Derniere Alma Deutscher Des Kaisers neue Walzer in Salzburg
Wir haben die letzte Chance in Salzburg genutzt, um ein Auftragswerk des Landestheater Salzburg die Oper: „Des Kaiser neue Walzer“ von Alma Deutscher zu sehen. Eine 3h lange musikalische Komödie über ein Liebespaar aus unterschiedlichen Schichten. Leonie Kaiser ist die verwöhnte Tochter des Modezars Rudolf Kaiser. Auch klanglich bewegt sich Julia Sturzelbaum als Kolloratursopran in schwindelerregenden Höhen. Leonie Kaiser möchte gerne Musik studieren. Ihr Vater plant ihr aber eher Repräsentationsdienste im Modeimperium zu. Als Angestellter im Garten arbeitet Jonas, der mit seiner Gitarre einfache Melodien zupft. Eines Morgens wacht Leonie am Klavier auf und hat noch etwas Musik von Jonas im Ohr, die ihr mit den vier Akkorden aber deutlich zu einfach gestrickt ist. Aber auch Jonas nimmt Teile seiner Mozart Sonate KV380, die er bei Leonie gehört hatte, in einen neuen Song auf. Leonie und Jonas geraten über die Musik ziemlich aneinander. Leonie beschließt nun gegen den Willen des Vaters in der Musikhochschule zu erscheinen, um sich für einen Dirigatkurs einzutragen. Leonie verkleidet sich als Leo. Prof Sir Anthony Swindelle soll der Kurs leiten. Jonas erscheint zu spät zum Vorspiel, darf aber sein komponiertes Lied zum Besten geben. Swindelle ist aber gar nicht gut zu sprechen auf wohlklingende Musik und verreist den Auftritt von Jonas vor der versammelten Klasse. Leo nimmt Jonas jetzt aber in den Schutz. In der darauffolgenden Zeit, erklärt Leo, wie sich die Gitarrenmelodien durch Harmonien aufwerten lassen. Dazu nutzen sie Gedichte von Hesse und entwickeln Stücke. Es ist aber ein Komplott gegen die Kaiser im Anmarsch. Dr. Theodora Meadows hat es auf den Modezaren abgesehen, während der Musikprofessor dessen Tochter bekommen soll. Nach einem großen Medienereignis, will man die Doppelhochzeit bekannt geben. In der Musikschule laufen aber noch ganz andere Dinge ab. Elisabeth Loos wird von Professor Swindelle bedrängt, mit der Aussicht auf bessere Posten. Leo und Jonas bekommen das mit und bestellen nun alle Hauptdarsteller zum Treffen im Restaurant L’Octave ein. Dort will man Swindelle wegen seine Übergriffigkeiten bloßstellen. Es ist eine Pause. Im zweiten Teil kommen 40 Minuten durchkomponierte Musik über das Verwirrspiel im L‘Octave. Scheinbar kann man sowas heutzutage niemand mehr zumuten außer Leuten mit Wagnererfahrung und mir. In vier Lila Nischen nehmen nun nacheinander die Protagonisten Platz und sind teilweise höchst überrascht, einander hier im Lokal anzutreffen. Ein Oktet singender Kellner persifliert auf unterhaltsame Weise die gehobene italienische Gastronomie. Bis zu viermal müssen drei Kellner mit der Weinflasche antanzen, bis sie ihre Flasche Wein absetzen können. Es kommt zum ersten Kuss zwischen Leo und Jonas. Für den Abend im L’Octave musste sich Leo als Leonie anziehen. Als Theodora dann sieht, dass Anthony sich über Elisabeth hermacht, schreibt sie wutentbrannt einen Zettel, der dann prompt bei Jonas landet. Das L’Octave ist an dem Abend am Rande des Nervenzusammenbruchs, niemand sagt den richtigen Namen, alle melden sich mit Kaiser an oder geben sich als Musiker aus. Dabei war die Nervosität groß, denn man sollte an dem Abend den dritten Michelin-Stern bekommen. Nur hat man Swindelle für den Kritiker gehalten, die eigentlichen Restaurant-Bewerter den ganzen Abend sitzen lassen. Der schreibt nach den 40 Minuten dann einen Verriss und gibt sich zu erkennen. Mit zwei gefälschten Briefen lockt man Theodora und Anthony zu einem gemeinsamen Treffen. Man wäre aufgeflogen. Es folgt das große Finale, wo das Auftragswerk an Antony vor laufender Kamera gespielt werden soll. Vier kleine Kinder sollen zu dem neuen Walzer tanzen, der eher den Anstrich einer impressionistischen Tondichtung hat. Die Kinder sprengen den Liveauftritt und sagen ganz unverblümt, dass das doch kein Walzer ist. Elisabeth spielt eine Bandaufzeichnung über die Betrugsabsichten der Öffentlichkeit vor, die Theodora und Anthony hatten. Damit ist die Doppelhochzeit eindeutig vom Tisch. Die Situation am Ende rettet Jonas mit seiner Gitarre, als er zu einem wirklich hörbaren Walzer einstimmt.
Wer das jetzt nur als Kitschstück über eine Liebesromanze sieht, übersieht, dass die Thematik der Übergriffigkeit an den Musikhochschulen angegangen wird. Mit Theodoras Idee, Rudolf Kaiser mit einem Walzer überraschen zu wollen, ist Antony Swindelle restlos überfordert. Das kann man jetzt als reaktionären Angriff auf die Moderne Tondichtung sehen kann. Manch einer zog schon die entartete Musik Keule, was gänzlich daneben geht. Für mich ist das eher die Frage einer 18-jährigen, warum Musik heutzutage nicht schön klingen darf. Letztendlich ist es eine Komödie und eine sehr unterhaltsame, ich kann die empörten Kritiken dazu nicht nachvollziehen. Können die Leute nicht mehr darüber lachen, wenn der hauseigene Italiener karikiert wird? Gerade die vielkritisierte Szene im Lokal erinnert im besten Sinne an die nächtlichen Verwechselungen im Garten in der Nozze di Figaro. Bis sich so ein Gewirr von Hauptpersonen auflöst, braucht es eben Länge. Die Melodien gehen mir zumindest sehr nahe, gerade die Improvisationen auf der Gitarre im ersten Teil. Vielleicht manchmal etwas zu viel, aber einfach wunderschön anzuhören. Für mich waren die 3h wie ein Wellnessbad in moderner Musik. Es war die letzte Aufführung, der Applaus langanhaltend, Alma kann nicht so viel falsch gemacht haben. Nina Schneider lieferte die Texte, die auch bei Disney die Übersetzungen der Musicaltexte macht. Beeindruckt war ich von der Drehbühnentechnik im Landestheater, wie viele Möglichkeiten sie bietet. Das Bühnenbild war in zarten Pastelltönen gehalten.
Einen Kommentar hinterlassen