Florestan auf Guantanamo
Das Südthüringisches Staatstheater hat die Handlung des Fidelio in unsere Zeit zu transferieren klappt sehr gut. Der Kerkermeister Rocco und Jaquino treten in schwarzer Uniformkluft auf und rasseln während des ersten Aktes gehörig mit Ketten und Handschellen. Marzelline wird von Jaquino wirklich ruppig behandelt. Jaquinos auftreten unterstreicht eine kurze Topffrisur mit viel Brilliantine und ein leicht östlicher Akzent. Dann erscheinen die Gefangenen in Orange mit einem LED-Licht am linke Fuß. Unschwer sind Parallelen zu den Gefangenen auf Guantanamo zu erkennen. Die Häftlinge drehen während des ersten Aktes ihre Kreis im hinteren Feld der Bühne. Das gesamte Bühnenbild ist einfach nur schwarz, was aber zu der Kerkeroper passt. Im Boden beleuchten Neonlichtröhren die Szene, wenn die Handlung außerhalb des Kerkers ist. Eine Trennwand zu den Gefangenen vermittelt recht authentisch den Eindruck einer Guantanamo-Barrake. Beim Auftakt zum zweiten Akt lässt sich Herr Hans Urbanek Zeit. Zum einen herrscht nach der Pause eine ziemliche Unruhe und wiederholt klingelt ein Handy. Nach mehreren Anläufen, bei der er den Taktstock auch mal aus der Hand legt, gelingt der Einstieg in den zweiten Akt. Florestans Fiebervision von Eleonore klingt sehr plausibel. Dann kommt der Auftritt von Pizarro, der mit einem Dolch in der Hand, Florestan erstechen will. Fidelio gibt sich als Eleonore zu erkennen und droht mit einer Waffe. Schließlich tritt der Minister in Erscheinung. Hinter einem Pult, das dem Ansprache-Pult des Präsidenten gleicht, verkündet der Minister die Befreiung. Der Auftritt von Don Pizzaro mit Aktenkoffer versetzt das Ganze schon sehr ins Heute. Der Jubelchor gelingt und die Gefangenen sind frei. Insgesamt scheint das Orchester gerade in der Anfangsphase etwas mit der Akustik im Haus zu kämpfen. Es gelingt dann aber doch ein stimmiger Orchesterklang, wobei die Streicher etwas dünn besetzt scheinen. Die Sänger haben es bei der dick aufgetragenen Musik erfahrungsgemäß schwer. Dennoch gelingt mit der Verlegung der Handlung ein gelungener Opernabend im Fürther Stadttheater.
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