Die Nürnberger Oper zeigt zum 150. Geburtstag von Richard Strauß sein Werk Arabella. Das Werk ist die letzte Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal, dessen letztes Werk diese Oper ist, die als lyrische Komödie bezeichnet wird. Andreas Baeslers verlegt die Handlung aus dem Wien des Jahres 1860 in die 20er Jahre in die Faschingszeit. Das ist insofern bemerkenswert, dass es in dieser Zeit gar keinen Kaiser mehr in Österreich gegeben hat, dieser aber mehrfach im Text erwähnt wird. Man erlebt die Verwicklungen um zwei Liebespaare an einem Faschingsdienstag-Abend.
Die Familie Waldner hat sich in einem Hotel einquartiert. Der Vater Theodor ist chronisch durch Glücksspiel pleite und die Mutter lässt sich die Karten von einer Wahrsagerin legen. Diese sagt zu Beginn des Stücks eigentlich schon die gesamte Handlung vorher. Plan der Mutter ist es, die schöne Tochter Arabella gut zu verheiraten, um so aus den Schulden rauszukommen. Die zweite, jüngere Tochter wird kurzerhand als Bub ausgegeben, da man sich die Ausstattung einer zweiten Tochter nicht leisten kann. Aus der Zdenka, wird somit ein Zendko. So leistet man sich für die Tochter Arabella zum Beispiel auch teure Opernkarten, damit sie in gute Gesellschaft kommt. Arabella wird begehrt von dem Jägeroffizier Matteo. Er meint immer Briefe von Arabella zu erhalten, die in Wahrheit aber Zdenka für sie schreibt. Er bringt Arabella auch rote Rosen vorbei. Als diese Arabella sieht, meint sie zuerst, sie wären von einem mysteriösen Fremden, den sie gesehen hat, mit dunklen Augen und festem Blick. Als sie erfährt, dass sie von Matteo sind, lässt sie diese fallen. Schließlich kommt einer der drei Grafen vorbei, mit denen Arabella auszugehen pflegt. Er lädt sie zu einer Schlittenfahrt ein. Arabella will aber auf jeden Fall, dass ihr Bruder Zdenko sie begleitet. Nun kommt der wienernde Vater von Arabella ins Zimmer, mit dessen Dialekt sich der darstellende Randall Jakobsh etwas schwer tut. Da auch der letzte 50er weg ist, hat er einem Kriegskameraden namens Mandryka einen Brief geschickt, in den er zufällig ein Bild von Arabella beigelegt hat. Mandryka wäre so reich, dass er einer Dame pfundweise Salz ausgeschüttet habe, damit sie im Sommer Schlitten fahren könne. Der wäre der Richtige für Arabella. Auf den Schreck mit dem Geld braucht er erst einmal einen Cognac, den der Zimmerkellner aber verweigert. Schließlich meldet sich doch ein Herr namens Mandryka, der sich aber als der Neffe des Kriegskameraden rausstellt und von Jochen Kupfer gespielt wird. Mandryka ist sagenhaft reich, der Alleinerbe aus Slawonien, der Kornkammer an der Donau. Er hätte 4000 Untergebene und viel Wald. Er habe das Bild von Arabella gesehen und wünscht die Tochter nun zu heiraten. Dies geht aber nur über die Mutter und ein kleines bisschen Geld. Beherzt greift Theodor dreimal in die Tasche des Mandryka und zieht ihm so die Tausender aus der Geldbörse. Mit einem mehrfachen ‚Teschek bedien dich‘ lässt er dies auch zu. Die Vorstellung von Arabella soll dann am Fiakerball am Faschingsdienstag in Wien sein. Matteo kommt noch mal kurz vorbei, wird aber wieder von Zdenko vertröstet. Arabella und Zdenko brechen schließlich auf zum Fiakerball.
Die nun einsetzende Pause hat einen Teil des Publikums kalt erwischt. Manche dachten schon, es ist nun Zeit für den Pausensekt, aber nein. Es gab eine längere Umbaupause für die Ballszene. Man befindet sich im zweiten Akt auf dem Fiakerball. Dabei gibt es mit den Kleidungen ein kleines Verwirrspiel. In einigen der Charlestonkleider stecken Männer, in einigen der Fräcke tanzen Frauen. Arabella, ganz in einem rosa Satinkleid, erkennt in dem vorgestellten Mandryka, den Fremden von der Straße. Man ist ganz ineinander versunken, sitzt auf dem Souffleur-Kasten und hat nur noch Augen füreinander. Das Duett ‚Und Du wirst mein Gebieter sein‘ zählt sicher zu den großen Nummern der Oper. Darin wünscht sich Mandryka jedenfalls, dass Arabella ein Mädchen aus seinem Dorfe wäre und ihm klares Wasser zur Verlobung reichen würde. Noch wäre es aber nicht so weit, Arabella will sich erst noch am Ball von ihren Verehrern verabschieden. Damit beginnen die Verwicklungen. Es tritt die Fiakermilli als Marlene Dietrich-Verschnitt im weißen Hosenanzug auf. Mit dieser jodelnden Koloratur-Einlage sticht sie auf jeden Fall heraus. Sie hat es auch etwas auf Mandryka abgesehen, der beschließt vor lauter Glück, die ganze Ballgesellschaft mit Champagner auszuhalten. Zdenka steckt nun einen Brief Matteo zu, mit dem Schlüssel des Nachbarzimmers von Arabella. Etwas begriffsstutzig ist der Jägeroffzier aber schon, weshalb sie kurz den Gesang beendet und ihm erklärt, was es mit dem Schlüssel auf sich hat. Das bekommt nun Mandryko mit und vergnügt sich ziemlich betrunken auf der Champagner-Bar mit der Fiakermilli, die Pose ist jedenfalls eindeutig. Theodor beschließt nun die Lage wieder aufzuklären und man fährt ins Hotel.
Nach der Pause im dritten Akt kommt es zum großen Show-Down im Stiegen Zimmer des Hotels. Matteo will nun endlich zu Arabella und versteht schon wieder nicht, warum die so abweisend ist. Dem Einwand des Vaters, keine Arien mehr zu singen, sondern auf dem Punkt zu kommen, leistet man eine drei viertel Stunde nicht folge. Mit einer Aussprache hätte sich sicher vieles klären lassen. So fordert der düpierte Matteo schließlich von Mandryko Satisfaktion, die eigentlich nur dadurch verhindert wird, dass Theodor die Waffen schon im Auktionshaus versetzt hat. Schließlich kommt Zdenka als Mädchen im weißen Nachthemd und klärt auf, wer die Briefe geschrieben hat und den Schlüssel überbracht. Es war allein ihre Idee. Mandryka bitten nun für Matteo um die Hand der Zdenka. Arabella zieht sich auf ihr Zimmer zurück und lässt ihren Mandryka auf eine Hotelbank liegen. Schließlich öffnet sich die Bühne und sie kommt im grünen Pyjama runter, mit einem Glas Wasser in der Hand. Er trinkt das Glas aus und wirft es auf die Stufen. Dass ihre Beziehung turbulent werden wird, sieht man daran, dass sie zu den Schlussakkorden fangen spielen.
Ich kann die schlechte Kritik in der hiesigen Presse nicht nachvollziehen und die Besucher der Oper ebenfalls nicht. Jochen Kupfer als Mandryka und Ekaterina Godovanets liefern eine hervorragende Leistung ab, wie die restlichen Leute von der Besetzungsliste. Die Walzerseligkeit von Strauß wird immer wieder durch Dissonanzen unterbrochen und bietet eine große Vielschichtigkeit. Die lyrischen Momente sind musikalisch wunderbar entworfen und man kann schon verstehen, dass sie aufgrund der guten Musik eine der meistgespielte Strauß-Oper ist. Die Sänger müssen sich teils gegen ein volles Orchester durchsetzen. Es werden viele Worte gesungen auf der Bühne, sodass man als Zuschauer gefordert ist, der Handlung zu folgen. In der Textlastigkeit steht sie da steht einer Oper, wie beispielsweise einem Tristan, in keiner Weise nach. Es muss nicht immer Tote auf der Opernbühne geben. Eine Oper mit Happy End ist doch auch eine schöne Abwechslung. Klar macht man der Handlung der Oper Vorwürfe, zu sehr ins Operettenhafte abzugleiten. Die Musik verhindert aber den Drift ins Triviale.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Das Nürnberger Opernhaus hat sich des Musicals Funny Girl angenommen. Die Inszenierung ist von Stefan Huber und eine Koproduktion mit dem Theater Dortmund und dem Theater Chemnitz. Dieses Musical von Jule Styne und Isobel Lennart behandelt die Biografie des Revuestars Fanny Brice und ihre Ehe mit dem zweiten Mann Nick Arnstein. Das Opernhaus versucht den Glanz der Revuen des frühen 20. Jahrhunderts einzufangen. Die Geschichte wird in einer Retrospektive erzählt.
Die erfolgreiche Darstellerin Fanny Brice steht kurz vor ihrem Auftritt. Sie sitzt am Schminktisch ihrer Garderobe und lässt ihr Leben noch einmal Revue passieren.
Als 19-jährige im Matrosenkostüm und mit roten Haaren beginnt die Geschichte im Jahr 1909, als Fanny den Wunsch äußert, ein Star zu werden. Sie arbeitet schon seit 10 Jahren auf den großen Auftritt hin. Ihre Mutter, die mit ihren Freundinnen immer wieder unter einer Lampe Karten spielen, sieht das eher kritisch. Die Beine wären zu kurz, Fanny hätte keine Kurven und wäre für Männer nicht schön anzusehen. Sie trifft in der nächsten Szene auf Eddie Ryan, den sie bis 6 Uhr morgens nötigt, ihr eine Choreografie des Chicken-Dances einzuüben. Ihre Mutter schickt sie schließlich ins Bett. Und tatsächlich bekommt sie ein Engagement in New York in einer Show. Sie ist glücklich damit, die Hauptrolle bekommen zu haben und feiert ihren ersten Erfolg. In der Garderobe taucht auch Nick Arnstein, mit einem seltsamen Rüschenhemd auf. In einem Dialog mit dem Intendanten pokert Nick das Gehalt von Fanny auf 100 Dollar hoch. Die Begegnung ist kurz, dennoch schwärmt Fanny von diesem Mann. Eddie Ryan muss sich schließlich damit abfinden, nur noch Freund zu sein. Es folgt ein Engagement bei Florenz Ziegfield. Dort wird sie durch Florenz Ziegfield eingewiesen in ihre Rolle. Florenz Ziegfield scheint irgendwo im dritten Rang zu sitzen und über Lautsprecher seine Regieanweisungen zu geben. Er ist der einflussreichste Revue-Produzent am Broadway und unterhält das Publikum von New York seit 1907 mit einer Show, den Ziegfield Follies. In einer Hochzeitnummer soll nun Fanny auftreten und den Text singen, dass sie das schönste Mädchen der Welt ist. Sie sträubt sich aber und kommt dann die Showtreppe als schwangere Braut herunter. Über diesen eigenmächtigen Einfall der Fanny ist Ziegfield nicht sehr erfreut, er gibt aber schließlich dem Erfolg nach. Der wird von ihrer Mutter gefeiert, indem sie die ganze Tänzertruppe in ihr Haus zum Feiern einlädt. In einer sehr schönen Choreographie wird hier auf den Tischen getanzt. Wieder tritt Nick Arnstein in ihr Leben, der sich aber schon an dem Spieltisch mit den Freundinnen ihrer Mutter vergnügt. Ihnen gelingt es schließlich auch mal, ein paar Minuten alleine zu sein. Nick gesteht Fanny seine Liebe. Ja und mit People erklingt dann auch der große Hit aus dem Musical.
Im zweiten Akt treffen sich Fanny und Nick in Baltimore wieder aufeinander. In einem Restaurant bestellt der weltgewandte Nick auf Französisch Rinderbraten und wartet auf Fanny. Die hat inzwischen ziemlich Allüren bekommen und sagt, dass sie nicht mehr das naive Mädchen von früher ist. Fanny ist wohl klar, dass sie in diesem Menü das Dessert sein wird. Im Bahnhof von Baltimore steht nun eine Entscheidung an. Folgt Fanny der Truppe von Ziegfield nach Chicago oder ihrem Nick nach New York. Die Koffer sind schon eingeladen nach Chicago. Fanny will aber nun nicht länger warten und folgt Nick nach New York und lässt ihre Karriere für Nick sausen. Sie löst die Zug-Karte für den nächsten Zug nach New York. Nick und Fanny heiraten schließlich. Sie beziehen eine ziemlich leere Villa in Long Island, die aber von einem Überraschungskomitee bevölkert wird. Nick hatte ihre Mutter und deren Freunde eingeladen, die frisch vermählten zu empfangen. Auch Ziegfield war unter den Gästen. Fanny eröffnet aber, dass sie vorerst nicht weiter auftreten wird, da sie selbst schwanger ist. Da sie aber inzwischen die Leidenschaft ihres Mannes für Pferdewetten kennt, fängt sie fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter wieder bei Ziegfield in der Show an. Es ist Weltkriegszeit und man erlebt eine etwas gespenstisch anmutende Revue-Szene mit roten Gewehrattrappen und Glitzertruppen-Outfit. Nick verspricht inzwischen nicht mehr auf Pferde zu setzen, sondern plant ein Spielkasino in Florida. Das Geld dazu soll Florenz Ziegfield aufbringen. Da springt aber Funny in die Bresche und gibt ihrem Mann schließlich die 68000 Dollar, die er braucht. Aber das Geld ist auch hier schlecht angelegt. Ein Hurrikan fegt das Spielkasino weg und das Paar steht vor dem Nichts. In einer Finte versucht nun, Fanny einen neuen Job in einer Theateragentur für ihren Mann zu organisieren. Diesen sponsert sie sogar mit 20000 Dollar. Als Nick das schließlich rausbekommt, ist er außer sich, dass er so von seiner Frau abhängig sein soll. Er greift zum Telefon und stürzt sich in ein dubioses Anlagegeschäft. Er muss schließlich eine 18-monatige Haftstrafe antreten. Inzwischen macht auch Fannys Mutter ihrer Tochter Vorwürfe, sie wäre schuld an dem Versagen ihres Mannes.
Und dann ist man wieder in der Garderobe und erlebt die letzten 15 Minuten vor dem Auftritt. Nick kommt aus dem Gefängnis zurück und eröffnet ihr, dass sie sich nun genug geschadet hätten und sie, in beidseitigen Einvernehmen, ihre Beziehung nun beenden sollen. Etwas verblüfft nimmt aber Fanny den Vorschlag ihres Mannes an und beendet ebenfalls die Beziehung. Dann klingelt es, Fanny muss auf die Bühne.
In dem Musical scheint vor allem wieder die Schneiderei ihren Spaß gehabt zu haben. Man erlebt die Mode und Tänze der Jahre 1907-1920, wie sich der Modegeschmack verändert und das ist sehr witzig. Die Glanznummern sind schließlich die Revue-Ausschnitte der Hochzeitsfeier der Ziegfield-Follies und die etwas seltsame Militärnummer. Ob jetzt auch ein Hit genügt, um einen durch das ganze Stück zu tragen, muss man selbst entscheiden. Bei der Sprache konnte man sich nicht so recht zwischen dem englischen Original und der übersetzten Version der Songs entscheiden. Die Musik ist zwar auf ein größeres Orchester ausgelegt, jedoch sehr jazzig und dem damaligen Zeitgeschmack angepasst. Frederike Haas als Fanny Brice singt sich tapfer durch die Rolle und muss sich leider mit Barbara Streisand messen. Tobias Licht gibt einen aufbrausenden, manchmal aber auch galanten Nick Arnstein. Johanna Schoppa als Fannys Mutter darf ihr komödiantisches Talent ausspielen. Ein ausverkauftes Haus scheint dem Gespür der Intendanz Recht zu geben. Wer tiefere Unterhaltung sucht, der ist sicher in einer Oper besser bedient.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Kommen wir nun mal zu der dunklen Vorgeschichte des Opernblogs. Ein Film, der mir in jungen Jahren gut gefallen hat, war die Rocky Horror Picture Show. Diese trashige Geschichte, die flotten Musiknummern und die etwas verquere Handlung aus Science-Fiction und Burlesque-Film, fand ich gut und war da mehrfach im Kino. Die Bühnenvorlage läuft derzeit im Nürnberger Schauspielhaus. Eingefleischte Fans seinen aber gewarnt, man erlebt hier eine Hochglanz-Nummer, die sich zwar sehr am Film anlehnt, aber aufgrund der Adaption als Bühnenstück einige Umbauarbeiten über sich ergehen lassen muss. Die Band, bestehend aus sechs Musikern, macht ihre Sache eigentlich recht gut. Die freakige Gruppe der Transilvanier ist auf eine Sechs-Mann-Truppe durchweg gutaussehender Tänzer und Tänzerinnen zusammengeschmolzen. An der Eingangstür gibt es Fanpacks für sieben Euro. Man muss also auf das Werfen von Lebensmitteln gänzlich verzichten, kein Toast, kein Reis usw. In einer Laufschrift wird man auf den Verhaltenskodex im Schauspielhaus hingewiesen. Dennoch verwandeln die Tüten und die geschätzten 30% Leute, die letztlich mitmachen, das Haus in einen Zustand, dass man die Putzkolonne bedauern muss. Die Lieder werden in Englisch gesungen, die Dialoge entsprechen ziemlich denen in Film, sind aber in Deutsch. Da es für die Aufführung schwierig ist, an Karten zu kommen, habe ich mich auf einen Resteplatz gezwängt.
Magenta beginnt die Show an der rechten Seitentür, in dem sie den Titelsong singt. Ihres Kostüms entledigt sie sich bis auf eine Korsage, als Projektion singen die bekannten roten Lippen aus der Filmeröffnung. Gelungen ist die Eröffnung in der Kirche. Die eingeblendeten Glocken lassen die Revuebühne dann teilweise als Kirche dienen. Selbst ein imaginäres Auto fährt davon und man sieht die Blechdosen über die Bühne huschen, die am Brautauto befestigt sind. Es ist die Hochzeit von Freunden von Brad Majors und Janet Weiss, an der Janet den Brautstrauß fängt. Auch Brad und Janet wollen irgendwann heiraten. Vorher machen sie aber einen Ausflug im Auto zu Dr. Scott. In einem Autoimitat erleben wir die folgenschwere Panne eines geplatzten linken Vorderreifens, bei Gewitter in einem Wald. Nicht ganz zeitgleich knallen dazu passend die Plastikbeutel aus dem Action-Pack. Also beschließen Brad und Janet, zu dem Schloss einige Meilen vorher zu gehen und zu fragen, ob man dort telefonieren könne, um die Panne zu beheben. Zur Nummer 'There's a light' werden dann die Knicklichter gezündet und es kommt richtig Stimmung auf. Am Schloss angekommen, begrüßt sie ein etwas seltsamer, schürzengekleideter Diener mit einer Taschenlampe und führt sie ins Schloss. Die beiden Verlobten sind an einer besonderen Nacht angekommen, in der Meister Frank N Furter, eine Kreatur erschaffen wird. In einem Saal treffen sie nun auf die Tänzertruppe aus Transsilvanien. Brad und Janet sind schockiert, beschließen aber, die Tanznummer zum Time warp mitzumachen, nach dem Motto: Nur nicht auffallen. Schnell sind die Verlobten aber ihre Kleider los und müssen eine Latexschürze anziehen, um ins Labor zu kommen. In einem LED-Zylinder landet der Herr des Hauses, der sich als wahre Dragqueen mit Strass besetzten Stiefeln und langem Umhang entpuppt. Aus einem grünen Blubber-Bassin holt der Herr des Hauses nun seine Kreatur Rocky heraus. Diese muss er erst aus einer Hülle befreien, mit einem präkordialer Schlag beleben. Es ist schon klar, dass der Herr des Hauses Rocky für seine Lust benutzen wird. Rocky ist ein muskulöser, goldfarbener, gut gebauter, blonder junger Mann. Es läuft eigentlich alles nach Plan, bis die Tür zum Eisraum aufgeht und ein schwabbeliger, bärtiger Hardrock Fan namens Eddie auf dem Motorrad rein fährt. Eddie ist der Freund des Hausmädchens Columbia und legt eine flotte Rocknummer hin. Dem Treiben Eddies bereitet Frank N Furter mit einer Motorsäge ein Ende. Hinter der Bühne bringt er Eddie damit um. Es erklingt der Hochzeitsmarsch und aus dem Action-Pack rieselt es Stoffblüten, als Rocky und Frank N Fürther hinter der Bühne verschwinden.
Nach der Pause sieht man eine riesige herzförmige Pralinenschachtel. Dort bekommt man nun mit, wie Frank N Furter Janet verführt. Der Hausherr gibt sich dabei als Brad aus. Dabei geht es einen Tick frivoler zu als im Film. Janet bemerkt die Täuschung zwar, lässt sich aber rum bekommen. In der nächsten Einstellung verführt Frank N Furter dann Brad. Diesmal gibt sich der Hausherr als Janet aus. Wieder geht es etwas frivoler zu, als im Film. Inzwischen eilt Janet durch das Haus ins Labor. Am Monitor sieht sie Frank und Brad zusammen im Bett, schließlich findet sie dort Rocky. Sie lässt sich schließlich mit Rocky auch noch ein. Frank N Furter macht sich auf die Suche nach Rocky und ist massiv sauer, als er erkennt, dass Rocky nicht ihm gehört. In einer neu eingefügten Szene sieht schließlich auch Brad, wie Janet ihn mit Rocky betrügt. Schließlich trifft der Ufologe Dr. Scott ein. Die drei Hauptpersonen Riff Raff, Magenta und Frank N Furter sind Außerirdische, die hier gelandet wären. Mit einem Magneten zieht Frank nun Dr. Scott ins Labor. Scott, mit einem sächselnden Dialekt, ist auf der Suche nach seinem Neffen Eddie, Frank N Furter leert daraufhin einen weißen Kübel mit menschlichen Überresten aus Gummi auf die Bühne. Frank N Furter wird das nun alles zu viel. Mit einem Pflanzenmittelsprüher bewaffnet, besprüht Riff Raff, Janet, Brad, Rocky und Columbia. Diese werden nun für den großen Showdown in hohe Pumps und in Metallkleider gezwängt. Nach der Besprühung mit dem Gerät haben sie keinen Willen mehr und geben sich ganz in einer großen Orgie der Lust hin. Das wird nun Riff Raff und seiner Schwester zu arg, sie beschließen die Heimkehr. An langen Bändern singt nun Frank I'm going home. Die Geschwister setzen mit einem roten Laser-Dreizack dem Treiben ein Ende und wollen zurück auf den fernen Planeten fliegen. Riff Raff erschießt Columbia und Frank. Leider kann man die spektakuläre Flucht Rocky mit dem angeschossenen Frank nicht gut umsetzen, so dass diese schließlich im Bühnenboden verschwinden müssen. Dr. Scott wird schließlich von seiner Lähmung durch Riff Raff geheilt und flieht aus dem Schloss, das nun zurückfliegt. Am Ende sind Brad und Janet am Boden der Bühne alleine.
Ja und spätestens bei der Zugabe steht dann der komplette Saal und klatscht mit. Ob man das nun mag oder nicht, hängt viel vom Stoff ab. Es fehlen in dem Bühnenstück eben die trashigen Elemente der Filmvorlage, sodass es für mich teilweise etwas zu steril war. Wäre da nicht Eddie, der in seinem Aussehen so ganz raus sticht, hat man es eher mit einer Friedrichstadtpalast-Version des Stoffs zu tun. Da gibt es keine zerrissenen Netzstrümpfe oder schlecht sitzendes Make-up. Die Transilvanier sind im Film eben eine bunte Truppe Freaks, die hier fehlen. Das Stück wird nur noch diese Spielzeit gegeben und Neugierige müssen sich ranhalten. Karten sind eben schwer zu bekommen. Let's do the Time warp again? Wenn man es mag.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Die Verdi-Oper des Südthüringisches Staatstheater Meiningen in einer Inszenierung von Ansgar Haag verlegt den Rigoletto nach 1962 und nach Sizilien. Im Vorspiel sieht man eine Autowerkstatt, es gibt Pasta zum Abendessen. Danach spielt das Kind, vermutlich die kleine Gilda, mit dem Wagenheber des Vaters und verletzt die Mutter tödlich. Der Vater, der versucht, seine Frau zu befreien, wird ebenfalls verletzt. Dies bildet sozusagen die Vorgeschichte während der Ouvertüre. 12 Jahre später sieht man dann, dass der Vater beim Rettungsversuch seinen linken Arm verloren hat. Rigoletto ist in der Inszenierung also nicht bucklig, sondern einarmig. Im anschließenden Ball des Herzogs von Mantua geht es ziemlich freizügig zu, man sieht einige leicht bekleidete Damen und den für Rigoletto typischen Männerchor. Man befindet sich eben in den 70ern mit Schlaghosen und Koteletten. Der Herzog schwärmt von einem Mädchen, das er in einer Kirche getroffen hatte. Der Herzog ist aber als Frauenheld bekannt und hat schon etliche Frauen erobert. So auch die Tochter des Graf von Monterone, der nun von dem Herzog eine Erklärung haben will. Rigoletto macht sich über Monterone lustig. Wutentbrannt verflucht dieser den Herzog und seinen Hofnarren. Beunruhigt durch den Fluch eilt Rigoletto zum Wohncontainer, in dem seine Tochter lebt. Unterwegs trifft er den Mörder Sparafucile, einen mächtig durchtriebenen Bass, der ihm seinen Dienst anbietet. Rigoletto überlegt aber schon dort, sich am Herzog zu rächen. Er geht weiter zu seiner Tochter. Seine Tochter ist das ein und alles. Ihr verbietet er, das Haus zu verlassen, außer zum Kirchgang. Giovanna, ihre Gesellschafterin verspricht aufzupassen. Das das nicht klappt, ist schon kurze Zeit später zu sehen, denn der mittelose Student Gualtier Maldè aus der Kirche ist in Wirklichkeit der Herzog. Auch der Herzog erkennt in der schönen Unbekannten Rigolettos Tochter. Die Tochter schwärmt auf den Stufen zu ihrem Wohncontainer von ihrem Gaultier Maldè. In der nun folgenden Nachtszene versuchen die Höflinge Rigoletto eines auszuwischen. Mit verbundenen Augen und einer Leiter geben sie vor, die Gräfin Ceprano zu entführen. Die Leiter wird aber an das Haus von Rigoletto angelehnt und Rigolettos Tochter entführt. Erst nach den Rufen Gildas nimmt er die Maske ab und erkennt, dass ihm übel mitgespielt wurde.
Im Palast des Herzogs serviert man unterdessen Espresso. Der Herzog ist ziemlich aufgebracht, dass man seine Geliebte entführt hat. Man gibt aber zu, dass Gilda inzwischen im Schlafzimmer des Herzogs ist, was diesen wiederum freut. Die Höflinge erfahren nun, dass sie mit Gilda nicht Rigolettos Geliebte, sondern dessen Tochter entführt haben. Rigoletto sieht nun, wie seine Tochter im leichten weißen Nachtkleid aus dem Schlafzimmer des Herzogs kommt. Sie wurde nun auch vom Herzog entehrt. Nun erscheint wieder Monterone. Jetzt hat Rigoletto plötzlich Sympathien für ihn, da seine Tochter ebenso vom Herzog entehrt wurde, wie die Tochter von Monterone. Er beschließt Rache am Herzog zu nehmen.
Dreißig Tage später ist man im Haus des Mörders Sparafucile. Seine Schwester ist im leichten Negligé die nächste Beute des Herzogs. Mit denselben Worten, wie er Gilda verführt hat. Das berühmte ‚La donna è mobile‘ singt der Herzog, während er Maddalenas Nylonstrümpfe auszieht. Mit 10 Scudi hat Rigoletto eine Anzahlung gemacht, um in der Gewitternacht den verkleideten Herzog umzubringen. An die Fensterscheiben tropft sogar echter Regen. Maddalena hat sich nun ebenfalls in den Herzog verliebt und fleht den Bruder an, den erstbesten zu ermorden, der bei dem Gewitter an die Tür kommt. Man kappt die Telefonleitung, damit keiner telefonisch Hilfe holen kann. Der erstbeste Besucher soll dann in einen Sack gesteckt werden und als Leiche herhalten. Gilda belauscht die Unterhaltung und beschließt nun, sich für den Herzog zu opfern. Sie wird im Bühnenhintergrund von Sparafucile umgebracht. Um Mitternacht nimmt nun Rigoletto den vermeintlich toten Herzog in Empfang. Er ist schon auf dem Weg zum Fluss mit der Leiche, als er die Stimme des Herzogs vernimmt. Er erkennt, dass er getäuscht wurde und in dem Sack ein anderer liegt. Er öffnet den Sack und sieht seine schwer verletzte Tochter drin. Diese bittet in einer langen Arie ihren Vater noch um Vergebung und stirbt schließlich. Rigoletto erkennt nun, dass sich der Fluch Monterones an ihm erfüllt hat.
Ich muss zugeben, so in den 60er und 70er Jahren einen Rigoletto spielen zu lassen, ist neu. Rigoletto ist eine sehr erfolgreiche Oper und man erwartet meist eine klassische Handlung. Der Rahmen, die Ausschweifungen des Herzogs von Mantua zu zeigen, tritt bei der Verlegung in die Neuzeit in den Hintergrund. In den 70er Jahren scheint so ein diabolischer Frauenheld eher unwahrscheinlich. So dauert es eine Weile, bis die Inszenierung funktioniert. Es bleibt bei einem Bühnenbild und der kleine Container muss mal als Gildas Wohnung, Schlafzimmer des Herzogs und als Spelunke Sparafuciles herhalten. Philippe Bach und die Meininger Hofkapelle liefern aber letztlich eine solide musikalische Begleitung ab.
Georg Schmiedleitner nimmt sich in Nürnberg der Ring-Neuinszenierung an. Unter der Leitung von Marcus Bosch erlebt man einen hörenswerten Ring, der durchweg gut besetzt ist. An den entscheidenden Stellen tritt der Dirigent deutlich mit seinem Orchester hinter die Solisten, lässt es aber auch zwischendurch mal richtig krachen.
Die Rheintöchter in Mint, Lindgrün und Pink entsteigen den Nebelniederungen des Rheins. Dabei spritzen sie lustig mit PET-Flaschen gefüllten Wassers. Sie hüten auf einer Rampe mit 14 Plastikcontainern den Rheinschatz. Es schleicht sich der Nachtalb Alberich heran, der mit Antonio Yang wunderbar besetzt wird. Die Rheintöchter auf ihrem Containerbau denken aber nicht dran, das Freien des Nachtalben zu erhören. Sie spritzen ihn mit den Plastikflaschen nass. Dass sie das schon ein paar Mal getan haben, zeigen die hunderte von geleerten Flaschen links und rechts am Bühnenrand. Das fließende Wasser des Rheins ist scheinbar durch Konzerne in Flaschen abgefüllt. Leichtfertig verraten sie dem abgeblitzten Alberich, dass sie einen Schatz hüten. Den ziehen sie in Form einer goldenen Tonne aus einem der Container, während sie in drei offenen Containern baden. Nur wer der Liebe entsagt könne den Schatz gewinnen. Kurzentschlossen nimmt Alberich Anlauf, entsagt der Liebe und nimmt ein Bad in einer goldenen Flüssigkeit, die sich aus dem Container ergießt. Nach der Verwandlungen sieht man Wotan und Fricka beim Liebesspiel auf einer alten Couchgarnitur. In einer grünen Plastiklandschaft stehen ein Sofa und zwei Sessel und bieten Sitzgelegenheit für die Götter. Wie die nun in die freie Berggegend gekommen sind, bleibt ein Rätsel. Hoffentlich waren die mit Frischmacher behandelt. Diese Sitzgelegenheit brauchen sie auch bald, denn Wotan hat zwei Baumeister engagiert, Fasolt und Fafner. Diesen Riesen hatte er leichtfertigerweise die Göttin Freia als Lohn versprochen. Freia hat dummerweise auch die Aufgabe, die Götter mit frischen Äpfeln am Leben zu erhalten. Ganz in leichtem Tüll, wird Freia nun zum ruppig behandelten Pfand und landet schon mal mitten in Plastikflaschen. Derweil blättert Fricka schon in 'Schöner Wohnen' Magazinen. Es hilft aber nichts, die Riesen in blau, einer mit gelben Gummistiefeln, begießen mit Bier die Fertigstellung und halten Wotan den Vertragstext vor. Die Baumeister lassen sogar eine Konfettikanone los, als sie das Modell von Walhalla überreichen. Schließlich tritt ein wunderbarere Loge (Vicent Wolfsteiner) auf, den man mit seiner Frisur, den roten Schuhen und dem orangen Hemd kaum erkennt. Bei ihm sucht Wotan nun Rat. Der Plan ist, die Riesen mit Gold zu bezahlen, das Alberich gehört. Darauf lassen sich die Riesen schließlich ein und ziehen mit Freia ab. Sofort werden die Götter schwach und müssen in Rettungsdecken auf den Sofas geschützt werden. Loge und Wotan machen sich auf zu Alberich, um ihm das Gold abzuluchsen. Tief unten in Nibelheim arbeiten die goldbepinselten Nachtalben, mit Gasmasken und in Unterwäsche an der Verschönerung und Vergoldung Nibelheims. Alberich hat seinem Bruder Mime einen Tarnhelm in Auftrag gegeben. Damit treibt Alberich erst einmal seinen Schabernack und tritt Mime, indem er den Helm benutzt und unsichtbar wird. Loge und Wotan treten auf und Loge lässt sich die Funktionen des Helms von Alberich zeigen. Alberich sitzt mit seinem Ring in einem Bürodrehstuhl. Zuerst soll sich Alberich in einen Wurm verwandeln. Tatsächlich erscheint ein Riesenwurm-Ende in Rot auf der Bühne. Jetzt will Loge noch, dass Alberich sich in eine Kröte verwandelt. Und wiederum erscheint auf dem Souffleurkasten ein grüner Frosch. Mit Kreppband fesseln nun Wotan und Loge den überrumpelten Alberich. Auch Alberich wird von dem beiden mehrfach brutal getreten. Sie hängen ihn an einem Haken auf und schneiden ihm letztendlich den Finger ab, an dem der Ring hängt. Dieser Ring hat die ganze Macht. Als letzten Gruß jagt Alberich Wotan einen Fluch hinterher. Mit grellem Gegenlicht wird nun der Schatz von den Arbeitern in Nibelheim aufgehäuft. Es sind dies goldfarbene Ölkanister. Wieder in den Sitzgelegenheiten auf besagter Anhöhe, kommen die Riesen und verlangen nun, dass Freia total mit Gold überdeckt wird. Als ihre Haare noch raus schauen, verlangen sie den Tarnhelm. Am Ende sieht man noch ihr Auge und nun fordern sie den Ring ein. Es tritt nun eine leicht bekleidete Jugendstilschönheit namens Erda mit langer Schleppe auf und warnt Wotan vor dem Ring. Erda ist wirklich eine außerordentliche Erscheinung mit dem großen Federschmuck, man könnte auch Anleihen bei den Azteken vermuten. Wieder kämpft man als Zuschauer mit dem Gegenlicht, was den Auftritt sehr dramatisch erscheinen lässt. Schließlich gibt Wotan den Ring her. Und schon geht der Streit zwischen Fasolt und Fafner los, jeder will den Ring haben. Am Ende ersticht Fafner Fasolt und zieht ihm den Ring ab. Die Götter können nun in ihre Burg einziehen, die als Akropolis-Nachbau in Pink immer wieder über die Bühne getragen wird. Mit einem Fäustling bewehrt, versucht nun Donner die Lage zu klären und die Götter einziehen zu lassen. Er öffnet eine Champagnerflasche und lässt zum Einzug der Götter die Korken knallen. Währenddessen klagen die Rheintöchter um den Verlust ihres Goldes. Die Götter ziehen in ihre LED-beleuchtete Burg.
Die Idee, die Götter als Ausbeuter der Natur darzustellen und das ganze Szenario in einem Haufen von leeren Plastikflaschen spielen zu lassen, ist jetzt so weit nicht hergeholt. Mit der Inszenierung kann man leben, sie hat ihre Höhen in der gelungenen Verwandlung Alberichs oder im Auftritt Erdas. Hat aber auch ihre Schwächen, beim Auftritt von Wotan und Fricka. Gepasst hätte das Szenario eher auf eine Götterdämmerung. Musikalisch dagegen, gibt es an dem Abend wirklich nichts auszusetzen. Man muss den sinnvollen Einsatz des großen Orchesters loben, das an entscheidenden Stellen, den Sängern den Vortritt lässt, aber auch zu brillieren versteht. Selten so einen gut besetzten Alberich und Loge gehört.
Quelle: Staatstheater Nürnberg