Über den Internet-Vorverkauf ist es mir auch dieses Jahr gelungen, zum Parsifal nach Bayreuth zu fahren. In einer Inszenierung von Jay Scheib wurde dort im sechsten Durchlauf eine saubere Vorführung dargeboten, die vor allem musikalisch überzeugte. Während dem spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado anfangs noch nachgesagt wurde, die heikle Akustik des Hauses nicht gut zu beherrschen, konnte man dies in der sechsten Aufführung überhaupt nicht mehr feststellen. Im Gegenteil: am Ende erhielt der Dirigent eindeutig viel Beifall, wie die gesamte Sängerriege. Jetzt steht man bei dem Parsifal vor der Frage: Augmented Reality-Brille, ja oder nein. Da die Kartenpreise im Jahr 2023 stattlich gestiegen sind und die Sache mit der Brille nochmal 30% Aufpreis gekostet hätte, fiel meine Entscheidung gegen die Computereinblendungen in einer individualisierten Brille. Dabei wäre zwei Reihen vor mir ein solcher Platz frei gewesen, den sich prompt eine vermeintlich pfiffige Mitbesucherin gesichert hat. Nur wurde sie mit der Entscheidung nicht glücklich, da die Brille nicht auf ihre Sehstärke angepasst war und sie immer wieder die Brillen wechseln musste. Etwas amüsiert habe ich aus der hinteren Reihe ihre Bemühungen beobachtet. An dem heißen Augusttag wurden die sechs Stunden dauernde Aufführung, zu einem teuren Saunagang mit drei Aufzügen. Dennoch war dies letztlich die Sache wert. Während ich die Kostüme von Meentje Nielsen ziemlich beliebig fand, denn da war vom Pannenhelfer, über die Strickwestenträgerin, bis zum Bergwerker im Tarnrock alles dabei. Zugegeben war ich etwas neidisch auf die kurzen Hosen des Parsifals im zweiten Akt und die Möglichkeit, im hauseigenen Wasserbecken, seine Füße abzukühlen. Besonders positiv ist mir die Lichtregie mit einem Strahlenkranz aufgefallen. Während man im ersten Akt sehr sparsam mit Effekten war, drehte man im zweiten Akt richtig mit dem Bühnenbild auf, was das Publikum am Ende mit viel Applaus bedachte. Im dritten Akt siegte dann eindeutig die Musik.
Schon bei der Ouvertüre macht sich die Neuzeit durch ein fallendes Handy bemerkbar. Die Gralsburg ist ein stilisierter Turm, der gegen Ende des Akts auch gleißendes Licht aussenden kann. Es wird der Gralskönig Amfortas hereingetragen, der eine schlimme Wunde hat, die nicht heilen will. Für das Publikum liegt der König etwas ungünstig hinter der Gralsburg, dennoch entgehen einem die blutigen Details der Wunde nicht, durch eine bühnenfüllende Großaufnahme von Amfortas Brust. Im Hintergrund am Boden liegt ein Schienenkreis scheinbar. An einem noch kleinen Tümpel nimmt der König nun ein Bad. Warum Kundry als Zigeunerin auftritt, ist wieder so ein Kostümeinfall. Parsifal erscheint, nachdem er einen Schwan abgeschossen hat. Gurnemanz, der Hüter des Tempelbezirks, weist ihn auf sein Fehlverhalten mit dem Abschuss des Schwans hin. Auch diesen Schwan sieht man später blutig in Großaufnahme im Hintergrund. Als Kundry den Tod von Parsifals Mutter bekannt gibt, will Parsifal ihr an die Kehle. Der Kranz am Boden erhebt sich, als Amfortas das Ritual der Gralsverehrung ausüben soll. Es kommen die weiß-gelben Gralsritter aus dem lichten Untergrund der Bühne. Amfortas enthüllt widerwillig und unter Schmerzen ein blaues Oktaeder. Inzwischen hat Gurnemanz ein Parament angezogen und sieht damit wie ein katholischer Priester aus. Es stehen verschiedene liturgische Gefäße auf der Bühne. Parsifal nimmt an dem Abendmahl teil. Er ist fest entschlossen, Amfortas zu helfen. Denn die Wunde von Amfortas kann nur von dem Speer geschlossen werden, der sie einst geschlagen hat. Gurnemanz schickt ihn aber fort. Dieser etwas karge Aufzug wird von dem Publikum mit wenig Applaus gewürdigt, wahrscheinlich würde der mit den Einblendungen der Brille mehr Effekte beinhalten, so bietet er viel kahle Fläche für Projektionen.
Im zweiten Akt sieht das mit den Effekten ganz anders aus. Klingsor steht mit einem rosa Anzug, vermutlich eine Anspielung auf Barbie, mit hochhackigen Schuhen in einem gläsernen Prisma. Die Figur ist eindeutig divers. Am Kopf trägt er einen verspiegelten Hörnerhelm. Immer wieder blitzt es aus dem Prisma des Schlossbereichs, der ebenfalls in rosa eingerichtet ist. Parsifal nähert sich der Burg, in dem er senkrecht mit zwei Schildern die Wand hinabläuft. Dies ist ein unglaublich guter Effekt ist, denn die Gesetze der Physik scheinen im Zauberschloss nicht zu gelten. Kundry bittet Klingsor, sie vom Fluch der Widergeburt zu erlösen. Kundry wird beauftragt, Parsifal, wie Amfortas zur verführen. Jetzt kommt ein neonbunter Garten vom Bühnenhimmel. Klingsors Blumengarten mit den Mädchen, sieht aus wie ein neonbunter Rückfall in die Rave-Zeiten der Neunziger Jahre. Die Damen tragen dabei ebenfalls viel Rosa, was zur Farbe des Hausherrn passt. Als die Mädchen mit ihren Reizen scheitern, die aber auch einen abgeschlagenen Kopf durch die Gegend werfen, tritt Kundry selbst als eine 70er-Jahre Diva auf. Im Hintergrund sieht man einen Toten liegen. Der Tümpel in Mitte der Bühne ist nun viereckig und rot umrandet. Mit einer kurzen roten Hose, einem weißen Hemd mit Herzen und der Aufschrift „Remember me“, das Parsifal trägt, versucht nun Kundry auf einer Matratze vor dem See, Parsifal für sich zu gewinnen. Auch wenn der Mann mit der Videokamera bisweilen die Szenen etwas stört, die Großaufnahmen von Parsifal und Kundry, sind dennoch sehr hilfreich. Es gelingt Kundry nicht, Parsifal von seinen Gedanken an Amfortas abzubringen. Warum Parsifal allerdings der toten Puppe das Herz herausnimmt, ist ein Rätsel der Inszenierung. Nicht mal die Nennung seines Namens und die Erinnerung an seine Mutter Herzeleid– daher wahrscheinlich die vielen Herzen am T-Shirt – können ihn Verführen. Ihre Schreie der Verzweiflung rufen Klingsor auf dem Plan, der den Speer gegen Parsifal schleudert. Etwas ungelenk landet Klingsor auf der Matratze und versinkt etwas später als Double in den Tiefen mit seiner Burg. Parsifal ruft Kundry zu: “Du weißt, wo du mich wiederfinden kannst” und geht mit dem Speer zur Gralsburg. Bei diesem Akt wacht das Publikum nun endgültig auf und quittiert ihn mit dem gebührenden Applaus. Die visuelle Umsetzung der Blumenmädchen ist einfach großartig.
Im dritten Akt siegt dann eindeutig die Musik. Der Teich ist noch einmal größer geworden, darin versenkt ist der Strahlenkranz aus dem ersten Akt. Die Szenerie erinnert etwas an ein Bergbausetting in Star Wars. Rechts steht eine große Bergbaumaschine auf der Bühne, man fühlt sich etwas an Tatooine auf Star Wars erinnert. In der linken Ecke am See steht ein beleuchtetes Zelt. In einer Großaufnahme sieht man Kundry am Boden liegend. Gurnemanz in einem zerrissenen Nachthemd, ruft diese Kundry ins Leben zurück, worauf sie erwacht und nur noch dienen will. Es kommt Parsifal mit einem verpackten Speer und rotem Untergewand unter der Rüstung auf die Bühne. Gurnemanz fordert zum Frieden an Karfreitag auf und man solle doch die Waffen ablegen. Er erkennt Parsifal wieder und Kundry wäscht Parsifal die Füße. Tituriel ist tot und wird in einer Plastikverschweißung, wie Han Solo auf die Bühne gebracht. Amfortas soll den Gral nochmal enthüllen. Er sieht in seinen schwarzen Stiefeln etwas aus wie Darth Vader. Schließlich kommen die Gralsritter in Militärröcken im Bergbau-Look auf die Bühne. Klar, dass sich der Strahlenkranz nun zum Karfreitagszauber aus dem See erhebt und tropfend am Bühnenhimmel erstrahlt. Parsifal schließt mit dem Speer die Wunde von Amfortas. In dieser Inszenierung wird der blaue Grals-Oktaeder nun von Parsifal zerstört. Im Teich stehend unter dem Strahlenkranz verkündet der neue König Parsifal das Ende alter Rituale und den Anbruch einer neuen Zeit. Niemand soll mehr unter Schmerzen den Gral enthüllen müssen.
Auch wenn man sich versucht, den Videos und Bilder im Vorfeld von Parsifal zu entziehen, gelingt das durch die mediale Präsenz der Premiereninszenierung nur zum Teil. Ich wollte mich von den Effekten überraschen lassen und dennoch wurde der zerbrochene Gral durch ein Leak in der Bürgerreuth öffentlich. Dort lag ein Artikel von einem Zuckerbäcker aus Oberfranken aus, der 20 Zuckergrals gefertigt hat für die Aufführungen. Wenn ich also diese Wendung in der Inszenierung verrate, hoffe ich niemand zu spoilern. Musikalisch gab es an diesem Abend nichts auszusetzen. Auch die Regie kann man gutheißen. Ganz daneben waren jedoch die Kostüme, die bisweilen sehr willkürlich zusammengestellt waren. Am Ende gab es viel Applaus für diesen 6.ten Parsifal vom Publikum, egal ob mit AR-Brille oder ohne. Georg Zeppenfeld als Gurnemanz war überragend, Parsifal von Andreas Schager durchschlagend, Ekaterina Gubanova als Kundry verführerisch.
Eine kleine Fortsetzung von 2022 gab es, als ich die Toilettenfrau Sieglinde in der Herrentoilette getroffen habe. Für ihre Bonbons im Siegfried im letzten Jahr, habe ich mich nochmals herzlich bedankt. Leider ist das für sie die letzte Saison und ich hoffe auf ein adäquates Personalkarussel für die tragende Rolle mit ihren Bonbons im Festspielbetrieb. Machen Sie es gut und genießen Sie ihre verdiente Rente nach den Winterstürmen ums Festspielhaus-WC unter dem Wonnemond.
Manchmal muss man auch Glück haben mit Freiluftveranstaltungen, so wie wir in Bregenz auf der Seebühne bei Madame Butterfly. Andreas Homoki hat nach dem monumentalen Rigoletto auf ein schlichtes, gebrauchtes, gewelltes, übergroßes Blatt Papier gesetzt. Die Madama Butterfly läuft jetzt das zweite Jahr und man hat das eigentliche Solisten-Stück mit Statisten aufgepeppt. So gibt es eine Gruppe von weißen Geistern, Butterflys Verwandtschaft und ein Geisha-Gefolge, bei denen das Wired Aerial Theatre und die Statisterie der Bregenzer Festspiele zum Einsatz kommt. An dem Abend führte Yi-Chen Li die Wiener Symphoniker durch Puccinis Partitur. Große Chorszenen gibt es in diesem Stück ebenfalls nicht, allenfalls Untermalungen einiger Stellen in der Partitur. Madame Butterfly eignet sich eigentlich nicht besonders für die Seebühne, dachte ich zuerst. Dennoch gelingen mit Lichteffekten auf dem hellen Japanpapierblatt immer wieder Gänsehautmomente. Gerade die Arie „un bel di, vedremo“, der Summchor oder die letzte Arie der Madame Butterfly sind ganz große, eindringliche Momente. Die einzelnen Personen wirken bisweilen etwas verloren auf dem großen Blatt Papier. Geschickt nutzt man den Geisterchor, um Personen von der Bühnen verschwinden zu lassen. Der Wind an dem Abend verlieh den weißen oder rot-weißen Kostümen die nötige Dramatik.
Zu Beginn der Aufführung treiben sich einzelnen Geister schon eine Viertelstunde vor dem Beginn auf der Bühne herum. Als Pinkerton und Sharpless, die beiden männlichen Hauptrollen auftreten, reißen sie zwei Löcher in das Papier der Bühne. Zu den Klängen der amerikanischen Nationalhymne fährt ein riesiger Fahnenmast aus dem rechten der beiden Löcher. Vermuten kann man nur den Hauskauf, der nun von Pinkerton getätigt wird. Zudem legt Pinkerton gleich seine Absicht offen, einmal eine amerikanische Frau zu heiraten. Für 999 Jahre hätte er das unsichtbare Haus mit der Geisha gekauft, mit dem Recht, monatlich zurück zu treten. Zur Hochzeit mit Madame Butterfly kommt mit den Geishas in Rot zusammen, die Verwandtschaft in Grün. Madame Butterfly ist von nobler Herkunft und erst 15 Jahre alt. Sie packt die Hinterlassenschaften ihrer Familie aus einer Kiste aus. Ein Ottoké ist dabei und ein Dolch. Es wird angedeutet wird, dass Butterflys Vater Selbstmord auf Befehl ausgeführt hatte. Pinkerton ist als Marinesoldat in einem auffälligen blauen Anzug zur Hochzeit erschienen. Als herauskommt, dass Butterfly auch noch im Missionshaus gewesen, mischt sich Onkel Bonze aus dem Hintergrund ein und verflucht sie und die Ehe. Der Onkel nur als Fratzenprojektion auf dem Papier zu sehen. Dennoch stellt sich eine romantische Stimmung ein, als ein Mond auf das Papier geworfen wird.
Im zweiten Akt kommt Butterfly mit einer amerikanischen Fahne aus einer Blattfalte. Inzwischen hat Butterfly ihr rot-weißes Hochzeitskleid gegen eine blau-weißes Kleid getauscht und somit sich auch optisch Pinkerton abgeglichen. Leider wird sie von Geldnöten geplagt. Pinkerton ist aber inzwischen das dritte Jahr weg. Er hätte ihr gesagt, er komme wieder, wenn das Rotkehlchen brütet. Sie fragt Sharpeless, ob die Rotkehlchen in Amerika seltener brüten, weil sie es in Japan schon dreimal getan hätten. Man legt Butterfly nahe doch einen japanischen Fürsten Yamadori zu heiraten. Der erscheint auf einer Sänfte mit einer langen roten Robe, getragen von sechs Trägern im Wasser des Bodensees. Butterfly hat einen kleinen Sohn, den sie Sharpless zeigt. Die Dienerin Suzuki jagt den Heiratsvermittler Gozo mit einem Rechen über die Bühne, als er falsche Gerüchte über die Herkunft des Kindes verbreitet. Mit einem lauten Donner hört man nun die Kanonen. Butterfly erwartet die Ankunft von Pinkerton und schmückt die Bühne mit Blumen und möchte Frühlingsduft für seine Ankunft verbreiten. Auch auf das Papier werden Blütenblätter projiziert. In der nun folgenden Traumsequenz sieht Butterfly Pinkerton Geschenke bringen für ihren Sohn. Es ertönt der bekannte Summchor. Aber das ist nur ein Traum vor dem dritten Akt. Es fährt ein überdimensioniertes Papierschiff an den rechten Bühnenrand, in dem Butterfly kurz verschwindet.
Im letzten Akt kommt kurz Pinkerton mit seiner Frau. Pinkerton hält die Situation nicht aus und flüchtet wieder. Er begegnet Butterfly im letzten Akt nicht mehr, sondern lässt seiner Frau, im linken Pettycoat die Aufgabe, den Sohn von Butterfly und ihm nach Amerika zu bringen. Butterfly verabschiedet sich vom Sohn. Die Geister haben einen Dolch gebracht, mit dem sich Butterfly schließlich, wie ihr Vater das Leben nimmt. Der Bogen Papier geht von unten her zuerst in einer Projektion, am oberen Bühnenrand aber dann tatsächlich auch in Flammen auf. Butterflys Leben ist verbrannt wie das Blatt Papier.
Ich war zu Anfang skeptisch, ob die Madama Butterfly auf der großen Bühne funktionieren würde, aber das tut sich wirklich sehr gut. So waren auch an diesem, etwas regnerischen Tag, alles Plätze ausverkauft. Gerade als es Dunkel wird, scheint das Blatt magisch über dem See zu schweben. Sehr positiv ist mir an diesem Tag die Tonanlage aufgefallen, was früher für mich immer wieder ein Kritikpunkt in Bregenz war. Mit den LED-Lichtern zusammen hat man die Technik modernisiert, was ich sehr wohlwollend aufgenommen habe. Elena Guseva hat an dem Abend eine makellose Butterfly gesungen, würdig in den Duetten begleitet von ihrer Dienerin Suzuki (Aytaj Shikhalizada). Die Männer sind bei diesem Puccini die Bösen und ich kenne wenig Bühnenfiguren, die so unsympathisch sind wie Pinkerton. Łukasz Załęski als Pinkerton und Yngve Søberg als Sharpless erfüllen an diesem Abend ihren Auftrag, die Bösen zu sein. Als der Regen dann um 23:30 einsetzt, war man schon am Parkplatz.
Quelle: YouTube | Bregenzer Festspiele
Quelle: YouTube | grizzly2000
Manchmal können die Erben eines Komponisten einen Strich durch eine Aufführung machen. So wie im Falle der Bettlers Jazz Opera in Fürth. Eigentlich war geplant, die Musik von Kurt Weill für das Stück zu nehmen. Die Erben haben dies aber verhindert, so musste Uwe Thiem für das Community-Projekt Brückenbau Fürth eine neue Komposition geschrieben werden. Die ist zwar weit entfernt von Jazz, was aber dennoch sehr schön klingt. Man orientierte sich dabei eher an der Original-Vorlage von Johann Christoph Peppusch. Während der ganzen 80 Minuten, die diese Oper dauert, darf man in dem Kulturform umhergehen. Es gibt nur auf Wunsch Klapphocker, die man dann aber zuverlässig mit sich mitführen muss. Im Programmheft ist ein Schaubild, wie die einzelnen Personen in Beziehung stehen. Alle Darsteller sind bei der Aufführung barfuß und weiß geschminkt. Es gibt einen Chor, der in erster Linie mit Frauenstimmen besetzt ist. Auch dieser Chor positioniert sich an unterschiedlichen Stellen.
Am Beginn stellt ein Bettler mit rotem Heliumballon die Darstellergruppe vor, die allesamt aus Bettlern, Huren und Verbrechern besteht. Es gäbe unter den handelnden Personen keine ehrenwerten Menschen. Zum Eröffnungstitel kommen die Darsteller singend in den Raum und laufen zur Klavierbegleitung durch die Zuschauer. Hauptdarsteller ist der Advokat Peachum, der einen Pakt mit der Gefängnisdirektorin hat. Gefangene, die der Advokat verurteilt, lässt die Gefängnisdirektorin Lockit vorzeitig frei, damit sie wieder auf Beutezug gehen können und ihr Diebesgut bei Peachum abgeben. Dieses Cum-Ex-Geschäft läuft eigentlich wie geschmiert, wobei man immer wieder Euro-Scheine fließen übergibt, bis die Tochter des Advokaten sich verliebt und zwar ausgerechnet in den Chef der Diebesbande Maceath. Schlimmer noch, Polly hat diesen Chef sogar geheiratet und ist wie eine Lucia di Lammermoor dazu verurteilt, die ganze Aufführung in einem Tüllbrautkleid zu überstehen. Der Advokat Peachum mit langer Rosshaarperücke und Leggins, rät ihr, schleunigst Witwe zu werden und Maceath zu beerben. Mutter Peachum, die mit dem Advokaten nicht verheiratet ist, ertränkt ihren Kummer mit einem Flachmann, wird bei der Erzählung von Polly sogar ohnmächtig und muss mit einem großen Schluck aus der Pulle wiederbelebt werden. Zudem scheint Frau Peachum schon im Vorfeld der Aufführung ziemlich einen über den Durst getrunken zu haben. Durch die plötzliche Hochzeit mit dem Chef der Bettlerbande, gibt es nun ein Zerwürfnis zwischen Maceath und Peachum. Maceath, der nun verfolgt wird, verabschiedet sich von seiner Bettlerbande und geht zu den Dirnen ins Bordell. Dort lässt er sich die Augen verbinden. Die Dirnen sehen mit ihren kahlen Köpfen und ihren schwarzen Dessous beängstigend aus. Die rothaarige Jenny nutzt die Gelegenheit und verpfeift Maceath bei Peachum, natürlich wieder gegen eine Handvoll Scheine. Maceath wird abgeführt und landet in der Mannertstraße (Gefängnisstraße in Nürnberg). Dort ist er an der rechten Saalecke hinter einem Bauzaun eingesperrt. Er bittet aber Lockit, die schweren Handschellen zu entfernen, gegen ein paar leichtere. Wieder fließt Geld für die Aktion. Nun tritt Lucy Lockit auf, die ebenfalls mal ein Verhältnis mit Maceath hatte. Lucy ist zudem die Tochter von Lockit, was Maceath schließlich zur Flucht verhilft. Dummerweise kommt jetzt auch noch Polly im Brautkleid an und es entsteht ein heftiger Streit zwischen den beiden Rivalinnen am Bauzaun. Aber auch der Pakt zwischen Lockit und Peachum bröselt und es kommt in einer Kneipe zur Aussprache. Inzwischen kann Maceath entkommen und flüchtet in eine Kneipe. Dort wird er dann von der Kneipenwirtin Frau Strich verraten, natürlich wieder gegen Geld. Jetzt scheint in Begleitung der gesamten Bettlerschar Maceaths letzte Stunde geschlagen zu haben. Aber so will der Erzähler das Drama nicht enden lassen. Es erfolgt schließlich die Begnadigung und alle tanzen fröhlich durch den Saal.
Klar muss man sich darauf einstellen, dass hier bei dem Stück Laien am Werk sind. Die spielen das aber mit großer Hingabe und haben sichtlich Spaß am Stück. Da stört dann auch einmal der ein oder andere schiefe Ton nicht. In kleinen Ensembles formieren sich die Sänger immer wieder neu, tanzen durch die Reihen. Man ist mittendrin im Geschehen. Die Darsteller sind allesamt weiß geschminkt und barfuß. Die Musik lehnt sich teilweise an das Original von Peppusch an, hat teilweise choralähnlichen Charakter, was sicherlich auch auf die musikalische Leitung Frau Schilffarth zurückfällt, ist die doch fest in der Kirchenmusik verankert. Mit Michaela Domes hat man eine erfahrene Theaterfrau vor sich, die Effekte gut umzusetzen weiß. Für die gute Unterhaltung gab es natürlich stehenden und langanhaltenden Applaus. Die Erben von Kurt Weill gehen bei dem Stück leider leer aus, was im Falle der Musik für mich kein Fehler war.
Quelle: YouTube | Stadttheater Fürth
Brett Deans Oper Hamlet aus dem Jahr 2017 war dieses Jahr die Eröffnung der Opernfestspiele im Bayrischen Staatstheater München. Dieses Werk war in Glyndebourne ebenfalls mit dem Dirigenten Vladimir Jurowski erfolgreich debütiert. Mit dem Hamlet Sänger Allan Clayton hat man den Hamlet der Uraufführung in der Besetzungsliste, der zweifellos eine gute Wahl ist. Mit der Musik von Brett Dean mutet man den illustren Premierengästen harte Kost zu. Man wartet nach den ersten Klängen gespannt darauf, wann die ersten aus dem Publikum das Haus verlassen. Nach 35 Minuten gab es erwartungsgemäß die ersten Ausfälle im Parkett, die den wabernden Klangteppich zu anstrengend fanden. Wenn man immer sagt, dass Musik, Gesang, Inszenierung und Text in der Oper eine Einheit bilden, so gilt dies besonders für dieses Werk. Man hangelt sich im Text förmlich am englischen Original von Shakespeare entlang und bleibt relativ gut textverständlich, obwohl die Balance zwischen Sängern, Chor und Orchestergraben manchmal ins Schlingern gerät und das Tosen im Orchester zu laut wird.
Wie jeder Hamlet, der Sohn des Dänenkönigs ist, startet das Bühnenbild mit einem Dialog zwischen Hamlet und Orphelia, seiner Geliebten. Während des Beginns fällt einem der Witz ein, stimmen die sich gerade noch ein? Oder hat es schon angefangen? Ja, dieser hypernervöse Klangteppich ist Programm. Als Bühnenbild hat man einen Palastsaal im neoklassizistischen Stil, der sich während der Vorstellung immer mehr auflöst. Man stellt fest, dass alle Sänger weiß geschminkt sind und überlegt, ob es auch eine White-Facing-Debatte gibt? Wenn der geforderte mindestens 32-stimmige Chor zur Hochzeit der Königin mit Hamlets Onkel einsetzt, entfaltet die Musik ihren Duft. Man stellt schnell fest, der Klang ohne eingängige Melodien, wird über die nächsten 3h zum fixen Bestandteil. Man klebt förmlich an den Übertiteln und folgt gespannt dem Libretto. Denn mit dem Textbuch zur Oper hat man mit Shakespeare einen echten Profi vor sich, der die Psychologie der Figuren interessant vorantreibt. Als Hamlets Vater in seinem Wahn auftritt und Rache für den Mord fordert, wird Hamlet wahnsinnig. Die Königin der Dänen rätselt nun über den veränderten Sohn, aber man hat schnell eine schlüssige Erklärung. Es wäre die unerwiderte Liebe zu Orphelia und nicht etwa die Musik, wie man lästern könnte. Im Schloss tauchen nun zwei Countertenöre auf, ehemalige Mitstudenten von Hamlet, die wie Bürobeamte aussehen und immer im Falsett fiepsen müssen. Dabei hätten die nun wirklich das Format für eine Purcell-Oper. Man lässt Orphelia mit Hamlet alleine, ihr Vater hätte alle Liebesbriefe abgefangen. Hamlet weißt sie ab mit den Worten: Geh in ein Kloster, die Liebe ist vorbei. Dieses Zitat ist mir aus eine Castorf Inszenierung in der Volksbühne Berlin gut bekannt. Hamlet engagiert eine Schauspielertruppe. Hamlets Plan ist, seinem Onkel, der für den Mord an seinem Vater verantwortlich ist und der nun Gemahlin seiner Mutter ist, die Ermordung in einem Theaterstück zu präsentieren. Wie zu Shakespeares Zeiten, spielen die Schauspieler das „Drama Die Ermordung des Gonzago“, das erstaunliche Parallelen zu der Ermordung von Hamlets Vater aufweist. Hamlet kommentiert die Geschehnisse auf der Bühne, die von einem Akkordeon begleitet werden. Interessanterweise spielt derselbe Schauspieler nun den König, der auch der Geist von Hamlets Vater war. Wie zu Shakespeareszeiten wird die Frauenrolle der Königin im Stück von einem Mann gespielt, denn Frauen waren damals auf der Bühne verboten. Letztlich gelingt die Provokation, der Mörder springt auf und ist vom Stück aufgewühlt. Aber Hamlet kann den geplanten Mord an seinem Onkel nicht ausführen, der in einem Gebet nach einer Möglichkeit sucht, sich reinzuwaschen. Also geht er ins Gemach seiner Mutter, stellt die zur Rede und ersticht in seinem Wahn Orphelias Vater.
Nach der Pause haben sich die Reihen noch etwas gelichtet, aber viele sind gespannt, wie das Drama weitergeht. Orphelias Bruder will nun den ermordeten Vater rächen. Unterdessen ist Orphelia durch die Geschehnisse wahnsinnig geworden. Spärlich bekleidet und mit Blumenstängeln singt sie eine große Arie und tanzt im Wahn über die Bühne. Es kommt zu einem wirkungsvollen Verschwörungsduett zwischen dem Onkel und dem Bruder Orphelias. Man beschließt mit einem vergifteten Florett und einem Gifttrunk Hamlet zu beseitigen. Unterdessen stürzt sich Orphelia in den Fluss und klingt als Echo aus den Logen der Staatsoper. Es senkt sich eine Fläche vom Bühnenhimmel mit einem Erdhaufen. Es ist der Totengräber, wieder derselbe Darsteller John Tomlinson, den man schon in zwei königlichen Rollen gesehen hat. Der Totengräber findet den Schädel des Hofnarren, der Hamlet großgezogen hat. Hamlet verliert sich in Erinnerungen an ihn. Es wird Hamlet aber klar, dass das Grab für Orphelia ist. Die Trauergemeinde erscheint mit Orphelias Bruder, der Königin und dem Gemahl. Es kommt zu einer Rangelei zwischen Orphelias Bruder und Hamlet. Die beiden Countertenöre informieren über ein Preisgeld, dass der König ausgesetzt hat.
So und nun passiert eine interessante Wendung, denn zum Finale dem endgültigen Showdown aller Figuren musste ich den Besuch der Vorstellung abbrechen, was ich wirklich sehr bedauert habe. Der letzte Zug zurück fuhr so unglücklich früh, dass ich die Vorstellung verlassen musste. Für mich hieß es ab hier: Schlag nach bei Shakespeare. Ich habe das Finale dann in BR-Klassik am Handy verfolgt und da war das Ganze dann wie ein zusammengefallenes Soufflé. Die Musik, eben noch für gut befunden, zerfiel zum besungenen Staub. Eben noch von dem Gesehenen begeistert, machte die Musik allein so gar keinen Sinn mehr. Womit man wieder bei der Ausgangthese ist: Musik, Gesang, Inszenierung und Text in der Oper bilden eine Einheit. Ein Teil für sich, macht bei diesem Hamlet keinen Sinn und ist wertlos. Ich habe mir am Ende sagen lassen, dass es keine Buhs gegeben hätte. Letztlich siegt bei dem Stück das Libretto und die Werktreue zu Shakespeare mit seinen Figuren. Die Musik ist nichts, was man sich einmal so auf der Stereoanlage anhören würde, aber als Untermalung des wahnsinnigen Geschehens auf der Bühne, taugt sie äußerst gut. Dennoch wird es das Stück schwer haben, einen dauerhaften Platz im Repertoire zu finden. Und warum musste ich nur ständig an den Komponisten Antony Swindelle aus Alma Deutschers Oper denken? Aber lassen wir das lieber.
Quelle: YouTube | BayerischeStaatsoper
Als Gastspiel der Landestheaters Coburg war „The Rake’s Progress“ von Igor Strawinsky im Stadttheater Fürth zu Gast. Die Oper erzählt den Aufstieg und den Niedergang des Libertins Tom Rakewell. In einer Inszenierung von Berhard Loges, hat Ana Tašić eine passende, düstere Inszenierung aus Pappmaché umgesetzt, die an etwas surreale Bildelemente von Salvatore Dali erinnert. Igor Strawinskys einziges abendfüllendes Werk ist von der Musik her neoklassizistisch und nimmt viele Anleihen bei Mozarts „Cosi Fan Tutte“. Leider sind die Anleihen sehr verwässert und es braucht viel Vorstellungskraft aus den melodischen Passagen wirklich den Mozart herauszuhören. Das Werk wurde in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln gegeben. Eine Einführung in das Stück gab es vorher auch, die sehr hilfreich war, um sich in der Handlung zu Recht zu finden. Es handelt sich bei dem Stück um eine Nummernoper, es ist aber ein Dreiakter und da hat man immer etwas Probleme mit der Pause, die hier im zweiten Akt nach dem zweiten Bild gesetzt wurde. Das teilt natürlich das Werk in zwei etwa gleichgroße Stücke, ist aber dennoch zu hinterfragen.
Eigentlich geht das Stück sehr schön los. Man sieht ein großes Bühnengemälde von Caspar David Friedrich und befindet sich in einer Naturidylle. An dem gemalten Wald hängt ein schwarzes Kreuz und eine Ahnengalerie. Rechts steht ein mannsgroßer Blumentopf mit einer weißen Papiernelke. Man befindet sich im Garten von Truloves Haus. Ziemlich am Anfang singt Tom schon eine Arie „Since it is not by merit“, die zwar kurz ist, häufig aber auch einzeln an Arienabenden gegeben wird. Annes Vater bittet Tom zum Gespräch, wie Tom sich seine Zukunft vorstellt. Annes Vater ist dabei mit Bartosz Araszkiewicz sehr schön besetzt, der Tom zu einer Stellung in einer Bank verhelfen will. Tom lehnt jedoch ab. Im selben Moment kommt im karierten Anzug mit einer grauen Popperwelle Nick Shadow an. Er berichtet von einem überraschend verstorbenen Onkel und einer großen Erbschaft, die Tom bekommen würde. Nick wäre im Dienst des Onkels gewesen und nun quasi herrenlos. Nick schlägt vor, den anfallenden Papierkram für Tom zu übernehmen, wofür sie allerdings nach London gehen müssten. Nick ist jedoch kein geringerer als der Teufel selbst, der ein Jahr später seine Entlohnung einfordern wird. Dabei rotiert schon einmal das schwarze Kreuz am Wald. Tom lässt sich auf den neuen Diener ein, schwört Anne noch bei der Abreise ewige Treue. Nick und Tom gehen durch eine große Aussparung im Gemälde nach London in das Bordell von Mother Goose.
Im Bordell von Mother Goose genießt Tom nun das Leben. Nick hat jetzt rote Lackstiefel mit Absätzen an. Mother Goose erscheint in einem weißen Kleid mit großen Augen an, eine rote Frisur und eine riesige Perlenkettenattrappe. Was Tom aber von Annes Haus mitgenommen hat ist eine Kuckucksuhr. Tom soll zum Thema Liebe ein Lied singen, nur fällt ihm dazu nichts ein. Als die Kuckucksuhr nun anschlägt und vorgibt, dass es Zeit ist aufzubrechen, lässt Nick die Uhr rückwärtslaufen. Die Bordelldamen, die mit ihren kahlen Köpfen und roten Dessous wirklich gruselig aussehen, bedrängen Tom. Doch Mother Goose nimmt Tom für sich ein und verschwindet durch eine große Tür, auf der ein gierig blickender Tom gemalt ist.
Anne beschließt den Vater zu verlassen und Tom zu unterstützen, wobei die Darstellerin der Anne (Francesca Paratore) nun eine wirklich virtuose Caballetta „I go to him“ singt.
Im nächsten Bild ist Tom von dem Stadtleben gelangweilt und sehnt sich in die Natur. Die Mode und die ganze Hektik gehen ihm auf die Nerven und er fühlt eine Leere. Jetzt kommt Nick mit einer Zeitung herein und schlägt ihm die Heirat mit Baba the Turk vor. Zuerst ist Tom zögerlich, aber Baba the Turk wäre die Sensation am Jahrmarkt bei jedermann, mit der Heirat könne er Ansehen gewinnen. Lachend ziehen Tom und Nick davon.
Anne sucht weiter Tom und bemerkt, wie man vor Toms Haus große Kartons stapelt. Das sind alles Erinnerungsstücke von Baba the Turk, die bei Tom einziehen wird. Baba the Turk ist wirklich eine imposante Erscheinung. Das Problem der bärtigen Dame löst man durch ein Mannfrau Kostüm. Je nachdem, ob Baba aufbrausend ist, dann sieht man die männliche Seite oder lockend, verführerisch ist, dann sieht man die weibliche Seite. An der Stimmlage ist Janja Vuletić, jedoch eindeutig als Frau zu erkennen. Dennoch muss man immer wieder zweimal hinsehen und ist von der Kombination aus wasserstoffblonder Perücke und kurzem Herrenschnitt mit Bart kurzzeitig irritiert. Tom schiebt Anne auf die Seite, sie wäre ein Milchmädchen. Er blättert mit Geldscheinen und gibt Anne Geld, damit sie verschwindet. Baba wird ungeduldig und fragt nach wer die Dame ist. Baba verschwindet im Haus. Nick Shadow hält nun ein Schild mit Pause hoch.
Nach der Pause in der letzten Szene des zweiten Akts redet Baba unentwegt über ihre tollen Erinnerungsstücke. Tom ist entnervt und wirft ihr sein Jackett drüber und bringt sie so unsanft zum Schweigen. Tom hat nun eine Traumsequenz von einer großen Maschine, die Steine zu Brot machen soll. Nick Shadow baut einen Kasten mit einer mechanischen Puppe auf, die tatsächlich Steine in Brot verwandelt. Wacht auf, sieht die Maschine und beschließt die Welt damit zu verändern. Die Maschine ist aber eine Fälschung und arbeitet nicht richtig. Das ist Tom aber nicht bewusst, er beschließt mit Nick die Maschine in Serie zu produzieren und damit die Welt zu verändern.
Im dritten Akt ist Tom dann bankrott. Es findet eine Aktion statt, bei dem sein Haushalt mit dem Auktionator Sellem verkauft wird. Ein unbekanntes Objekt, das sich als Baba the Turk herausstellt, wird ebenfalls versteigert. Anne erscheint auf der Auktion und Baba the Turk versichert ihr, dass Tom sie immer noch liebt. Baba the Turk will nach der Pleite von Tom ihre Bühnenkarriere wieder aufnehmen.
Tom wird von Nick in einen düsteren Raum mit einem übergroßen Ventilator gezogen. Das Jahr wäre um und Nick bekomme nun, was ihm zusteht, nämlich Toms Seele. Eine Uhr schlägt und Nick wird weich. Er bietet Tom ein Kartenspiel mit drei Karten um dessen Seele an. Die drei Karten werden nun aber von Tom richtig erraten. Nick ist außer sich und lässt Tom am Ende der Szene wahnsinnig werden als Rache.
Am Ende ist Tom in der Nervenklinik gelandet. Umgeben wird Tom von einem Chor aus weißgekleideten Männern und Frauen mit grauen Haaren. Ansprechbar ist Tom nur noch als Adonis. Anne kommt herein und gibt sich als seine Venus aus. Beruhigt schläft Tom auf Annes Schoß ein. Anne wird von ihrem Vater geholt und sie geht, da sie nichts mehr für Tom tun kann. Als Anne gegangen ist, wacht Tom erneut auf und ruft die Helden des Altertums. Er sinkt auf den Boden zurück und der Chor wirft weiße Papiernelken auf ihn.
Im Epilog erklären die Protagonisten die Moral von der Geschichte und die wäre: „Bei müßigen Händen, Herzen und Seelen findet der Teufel sein Werk.“
Nach fast 3h ist dieser Opernabend zu Ende, man ist etwas irritiert von der Handlung und von der Musik. Die Anklänge an die alten Komponisten wie Mozart, Händel, Gluck, Beethoven usw. sind zwar da, die Zitate sind aber stark verwässert und kaum zu erkennen. Es entsteht ein etwas fahler Klangteppich in dem eigentlich nur zwei Nummern rausstechen, Toms Arie am Beginn und die Cabaletta der Anne. Auch das Vorspiel zum dritten Akt wabert etwas in einer Beliebigkeit vor sich hin, bis eine Flöte die Rettung bringt. Das Landestheater Coburg hat gute Arbeit geleistet und das Stück gut umgesetzt, daran besteht kein Zweifel. Dennoch konnte sowohl die Handlung und vor allem die Musik mich nicht überzeugen. Die kommt etwas fahl daher, zieht sich vor allem in der Auktionsszene und am Ende. Somit wird die Oper wohl ein One-Way-Trip bleiben für mich, sie steht für mich in krassem Kontrast zum Vorwerk von Alma Deutscher im Landestheater Salzburg. Es war vor allem die Musik, die mich über weite Teile nicht angesprochen hat.
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