Im November 2023 gastiert das Musical Robin Hood in München im Deutschen Theater. Robin Hood als Musical erschien bei mir plötzlich durch die Musical-Verkaufscharts im Mai. Für die Sage um den Rächer der Enterbten hat sich niemand anderer als Chris de Burgh in Zusammenarbeit mit dem Fuldaer Komponisten Dennis Martin eine abgewandelte Geschichte und eine Vertonung ausgedacht, die sich in der CD-Aufnahme durchaus spannend anhört. Das Musical hatte nach fast zwei Jahren Verzögerung durch Corona im Jahr 2022 im Fuldaer Schlosstheater Welturaufführung und wurde ein großer Erfolg. Bereits 2023 hatte man 150.000 Besucher für das Stück und es gibt viele Fans des Stoffes, die das Stück gleich mehrfach gesehen haben. Chris de Burgh hat natürlich hier einen Weg eingeschlagen, den viele Stars inzwischen gehen und Hits wie „Light a Fire“ und „Don‘t Pay The Ferryman“ vom Text an das Stück adaptiert. Er folgt damit Musicalhits wie: Mamma Mia, Bodyguard, Hinterm Horizont u.v.a. mehr. Dennis Martin machte sich mit dem Musical „Die Päpstin“ einen Namen, das ebenfalls von seiner Firma Spotlight in Fulda zur Uraufführung gebracht wurde.
Zu Beginn spricht Chris de Burgh selbst eine Begrüßung ans Münchner Publikum aus. Robin Hood entführt den Zuschauer zuerst in die Jugend ins Jahr 1174 von den zwei Protagonisten Robin von Loxley und Guy von Gisbourne. Man bekommt ein Mittelalter mit Glitzerkostümen, Neonlampen und Bühnennebel präsentiert. Wer von Stage-Produktionen mit Live-Musik verwöhnt wird, wird hier leider enttäuscht. Gesungen wird zwar live, aber die Musikeinspielungen kommen aus der Konserve. Man erlebt die Hochzeitsnacht von Robin mit Marian, die zu dem Zeitpunkt 14 war. Gisbourne und Robin werden für die Kreuzzüge rekrutiert. Man erhebt Steuern und Richard Löwenherz will das Heilige Land von den Sarazenen befreien. Eine Papstvideo-Einblendung ruft zur Befreiung des heiligen Lands auf. Während Gisbourne ganz den Befehlen folgt, setzt sich Robin den Befehlen zur Wehr und ermahnt, keine unschuldigen Frauen und Kinder zu Morden. Dennoch bringen die Kreuzritter in ihrem Wahn eine Gruppe Frauen um, die effektvoll einen Schal ziehen und zu Boden sinken. Während Gisbourne zurückkehrt nach England, gilt Robin als verschollen. Man erlebt, wie ein weiterer Adliger aus den Kreuzzügen zurückkehrt. Inzwischen ist dessen Gut aber von jemand anderem besetzt ist. Der landet dann als Entrechteter im Wald von Nottingham. Es folgt nach dem Tod von Richard ein Aufstand der Adligen mit einer Magna Carta, dem Englischen Grundgesetz. Dort versucht man mehr Rechte für die Provinzen und eine größere Unabhängigkeit von London zu erreichen. Eigentlich sollte der Neffe mit 14 Jahren England als König weiterregieren. Dieser von dem übergangen Bruder John geköpft. Der Vater, der Earls von Huntington, von Robin ist jetzt durch den Verlust des einzigen Sohnes so verzweifelt, dass er versucht, Marian zu vergewaltigen. Die wehrt sich und tötet den Vater von Robin. Nach einem Jahr Trauer versucht die Äbtissin von Kirkeless, genannt Mutter Oberin, Marian zur Rückkehr ins Kloster zu bewegen. Aber auch Gisbourne macht Marian Avancen. Das lehnt Marian aber ebenfalls ab. Robin kommt am Grab vorbei und lacht, dass er angeblich gestorben sei. Er verkriecht sich auf sein Anwesen, auch ein gemeinsames Abendessen mit Marian wird von dessen Traumatisierung durch die Kreuzzüge überschattet. Er geht einem Bediensteten an die Kehle. Jetzt folgt ein etwas schräge Szene, bei der ein Mönch eigentlich Waffen stehlen soll, sich aber mit ein paar Fässern Wein aufmacht in den Wald zu den Aufständischen. König John bekommt mit, dass der Earl von Nottingham einen Aufstand geplant hat und bringt den mit einem Dolch um. Der neue Earl von Nottingham wird Gisbourne. Robin wird als Aufständischer verurteilt, weil er sich weigert dem neuen König John die geforderten Abgaben zu zahlen. Inzwischen hat der böse Bruder von Richard Löwenherz den Thron an sich gerissen. Auf einem Thron an einer schiefen Ebene, umrahmt von rotem Neon, regiert John über das Volk. Im ersten Akt dominiert eindeutig die Musik von Dennis Martin, die zwar passend ist, aber nicht so eingängig. Wenn man vorher die CD von Chris de Burgh gehört hat, vermisst man die Musik.
Das mit der Musik wendet sich im zweiten Akt. Robin wir von Bruder Zack und Marian befreit aus der Gefangenschaft. Dabei verletzt er Gisbourne mit einem Pfeil. Robin flieht zu den Aufständischen in den Wald. Gisbourne wird zum neuen Earl von Nottingham, während das Kopfgeld auf Robin von 100 Pfund auf 1000 Pfund erhöht wird. King John ist außer sich, dass der Geldtransport von Nottingham noch nicht eingetroffen ist. Robin verliert im Wald die Flashbacks wegen der Kreuzzüge. Gisbourne trägt wie derzeit scheinbar üblich, einen schwarzen Pelzmantel, der scheinbar das neue Symbol für toxische Männlichkeit ist. Mutter Oberin versucht Gisbourne von seiner Pfeilverletzung zu kurieren, meinte aber, die Wunde wäre wohl auch seelischer Natur, weil sie so schlecht heilen würde. Etwas lässt sie zurückschrecken. Inzwischen vergnügt sich King John unter einer goldenen Samtdecke mit zwei Frauen und einem Mann. Robin schafft es in Johns Gemach, der außer sich ist. Unterdessen plündern Robins Gefährten die Schatzkammer. Robin nimmt einen Adligen, der sich gefangen lassen lies, auf in den Kreis der Aufständler. Die Adligen des Landes bringen Robin dazu, dass er für die Magna Carta kämpft, diese wird um drei Passagen erweitert. Es kommt zum finalen Aufeinandertreffen von Gisbourne und Robin. Gisbourne hat Marian gefangen genommen. Robin befreit Marian und wird dafür von Gisbourne erstochen, worauf Marian Gisbourne mit dem Bogen erlegt. Mutter Oberin kommt zum verwundeten Robin und will ihn mit einem Trank gesund machen. In Wahrheit hat sie Robin aber ein Gift gegeben. Sie enthüllt, dass auch sie von Robins Vater als junge Frau bedrängt wurde und einen Sohn bekommen hat. Sie hätte an einem Mal Gisbourne als ihren Sohn erkannt. Robin hat also mit Gisbourne quasi seinen Halbbruder getötet. Nach Robins Tod kommt es im Wald zu einem großen Schlussfinale, wo Marian fordert, dass die Sache für die Robin gekämpft hat, weiterleben soll.
Am Ende war das Publikum begeistert, was an den Darstellern von Robin Hood (Philipp Büttner) und Marian (Sabrina Weckerlin) liegt. Jetzt kann man über angepoppte Mittelaltermusik mit eingespielter Englischer Nationalhymne, Glitzerkostüme und Kunstnebel geteilter Meinung sein. Ich hatte mich durch die CD von Chris de Burgh aus dem Jahr 2021 gehört und war im ersten Teil von meinen Hörerwartung etwas enttäuscht, je mehr der Anteil im zweiten Akt an Liedern von Chris de Burgh gestiegen ist, desto begeisterter war ich. Ich kann die Fans des Musicals gut verstehen, die trotz des dramatischen Endes, mehrfach in dieses Stück gehen. Das Thema Krieg im Heiligen Land, ist bedauerlicherweise wieder aktuell. Auch macht man in dem ersten Akt ein gutes Portrait eines traumatisierten Kreuzritters. Man glorifiziert diese Zeit der Kreuzzüge nicht, sondern stellt der Schattenseiten ebenfalls da, nämlich die Ermordung von Frauen und Kindern. Auch die Übergriffigkeit der Landlords in England wird thematisiert und wie sehr sie auf das Fortbestehen der Blutlinie geachtet haben. Den Mord an Robins Vater hält Marian aber bis zum Schluss geheim. Mit dem wandelbaren Bühnenbild mit Projektionsflächen kann man recht gut die Ortswechsel verdeutlichen. So ist man von einer Kathedralen Szene schnell wieder im Wald von Nottingham. Am Ende stand das Publikum zum Schlussapplaus auf.
Quelle: YouTube | Spotlight Musicals