Wie das ist, wenn man das berlinerisch in der Deutschen Übersetzung durch hiesiges Fränkisch ersetzt wird, kann man derzeit im Nürnberger Opernhaus erleben. Volker Heißmann und Martin Rassau spielen mit und bringen das Musical richtig in Schwung. Volker Heißmann spielt Alfred P. Doolittle, Elizas Vater und Martin Rassau die vornehme Mrs. Higgins, Professor Higgins Mutter.
In den Hallen von Covent Garden trifft Phonetiker Higgins auf Eliza Doolittle, die hier in den Hallen versucht ‘Veicherla’ zu verkaufen. Von ihrem starken Fränkisch angewidert, kommt er aber auf die Idee, dass sie einen besseren Stand hätte, wenn sie vornehmes Englisch sprechen würde. Sie könnte einen Blumenladen leiten. Higgins trifft auch seinen Kollegen für indische Dialekte Pickering. Spontan lädt Higgins Pickering ein, bei ihm zu übernachten. Higgins wirft Eliza ein paar Schilling vor die Füße. Hierauf träumt Eliza von Kohln und warme Füas. Ihr Vater Alfred P. Doolittle säuft sich mit seinen Kumpanen an den Mülltonnen am Blumenmarkt zu. Eliza sorgt mit ihren spärlichen Einkünften für ihren Vater. Der scheint sein ‘Stickla Glick’ schon gefunden zu haben. Die Mülltonnen werden zu Musikinstrumenten umfunktioniert und mit Besen und Mülltonnen wird in einer Einlage in Form einer Steelband musiziert.
Am nächsten Morgen taucht Eliza in der Bibliothek von Higgins auf. Sie ist von der Idee fasziniert, gutes Englisch zu lernen und ihr Fränkisch abzulegen. Pickering und Higgins wetten darum, dass es ihm gelingen wird, aus Eliza in sechs Monaten zur vornehmen Dame zu machen. Pickering beschließt, die Kosten der Ausbildung zu übernehmen. Jetzt muss Eliza Tag und Nacht Phonetik-Übungen machen. Ihr Vater hat davon Wind bekommen, dass die Tochter nun bei Higgins übernachtet, und will seinen Vorteil davon ziehen. Für fünf Pfund verkauft Elizas Vater seine Tochter an Higgins. Er empfiehlt ihn aber als Moralist dem Millionär Wallingford. Eliza erkennt schon am Geruch, dass ihr Vater in der Bibliothek ist. Nach vielen Wiederholungen gelingt Eliza aber endlich, den Satz: Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen richtig auszusprechen. Als Zwischenetappe zum Ball beschließt Higgins, seine Schülerin in Ascot in die vornehme Gesellschaft seiner Mutter einzuführen. Da sie beim Sprachunterricht nur zum Thema Gesundheit und Wetter gekommen sind, befiehlt er Eliza sich auf diese beiden Themen zu beschränken. Ja und in diesem Moment versagte leider kurzzeitig die Bühnentechnik und es kam zu einer Zwangspause. Wie meinte Mrs. Doolittle, man möchte im Boden versinken, wenn man es denn könnte. Nach der Panne hat die feine englische Gesellschaft hat ganz in Rot, Blau und Weiß auf den Tribünen Platz genommen, vor einer großen englischen Fahne. Eliza bleibt natürlich nicht bei den Themen, sondern erzählt von ihrer Tante, die erst erkrankt ist und dann umgebracht wurde. Bei dem Pferderennen verliert sie dann endgültig ihre Konversationsform und ruft dem Pferd zu ‘laaf, sonst bloass i dia Pfeffa in den Oasch’. Ihr Ausfall beschert ihr aber einen Verehrer, Freddy aus besseren Kreisen. Er schreibt ihr Briefe und schickt ihr Blumen. Schließlich lernt Eliza weiter Umgangsformen für den Botschaftsball im Buckingham Palace. Ganz in Rosa muss Eliza nun beweisen, was sie gelernt hat.
Im zweiten Akt feiern sich Higgins und Pickering, dass sie die feine Gesellschaft mit dem Auftritt von Eliza blenden konnten. Sie bekommt Wind davon, dass sie nur Objekt einer Wette ist, und schleudert entsprechend wutentbrannt die Hauspantoffeln nach Higgins. Eliza beschließt nun zu gehen, erfragt aber noch, was sie mitnehmen kann. Sie legt den Schmuck ab und gibt Higgins einen Ring zurück. Sie verlässt Higgins schließlich. Elizas Vater ist inzwischen auf Higgins Empfehlung aus dem ersten Akt zu Geld gekommen durch den Millionär Wallingford. Elizas Vater heiratet die Stiefmutter und feiert im feinen Frack seinen letzten Abend mit seinen Kumpanen. Liegend wird Alfred P. Doolittle nun auf den Körpern seiner Kumpane zum Altar gerollt. Higgins und Pickering beschließen Eliza durch die Polizei suchen zu lassen und verstehen ihr Verschwinden nicht. Eliza ist inzwischen zu Higgins Mutter gegangen und sucht dort um Rat an. Auch Higgins geht zu seiner Mutter und ist überrascht, dort Eliza zu finden. Eliza beschließt, selbst Sprachunterricht zu geben und Freddy zu heiraten. Higgins erkennt nun, wie sehr er sich in Eliza verliebt hat. Eliza kehrt schließlich zu Higgins zurück. Das Ende ist offen, sie gehen aufeinander zu, ohne sich richtig zu küssen.
Die Portierung des Musicals in Fränkisch ist ein voller Erfolg. Mit der fränkischen Mundart tut sich vor allem Eliza etwas schwer, während Volker Heißmann als Elizas Vater den besten Franken rauskehren darf. Martin Rassau in der Rolle der vornehmen Mutter ist ebenfalls sehr lustig, da er, wie er selbst sagt, Hochdeutsch lernen musste für die Rolle. So einen leichten fränkischen Akzent meint man dann doch bei Frau Higgins durchzuhören, was sehr charmant rüberkommt. Während die fränkischen Einlagen in der Fledermaus noch etwas fremd wirkten, kommt hier das Stück wie aus einem Guss.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Das Nürnberger Opernhaus hat sich des Musicals Funny Girl angenommen. Die Inszenierung ist von Stefan Huber und eine Koproduktion mit dem Theater Dortmund und dem Theater Chemnitz. Dieses Musical von Jule Styne und Isobel Lennart behandelt die Biografie des Revuestars Fanny Brice und ihre Ehe mit dem zweiten Mann Nick Arnstein. Das Opernhaus versucht den Glanz der Revuen des frühen 20. Jahrhunderts einzufangen. Die Geschichte wird in einer Retrospektive erzählt.
Die erfolgreiche Darstellerin Fanny Brice steht kurz vor ihrem Auftritt. Sie sitzt am Schminktisch ihrer Garderobe und lässt ihr Leben noch einmal Revue passieren.
Als 19-jährige im Matrosenkostüm und mit roten Haaren beginnt die Geschichte im Jahr 1909, als Fanny den Wunsch äußert, ein Star zu werden. Sie arbeitet schon seit 10 Jahren auf den großen Auftritt hin. Ihre Mutter, die mit ihren Freundinnen immer wieder unter einer Lampe Karten spielen, sieht das eher kritisch. Die Beine wären zu kurz, Fanny hätte keine Kurven und wäre für Männer nicht schön anzusehen. Sie trifft in der nächsten Szene auf Eddie Ryan, den sie bis 6 Uhr morgens nötigt, ihr eine Choreografie des Chicken-Dances einzuüben. Ihre Mutter schickt sie schließlich ins Bett. Und tatsächlich bekommt sie ein Engagement in New York in einer Show. Sie ist glücklich damit, die Hauptrolle bekommen zu haben und feiert ihren ersten Erfolg. In der Garderobe taucht auch Nick Arnstein, mit einem seltsamen Rüschenhemd auf. In einem Dialog mit dem Intendanten pokert Nick das Gehalt von Fanny auf 100 Dollar hoch. Die Begegnung ist kurz, dennoch schwärmt Fanny von diesem Mann. Eddie Ryan muss sich schließlich damit abfinden, nur noch Freund zu sein. Es folgt ein Engagement bei Florenz Ziegfield. Dort wird sie durch Florenz Ziegfield eingewiesen in ihre Rolle. Florenz Ziegfield scheint irgendwo im dritten Rang zu sitzen und über Lautsprecher seine Regieanweisungen zu geben. Er ist der einflussreichste Revue-Produzent am Broadway und unterhält das Publikum von New York seit 1907 mit einer Show, den Ziegfield Follies. In einer Hochzeitnummer soll nun Fanny auftreten und den Text singen, dass sie das schönste Mädchen der Welt ist. Sie sträubt sich aber und kommt dann die Showtreppe als schwangere Braut herunter. Über diesen eigenmächtigen Einfall der Fanny ist Ziegfield nicht sehr erfreut, er gibt aber schließlich dem Erfolg nach. Der wird von ihrer Mutter gefeiert, indem sie die ganze Tänzertruppe in ihr Haus zum Feiern einlädt. In einer sehr schönen Choreographie wird hier auf den Tischen getanzt. Wieder tritt Nick Arnstein in ihr Leben, der sich aber schon an dem Spieltisch mit den Freundinnen ihrer Mutter vergnügt. Ihnen gelingt es schließlich auch mal, ein paar Minuten alleine zu sein. Nick gesteht Fanny seine Liebe. Ja und mit People erklingt dann auch der große Hit aus dem Musical.
Im zweiten Akt treffen sich Fanny und Nick in Baltimore wieder aufeinander. In einem Restaurant bestellt der weltgewandte Nick auf Französisch Rinderbraten und wartet auf Fanny. Die hat inzwischen ziemlich Allüren bekommen und sagt, dass sie nicht mehr das naive Mädchen von früher ist. Fanny ist wohl klar, dass sie in diesem Menü das Dessert sein wird. Im Bahnhof von Baltimore steht nun eine Entscheidung an. Folgt Fanny der Truppe von Ziegfield nach Chicago oder ihrem Nick nach New York. Die Koffer sind schon eingeladen nach Chicago. Fanny will aber nun nicht länger warten und folgt Nick nach New York und lässt ihre Karriere für Nick sausen. Sie löst die Zug-Karte für den nächsten Zug nach New York. Nick und Fanny heiraten schließlich. Sie beziehen eine ziemlich leere Villa in Long Island, die aber von einem Überraschungskomitee bevölkert wird. Nick hatte ihre Mutter und deren Freunde eingeladen, die frisch vermählten zu empfangen. Auch Ziegfield war unter den Gästen. Fanny eröffnet aber, dass sie vorerst nicht weiter auftreten wird, da sie selbst schwanger ist. Da sie aber inzwischen die Leidenschaft ihres Mannes für Pferdewetten kennt, fängt sie fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter wieder bei Ziegfield in der Show an. Es ist Weltkriegszeit und man erlebt eine etwas gespenstisch anmutende Revue-Szene mit roten Gewehrattrappen und Glitzertruppen-Outfit. Nick verspricht inzwischen nicht mehr auf Pferde zu setzen, sondern plant ein Spielkasino in Florida. Das Geld dazu soll Florenz Ziegfield aufbringen. Da springt aber Funny in die Bresche und gibt ihrem Mann schließlich die 68000 Dollar, die er braucht. Aber das Geld ist auch hier schlecht angelegt. Ein Hurrikan fegt das Spielkasino weg und das Paar steht vor dem Nichts. In einer Finte versucht nun, Fanny einen neuen Job in einer Theateragentur für ihren Mann zu organisieren. Diesen sponsert sie sogar mit 20000 Dollar. Als Nick das schließlich rausbekommt, ist er außer sich, dass er so von seiner Frau abhängig sein soll. Er greift zum Telefon und stürzt sich in ein dubioses Anlagegeschäft. Er muss schließlich eine 18-monatige Haftstrafe antreten. Inzwischen macht auch Fannys Mutter ihrer Tochter Vorwürfe, sie wäre schuld an dem Versagen ihres Mannes.
Und dann ist man wieder in der Garderobe und erlebt die letzten 15 Minuten vor dem Auftritt. Nick kommt aus dem Gefängnis zurück und eröffnet ihr, dass sie sich nun genug geschadet hätten und sie, in beidseitigen Einvernehmen, ihre Beziehung nun beenden sollen. Etwas verblüfft nimmt aber Fanny den Vorschlag ihres Mannes an und beendet ebenfalls die Beziehung. Dann klingelt es, Fanny muss auf die Bühne.
In dem Musical scheint vor allem wieder die Schneiderei ihren Spaß gehabt zu haben. Man erlebt die Mode und Tänze der Jahre 1907-1920, wie sich der Modegeschmack verändert und das ist sehr witzig. Die Glanznummern sind schließlich die Revue-Ausschnitte der Hochzeitsfeier der Ziegfield-Follies und die etwas seltsame Militärnummer. Ob jetzt auch ein Hit genügt, um einen durch das ganze Stück zu tragen, muss man selbst entscheiden. Bei der Sprache konnte man sich nicht so recht zwischen dem englischen Original und der übersetzten Version der Songs entscheiden. Die Musik ist zwar auf ein größeres Orchester ausgelegt, jedoch sehr jazzig und dem damaligen Zeitgeschmack angepasst. Frederike Haas als Fanny Brice singt sich tapfer durch die Rolle und muss sich leider mit Barbara Streisand messen. Tobias Licht gibt einen aufbrausenden, manchmal aber auch galanten Nick Arnstein. Johanna Schoppa als Fannys Mutter darf ihr komödiantisches Talent ausspielen. Ein ausverkauftes Haus scheint dem Gespür der Intendanz Recht zu geben. Wer tiefere Unterhaltung sucht, der ist sicher in einer Oper besser bedient.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Kommen wir nun mal zu der dunklen Vorgeschichte des Opernblogs. Ein Film, der mir in jungen Jahren gut gefallen hat, war die Rocky Horror Picture Show. Diese trashige Geschichte, die flotten Musiknummern und die etwas verquere Handlung aus Science-Fiction und Burlesque-Film, fand ich gut und war da mehrfach im Kino. Die Bühnenvorlage läuft derzeit im Nürnberger Schauspielhaus. Eingefleischte Fans seinen aber gewarnt, man erlebt hier eine Hochglanz-Nummer, die sich zwar sehr am Film anlehnt, aber aufgrund der Adaption als Bühnenstück einige Umbauarbeiten über sich ergehen lassen muss. Die Band, bestehend aus sechs Musikern, macht ihre Sache eigentlich recht gut. Die freakige Gruppe der Transilvanier ist auf eine Sechs-Mann-Truppe durchweg gutaussehender Tänzer und Tänzerinnen zusammengeschmolzen. An der Eingangstür gibt es Fanpacks für sieben Euro. Man muss also auf das Werfen von Lebensmitteln gänzlich verzichten, kein Toast, kein Reis usw. In einer Laufschrift wird man auf den Verhaltenskodex im Schauspielhaus hingewiesen. Dennoch verwandeln die Tüten und die geschätzten 30% Leute, die letztlich mitmachen, das Haus in einen Zustand, dass man die Putzkolonne bedauern muss. Die Lieder werden in Englisch gesungen, die Dialoge entsprechen ziemlich denen in Film, sind aber in Deutsch. Da es für die Aufführung schwierig ist, an Karten zu kommen, habe ich mich auf einen Resteplatz gezwängt.
Magenta beginnt die Show an der rechten Seitentür, in dem sie den Titelsong singt. Ihres Kostüms entledigt sie sich bis auf eine Korsage, als Projektion singen die bekannten roten Lippen aus der Filmeröffnung. Gelungen ist die Eröffnung in der Kirche. Die eingeblendeten Glocken lassen die Revuebühne dann teilweise als Kirche dienen. Selbst ein imaginäres Auto fährt davon und man sieht die Blechdosen über die Bühne huschen, die am Brautauto befestigt sind. Es ist die Hochzeit von Freunden von Brad Majors und Janet Weiss, an der Janet den Brautstrauß fängt. Auch Brad und Janet wollen irgendwann heiraten. Vorher machen sie aber einen Ausflug im Auto zu Dr. Scott. In einem Autoimitat erleben wir die folgenschwere Panne eines geplatzten linken Vorderreifens, bei Gewitter in einem Wald. Nicht ganz zeitgleich knallen dazu passend die Plastikbeutel aus dem Action-Pack. Also beschließen Brad und Janet, zu dem Schloss einige Meilen vorher zu gehen und zu fragen, ob man dort telefonieren könne, um die Panne zu beheben. Zur Nummer 'There's a light' werden dann die Knicklichter gezündet und es kommt richtig Stimmung auf. Am Schloss angekommen, begrüßt sie ein etwas seltsamer, schürzengekleideter Diener mit einer Taschenlampe und führt sie ins Schloss. Die beiden Verlobten sind an einer besonderen Nacht angekommen, in der Meister Frank N Furter, eine Kreatur erschaffen wird. In einem Saal treffen sie nun auf die Tänzertruppe aus Transsilvanien. Brad und Janet sind schockiert, beschließen aber, die Tanznummer zum Time warp mitzumachen, nach dem Motto: Nur nicht auffallen. Schnell sind die Verlobten aber ihre Kleider los und müssen eine Latexschürze anziehen, um ins Labor zu kommen. In einem LED-Zylinder landet der Herr des Hauses, der sich als wahre Dragqueen mit Strass besetzten Stiefeln und langem Umhang entpuppt. Aus einem grünen Blubber-Bassin holt der Herr des Hauses nun seine Kreatur Rocky heraus. Diese muss er erst aus einer Hülle befreien, mit einem präkordialer Schlag beleben. Es ist schon klar, dass der Herr des Hauses Rocky für seine Lust benutzen wird. Rocky ist ein muskulöser, goldfarbener, gut gebauter, blonder junger Mann. Es läuft eigentlich alles nach Plan, bis die Tür zum Eisraum aufgeht und ein schwabbeliger, bärtiger Hardrock Fan namens Eddie auf dem Motorrad rein fährt. Eddie ist der Freund des Hausmädchens Columbia und legt eine flotte Rocknummer hin. Dem Treiben Eddies bereitet Frank N Furter mit einer Motorsäge ein Ende. Hinter der Bühne bringt er Eddie damit um. Es erklingt der Hochzeitsmarsch und aus dem Action-Pack rieselt es Stoffblüten, als Rocky und Frank N Fürther hinter der Bühne verschwinden.
Nach der Pause sieht man eine riesige herzförmige Pralinenschachtel. Dort bekommt man nun mit, wie Frank N Furter Janet verführt. Der Hausherr gibt sich dabei als Brad aus. Dabei geht es einen Tick frivoler zu als im Film. Janet bemerkt die Täuschung zwar, lässt sich aber rum bekommen. In der nächsten Einstellung verführt Frank N Furter dann Brad. Diesmal gibt sich der Hausherr als Janet aus. Wieder geht es etwas frivoler zu, als im Film. Inzwischen eilt Janet durch das Haus ins Labor. Am Monitor sieht sie Frank und Brad zusammen im Bett, schließlich findet sie dort Rocky. Sie lässt sich schließlich mit Rocky auch noch ein. Frank N Furter macht sich auf die Suche nach Rocky und ist massiv sauer, als er erkennt, dass Rocky nicht ihm gehört. In einer neu eingefügten Szene sieht schließlich auch Brad, wie Janet ihn mit Rocky betrügt. Schließlich trifft der Ufologe Dr. Scott ein. Die drei Hauptpersonen Riff Raff, Magenta und Frank N Furter sind Außerirdische, die hier gelandet wären. Mit einem Magneten zieht Frank nun Dr. Scott ins Labor. Scott, mit einem sächselnden Dialekt, ist auf der Suche nach seinem Neffen Eddie, Frank N Furter leert daraufhin einen weißen Kübel mit menschlichen Überresten aus Gummi auf die Bühne. Frank N Furter wird das nun alles zu viel. Mit einem Pflanzenmittelsprüher bewaffnet, besprüht Riff Raff, Janet, Brad, Rocky und Columbia. Diese werden nun für den großen Showdown in hohe Pumps und in Metallkleider gezwängt. Nach der Besprühung mit dem Gerät haben sie keinen Willen mehr und geben sich ganz in einer großen Orgie der Lust hin. Das wird nun Riff Raff und seiner Schwester zu arg, sie beschließen die Heimkehr. An langen Bändern singt nun Frank I'm going home. Die Geschwister setzen mit einem roten Laser-Dreizack dem Treiben ein Ende und wollen zurück auf den fernen Planeten fliegen. Riff Raff erschießt Columbia und Frank. Leider kann man die spektakuläre Flucht Rocky mit dem angeschossenen Frank nicht gut umsetzen, so dass diese schließlich im Bühnenboden verschwinden müssen. Dr. Scott wird schließlich von seiner Lähmung durch Riff Raff geheilt und flieht aus dem Schloss, das nun zurückfliegt. Am Ende sind Brad und Janet am Boden der Bühne alleine.
Ja und spätestens bei der Zugabe steht dann der komplette Saal und klatscht mit. Ob man das nun mag oder nicht, hängt viel vom Stoff ab. Es fehlen in dem Bühnenstück eben die trashigen Elemente der Filmvorlage, sodass es für mich teilweise etwas zu steril war. Wäre da nicht Eddie, der in seinem Aussehen so ganz raus sticht, hat man es eher mit einer Friedrichstadtpalast-Version des Stoffs zu tun. Da gibt es keine zerrissenen Netzstrümpfe oder schlecht sitzendes Make-up. Die Transilvanier sind im Film eben eine bunte Truppe Freaks, die hier fehlen. Das Stück wird nur noch diese Spielzeit gegeben und Neugierige müssen sich ranhalten. Karten sind eben schwer zu bekommen. Let's do the Time warp again? Wenn man es mag.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Wer noch Karten hat für das Musical Next To Normal-Fast Normal hat, sollte diesen Beitrag besser nicht lesen und sich die Spannung nicht nehmen lassen. Allen anderen, die unbedingt weiterlesen wollen und sich die Überraschungen in dem Musical nehmen wollen, oder keine Karten mehr bekommen haben, dürfen weiterlesen.
Diana scheint das lebt scheinbar das Leben einer normalen Frau. Ihr Mann Dan, ihre Tochter Natalie und ihr Sohn Gabe scheinen das Bild einer perfekten Familie zu geben. Schon in den ersten Szenen merkt man, dass irgendwas nicht stimmt. Der Vater scheint den Sohn Gabe komplett zu ignorieren. Die Tochter macht gerade ihre Abschlussprüfungen, nimmt Klavierstunden und übt Mozart. Ihr Freund Henry nimmt dagegen alles auf die lockere Schulter, raucht Gras und ist dem Jazz nicht abgeneigt. Den normalen Haushalt bewältigt Diana bis zum Umfallen, packt Brote für die Zwischenmahlzeiten der Familie. Erst als sie diese am Küchenboden zubereitet, merkt ihr Mann, dass wieder einmal was nicht stimmt mit seiner Frau. Seine Frau leidet seit 16 Jahren an einer bipolaren Störung. Dagegen nimmt sie Tabletten, die ihr Dr. Fine mit österreichischem Dialekt verordnet. Übergroß tanzen die Tabletten auf der Bühne. Dr. Fine ordnet immer wieder neue Kombinationen der Medikamente an. Sie geht immer wieder zu dem Arzt und schildert die Nebenwirkungen seiner Therapie, bis sie der Meinung ist, nichts mehr zu spüren. An dem Punkt erklärt der Arzt seine Behandlung für erfolgreich. Dann wird ihr das Schlucken der Tabletten zu viel. Sie sehnt sich nach den Höhen und Tiefen des Lebens und sie leert die Pillen-Dosen in einen Eimer und schüttet sie in die Toilette. Mit den Worten, ihr Haus hätte jetzt die glücklichste Toilette in der Stadt, geht sie wieder ihrer Hausarbeit nach, ist übermäßig aktiv, bis ihr Mann drauf kommt, dass sie ihre Medikamente wieder nicht nimmt. Dies fällt allen auf, als sie eine Torte für ihren Sohn Gabe zubereitet und dessen Geburtstag feiern will. Ihre Tochter und ihr Mann sind entsetzt. Ihr Mann schickt sie zum Arzt Dr. Madden. Den Doktor Madden hält sie zeitweise in ihren Fantasien für einen Rockstar. Dort unterzieht sie sich einer Psychotherapie, wobei raus kommt, dass Ihr Sohn Gabe gar nicht mehr lebt. Dies erreicht er durch eine Hypnose, an die Diana zuerst nicht glauben will. Der Arzt meinte, es wäre wohl Zeit sich von ihrem Sohn zu verabschieden. Schließlich packt sie eine Kiste zusammen und beschließt das Zimmer ihres Sohns zu räumen. In einer Traumszene tanzt sie einen Walzer mit ihrem Sohn Gabe. In Wirklichkeit hat sie sich die Pulsadern aufgeschnitten. Die Krankheit sitzt bei Diana scheinbar tief. Man beschließt, das letzte Mittel anzuwenden und eine Elektrokrampftherapie anzusetzen. Nach Langem hin und her, willigt ihr Mann Dan schließlich ein.
Im zweiten Akt stürzt sich die Tochter immer weiter in die Drogensucht. Sie vergreift sich am Medikamentenschrank ihrer Mutter und putscht sich mit deren Medikamenten auf. Ihre Mutter steht derweil im Krankenhaus 14 Tage lang wortwörtlich unter Strom. Nach fünf Tagen Party und einer Disko nach der anderen, bricht sie zusammen und wird von ihrem Freund Henry heimgebracht. Ihre Mutter kommt nun von der Elektrokrampftherapie zurück und hat dort als Nebenwirkung einen totalen Gedächtnisverlust erlitten. In fieser Weise versucht nun ihr Mann Dan, die Vergangenheit zu verändern. In einer Biographiekiste mit Bildern, versucht er ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Er präsentiert ihr nur schöne Erinnerungen, die Probleme versucht er damit zuzudecken. Nur ihre Tochter hilft nach und zeigt auch Bilder von unschönen Erlebnissen. Dann kommt das Gedächtnis so nach und nach zurück. Die Erinnerung an ihren Sohn Gabe fehlen aber. Auf der Suche nach diesem Stück Erinnerung geht sie wieder zu Dr. Madden. Der gibt einen ersten Hinweis auf ihren Sohn und meinte, sie solle mit ihrem Mann reden. Sie findet dann Zuhause eine Spieldose, die die Erinnerung an den Sohn wieder herstellt. Diese zertrümmert Dan am Boden. Dan erzählt nun, dass der Sohn viel geschrien hätte und die Ärzte die Ursache seines Schreiens nicht deuten konnten. Gabe starb mit dem Alter von 8 Monaten an einem Darmverschluss. Dies war der Dreh und Angelpunkt, an dem die Krankheit von Diana begonnen hat. Diana geht nun wieder zu Dr. Madden, sagt, dass sie wieder ihren Sohn sehe. Dieser ordnet weitere Therapien an, die sich nun Diana verweigert. Diana hilft nun ihrer Tochter noch zum Ball, verlässt dann aber ihren Mann und geht zu ihren Eltern. Dan geht immer wieder zu Dr. Madden und fragt nach seiner Frau, ist aber dann auch zu einer Therapie bereit. Schließlich ist auch ihr Mann so weit, dass er seinen toten Sohn sieht und seinen Namen nennt: Gabriel. Die Tochter und ihr Vater sind dann allein. Auch die Tochter zweifelt an ihrem Verstand und erzählt nun ihrem Freund vom Schicksal ihrer Mutter. Am Ende steht ein Ausblick auf Besserung, aber es gibt kein Happy End.
Am Ende steht ein fast 10-minütiger Applaus. Die Besetzung des Stücks ist mit Pia Douwes als Diana, Thomas Borchert als Dan und Sabrina Weckerlin als Natalie wirklich hochkarätig. Titus Hoffmann übersetzte das Stück und inszeniert treffend. Pia Douwes gelingt es, die Höhen und Tiefen von Diana feinfühlig auszuloten, ohne in den Kitsch abzugleiten. Auch Thomas Borchert als Dan ist in seiner ‚Alles-wird-gut‘-Manier umwerfend gut. Sabrina Weckerlin als Natalie gelingt es geschickt, die vernachlässigte, ungeliebte Tochter zu spielen. Die Musik kommt mit einem kleinen Sechsmannorchester aus, die bisweilen etwas E-Gitarrenlastig und rockig aufspielen. Mit dem Kniff, Gabriels Tod erst weit im zweiten Akt aufzuklären, gelingt es, die Spannung aufrechtzuerhalten, das ist hier deutlich besser gelöst, als in der Vorlage. Dass Gabriel als Untoter auftritt hat, etwas von der Spannung in Sixth Sense. Man braucht etwas, um zu verstehen, warum sein Vater ihn am Anfang so permanent ignoriert. Die deutsche Erstaufführung dieses Stück war sicher ein großer Coup des Stadttheaters und die Besetzung ebenfalls. Die Karten für diesen Abend besaßen wir schon seit fast einem Jahr und das Warten hat sich gelohnt. Der Stoff ist neuartig und wird gekonnt in Szene gesetzt. Allen, die noch Karten bekommen haben, einen Glückwunsch: es lohnt sich wirklich.
Nachtrag: Die CD-Aufnahme ist nun auch verfügbar zum Beispiel hier.
Quelle: MERCUTIOmedia
Das Musical Sister Act von Alan Menken wird derzeit in Stuttgart gegeben. Das 2006 uraufgeführte Musical lehnt sich in der Handlung an den Film an. Die Musik dazu wurde aber eigens dafür komponiert und hat mit den Soulnummern des Films keine Überschneidungen. Auch unterscheidet sich die in Stuttgart aufgeführte Fassung in zwei Nummern von der in Hamburg.
Die erfolglose Deloris Van Cartier erhofft sich von ihrem neuen Liebhaber Curtis Shanks den großen Durchbruch in einem Nachtklub. Die Sängerin träumt von einem Kleid mit einem weißen Fuchs. Es ist Weihnachten 1977 in Philadelphia. Curtis meinte, mit dem Durchbruch müsste sie wohl noch etwas warten. Er hätte jetzt auch keine Zeit, mit ihr Weihnachten zu feiern und überreicht ihr ein grünes Paket. Als Deloris es auspackt, befindet sich dort ein blaues Kleid, das von ihr als toter Schlumpf bezeichnet wird. Dass ihr Liebhaber dieses Kleid von seiner Frau genommen hat und nicht mal den Aufnäher entfernt hat, bringt sie auf die Palme. Als sie den Nachtclub verlässt, wird sie Zeugin, wie Curtis einen Informanten der Polizei erschießt. Sie schafft es noch, sich rechtzeitig vom Tatort zu verziehen, aber Curtis hetzt seine drei Ganoven ihr hinterher. Einer davon ist scheinbar türkischer Abstammung. Wie der nun 1977 nach Philadelphia kommt, na ja? Ist eben Musical. Deloris flieht auf die Polizei und meldet den Mord Lieutenant Eddie Fritzinger, den sie noch von ihrer Highschoolzeit kennt. Scheinbar hat sich Fritzinger dort schon in Deloris verliebt. Sie verhöhnt ihn aber als Schwitze-Fritzinger. Dennoch bringt er Deloris dazu, sich vor Curtis zu verstecken. Dies soll ein Ort sein, wo sie nicht vermutet wird, nämlich ein Nonnen-Kloster. Das Nonnenkloster steckt in ebenfalls Schwierigkeiten: Es ist kein Geld für die Renovierung der Kirche da. Die Nonnenschar schwindet und die Besucherschar in der Kirche ebenfalls. Die Mutter Oberin macht sich Sorge, dass das Kloster von zwei reichen Russen gekauft wird und ihre Schützlinge auf andere Klöster aufgeteilt werden. Es tritt der Nonnenchor auf uns singt in beklagenswerter Weise einen Choral. Man feiert im Speisesaal des Nonnenklosters Weihnachten, als Deloris als Nonne eingeführt wird. Sie sei aus einem sehr weltlichen Orden, so die Oberin und wollte das einfache Leben in Demut kennenlernen. Aber schon am Abendessen setzt die Demut Deloris aus. Am servierten Hammel wird kräftig rumgemäkelt. Als sie hungrig beschließt, in den Ort der Sünde zu gehen, nämlich eine Bar gegenüber folgen ihr Schwester Mary Robert und Schwester Mary Patrik. In der Kneipe ordert sich Deloris erst einmal ein Steak, trifft aber auch beinahe auf ihre Verfolger, die in derselben Kneipe sind. Die Verfolger meinen Deloris erkannt zu haben, haben als Opfer aber einen Transvestiten ausgemacht, der nur Deloris Bühnenoutfit getragen hatte. Dies nutzt nun die echte Deloris im Nonnenkleid zur Flucht ins Kloster. Diese nächtliche Eskapade bestraft nun die Oberin mit einem Fastentag und der Versetzung in den Chor. Da Deloris Gesangserfahrung hat, solle sie den Nonnen im Chor zu einer besseren Gesangstechnik verhelfen. Der christliche Chor wird von liturgischen Gesängen auf Gospel getrimmt. Es folgt ein erster Auftritt in der Kirche, der der Oberin ziemlich missfällt. Das Gospel-Programm lockt aber wieder Leute in die Kirche. Die Spenden steigen und man kann die Renovierung in Angriff nehmen. Am Ende des ersten Aktes haben die Nonnen Schals mit roten Herzen auf den Trachten.
Im zweiten Akt erfährt man, dass die reichen Russen einen großzügigen Scheck dem Kloster übergeben haben. Der Oberin missfällt immer noch das allzu weltliche, das in das Kloster Einzug gehalten hat. Die Nonnentrachten werden aber immer ausgefallener und glitzriger. Schließlich erfährt Paul VI von den singenden Nonnen und möchte diese hören. Bei einer TV-Übertragung bekommen Curtis Leute schließlich mit, dass Deloris nun als Nonne abgetaucht ist. Sie verrät sich zum einen durch ihren Song “Zeig mir den Himmel", den sie im Fernsehen mit ihren Nonnenkolleginnen zum Besten gibt und sie wird trotz Tracht erkannt. Die Fernsehübertragung sieht nun auch Fritzinger, der Deloris rechtzeitig aus dem Kloster retten will. Am Vorabend des Papstbesuchs treffen sich die Nonnen im Schlafraum. Wunderbar sind hier die Schlafanzüge der Nonnen und wie sie für ein Gelingen des Auftritts beten. Deloris muss aber gehen. Beim Abschied gibt Deloris ihre Schuhe Schwester Mary Robert. Fritzinger versteckt nun Deloris in seiner Wohnung. Curtis Leute schleichen sich als Nonnen verkleidet ins Kloster und machen Jagd auf Deloris. Den Nonnen gelingt es aber, nach und nach die Gangster zu überrumpeln. Deloris konnte es nicht lassen, den Auftritt des Papstes mit ihren Nonnen mitzunehmen und ist ebenfalls wieder ins Kloster zurückgekehrt. Es kommt zum großen Showdown im Kloster, bei dem Curtis Deloris mit der Waffe bedroht. Bevor er aber abdrücken kann, wird er von Fritzinger in die Schulter getroffen. In der letzten Szene geben die Schwestern in weißen Glitzertrachten das Konzert vor dem Papst, wobei der Dirigent im Orchestergraben die Rolle des Papstes übernimmt. Fritzinger tritt ganz in Weiß auf und Deloris endlich im weißen Abendkleid mit dem Fuchspelz, wie sie es gewünscht hat.
Ok, es ist einfach leichte Musical-Kost, die man nicht so genau hinterfragen darf. Wenn man jetzt genau nachdenkt, ob es 1977 schon türkischsprechende Gangster in Philadelphia gegeben hat, oder wie die reichen Russen damals ihren butterweichen Rubel in Dollars umgetauscht haben, scheitert man. Paul VI ist zwar in seinem Leben viel gereist, jedoch war er 1978 nicht mehr in Amerika unterwegs. 1978 war das Todesjahr von Paul dem VI und seine letzte Reise war 1970. Ebenso sollte man etwas Humor mitbringen, denn die katholische Kirche wird manchmal ziemlich durch den Kakao gezogen. Dies ist vor allem in dem ersten Akt der Fall, als Deloris im Kloster auftrifft. Im zweiten Akt sind deutlich sanftere Töne angeschlagen, die mir persönlich besser gefallen haben. Deloris scheint am Ende doch durch die Erfahrungen im Kloster geläutert. Auch ist die Liebesgeschichte zwischen ihr und Fritzinger neu und kommt so im Film nicht vor. Die Outfits der singenden Nonnen werden immer ausgefallener und Las-Vegas-like. Die Musik ist sehr Disco-Soul-lastig. Ab und zu hört man aber doch den Stil von Alan Menken durch das Arrangement durch und man hört Anklänge aus “Der Schönen und das Biest".