Der Korsar - Il corsaro beim Trockenschwimmen
Der Korsar wird an der Oper in Nürnberg konzertant aufgeführt, es fehlt also ein Bühnenbild, der die Handlung verdeutlichen würde. In drei Akten muss man also aufmerksam mitlesen, was sich da auf der Bühne abspielen sollte. Die Übertitel helfen dazu. Man kann auch im Text gut verfolgen, wie Corrado Medora verlässt, um gegen den Osmanen Seid zu kämpfen. Die Korsaren sind in dieser Oper die guten, die eigentlich die gefürchteten Piraten des Mittelmeers waren. Den Beruf, den Corrado nachgeht, verschweigt das Textbuch etwas. Corrados Geliebte Medora versucht ihn noch mit einer wunderschönen Harfen-Arie zurückzuhalten, was ihr aber nicht gelingt. Gulnaras, die Sklavin hat ihren großen Auftritt im zweiten Akt, wo es ihr mit markanten Spitzentönen gelingt, ihre Abscheu gegen den Pascha Seid zum Ausdruck zu bringen. Gerade Gulnaras Arie ist echt eine Meisterleistung der Sängerin Hrachuhí Bassénz. Aber auch ihr Gebieter Seid steht ihr in nichts, denn mit einem soliden Bariton überzeugt auch Mikolaj Zalasinski, der schon seinen Sieg über die Korsaren feiert. Als Derwisch getarnt erscheint Corrado, der Seid von dem eigentlichen Plan ablenkt. Die Korsaren legen ein Feuer in der Flotte der Osmanen. Auch der Harem wird ein Raub der Flammen. Es gelingt aber Corrado und seinen Mannen noch, die Frauen des Harems zu retten. Das wird den Korsaren aber zum Verhängnis, sie werden gefasst und Corrado zu einem grausamen Tod verurteilt. Im dritten Akt muss Seid aber feststellen, dass sich Gulnara in Corrado verliebt hat. Er stellt ihr eine Falle und entdeckt so, dass Gulnara ihren Retter liebt. Am Vorabend der Hinrichtung besticht Gulnara die Wachen und kommt in das Gefängnis. Sie versucht Corrado zu überreden, Seid umzubringen. Corrado verweigert sich aber hartnäckig. In einer Gewitterszene enteilt sie zu Seid. Gulnara bringt Seid selbst um und kehrt in den Kerker zurück und berichtet Corrado, was sie getan hat. Gemeinsam fliehen sie auf ein wartendes Schiff, das sie zurück zu Medora bringt. Am Anfang der letzten Szene feiern die Korsaren die Rückkehr Corrados. Für Medora leider aber zu spät. In ihrer Verzweiflung hat sie vor seiner Ankunft Gift genommen und will nur noch in Corrados Armen sterben. Sie sieht Gulnara und vermutet eine neue Liebe dahinter. Jetzt kommt eine ‚Es-ist-jetzt-nicht-so-nach-dem-was-es-aussieht’-Szene. Corrado klärt auf, dass die Liebe nur Medora gilt und er nur Gulnara die Rettung vor Seid verdankt. Gulnaras Liebe ist nur einseitig. Corrado stürzt sich nach dem Tod Medoras ins Meer.
Ja schade, dass man bei der Aufführung auf ein Bühnenbild verzichtet hat. So ist Trockenschwimmen angesagt. Verdis Frühwerk wird immer als etwas zusammengeflickt angesehen und daher selten aufgeführt. Es war auch bei der Premiere von den Kritikern verrissen worden, hat aber selbst in der konzertanten Aufführung ein paar Stellen, die musikalisch überraschen. Da ist Gulnaras Cavatine (Ah Conforto), die Gewitterszene im zweiten Akt und das Wiedersehensfest der Korsaren, die durchaus in Ohr gehen. Echtes Gala-taugliches Material ist aber nicht dabei.
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