Funny Girl und die Ziegfield Follies
Das Nürnberger Opernhaus hat sich des Musicals Funny Girl angenommen. Die Inszenierung ist von Stefan Huber und eine Koproduktion mit dem Theater Dortmund und dem Theater Chemnitz. Dieses Musical von Jule Styne und Isobel Lennart behandelt die Biografie des Revuestars Fanny Brice und ihre Ehe mit dem zweiten Mann Nick Arnstein. Das Opernhaus versucht den Glanz der Revuen des frühen 20. Jahrhunderts einzufangen. Die Geschichte wird in einer Retrospektive erzählt.
Die erfolgreiche Darstellerin Fanny Brice steht kurz vor ihrem Auftritt. Sie sitzt am Schminktisch ihrer Garderobe und lässt ihr Leben noch einmal Revue passieren.
Als 19-jährige im Matrosenkostüm und mit roten Haaren beginnt die Geschichte im Jahr 1909, als Fanny den Wunsch äußert, ein Star zu werden. Sie arbeitet schon seit 10 Jahren auf den großen Auftritt hin. Ihre Mutter, die mit ihren Freundinnen immer wieder unter einer Lampe Karten spielen, sieht das eher kritisch. Die Beine wären zu kurz, Fanny hätte keine Kurven und wäre für Männer nicht schön anzusehen. Sie trifft in der nächsten Szene auf Eddie Ryan, den sie bis 6 Uhr morgens nötigt, ihr eine Choreografie des Chicken-Dances einzuüben. Ihre Mutter schickt sie schließlich ins Bett. Und tatsächlich bekommt sie ein Engagement in New York in einer Show. Sie ist glücklich damit, die Hauptrolle bekommen zu haben und feiert ihren ersten Erfolg. In der Garderobe taucht auch Nick Arnstein, mit einem seltsamen Rüschenhemd auf. In einem Dialog mit dem Intendanten pokert Nick das Gehalt von Fanny auf 100 Dollar hoch. Die Begegnung ist kurz, dennoch schwärmt Fanny von diesem Mann. Eddie Ryan muss sich schließlich damit abfinden, nur noch Freund zu sein. Es folgt ein Engagement bei Florenz Ziegfield. Dort wird sie durch Florenz Ziegfield eingewiesen in ihre Rolle. Florenz Ziegfield scheint irgendwo im dritten Rang zu sitzen und über Lautsprecher seine Regieanweisungen zu geben. Er ist der einflussreichste Revue-Produzent am Broadway und unterhält das Publikum von New York seit 1907 mit einer Show, den Ziegfield Follies. In einer Hochzeitnummer soll nun Fanny auftreten und den Text singen, dass sie das schönste Mädchen der Welt ist. Sie sträubt sich aber und kommt dann die Showtreppe als schwangere Braut herunter. Über diesen eigenmächtigen Einfall der Fanny ist Ziegfield nicht sehr erfreut, er gibt aber schließlich dem Erfolg nach. Der wird von ihrer Mutter gefeiert, indem sie die ganze Tänzertruppe in ihr Haus zum Feiern einlädt. In einer sehr schönen Choreographie wird hier auf den Tischen getanzt. Wieder tritt Nick Arnstein in ihr Leben, der sich aber schon an dem Spieltisch mit den Freundinnen ihrer Mutter vergnügt. Ihnen gelingt es schließlich auch mal, ein paar Minuten alleine zu sein. Nick gesteht Fanny seine Liebe. Ja und mit People erklingt dann auch der große Hit aus dem Musical.
Im zweiten Akt treffen sich Fanny und Nick in Baltimore wieder aufeinander. In einem Restaurant bestellt der weltgewandte Nick auf Französisch Rinderbraten und wartet auf Fanny. Die hat inzwischen ziemlich Allüren bekommen und sagt, dass sie nicht mehr das naive Mädchen von früher ist. Fanny ist wohl klar, dass sie in diesem Menü das Dessert sein wird. Im Bahnhof von Baltimore steht nun eine Entscheidung an. Folgt Fanny der Truppe von Ziegfield nach Chicago oder ihrem Nick nach New York. Die Koffer sind schon eingeladen nach Chicago. Fanny will aber nun nicht länger warten und folgt Nick nach New York und lässt ihre Karriere für Nick sausen. Sie löst die Zug-Karte für den nächsten Zug nach New York. Nick und Fanny heiraten schließlich. Sie beziehen eine ziemlich leere Villa in Long Island, die aber von einem Überraschungskomitee bevölkert wird. Nick hatte ihre Mutter und deren Freunde eingeladen, die frisch vermählten zu empfangen. Auch Ziegfield war unter den Gästen. Fanny eröffnet aber, dass sie vorerst nicht weiter auftreten wird, da sie selbst schwanger ist. Da sie aber inzwischen die Leidenschaft ihres Mannes für Pferdewetten kennt, fängt sie fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter wieder bei Ziegfield in der Show an. Es ist Weltkriegszeit und man erlebt eine etwas gespenstisch anmutende Revue-Szene mit roten Gewehrattrappen und Glitzertruppen-Outfit. Nick verspricht inzwischen nicht mehr auf Pferde zu setzen, sondern plant ein Spielkasino in Florida. Das Geld dazu soll Florenz Ziegfield aufbringen. Da springt aber Funny in die Bresche und gibt ihrem Mann schließlich die 68000 Dollar, die er braucht. Aber das Geld ist auch hier schlecht angelegt. Ein Hurrikan fegt das Spielkasino weg und das Paar steht vor dem Nichts. In einer Finte versucht nun, Fanny einen neuen Job in einer Theateragentur für ihren Mann zu organisieren. Diesen sponsert sie sogar mit 20000 Dollar. Als Nick das schließlich rausbekommt, ist er außer sich, dass er so von seiner Frau abhängig sein soll. Er greift zum Telefon und stürzt sich in ein dubioses Anlagegeschäft. Er muss schließlich eine 18-monatige Haftstrafe antreten. Inzwischen macht auch Fannys Mutter ihrer Tochter Vorwürfe, sie wäre schuld an dem Versagen ihres Mannes.
Und dann ist man wieder in der Garderobe und erlebt die letzten 15 Minuten vor dem Auftritt. Nick kommt aus dem Gefängnis zurück und eröffnet ihr, dass sie sich nun genug geschadet hätten und sie, in beidseitigen Einvernehmen, ihre Beziehung nun beenden sollen. Etwas verblüfft nimmt aber Fanny den Vorschlag ihres Mannes an und beendet ebenfalls die Beziehung. Dann klingelt es, Fanny muss auf die Bühne.
In dem Musical scheint vor allem wieder die Schneiderei ihren Spaß gehabt zu haben. Man erlebt die Mode und Tänze der Jahre 1907-1920, wie sich der Modegeschmack verändert und das ist sehr witzig. Die Glanznummern sind schließlich die Revue-Ausschnitte der Hochzeitsfeier der Ziegfield-Follies und die etwas seltsame Militärnummer. Ob jetzt auch ein Hit genügt, um einen durch das ganze Stück zu tragen, muss man selbst entscheiden. Bei der Sprache konnte man sich nicht so recht zwischen dem englischen Original und der übersetzten Version der Songs entscheiden. Die Musik ist zwar auf ein größeres Orchester ausgelegt, jedoch sehr jazzig und dem damaligen Zeitgeschmack angepasst. Frederike Haas als Fanny Brice singt sich tapfer durch die Rolle und muss sich leider mit Barbara Streisand messen. Tobias Licht gibt einen aufbrausenden, manchmal aber auch galanten Nick Arnstein. Johanna Schoppa als Fannys Mutter darf ihr komödiantisches Talent ausspielen. Ein ausverkauftes Haus scheint dem Gespür der Intendanz Recht zu geben. Wer tiefere Unterhaltung sucht, der ist sicher in einer Oper besser bedient.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
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