Im Fürther Stadttheater wird die Uraufführung des Musicals „Knockin‘ On Heavens Door“ gezeigt. Die anrührende Geschichte von zwei krebskranken Patienten, die mit einem himmelblauen Mercedes flüchten, hat große Liedpassagen in Deutsch. In 30 Szenen wird rasant die Geschichte abgespult. Ich war in der Preview des Musicals, um gleich als erster dabei zu sein. Das Fürther Stadttheater hat nach der Pandemie aufgerüstet und eine moderne Luftfilteranlage. Einschränkungen beim Besuch gibt es derzeit wenige nach der 3G Plus-Regelung. An diesem Dienstag, dem Tag der ersten Preview, war auch viel Platz im Zuschauerraum. Man filmte den ersten kompletten Durchlauf des Musicals mit. Am Ende war das Publikum begeistert und spendete langen Applaus.
Der erste Akt startet mit einer Rollerjagd. Die beiden Ganoven Hank und Abdul sind auf dem Weg zum Nachtklub von Franky, wo sie den Auftrag bekommen, einen himmelblauen Mercedes zu einem befreundeten Gangsterboss zu fahren. Sie haben den Auftrag, auf keinen Fall den Wagen allein zu lassen. Die beiden sind nicht die Hellsten und man ahnt schon, die Aktion wird schief gehen. Inzwischen treffen sich die Patienten Martin und Rudi auf einer Krebsstation. Während Rudi einen unheilbaren Knochenkrebs hat, der vererbt ist, hat Martin einen Tumor im Gehirn. Dieser führt immer wieder zu Anfällen. Rudi war sein Leben lang vorsichtig, Martin dagegen sieht das locker, raucht und genießt das Leben. Rudi schleicht durch das Krankenhaus an den Kühlschrank, weil es dort immer ein Licht gibt. Im Auto klemmen sich unter dessen Hank am Rücksitz seine linke Hand ein und muss just ins selbe Klinikum. Es folgt ein Intermezzo mit einer Banane. Im Klinikum parken sie das Auto in der Tiefgarage. Unterdessen planen Rudi und Martin die Flucht, sie trinken Tequila und träumen dann vom Meer, das Rudi noch nie gesehen hat. Sie finden sogar Zitronen in der Klinik. Anschließend holen sie das Auto aus der Tiefgarage und flüchten mit dem Mercedes. Jetzt haben sie kein Geld und überfallen eine Sparkassenfiliale. Sie erbeuten 80000 EUR, werden dabei gefilmt und können mit dem Geld flüchten. Henk und Abdul suchen jetzt ein Ersatzauto. Sie kommen eben auch in dieselbe Sparkassenfiliale. Da ist aber leider nichts mehr zu holen. Martin und Rudi kleiden sich nun in einer Boutique vornehm ein. Und plötzlich entdecken sie im Kofferraum des Mercedes einen Koffer mit einer Millionen Euro. Inzwischen ist es aber auch so, dass ein Ermittlerteam den Flüchtigen auf der Spur ist. Man sieht immer wieder Einblendungen in einem Fernsehsender Tele2 zum Tatgeschehen. Frisch eingekleidet setzen Martin und Rudi ihre Fahrt ans Meer fort.
Im zweiten Akt starten Rudi und Martin einem Casino den Besuch ab. Am Roulette-Tisch treffen sie auf Franky, in die sich Rudi sofort verguckt hat. Sie setzen das Geld ein und gewinnen sogar. Martin meint aber etwas später im Hotel: Vergiss die Frau. Im Hotelzimmer schreiben sie auch Karten mit Wünschen, während Martin 15 Wünsche hatte, was er vor dem Tod noch erleben will, hat Rudi nur vier. Sie beschließen, sich auf einen Wunsch zu beschränken, was sie vor dem Tod noch erledigen wollen. Wechselseitig ziehen sie die Karten. Für Martin ist es der rosa Cadillac, den er seiner dementen Mutter schenken will, die großer Elvis-Fan ist. Rudi dagegen will noch mal richtig Liebe machen. Martin tadelt ihn, dass man diesen Wunsch nicht mit Geld erledigen kann, willigt aber dennoch ein. Zuerst kaufen sie einen rosa Cadillac und klingeln bei der Mutter von Martin. Etwa verwirrt über die Erscheinung von Martin, freut sie sich aber über den Cadillac, obwohl sie keinen Führerschein hat. Die Mutter lebt mit einem Pfleger im Haus und schlurft in Pantoffeln um das Auto. Hank und Abdul kreuzen wieder auf und bekommen von Martin und Rudi den Schlüssel und den himmelblauen Mercedes. Allerdings fehlt dem Auto inzwischen der Geldkoffer. Franky ist außer sich und bestraft Hank und Abdul mit dem Schrubben der Toilette. Martin und Rudi gehen auf der Suche nach Liebe, ins Bordell von Franky. Dort kommt raus, dass Franky und Rudi sich von der Schule her kennen und eigentlich einmal liebten. Somit hat Rudi sein Ziel erreicht und eine wahre Liebe gefunden. Inzwischen trifft auch der Kommissar mit seinem Ermittler ein. Es kommt heraus, dass der Kommissar eigentlich der zweite Gangsterboss ist und über Franky immer Geld gewaschen hat. Dieses Spiel spielt Franky nun nicht mehr mit und denkt daran ein Hospiz am Meer zu eröffnen. In der Schlussszene sind Rudi und Martin wirklich am Meer und sehen dem Sonnenuntergang entgegen. Sie habe es geschafft und sind an der Nordsee. Es ertönt das Schlusslied: Knockin‘ on heavens door.
Langanhaltender Applaus für die rührende Geschichte um die beiden Patienten. Ob die Hüfte-schwingenden Boxenluder mit Mercedesstern wirklich noch den Zeitgeschmack treffen, ist so eine Sache. Ich fand das in der heutigen Zeit nicht mehr ganz politisch korrekt. Dennoch hat das Musical witzige Szenen, es wird viel getanzt. Episch ist auch das Sonnenblumenfeld oder der himmelblaue Mercedes als Holzkasten. Klar ist es zum Ende hin rührselig, wie sie beide dann doch noch am Meer sitzen und den Sonnenuntergang genießen. Dominik Hees als Martin spielt den Tumorpatienten mit allen seinen Anfällen sehr überzeugend. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht. Ein Feelgood-Musical und das ganz in meiner Nähe.