als Stimme und in der Ferne gibt sich der Hirte nun als Dionysos zu erkennen. Rogers Welt stürzt mit lautem Getöse auf die Bühne, vom Himmel fällt dabei auch seine tote Frau Roxanne. Die Lampen des Landungsstegs kippen alle um, es fällt reichlich Unrat auf die Bühne und die ganze Szenerie wirkt ziemlich unaufgeräumt. Rot leuchtet nun der Landungssteg in der Morgensonne. König Roger schafft es aber am Schluss, sich dem Zauber des Hirten durch ein Opfer zu entziehen und singt seinen Abschlussmonolog nur mit einer Unterhose bekleidet an einem Laternenpfahl.
Die Oper startete an diesem Abend mit einer guten Stunde Verspätung, denn Ekaterina Godovanets war erkrankt. Man musste Ersatz aus Warschau über Zürich einfliegen, weshalb sich die Aufführung verzögerte. Die Zeit überbrückte man mit Freigetränken und einer ausführlichen Einführung in das Werk durch Kai Weßler. Das Problem der ausgefallenen Roxane löste man, in dem an diesem Abend der Ersatz aus der Loge sang. Roxane musste nur auf der Bühne agieren. Jacek Kaspszyk holt wirklich erstaunliche Klänge aus dem Orchestergraben und schafft es, die Musikstile der Oper gut gegeneinander aufzustellen. Manchmal muss man die Solisten bewundern, wie sie sich gegen die Klanggewalt aus dem Orchestergraben durchsetzen müssen. Den Bezug zur Flüchtlingsthematik sieht man auch mit der Flagge ‚Mare Nostrum‘, die eine Operation der italienischen Marine zur Seenotrettung von Flüchtlingen und zur Eindämmung der Schleuserproblematik war. Insgesamt also eine Inszenierung, die in 80 Minuten viele Fragen unbeantwortet lässt.
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Die leichte Muse hat wieder mal das Opernhaus Nürnberg geküsst und bringt die Musical-Adaption des Films ‚Singin‘ in the Rain‘. Melissa King führt mit leichter Hand Regie und bringt mit wenigen Filmrequisiten echtes Hollywood-Flair ins Opernhaus. So werden immer wieder sechs große Plastikpalmen über die Bühne geschoben, eine übergroße Scheinwerferattrappe, Schminkspiegel oder Regiestühle. Die Einführung des Tonfilms in Hollywood scheint die Branche damals sehr getroffen zu haben, so handelt auch dieses Musical vom Umbruch, der damals stattgefunden hat. Im Gegensatz zu Sunset-Boulevard, nimmt hier alles eine gute Wendung, es gibt keine Toten und am Ende kriegen sich die beiden Hauptdarsteller.
Zu Anfang sieht man den Auftrieb zu einer Filmpremiere einer der letzten großen Stummfilme des Traumpaars Don Lockwood und Lina Lamont. Der Reporterin erzählt Don Lockwood von seinen ersten Auftritten als Stepptänzer und man sieht ein Kinderdouble, wo er und sein bester Freund die erste Nummer tanzen. In einer Art Überblendung tanzen dann Cosmo Brown und er im karierten Anzug eine Stepptanz-Geigennummer. Schon jetzt darf aber seine blonde Partnerin Lina nicht ans Mikrofon, man zieht sie immer wieder weg. Man sieht eine Filmeinspielung des Historienstreifens, der soeben gezeigt wurde. Dieser wurde im Hirsvogelsaal gedreht und zeigt neben beeindruckenden Fechtszenen, fränkisch, historisches Fachwerk. Lina entwickelt sich im Lauf der Handlung zu einer echten Giftspritze und hat, neben den blonden Locken, relativ wenig zu bieten. Gerade ihre schrille Stimme versucht man dort, schon zu verheimlichen. Anschließend soll eine große Filmparty steigen, zu der Don aber keine rechte Lust hat. Er schickt seinen Freund Cosmo als Double ins Auto und vertritt sich selbst an einem Boulevard die Beine. Dort wird er von den Verehrerinnen gleich als Star erkannt, er setzt sich aber zu einer Unbekannten und gibt vor, ihr Freund zu sein. Diese Frau ist von den Annäherungsversuchen nicht begeistert und ruft die Polizei. Aber auch die erkennt den Star und lässt Don gewähren. Die Verehrerinnen ist er aber durch die Finte losgeworden. Die Unbekannte gibt sich als Kathy Selden zu erkennen. Sie währe Schauspielerin und hat für die Filmkunst eigentlich nichts übrig. Sie träumt von einer Karriere am Broadway. Dann kehren aber die Verehrerinnen zurück und bedrängen Don erneut. Er flieht schließlich mit einem zerrissenen linken Arm auf die After-Film-Party. Dort zeigt der Studioboss einen Kurzfilm, in dem er die Möglichkeiten des Tonfilms aufzeigt. Die Stars von damals halten den Tonfilm aber für eine Modeerscheinung und sind wenig angetan. Die Party geht dennoch weiter und aus dem Hintergrund wird eine große Torte geschoben. Aus dieser springt nun Kathy im knappen Kostüm. Es folgt eine tolle Stepptanz-Nummer von Kathy und ihren Kolleginnen. Mit den Worten: Ich wusste nicht, dass sie in einer Torte wohnt, macht sich Don über die Nebeneinkünfte von Kathy lustig. Dies ärgert Kathy so, dass sie eine Torte nach Don wirft, die Lina im Gesicht landet. Mit dieser Attacke sind Lina und Kathy nun Feinde und Lina lässt keine Gelegenheit aus, ihrer Rivalin eines auszuwischen. So erfährt Don nun an einem Drehset zu einem Film über die Französische Revolution, dass sie gegen Kathy intrigiert hat und diese aus der Tänzertruppe werfen ließ. Während eines Stummfilmdrehs scheinen solche Unterhaltungen möglich gewesen zu sein. Trotz eines innigen Kusses hasst nun Don Lina dafür und beschließt Kathy zu suchen. Er findet sie auch wieder und gesteht ihr seine Liebe. Nachdem nun Warner mit dem Film Jazzsinger einen durchschlagenden Erfolg hatte, was historisch auch so richtig ist, beschließt der Filmboss, dass das Historiendrama über die Französische Revolution als Tonfilm gedreht worden soll. Als echter Filmer kennt man die Tücken, mit denen die Regie nun zu kämpfen hat. Da ist zum einen Linas schrille Stimme, ihr Talent, nie ins Mikro zu sprechen, Nebengeräusche zu erzeugen. Die Tonregie ist mit den Nerven am Ende am Drehset. Gerade dieses Hadern mit der neuen Technik ist, umwerfen komisch, so hört man Herzklopfen, raschelnde Fächer und sonstige Aussetzer. Nach diesem Debakel also beschließt man, allen Schauspielern Phonetikunterricht zu geben, um die Aussprache zu verbessern. Die Sprachübungen sind Zungenbrecher zuerst in Deutsch, dann aber auch in Englisch. Die Testvorführung des Films ist aber ein Desaster. Der Ton ist schrecklich, nicht synchron zum Bild und Linas Stimme gibt den Rest. Schließlich kommt Cosmo auf die rettende Idee Kathy für Lina sprechen und singen zu lassen. Der Film wird also nach vertont, man sieht immer die Filmeinspielungen mit quäkendem Lina-Ton und später mit Kathys Stimme. Der Film wird schließlich zu einem Musical umfunktioniert. Und weil man auch eine Stepptanznummer drin haben will, schließlich komplett umgeworfen. Von der Aussicht, dass der Film mit diesem Schachzug dennoch ein Erfolg werden wird und dass Don und Kathy ein Paar werden könnten, kommt der große Hit des Musicals. Dabei lassen es die Bühnenarbeiter auf der Bühne mit einer echten Gießkanne regnen. Mit diesem Ohrwurm wird man in die Pause entlassen.
Nach der Pause intrigiert Lina nun weiter und versucht nun Kathy und Don auseinanderzubringen. Ihre beste Freundin hat ihr zugetragen, dass das Tortengirl nun ihre Synchronstimme ist. Die Chancen von Lina, einen Skandal zu verhindern, sinken aber. In einer total schiefen Gesangsnummer beweist Sophie Berner echtes Gesangstalentversagen. Alle Achtung, so schief muss man das erst mal hinbekommen. Schließlich wird der Film mit der Synchronstimme von Kathy ein großer Erfolg. Bei der Premiere will das Publikum aber nun auch Lina zuerst sprechen hören und dann auch noch singen. Man zwingt nun Kathy hinter die Bühne, für Lina zu singen. Schließlich ziehen Don und Cosmo den Vorhang auf und man sieht Kathy. Dann drängt auch Cosmo ans Mikro und brüskiert Lina vollständig. Kathy nimmt Reißaus, wird aber im Rampenlicht noch aufgehalten und von Don als wahre Stimme von Lina präsentiert. Mit einem Filmkuss endet das Musical. Es folgt zum Schluss noch einmal eine Tanznummer mit gelben Regenmänteln zum Hit des Musicals.
Was will man zu einem Paket an purer Lebensfreude und Stepptanznummern anderes sagen als: gut gemacht. Das Orchester klingt nicht zu geschliffen und bringt die Musicalnummern sehr jazzig. Es erklingt das Singin‘ in the rain gleich dreifach, gute Laune Nummern wie ‚Good Morning‘, 'Make 'em Laugh' und viele andere Evergreens von Herb Brown. Die Filmeinspielungen geben dem Stück die nötige Authentizität und wurden mit Filtern nachbearbeitet, sodass man ganz das Gefühl hat, in die Zeit versetzt zu sein. Gerade diese Szenen, in denen die ersten Ansätze des Tonfilms an den technischen Unzulänglichkeiten und den Anfängerfehlern scheitern, sind umwerfend komisch. Eine echte Liebesgeschichte bringt die nötige Portion Herz-Schmerz ins Stück. Dass Cosmo bei dem Spiel immer als Gehilfe von Don, am Ende doch leer ausgeht, nimmt man hin. Die Kostüme sind toll im Stil der 20er Jahre und sehr farbenfroh. Kein Wunder, dass diesmal das Opernhaus voll besetzt war.
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Wann bekommt man in Nürnberg schon einmal eine Literatur-Oper präsentiert. Das Werk Quai West von Régis Campo, nach dem Stück von Bernard-Marie Koltès, wird in einer deutschen Erstaufführung im Opernhaus von Nürnberg gegeben. Das Werk ist eine Kooperation mit der Opéra National du Rhin. Die Geschichte besteht aus einer losen Reihung von dreißig Szenen und behandelt den Tod des Maurice Koch, der sieben Millionen Dollar verloren hat. Ohne Programmheft ist man leider trotz der deutschen Texte mit der Handlung ziemlich überfordert. Das Beziehungsgeflecht der einzelnen Personen erschließt sich einem während des Stücks nur schwer. Außerdem ist das Stück so direkt nach einer Zauberflöte echt eine Nummer, die scheinbar auch nur wenige wagen. So war die zweite Aufführung nicht sehr gut besucht. Dabei überrascht die Oper mit einer stimmigen Inszenierung von Kristian Frédric und einem tollen Bühnenaufbau von Bruno de Lavenère, der einem die in die Jahre gekommene Bühnentechnik des Opernhauses vergessen lässt. Im Orchestergraben befinden sich allerhand exotisches Schlagwerk und zwei E-Gitarren. Auch wenn man es nicht glauben mag, wenn man das Stück sieht, es gibt sogar eine Handlung. Diese Handlung war auch in allen Stückbehandlungen nicht richtig zu erkennen. Versuchen wir mal zu rekapitulieren: Maurice Koch und seine Sekretärin fahren mit einem Jaguar an das Quai West, das irgendwo in New York sein könnte. Maurice will die Fähre vom Quai nehmen und schickt seine Sekretärin zurück. Diese erkennt aber, dass Maurice einen Vorwand sucht, alleine zu sein, um sein Ende zu planen. Die beiden aus der reichen Welt treffen nun auf eine (peruanische?) Einwandererfamilie, die am Rand der Gesellschaft lebt. Maurice Koch, so erfährt man später, hat sieben Millionen Dollar in Bankgeschäften verloren und will sich hier umbringen lassen. Er legt alle seine Wertgegenstände ab und will sich im Wasser des Quais ertränken. Der Einwanderer-Sohn Charles bietet seine Hilfe bei dem Mord an, will aber als Gegenleistung den Jaguar, um vom Quai zu entfliehen. Nun betritt Fak die Bühne, der ein Abenteuer mit Charles 14-jähriger Schwester sucht. Fak bietet ein goldenes Feuerzeug von Maurice an als Lohn für die Liebesdienste. Inzwischen hört die Sekretärin, wie Maurice ins Wasser fällt. Charles rettet Maurice aus dem Wasser. Nun versucht Fak Charles zu ködern, in dem er ihm den Autoschlüssel von Maurice anbietet als Lohn für seine Schwester. Heimlich hat Fak inzwischen aber den Wagen von Maurice, durch Entfernen des Verteilerkopfes, fahruntüchtig gemacht. Schwer angeschlagen versuchen nun, Maurice und seine Sekretärin zu fliehen, bemerken aber die Sabotage. Als sie nach Langem hin und her, den Verteilerkopf wieder haben, sind die Reifen zerstochen. Maurice will jetzt nur noch das Quai verlassen. Rodolfo, Charles Vater, beauftragt nun einen Killer, der Maurice im Off mit einer Kalaschnikow zu beseitigen. Maurice schwankt nun in seinem Entschluss zu fliehen, da ihn seine Sekretärin wegen der Bankgeschäfte verraten könnte. Ob er sich jetzt von dem Killer wirklich töten ließ oder ob er sich selbst umgebracht hat, bleibt unklar. Man hört aber die Schüsse aus der Kalaschnikow. Fak vergeht sich nun aber an Charles Schwester. Für die Mutter von Claire ist das alles zu viel. Sie zieht sich in die Sprache der Vorfahren zurück und stirbt. Charles versucht nun zu fliehen, nach einem Konflikt mit seinem Vater und wird schließlich auch auf offener Bühne erschossen. Nach 85 Minuten hat man die Oper in einem Akt hinter sich gelassen. Man findet sich auch ohne Programmheft im Beziehungsgeflecht der Personen nicht zurecht. Zu lose ist die Kopplung der Personen. Dadurch, dass die Handlung so in einzelnen Sequenzen zerfällt, sucht man irgendwie den roten Faden. Manchmal findet man den auch. So zum Beispiel gegen Ende, als die drei Frauen ein wunderbares Terzett auf der Feuertreppe der Lagerhalle singen. Oder auch etwas später im Wehklagen von Charles Mutter. Wie gesagt, nach der Zauberflöte am Vortag, eine harte Landung in der Sackgasse der Docks. Die häufige Verwendung des Wortes Bullshit trägt jedenfalls dazu bei. Da muss man erst mal drüber wegkommen.
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Es muss nicht immer Hänsel und Gretel zur Weihnachtszeit sein. Aufgrund der guten Kritiken hat es uns am 1. Weihnachtsfeiertag ins Stadttheater nach Fürth verschlagen. Der Musical-Hit von Andrew Lloyd Webber läuft sehr erfolgreich in einer Eigenproduktion des Stadttheaters Fürth. In der Hauptrolle ist Helen Schneider zu sehen, im Orchestergraben sitzen Sinfonierorchestermusiker des Nationalen Akademischen Bolschoi Opern- und Balletttheater der Republik Belarus. Beide liefern solide Arbeit ab. Dass eine Aufführung in diesem Rahmen möglich ist, ist der Tatsache zu verdanken, dass 2010 die Aufführungsrechte für Stadttheater freigegeben wurden. Bislang war das Ausstattungsstück den großen Musical-Bühnen vorbehalten. Vorlage des Stücks ist ein Film von Billy Wilder: Boulevard der Dämmerung und eigentlich relativ schnell erzählt.
Schon am Anfang hört man drei Schüsse und erlebt quasi schon das Ende des Musical. Aus einem runden blau beleuchteten Pool-Ersatz werden Briefe von der Polizei gefischt. Nun erzählt das Opfer selbst, wie es zu diesem Mord kam. Es findet ein Zeitsprung zu einem Punkt 6 Monate vor der Tat statt. Das Opfer ist Joe Gillis und befindet sich zu dem Zeitpunkt auf der Flucht vor seinen Gläubigern im Trenchcoat. Die haben es auf seinen Wagen abgesehen, denn sein freiberufliches Geschäft als Filmautor läuft schlecht. In der ersten Szene sieht man ihm, wie ihn zwar am Drehset von Paramount jeder Darsteller kennt, aber leider keinen Job für ihn hat. Man sieht die silbernen Sterne von Paramount und eben den bekannten Schriftzug. Man befindet sich auf der Bühne 18. Nur die Produktionsassistentin Betty Schäfer hat Interesse an einem Drehbuch, das man aber noch komplett bearbeiten müsste. Als er wieder die Gläubiger sieht, lenkt diese Betty kurz ab, indem sie ihnen das Set zeigt. Dennoch findet eine Autojagd im Bühnennebel statt, der mit vier Lampen improvisiert wird. Dabei gerät er auf das Anwesen von Norma Desmond. In der ersten Begegnung sieht man, wie sie einen Affen bestatten will. Dieser wird durch eine Stoffpuppe dargestellt. Um den verstorbenen Affen trauert Norma, wie um ihr eigenes Kind. Sie meinte, vor dem Tonfilm hat man die Geschichten mit Gesichtsausdruck erzählt (With One Look). Er lässt beim Gehen eine Bemerkung fallen, er sei Filmautor. Das erweckt Normas Interesse, sie zieht ein selbst geschriebenes sechs Bücher langes Konzept mit dem Titel Salomé aus dem Sofa, mit dem sie ihr Comeback plant. Aufgrund der Geldsorgen nimmt Joe dieses Angebot an. Ihr Diener Max hat schon mal die Sachen in ein Zimmer in einer Garage bringen lassen. Die Bestattung des Affen in einem Kindersarg erlebt man als Schattenspiel. Diese Bestattung findet Joe sehr merkwürdig. Da es Dezember ist und stark regnet, ist das Quartier bald unbewohnbar und er zieht in das Schlafzimmer der Ehemänner ein. Das Umarbeiten des Skripts gestaltet sich aber schwierig. Max hat auch die Eigenheit auf der hauseigenen Orgel zu spielen. Die Korrekturen werden von Norma fast immer abgelehnt und Kürzungen muss er immer wieder zurücknehmen. Da er schon eine Weile bei ihr wohnt, muss er sich abends auch immer die alten Stummfilme ansehen, bei denen Norma auflebt. Von ihrem größten Erfolg, dem Film über Jeanne d’Arc hat Joe schon sichtlich genug. Für eine Silvester-Party lässt Norma zum Geburtstag von Joe die Modeschneider anrücken. Joe soll sich fein kleiden. Die Szene, bei der Joe einen Vicuna-Mantel bekommen soll, ist wirklich witzig. Er widersetzt sich zunächst, gibt aber schließlich nach. Schließlich findet die Feier statt, bei der Joe dann rausbekommt, dass die Feier nur aus Norma, ihrem Diener Max und Joe besteht. Norma gesteht ihm ihre Liebe. Er hätte Jugend, was sie mit ihren fast fünfzig nicht mehr hätte. Jetzt wird es Joe zu unheimlich und er geht zurück zu den Filmleuten zu einer Silvesterfeier. Dort hat sich Betty Schäfer inzwischen seinen Freund Artie verlobt. Betty will aber weiterhin an dem Drehbuch mit Joe schreiben. Vom schlechten Gewissen geplagt, ruft Joe schließlich bei Norma an. Am Telefon erzählt ihr Max, dass sich Norma die Pulsadern mit dessen Rasiermesser aufgeschnitten hätte. Mit verbunden Armen kommt sie die Treppe herunter und Joe bereut seinen Entschluss, Norma verlassen zu haben.
Nach der Pause kommt der bekannteste Titel: Sunset Boulvard. Es ziert sich Norma etwas, das Filmstudio bezüglich des Salomé-Skripts zu kontaktieren. Cecil B. DeMille, ein US-amerikanischer Regisseur für die Vorläufer des Popcorn-Kinos, hätte nicht persönlich angerufen und Norma eingeladen. Sie wartet dann lieber noch drei Tage, bis die Sterne laut ihrer Astrologin günstig stehen. Dann wird auf der Bühne ein luxuriöser Isotta Fraschini aus den 1920ern zusammengebaut, mit dem Norma schließlich ins Filmstudio fährt. Die alten Mitarbeiter an der Bühne 18 erkennen sie wieder und lassen sie rein. Als sie wieder im Scheinwerferlicht steht, ist sie nun ganz in ihrem Element. Es kommt schließlich heraus, dass Paramount nur an dem Wagen für 100 Dollar die Woche interessiert ist. Ein Comeback war nie geplant. Das Skript zu Salomé wäre unmöglich. Dennoch trifft Joe am Set Betty wieder. Sie nehmen die gemeinsame Arbeit auf und arbeiten zusammen an dem ersten Skript für Betty. Dabei verlieben sie sich ineinander. Schließlich bekommt Norma Wind von der Sache und findet eine Telefonnummer von Betty. Sie ruft Betty an und sagt ihr, dass Joe bei ihr im Haus wohnt. In dem Moment nimmt Joe ihr den Hörer ab und bittet Betty durch das Gewitter zu kommen. Schließlich kommt heraus, dass ihr Diener Max nicht nur ihr erster Mann war, sondern auch ein berühmter Stummfilm-Regisseur. Er ist bemüht, den Glanz des größten Stars aller Zeiten zu bewahren. Zudem schreibt er ihr die ganze Fanpost. Diese Wahrheiten tischt nun Joe Norma auf. Es kommt zum Showdown und Norma erschießt Joe schließlich. Mit den Polizisten kommen schließlich am Schluss auch Kameramänner an den Tatort. Ganz ohne rote Perücke kommt sie nun die große Treppe im Haus herunter. Sie ist der Meinung, der Film Salomé wird gedreht.
Mit der Garderobe darf sich Helen Schneider sehr oft umziehen. Die extravaganten Roben der Filmdiva stehen ihr ausgezeichnet. Auch die rote Perücke dazu im Stil der 20er passt. Ihr gelingt es wirklich, diese labile Filmdiva am Ende ihres Ruhmes darzustellen. Sie war ja 1995 auch in Niedernhausen die Hauptdarstellerin der Norma, wobei sie jetzt vom Alter her eher in die Rolle passt. Im Stimmbild hat sie eine gewisse Charakterschärfe bei den Tönen, die aber gut zur Rolle passt. Der Kontrast zum jugendlichen Liebhaber ist nun sicher noch größer als vor 20 Jahren. Dass das Bühnenbild ohne große Umbauten auskommt, kann man verschmerzen. Dass das ganze Haus voll Bilder aus Normas Glanzzeit hängt, wird am Schluss einmal kurz angedeutet. Man befindet sich meist in der Empfangshalle der Villa mit großer Treppe und Panoramafenster. Die Musik selbst besteht aus wenigen musikalischen Einfällen, die immer wieder aufgegriffen werden, und ist sehr im Big Band-Stil der 40er und 50er Jahre verankert. Wobei mir die Ouvertüre mit ihren düsteren Klangfarben und der Harfe am besten gefällt. Ja, wer Karten hat, unbedingt hingehen.
Quelle: YouTube | WERKSBILD GmbH