Benvenuto Cellini
Beim Besuch von Benvenuto Cellini kam mir spontan die Idee, ein Opernblog anzufangen. Neben dem Urlaubsblog gibt es nun also noch das Spezialblog für kulturelle Veranstaltungen.
Zuerst hatte ich keine Lust auf Weggehen, habe mich spontan um 18 Uhr entschlossen, doch noch vorher einen Milchkaffee im Blauen Adler in Nürnberg mit Christian zu treffen. Da musste man zuerst eine Mitgliedskarte ausfüllen, denn der blaue Adler ist jetzt Raucherclub. Ich habe mich unter der Treppe platziert und meinen Fuß brav hochgelegt. Mein Zeh tut immer noch ziemlich weh und ich überlege schon, wie ich drei Stunden Oper überstehen soll. Wir haben Einzelstühle im Ersten Rang Seite und ich hoffe, meinen Fuß irgendwie lagern zu können. Wir waren sogar noch rechtzeitig dran und haben die Einführung noch mitbekommen. Das hörte sich schon mal interessant an. Hektor Berlioz sagte mir gar nichts und von der Handlung hatte ich auch keine Ahnung. Insofern war die Einführung nicht schlecht. Begonnen hat die Inszenierung im Zimmer von Theresa und ihrem Papa. Dort stand ein roter Fernseher und ein Kühlschrank rum. Zum Ende ihrer Eröffnungsarie löffelt Theresa einen großen Becher Joghurt, was eine ziemliche Leistung ist, gleichzeitig essen und löffeln. Der Cellini konnte als Tenor nicht so überzeugen. Er war zwar nicht schlecht. Langweilig wurde es auf der Bühne nie. Gerade als beim Trinkgelage der ganze Opernchor als Cellini auf der Bühne steht und sich synchron im Takt bewegt, wird es interessant. Das Trinkgelage mit den tanzenden Kellner ist auch unterhaltsam. Dabei lenken die Regieeinfälle ziemlich von der eigentlichen Handlung ab. Die List von Cellini, seine Theresa in Möchsverkleidung zu entführen, findet während einer Opernaufführung in der Oper statt. Die Operngäste sind dabei alle in schwarz gekleidet, mit weißen Pastorenkragen und neongelber Barocktüll auf dem Kopf. Die Entführungsszene gerät zum ziemlichen Chaos, da ihr Gegenspieler die List kennt und ebenfalls als Mönch auftritt, um Theresa zu entführen. Die Musik macht unterdessen ein ziemliches Tschingdarassa Bum. Am Besten macht man die Augen zu. Christian meinte, das hätte was von Andrew Lloyd Webber. In der Pause sind Christian und ich uns einig, dass Werner wohl nach der Pause das Weite gesucht hätte. Es ist schon etwas seltsam, denn das Geschehen auf der Bühne mit den komischen Einlagen, passt so gar nicht zu dem, was die Musik rüberbringen will. Wir sehen uns aber dennoch den zweiten Teil an. Da die Stühle rechts frei sind, geht das auch gut mit meinem Zeh. Höhepunkt der nächsten Etappe ist eindeutig die Traumszene von Cellini. Während Theresa einen Joint raucht, fährt ein bayrisches Landidyll hoch, in dem ein zweiter Cellini vom einsamen Leben mit Theresa in den Bergen träumt. Cellini muss eine Statue anfertigen und wär lieber in den Bergen. Dann tritt ein Papst im weißen Glitzeroutfit auf, der ebenfalls etwas bekifft zu sein scheint. Er hämmert in einer Pause auf einem Kaffeeautomaten rum über dem eine Madonnenstatue steht. Diese fängt an zu leuchten, als er sich den Kaffee zubereitet. Der Papst stellt Cellini ein Ultimatum für den Guss der Statue. Dies hält Cellini ein, in dem er alles Metall aus seinem Atelier in die Schmelze wirft. Das ganze Atelier mit den Kunstwerken wird ausgeräumt. Dann in der Schlussszene sieht man die fertige Statue, auf einer Stoffbanderole aufgedruckt. In der Oper kommt auch eine Digitalkamera zum Einsatz, per Beamer sieht man immer wieder Bilder vom ersten Akt.
Fazit:
Die Bühneneinfälle von Laura Scozzi sind prall gefüllt, passen aber so gar nicht zu Hektor Berlioz pathetischer Musik. Es ist immer wieder unterhaltsam, was auf der Bühne so passiert. Wenn es ganz schlimm wird, kann man immer noch die Augen schließen. Die Oper hat sehr schöne Arien, in der die Sänger ihr Können zeigen können.
Quelle: YouTube | Staatstheater Nürnberg
Kritik in der NN
Einen Kommentar hinterlassen