La Bohème - Eine Winteroper
Die Staatsoper im Schillertheater zeigt in dieser Spielzeit wieder Puccinis ‚La Bohème‘. Jetzt hat diese Inszenierung von Lindy Hume aus dem Jahr 2001 schon ein gewisses Alter, dennoch ist auch die 62. Aufführung dieses Werks sehenswert. Dies liegt vor allem daran, dass man sich mit einer aufwendigen Inszenierung ziemlich nach am Textbuch gehalten hat. Außerdem gab Aleksandra Kurzak ihr Rollendebüt als Mimi. Auch mit Abdellah Lasri als Rodolfo hat man eine gute Wahl getroffen. Alternierend singt die Rolle auch Piotr Beczala.
Auf dem Bühnenvorhang sieht man Eiskristalle. Ohne Ouvertüre geht es gleich los mit der Handlung. Auf einem Lehnsessel sitzt ein gealterter Rudolfo und lässt so die Geschehnisse seiner Jugend um die Näherin Mimi noch einmal Revue passieren. Ein verkanteter Würfel grenzt den Raum ab, in dem die Studenten-WG lebt. Sie besteht aus Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline. Rechts steht ein großes Gemälde und Marcello der Maler, versucht sich an dem Auszug Mose aus Ägypten. In der Mitte im Hintergrund steht eine alte Schaufensterpuppe. Da es an diesem Winterabend kalt ist und man kein Holz hat, verheizt man in dem Gusseisenofen das Werk von Rodolfo. Aber die Not scheint ein Ende zu haben, als Schaunard, der Musiker in das Zimmer kommt. Er hat einen Auftrag erhalten und Essen mitgebracht und Holz. Getrübt wird die Stimmung erst, als Benoît der Vermieter die Miete für das letzte Quartal eintreiben will. Als sie ihn mit Wein den Vermieter zum Reden bringen und er mit Frauen prahlt, spielen sie sich entsetzt auf, wie er nur seine Frau betrügen könne. Damit haben sie ihn in der Hand und er geht, ohne die Miete zu bekommen. Fröhlich gehen die Studenten ins Café Momus. Dann kommt die Nachbarin Mimi in die Wohnung auf der Suche nach Feuer für die Kerze. Sie erleidet einen Schwächeanfall und verliert den Schlüssel. Die nun folgende Szene enthält gleich drei bekannte Stücke (Che gelida manina, Sì. Mi chiamano Mimì, O soave fanciulla). Man kommt sich näher im Dunkeln. Als die Freunde rufen, öffnet sich die Bühne. Die Seitenwände werden weggefahren und das Podest mit dem Boden und Rodolfo und Mimi fährt zur Seite. Als es dann zum Schluss des Bildes auch noch schneit, ist der Winterzauber perfekt.
Das zweite Bild beginnt mit vielen Leuten auf der Bühne und mit einer Weihnachtslichterkette. Zu Walzerklängen sieht man ein Standardtänzerpaar tanzen. Es sind sehr viele Leute auf der Bühne und es hat sich auch ein Weihnachtsmann drunter gemischt. Aber halt, der Spielzeugverkäufer Parpignol ist eine sehr graue Erscheinung mit seinem Fahrrad voller Spielzeug. Rodolfo kauft seiner Mimi einen rosa Haarreif. Man befindet sich vor dem Café Momus, das mit einer Leuchtwand und mit einem großem „M“ dargestellt wird. Links am Bühnenrand stellt nun Rodolfo Mimi seinen Freunden vor. Im roten Licht der Bar sieht man eine grüne Leuchtgirlande in Form des Wortes Momus. Davor gibt es eine Treppe zur Bar. Eine etwas schrille Musetta in einem lila Abendkleid hat nun ihre Auftrittsarie mit Quando m’en vò. Dabei versucht sie ihr ehemaliger Geliebter Marcello eifersüchtig zu machen, indem er mit einer anderen Frau relativ brutal tanzt. Marcello kann aber Musetta nicht widerstehen. Ihren älteren Liebhaber schickt sie unter einem Vorwand zum Schuster. Der Flirt mit Marcello hat gewirkt, jetzt bleibt nur noch, dass ihr Liebhaber die offene Rechnung zahlt.
Das dritte Bild gibt etwas Rätsel auf. Auf den Bühnenvorhang werden Regentropfen projiziert. Auf einer Uhr sieht man, dass es sieben Minuten vor zwölf ist. Von dem Gasthaus nahe einer Zollschranke vor der Stadt lässt die Inszenierung nur die Uhr, ein paar Parkbänke und einen Mülleimer übrig. Mimi und Rodolfo haben sich getrennt. Sie sucht Rat bei Marcello. Rodolfo hat Mimi aus Eifersucht verlassen. Ihm ist der Husten zudem nicht geheuer und er könne ihr nicht helfen, wegen seiner Armut. Die Gründe für die Trennung hört Mimi mit und verrät sich durch ihren Husten. Man beschließt sich erneut zu trennen, aber erst im Frühling. Musetta und Marcello indes haben aber wieder Streit und trennen sich erneut.
Für das vierte Bühnenbild erfolgt ein langwieriger Umbau. Man sieht die Rückseite eines Gebäudes. Marcello malt die Wand an. Auf einer schiefen Ebene steht ein Bett. Die Junggesellen haben wieder Hunger und es gibt nur Heringe zu essen. Dann dreht sich die Bühne und man sieht wieder das kahle Zimmer. An den Wänden sind rote Schmierereien und zwar die Worte „Vipère“ und „Sorcière“, die Marcello in Eifersucht auf Musetta angebracht hat. Es kommt die geschwächte Mimi herein. Man beschließt, ihr zu helfen. Musetta versetzt ihre Ohrringe, um ihr den Wunsch nach einem Muff für ihre kalten Hände zu erfüllen. Auch der Mantel wird versetzt und es gibt dafür Arznei. Dennoch kommt für Mimi jede Hilfe zu spät. Sie stirbt im Sessel, als Rodolfo gerade abgelenkt ist. Die Mimi-Rufe von Rodolfo gehen mir dabei jedes Mal unter die Haut.
Die Bohème ist wohl eine der meist gespieltesten Opern überhaupt. Es gibt unzählige Einspielungen. Die Inszenierung in Berlin punktet dabei mit einer ziemlich getreuen Umsetzung, weit ab von schrägen Regieeinfällen. Auch die Sänger können überzeugen, sodass man einen Besuch dort ohne Einschränkung empfehlen kann. So gab es zum Schluss reichlich Applaus für diese Wiederaufnahme am Schillertheater.
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