Platée im Aquarium
In einer Kooperation mit der Straßburger Oper ist derzeit das Barockwerk Platée von Jean-Philippe Rameau zu sehen. Fast wäre das Ballet Buffon durch das Opernraster gefallen. Auf BR-Klassik war die Live-Übertragung zu hören am 08.06. und nur vom Anhören wirkt diese Oper nicht besonders anziehend. Aber Mariame Clément hat eine wirklich interessante Inszenierung umgesetzt, weshalb sich ein Besuch der Oper lohnt. Nur soviel gleich vorab, die Oper spielt nicht in einer Sumpflandschaft in der Nähe des Berges Cithareon. Man findet sich in einem 50er Jahre Interieur, das aus einem ‚Schöner Wohnen‘ der damaligen Zeit entsprungen sein könnte. Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt. Die von der Sintflut übrig gebliebene Wassernymphe macht sich Hoffnung auf eine Hochzeit mit dem Göttergatten Jupiter. Thalie und Momus, der Gott des Spottes wollen die Göttergattin Juno von ihrer krankhaften Eifersucht befreien, in dem sie Jupiter mit der hässlichen Wassernymphe verkuppeln. Die Nymphe in ihrer Einfalt glaubt, wirklich die Auserwählte zu sein und wird am Ende vorgeführt. So richtig Mitleid kann man mit der Nymphe nicht haben, denn schon von Anfang an ist klar, dass die Götter sie nur als Spielzeug ansehen. Der Sumpf ist ein übergroßes Aquarium in der Wohnlandschaft. Während die Götter Merkur und Momus vor einem kleinen Aquarium sitzen und dort eine rote Krawatte rein halten, an der sie Platée aus dem Sumpf holen in ihre Götterwelt, stapft diese zwischen einer übergroßen Olivenschale, Salzletten und Crackern unbeholfen mit ihrem Amphibienschwanz in die Götterwelt. Platée geht zuerst davon aus, dass Cithareon aka Momus der Auserwählte ist, erfährt aber von ihm, dass der Götterherr selbst Gefallen an Platée gefunden hätte. Begleitet von ihren Geschöpfen, die ein hinreißendes Wasserballett im Trockenen vollführen, ist am Ende des ersten Akt Platée schließlich allein auf sich gestellt. Ganz aufgehübscht im rosa Kleid muss sich Platée nun auf die Ankunft des Gottes vorbereiten. Die Göttergattin Juno wird mit einem Düsenflugzeug nach Athen umgeleitet, damit sich ihr Eintreffen auf der Hochzeit etwas verzögert. Der Gott offenbart sich ihr als Eule und Vögel, die aus den Kulissen geräuschvoll hervorschießen. Selbst die Souffleuse darf mitspielen mit zwei Vogelattrappen. Am Ende bricht Jupiter in einem rosa Cadillac mit Blitz und Donner hervor, in dem es aus dem Motor des Wagens gehörig kracht und donnert. La Folie warnt Platée mit diversen Geschichten aus der Mythologie von Daphne und Apollo vor einer Liaison. Der Einschub in der Götterwelt hat einem roten Fernseher Platz gemacht, in dem Western laufen. Die Tänzer machen sich immer wieder über Platée lustig. Im dritten Akt hat Platée nun ein Brautkleid an. Dann trifft die illustre Hochzeitsgesellschaft auf: Maria Theresa, Superman und etliche Prominenz aus den 50ern stellen sich zur Hochzeit ein. Auch Momus im Marilyn-Kleid, als Amor verkleidet, erscheint. La Folie tritt als Freiheitsstatue von einem erneuten Wasserballett begleitet auf und will die Hochzeit vollziehen. Jupiter kann sein Ja-Wort noch so lange herauszögern, bis Juno eintrifft. Als Juno den Schleier hebt, muss sie erkennen, dass die Eifersucht unbegründet war. Im allgemeinen Gelächter und mit Racheschwüren von Platée endet die Oper und Platée muss zurück ins Aquarium.
Wir hatten an dem Tag Glück, dass die Aufführung überhaupt stattfinden konnte. Da das Werk selten aufgeführt wird, lässt sich auch für ausgefallene Ensemble-Mitglieder schlecht Ersatz finden. Für Leah Gordon sprang an diesem Abend Csilla Csövári ein. Während sie von einem Double auf der Bühne gespielt wurde, sang sie von der Seite die Partien der La Folie und der Thalie. In einer der wenigen Frauenrollen für Männern in Opern hört und sieht man als Platée einen wunderbaren Tilman Lichdi. Besonderes Lob verdient die Personenführung im Stück, die Joshua Monten einfallsreich gelöst hat. Während der Fernsehszene sieht man eine noch nie da gewesene Cowboy- und Indianer-Quadrille. Durch die Ballett-Einlagen auf der Bühne hält man auch durch, dass eigentlich relativ wenig Handlung im Stück ist. Dies macht sich vor allem zum Ende hin bemerkbar, wird aber durch die Regie-Einfälle weitgehend aufgefangen.
Kritik in den Nürnberger Nachrichten: Alles ist nur ein Spaß auf Erden
Quelle: Staatstheater Nürnberg
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