Carmen wird in der Neuinszenierung in Nürnberg vom Süden Spaniens nach Mexiko versetzt. Der Ort heißt nicht mehr Sevilla, sondern vielleicht Ciudad Juárez. In der Nähe einer Grenze zu den USA steht eine Fabrik, in der an der Nähe eine Wache steht. Eine junge Frau namens Michaela erkundigt sich nach José. Sie hätte einen Brief seiner Mutter. Der Offizier sagt, dass José erst mit der nächsten Wachablösung kommt. Auf der anderen Seite der Absperrung läuft ein veritabler Rottweiler Wache. Das bunte Treiben vor der Mittagspause kumuliert in einer Müllschlacht zwischen den Soldaten und den Straßenjungen. Die Damen aus der Fabrik haben Pause und kommen rauchend und lärmend aus der Zigarrenfabrik. In blauen Waschzubern befreit sich Carmen vom Staub der Arbeit. Carmen stimmt ihre Habanera an und schafft es alle Männer außer José zu fesseln. Provozierend wirft sie ihm eine Blume ins Gesicht. Danach verschwinden Sie wieder in der Fabrik. Etwas später kommt es zu einem Streit in der Fabrik. Carmen hat eine ihrer Kolleginnen mit dem Messer verletzt. Die raufenden Frauen sind nur schwer auseinander zu bringen. José fesselt Carmen an das Absperrgitter. Nun beginnt Carmen gezielt José zu umgarnen. Er solle sich von ihr in den Staub stoßen lassen, den Rest würde sie schon erledigen. Man träfe sich in Lila Pastias Kneipe wieder. Er erliegt schließlich ihrem Plan und Carmen entkommt. Lilas Pastias Kneipe sieht aus wie ein Biergarten mexikanischer Prägung. Es betritt der Stierkämpfer Escamillo die Szene. Auf seinem schwarzen Kostüm ist ein Skelett aus silbernen Pailletten genäht. Von vorn sieht das noch einigermaßen passabel aus, aber die Beckenknochen auf der Rückseite wirken schon sehr albern. Escamillo singt sein ‘Toreador’ und verschwindet wieder. Es folgen ihm Schmuggler. Die Frauen sollen den Schmugglern mit ihren Verführungskünsten die Zöllner vom Hals halten. Mit einer kleinen Choreografie heitern sie die Szene auf. José muss wegen der Freilassung der Carmen eine einmonatige Strafe absitzen, die just an diesem Abend zu Ende ist. Die Blume, die ihm Carmen zugeworfen hat, hat in seiner Gefangenschaft geduftet. Mit ihren Verführungskünsten versucht sie José rum zu bekommen. Als der Zapfenstreich erklingt, will José aber aufbrechen. Carmen ist enttäuscht. Sie verwickelt ihn in eine Diskussion um die wahre Liebe und sagt, wenn er sie wirklich lieben würde, würde er mit ihr in die Berge gehen. Man sieht im Hintergrund wieder den Tod lauern. Der Offizier kommt rein und ist rasend eifersüchtig auf José. José hat nun keine Wahl mehr, als sich den Schmugglern anzuschließen. Die Berge sind in dieser Inszenierung der Zaun zwischen den USA und Mexiko. Durch ein Loch im Zaun, der wieder von dem Rottweiler bewacht wird, treiben die Schmuggler ihr Unwesen. Das Lagerfeuer ist ein brennendes Ölfass. Dort legen Carmens Freundinnen die Karten. Während die Karten bei den Freundinnen Reichtum voraussagen, ist es für Carmen immer nur der Tod. José muss das Schmugglerlager bewachen. Er feuert auf den sich nahenden Escamillo, ohne ihn zu treffen. Escamillo hat auch die Leidenschaft zu Carmen hierher getrieben. Es kommt zu einem Messergefecht zwischen Escamillo und José. Den Schmugglern gelingt es nur mit Mühe, die beiden zu trennen. Zum Dank lädt Escamillo alle nach Sevilla zum Stierkampf ein. Wieder lauert der Tod über der Absperrung. Auch im letzten Akt hat sich der Tod unter die Besucher des Stierkampfes gemischt. Dem Stierkampf zugewandt, singen alle Akteure mit dem Rücken zum Publikum. José lauert Carmen auf. Am Ende sind José und Carmen allein auf der leeren Bühne. José versucht verzweifelt Carmen noch einmal umzustimmen und von Escamillo ab zu lassen. Bei Carmen hält aber keine Liebe länger als sechs Monate. Carmen wirft José den Ring vor die Füße. Statt mit dem Messer, bringt José Carmen mit lautstarken Schüssen um. Tödlich getroffen sinkt diese am Zaun zusammen.
Wegen der zurückhaltenden, leidlich, modernisierten Inszenierung, wird diese mexikanische Carmen sicher ein Publikumserfolg. Nicht umsonst gehört dieser Opern Hit zu den meistgespielten Opern der Welt. Die häufige Herbeizitierung des Todes in Form eines kostümierten Skelettes nervt etwas und ist nichts für schreckhafte Zeitgenossen mit Opernglas. Etwas zu krachig kommt das Orchester bisweilen daher. Anna Lapkovskaja war in unserer Inszenierung die Carmen und sie macht ihre Sache sehr gut.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Die Hexe (Albrecht Dürer)
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Unglaublich, wie hier im Opernhaus der Untergang von Macbeth zelebriert wird. Am Anfang sieht man fünf Jungen, die auf einer wüsten schwarzen Anhöhe Fußball spielen. Es könnten fast Macduffs fünf Kinder sein, die sich hier vergnügen. Bis die Hexen auf der Bühne erscheinen. Krakelend und schimpfend besteigen sie in schwarzen Abendkleidern aus dem Zuschauerraum die Bühne. Sie prophezeien Macbeth, dass er bald König wird. Seinem Mitstreiter Banquo sagen sie, dass er der Vater von Königen sein wird. Beide waren zusammen siegreich im Kampf für den König Duncan. Sie schwingen dabei ihre Abendtäschen und leeren Säckeweise Torf auf der Bühne aus.
In einem Stahlzimmer wartet auf ihrer Burg Lady Macbeth und liest einen Brief des Gattens mit der Prophezeiung der Hexen. Duncan übernachtet auf dem Schloss. Lady Macbeth stachelt dabei ihren Mann an, den König Duncan zu ermorden. Dieser gibt schließlich nach und bringt den König um. Lady Macbeth eilt hinterher und versucht den Mord zu vertuschen. Am nächsten Morgen kommt Macduff auf die Burg. Der tote König wird auf die Bühne gezogen. Während der Umbauten klappt das Stahlbehältnis geräuschvoll auseinander.
Im nächsten Akt betreten der König Macbeth und seine Frau, ganz in Gold und mit Krone die Bühne. Macbeth ist also wirklich König von Schottland geworden. Banquo gerät in eine weitere Verschwörung von Macbeth und stirbt, während sein Sohn noch entkommen kann. Im nächsten Aufzug sieht Macbeth auf einem Bankett den toten, blutüberströmten Duncan. Der Geist des ermordeten Banquo hat den Platz an Macbeths Tafel eingenommen. Lady Macbeth versucht ihren Mann zu beschwichtigen.
Im dritten Akt erscheinen wieder die Hexen. Macbeth verlangt von ihnen eine neue Prophezeiung. Während über ihm die Hexen im eigenen Urin versuchen die Zukunft zu lesen. Ihn würde keiner besiegen, der von einer Frau geboren werde und seine Herrschaft würde so lange dauern, solange nicht der Wald von Birnam gegen ihn vorrücke. Die Hexen haben ihre Ballroben abgelegt und tragen nur weiße Unterwäsche. Sie geben Macbeth von dem Urin zu trinken, worauf krachend Blitze zücken. Wieder erscheint ihm Banquo. Erst mit dem Auftritt der Lady Macbeth findet er seine Fassung wieder. Lady Macbeth rät ihrem Mann, Macduffs Familie auszulöschen. In dem Zwischenspiel sieht man auch den Mord an zwei Kindern.
Macduff hat inzwischen seine Scharen gesammelt. Malcolm befiehlt den Kämpfern sich mit einem Ast aus dem Wald von Birnam zu tarnen. Durch einen Wasserfall eilen ihm Flüchtlinge entgegen in Regenumhängen, die von den Gräueltaten Macbeths berichten. Im Schloss versucht sich Lady Macbeth von ihren Bluttaten durch ständiges Händewaschen zu reinigen. Im Wahnsinn sieht sie die Mordopfer vorüberziehen. In der Stahlkammer erfährt Macbeth nun vom Tod seiner Frau. Die Wände werden mit Blut beschmiert. Soldaten berichten, dass sich der Wald auf die Burg zubewegt. Somit erfüllt sich die Prophezeiung der Hexen. Macduff erscheint auf der Bühne, in dem er ein Bäumchen vor sich herträgt. Im Zweikampf stellt Macduff Macbeth und tötet ihn. Macduff wurde nämlich nicht geboren, sondern wurde aus dem Mutterleib geschnitten. Macbeth fällt. In totaler Verwüstung endet die Oper. Malcolm wird neuer König.
Wer wirklich den Mut hat und sich dieser Zerstörungsoper auszusetzen wird mit einem Abend mit verstörenden Bildern konfrontiert. In keiner Oper Verdis wird das Wort Blut so häufig ausgesprochen. Am Ende der Oper sieht man wirklich ein Bild totaler Verwüstung. Leider sind bei dieser Oper die deutschen Übertitel schlecht lesbar gewesen, was wesentlich zur Klärung der Handlung beigetragen hätte. Auch gab es einen Zuschauer, der seinem Missmut über das Regietheater lautstark kundtat. Die Sänger, allen voran Mikolaj Zalasinski als Macbeth beeindrucken.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Bild: Camille Saint-Saëns - Quelle: Wikipedia
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Samson und Dalila wird einfach in die heutige Zeit verlegt. Die Handlung beginnt 1947 nach dieser Inszenierung, indem die Hebräer von den Palästinensern unterdrückt werden. Auch zurzeit in der die Original-Handlung spielt, war das Volk Israel in Palästina eingewandert. Samson tritt auf und bringt den verzweifelten Hebräern eine neue Hoffnung. Die Philister werden hier mit den Palästinensern gleich gesetzt. Der Stadthalter erscheint und wird von Samson nieder gestreckt. Es kommt zum Aufstand der Hebräer. In der Folge erobern die Hebräer die Region und treten dann als Sieger wieder auf. Die Siegesfeier wird jedoch von einem Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel gestört, was darstellen soll, dass auch in der Besiedlung der Region keine Ruhe sein wird. Dalila tritt am Ende des Akts in Erscheinung um angeblich auch den siegreichen Samson zu umgarnen. Samson wird vor einer Kriegslist gewarnt, hört aber nicht darauf. Im zweiten Akt schwört Dalila Rache. Sie ist auf der Suche nach Samsons Stärke, konnte sein Geheimnis trotz dreimaligen Fragens nicht ergründen. In dem Schlafzimmer verstecken sich die Philister. Samson hat sich immer wieder von Dalila losreißen können, erliegt nun aber ihren Lockungen mit der Arie Mon coeur s’ouvre à ta voix. Dalila führt Samson ins Schlafgemach, wo er dann von den anderen Philistern überwältigt wird. Samson hat Dalila sein Geheimnis preisgegeben. Da die Stärke von Samson in den Haaren sitzt, wird er geschoren und geblendet. Im dritten Akt liegt Samson im Kerker. Im Off singen die Hebräer und beklagen Samsons Verrat. Samson will sich selbst als Opfer darbringen, wenn die Hebräer befreit werden. Im Zwischenspiel umkreist die Philister ein Drahtgitter, das die Kaaba in Mekka sein könnte. Das Drahtgitter lässt sich teilen, so dass daraus eine Flucht entsteht, in der Samson von einem Jungen geführt wird. Es tritt eine Parodie des großen Diktators von Charly Chaplin, der mit Geldscheinen nur um sich wirft. Gefolgt wird die Parodie von vier Schweinen. Dalila parodiert noch mal musikalisch ihr Liebeswerben und verhöhnt Samson im Tempel. Der Oberpriester verlangt von Samson, dass er Dagon, den Gott der Philister huldigt. Samson bittet seinen Gott um seine Stärke und ergreift die Säulen des Tempels. Er hebt die Drahtgeflechte an und bringt so den Tempel zum Einsturz und reißt sich und alle Philister in den Tod. Am Ende des Bühnenbildes sieht man eine Atombomben-Explosion.
Eigentlich kein schlechter Ansatz, die biblische Geschichte ins jetzige Palästina zu verlegen. Samson und Dalila ist die einzige Oper, die im Gaza-Streifen spielt. Jedoch ist es schwierig, die Geschichte nicht mit zu vielen Symbolen zu überfrachten. So richtig schlüssig erscheint die Verlegung der Geschichte in die heutige Zeit nicht. Erst im Nachhinein erkennt man die Parallelen der Geschichte damals zu den heutigen Verhältnissen in Gaza. Musikalisch wechseln viele Choreinsätze, wenige Solonummer ab. Vor allem musikalisch kann das Werk überzeugen und überdeckt die Brüche in der Inszenierung.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
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‘Frösche in Bauch und Ruckenlage’ (Frog on Back and Front)
Josef Maria Eder (1855-1945); X-ray
Collection of National Media Museum
In einer Neuinszenierung wird in Nürnberg die Fledermaus gegeben. Nach dem Börsencrash 1873 in Wien, kam die Operette bei der Uraufführung nicht besonders gut an. 1874 bei der Premiere war man in Wien noch nicht in der Feierlaune.
In dem Spiel um die Rache für eine Blamage des Dr. Falke, machen eigentlich alle keine gute Figur. Da ist zum einen Rosalinde, die im ersten Akt rührselig ihren Mann verabschiedet als er ins Gefängnis muss. Wenige Minuten vorher sieht man sie in inniger Zweisamkeit mit ihrem einstigen Gesangslehrer. Ihr Mann muss wegen Beamtenbeleidigung in den Arrest. Er hat mit seinem Anwalt versucht, die Strafe abzuwenden, was ihm nicht gelungen ist. Im Gegenteil, er muss seine Strafe noch früher antreten, als ihm lieb ist, nämlich noch an diesem Abend. Dr. Falke gelingt es aber Gabriel Eisenstein noch auf andere Gedanken zu bringen, indem er ihm ein Abendessen mit Ball bei Prinz Orlowsky in Aussicht stellt. Mit seiner Repetieruhr bewehrt, nimmt er heuchlerisch Abschied von seiner Frau für eine Woche, während er sich schon von seiner Kammerzofe Adele für den Ball fesch machen lässt. Um auch die Kammerzofe loszuhaben, lässt Rosalinde ihre Zofe zu ihrer kranken Tante. Auch seine Frau ist froh, dass er endlich weg ist, worauf es sich der geliebte Gesangslehrer in einem leichten Schlafrock und mit vielen Opernarien an sie ran wirft. In dieser Situation wird er von dem Gefängnisdirektor Frank als Eisenstein ins Gefängnis gebracht. Rosalinde bittet um ihren guten Ruf, diese Maskerade mitzuspielen.
Im zweiten Akt treffen sich alle Beteiligten auf dem Ball des Prinzen Orlowsky wieder. Adele, die Kammerzofe ist nicht zu ihrer Tante, sondern mit ihrer Schwester Ida auf dem Ball. Auch Dr. Falke ist da und verspricht dem Prinzen einen Scherz. Er möchte sich nämlich für seine Blamage bei Gabriel Falkenstein rächen. Er stellt Eisenstein als Marquis de Renard vor. Ida wird dem Eisenstein als Künstlerin vorgestellt, wobei er aber eindeutig seine Kammerzofe erkennt. Auch der Gefängnisdirektor Frank ist eingeladen und wird als Chevalier Chagrin vorgestellt. Beide freunden sich schnell an, als sie erkennen, dass sie beide keine echten Franzosen sind. In Champagnerlaune versucht Eisenstein bei einer ungarischen Gräfin zu landen, indem er seine Uhr einsetzt und ihren Pulsschlag fühlt. Die Gräfin ist in Wahrheit seine Frau, die überrascht ist, dass ihr Mann nicht im Gefängnis sitzt. Aus Rache nimmt sie ihm die Uhr ab und lässt sie in ihrem Dekolleté zwischen Buda und Pest verschwinden. Eisenstein will immer wissen, wer die Gräfin ist. Bis zum Ende des Balls kommt er aber nicht hinter ihr Geheimnis. Eisenstein eilt zum Gefängnis, um seine Haftstrafe abzusitzen.
Der dritte Akt beginnt etwas ungewöhnlich. Zwei Zuschauer scheinen in der Loge zu randalieren. Es handelt sich dabei um das Komiker-Duo Rassau und Heißmann der Comödie Fürth. Mit viel lokalen Gags erobern sie schließlich die Bühne, um im grünen Sakko verkleidet, als doppelter Frosch, als Gefängniswärter ihren Platz einzunehmen. Ständig klingelt es an der Kerkertür und neue Leute des Balls begehren Einlass. Adele taucht als Erstes auf und klärt auf, wer sie wirklich ist und dass sie Künstlerin werden will. Dann kommt Eisenstein herein, der sich nun dem Gefängnisdirektor zu erkennen gibt. Allerdings ist er sich sicher, dass er Eisenstein bereits arretiert hat. Wieder gibt der Gesangslehrer seine Opernarien zum Besten, was wirklich komisch ist. Auch Rosalinde trifft ein, um ihren Gesanglehrer mittels des Anwalts zu befreien. Eisenstein gibt sich als Anwalt aus und hört sich die Geschichte an, wie es zu der Verhaftung seines Doubles gekommen ist. Dabei gibt er sich am Ende auch zu erkennen und ist sehr entrüstet, über die Verfehlung seiner Frau. Er muss aber klein beigeben, als seine Frau ihm seine Uhr präsentiert. Auch Orlowsky ist inzwischen eingetroffen und amüsiert sich köstlich über die Rache des Dr. Falke. Er verspricht, Adele als Künstlerin auszubilden.
Auch viele Jahre nach der Uraufführung kann diese Operette noch begeistern. Sie sprüht nur so von schönen Melodien und witziger Handlung. Ob es jetzt eines doppelten Frosches in der Operette braucht, mag man geteilter Meinung sein. Teresa Erbe als platinblonder Prinz Orlowsky mit Zigarettenspitze im Marlene-Dietrich-Stil ist ein wirklicher Genuss. Kurt Schober gelingt es, den Eisenstein nicht allzu einfältig zu spielen. Christopher Lincoln mit seinen Tenor-Improvisationen ist umwerfend gut. Er singt sich quer durch das Opernrepertoire. Viele Anspielungen auf die lokale Politik und den Christkindlesmarkt und selbst aktuelle Fußballergebnisse fließen in die Aufführung ein und verleihen dem Ganzen eine gute Portion Lokalkolorit. Es ist nie langweilig und die 20 Minuten mehr für den doppelten Frosch kann man schon investieren.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Das Drama Madame Butterfly von Giacomo Puccini ist eine eindringliche Geschichte über eine Liebesbeziehung eines Paars zwischen Amerika und Japan. Die Geschichte entstand 1904 und war bei der Erstaufführung kein Erfolg. Erst eine zweite Aufführung in Brescia brachte dem Stück den verdienten Erfolg. In der Inszenierung macht man in Nürnberg keine Experimente und verlegt die Handlung in die 40er Jahre. B.F. Pinkerton ist auf der Suche nach einer kurzfristigen Affäre mit der Geisha Cho Cho San, genannt wird sie von Pinkerton: Madame Butterfly. Er ist stationiert in Nagasaki und hat dort ein Haus erworben, inklusive Geisha-Mädchen für 100 Yen. Den Koch, den Diener und die Zofe, nennt er abfällig: Schlitzauge 1, 2, 3. Schon vor der Eheschließung ist ihm klar, dass er eine amerikanische Frau heiraten wird. Lässig sitzt er mit einer Palette Whiskey-Cola-Dosen auf dem Kühlschrank und wartet auf die Eheschließung. Während bei Pinkerton als Verwandtschaft nur ein versoffener Onkel dabei ist, ist die ganze Verwandtschaft der Butterfly zur Hochzeit gekommen. Während sich die Butterfly ganz als amerikanische Frau geben will. Die Hochzeit schließt dann der Konsul, wobei in der Verwandtschaft viele amerikanische Winkelemente ausgeteilt werden. Es kommt zum Eklat, als klar wird, dass die Butterfly ihrem Glauben abgeschworen hat und zum christlichen Glauben konvertiert ist. Effektvoll kommt der Onkel Bonze mit zwei Fackelträgern auf die Feier und stellt die Butterfly zur Rede. Er benimmt sich ziemlich rüpelhaft und verbrennt eine Amerika-Fahne und verflucht Cho cho san. Pinkerton wirft nach dem Auftritt des Onkels die ganze Verwandtschaft aus dem Haus und lässt später Schlösser anbringen, um ungebetenen Besuch zu verhindern. Nach der Eheschließung sind die Butterfly und Pinkerton schließlich allein.
Drei Jahre später im zweiten Akt wartet die Butterfly auf die Rückkehr von Pinkerton. In einem Spint verwahrt sie Pinkertons Andenken. Sie ist ganz in einem roten Kostüm, wie eine Amerikanerin gekleidet. Auch ihre Dienerin ist amerikanisch gekleidet. Der Konsul kommt und hat Nachricht von Pinkerton. Butterfly ist sich ihrer Sache sicher, dass ihr Gemahl kommen wird. Sie lehnt Offerten von Yamadori ab, mit der Begründung, sie wäre bereits vergeben, eine amerikanische Ehe sei nicht so leicht zu lösen und ihr Mann würde kommen und sie holen. Was Pinkerton nicht weiß ist, dass er mit der Butterfly einen Sohn hat. Dieses Geheimnis vertraut sie im Zorn auch dem Konsul an, als der Andeutungen macht, sie solle das Angebot des japanischen Ehemanns annehmen. Der Konsul meldet die Tatsache, dass sie einen Sohn mit Pinkerton hat. Wirklich kommt dann auch sein Schiff, die Abraham Lincoln. Doch am ersten Tag seiner Rückkehr, wartet die Butterfly vergeblich auf ihren Pinkerton. Mit vielen Papierschiffen symbolisiert man, wie lange die Butterfly wartet. Es folgt das Zwischenspiel mit bekanntem Summchor.
Müde legt sie sich, als es hell wird mit ihrem Sohn hin. Pinkerton hat in Amerika wirklich vor einem Jahr eine amerikanische Frau geheiratet, die auch gekommen ist, um den Sohn von Pinkerton abzuholen. Mit einer Mickey Mouse, versucht sich das Vertrauen des Sohns zu bekommen. Pinkerton trifft in der Wohnung die Butterfly schlafend an und spricht zuerst mit Suzuki, um die Lage zu erklären. Feige verlässt Pinkerton die Wohnung der Butterfly wieder, und überlässt das Feld den Damen. Suzuki erklärt ihr, wie sich die Dinge entwickelt haben. Darauf beschließt die Butterfly, sich selbst umzubringen. Mit einem Dolch ersticht sie sich, mit dem ihr Vater einst Selbstmord begangen hat. Über die japanische Trennwand fließt Blut. Es stürzt Pinkerton in die Wohnung und sieht die sterbende Butterfly. Er nimmt seinen Sohn an sich und verlässt Japan.
Die Oper ist in einer Inszenierung von Kerstin Maria Pöhler eng an das Textbuch inszeniert. Die Verlegung der Handlung um geschätzte 40 Jahre tut dem keinen Abbruch. Melba Ramos als Madame Butterfly ist großartig, während Fulivo Oberto schon das ein oder andere mal Schwierigkeiten hatte, gegen das voll aufspielende Orchester von Guido Johannes Rumstadt durchzusetzen. Immer wieder kommen dabei in der Musik Teile der amerikanischen Nationalhymne vor, was sehr interessant wirkt. Die Musik bedient sich ab und zu Anleihen an Wagner, bleibt jedoch weitgehend italienisch. Der Summchor kommt bei dieser Inszenierung leider aus der Lautsprecheranlage, was etwas schade ist. Dennoch ein schöner Opernabend bei der vor allem die Hauptdarstellerin gefeiert wurde.
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