Orfeo ed Euridice - Eine Rarität
Manchmal kommt einen der Zufall zu Hilfe und man darf nach 247 Jahren die Orpheus und Eurydike-Version für einen Soprankastraten erleben. Countertenor Valer Sabadus sang hier am Markgrafentheater unter der Leitung von Michael Hofstetter und dem Vocalforum und Orchester namens recreationBarock die Titelrolle. Gesungen wurde in Italienisch mit deutschen Übertiteln. Man spielte eine 80-minütige Fassung der Oper. Die szenische Umsetzung übernahm das Kabinetttheater Wien. Geschickt wurden hier die Sänger teilweise in den Bühnenkasten mit einbezogen. Leider sind die Figuren aus dem zweiten Rang etwas klein, sodass man mit einem Opernglas besser dran gewesen wäre. Das ein oder andere Detail im Bühnenbild ist mir dadurch vielleicht entgangen. Dennoch steht das Musikfestival Styriarte in Graz für eine Größe der alten Musik, den verstorbenen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt und man muss vor allem die musikalische Qualität der Aufführung loben. Valer Sabadus ist als Orpheus eine hörenswerte Sensation. Gluck versuchte mit dieser Reformoper einen Neuansatz in der Musik. Die handelnden Personen sollen fühlende Wesen sein und nicht nur flache Charaktere, die sich in Vokalakrobatik ergießen. Die Geschichte von Orpheus wurde auf Wunsch von Maria Theresia mit einem Happy End versehen.
Zu Beginn sieht man im linken Guckkasten einen Grabhügel und eine Hand, die Sand schaufelt. Den Tod von Eurydike hat Orpheus nicht verwunden. Etwas später sieht man in einem Schattenspiel, wie er nach einem Rotweinglas greift. In endloser Mühe versucht ein Sisyphos, einen Stein einen Hügel hochzuschieben. Es werden im Mittelteil der Bühne Trauerbriefe geschrieben. Doch Orpheus will den Verlust nicht hinnehmen. Aus einem Kirchenmodell entspringt ein kleiner Amor. Dieser meinte, Zeus hätte ein Einsehen und wenn es Orpheus gelänge, die wilden Furien am Eingang der Unterwelt milde zu stimmen. Zudem müsste er seine Frau aus dem Hades heraus führen, ohne diese anzusehen. Zerberus wird als Teufel mit einem Drachen dargestellt und die Furien sind weiße Masken, die sich zur Musik bewegen. Der grüne Drache funkelt mit gelben Augen, lässt aber dann Orpheus passieren. Es folgt ein Bild vom Elysium in einem goldenen Rahmen. Man sieht eine grüne Landschaft, einen Regenbogen und Zebras, Schafe, Tiger und Löwe friedlich vereint. In der Zwischenmusik des „Reigens seliger Geister“ sucht Orpheus seine Frau. Von den Klängen seiner Leier wird sie schließlich angelockt und durch eine Felsenschlucht heraus aus der Unterwelt geführt. Im mittleren Bühnenkasten spielen dabei die Puppen und links und rechts singen die Sänger. Aber es kommt, wie es kommen muss. Eurydike stellt die Frage, warum Orpheus sie nicht ansehen würde, und meinte, sie würde lieber sterben, als so ignoriert zu werden. Schließlich kann Orpheus nicht anders und dreht sich um. Da sieht man, wie Eurydike in eine Puppe verwandelt im linken Bühnenkasten erstirbt. Das nun folgende „Che farò senza Euridice“ ist wirklich der größte Hit aus der Oper und wird von Valer Sabadus wunderbar verziert. Nie klingt er an der Stelle an der Oberkante, was die Stimme hergibt. Erneut beklagt er sein Leid und will sich umbringen. Da hat der Amor ein Einsehen und vereint die Liebenden. Am Ende sieht man eine Prozession von Bischöfen, die Amor als Heiligen verehren.
Am Ende gab es lang anhaltenden Applaus für diese Opernaufführung im schönen Markgrafentheater in Erlangen. Gerade dieser Raum ist mit dem kleinen Orchester, dem Chor und den wunderbaren Solisten gut beschallt. Das war wirklich ein Highlight, den Orpheus in dieser Fassung erleben zu dürfen. Aber auch Tatjana Miyus als Eurydike und Tanja Vogrin als Amor wurden mit viel Applaus bedacht. Einen Eindruck vom Hit der Oper vermittelt dieses YouTube-Video. Zu hören ist Valer Sabadus:
Quelle: YouTube | galahadlancerot
Einen Kommentar hinterlassen