Arabella - Eine Ehrenrettung
Die Nürnberger Oper zeigt zum 150. Geburtstag von Richard Strauß sein Werk Arabella. Das Werk ist die letzte Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal, dessen letztes Werk diese Oper ist, die als lyrische Komödie bezeichnet wird. Andreas Baeslers verlegt die Handlung aus dem Wien des Jahres 1860 in die 20er Jahre in die Faschingszeit. Das ist insofern bemerkenswert, dass es in dieser Zeit gar keinen Kaiser mehr in Österreich gegeben hat, dieser aber mehrfach im Text erwähnt wird. Man erlebt die Verwicklungen um zwei Liebespaare an einem Faschingsdienstag-Abend.
Die Familie Waldner hat sich in einem Hotel einquartiert. Der Vater Theodor ist chronisch durch Glücksspiel pleite und die Mutter lässt sich die Karten von einer Wahrsagerin legen. Diese sagt zu Beginn des Stücks eigentlich schon die gesamte Handlung vorher. Plan der Mutter ist es, die schöne Tochter Arabella gut zu verheiraten, um so aus den Schulden rauszukommen. Die zweite, jüngere Tochter wird kurzerhand als Bub ausgegeben, da man sich die Ausstattung einer zweiten Tochter nicht leisten kann. Aus der Zdenka, wird somit ein Zendko. So leistet man sich für die Tochter Arabella zum Beispiel auch teure Opernkarten, damit sie in gute Gesellschaft kommt. Arabella wird begehrt von dem Jägeroffizier Matteo. Er meint immer Briefe von Arabella zu erhalten, die in Wahrheit aber Zdenka für sie schreibt. Er bringt Arabella auch rote Rosen vorbei. Als diese Arabella sieht, meint sie zuerst, sie wären von einem mysteriösen Fremden, den sie gesehen hat, mit dunklen Augen und festem Blick. Als sie erfährt, dass sie von Matteo sind, lässt sie diese fallen. Schließlich kommt einer der drei Grafen vorbei, mit denen Arabella auszugehen pflegt. Er lädt sie zu einer Schlittenfahrt ein. Arabella will aber auf jeden Fall, dass ihr Bruder Zdenko sie begleitet. Nun kommt der wienernde Vater von Arabella ins Zimmer, mit dessen Dialekt sich der darstellende Randall Jakobsh etwas schwer tut. Da auch der letzte 50er weg ist, hat er einem Kriegskameraden namens Mandryka einen Brief geschickt, in den er zufällig ein Bild von Arabella beigelegt hat. Mandryka wäre so reich, dass er einer Dame pfundweise Salz ausgeschüttet habe, damit sie im Sommer Schlitten fahren könne. Der wäre der Richtige für Arabella. Auf den Schreck mit dem Geld braucht er erst einmal einen Cognac, den der Zimmerkellner aber verweigert. Schließlich meldet sich doch ein Herr namens Mandryka, der sich aber als der Neffe des Kriegskameraden rausstellt und von Jochen Kupfer gespielt wird. Mandryka ist sagenhaft reich, der Alleinerbe aus Slawonien, der Kornkammer an der Donau. Er hätte 4000 Untergebene und viel Wald. Er habe das Bild von Arabella gesehen und wünscht die Tochter nun zu heiraten. Dies geht aber nur über die Mutter und ein kleines bisschen Geld. Beherzt greift Theodor dreimal in die Tasche des Mandryka und zieht ihm so die Tausender aus der Geldbörse. Mit einem mehrfachen ‚Teschek bedien dich‘ lässt er dies auch zu. Die Vorstellung von Arabella soll dann am Fiakerball am Faschingsdienstag in Wien sein. Matteo kommt noch mal kurz vorbei, wird aber wieder von Zdenko vertröstet. Arabella und Zdenko brechen schließlich auf zum Fiakerball.
Die nun einsetzende Pause hat einen Teil des Publikums kalt erwischt. Manche dachten schon, es ist nun Zeit für den Pausensekt, aber nein. Es gab eine längere Umbaupause für die Ballszene. Man befindet sich im zweiten Akt auf dem Fiakerball. Dabei gibt es mit den Kleidungen ein kleines Verwirrspiel. In einigen der Charlestonkleider stecken Männer, in einigen der Fräcke tanzen Frauen. Arabella, ganz in einem rosa Satinkleid, erkennt in dem vorgestellten Mandryka, den Fremden von der Straße. Man ist ganz ineinander versunken, sitzt auf dem Souffleur-Kasten und hat nur noch Augen füreinander. Das Duett ‚Und Du wirst mein Gebieter sein‘ zählt sicher zu den großen Nummern der Oper. Darin wünscht sich Mandryka jedenfalls, dass Arabella ein Mädchen aus seinem Dorfe wäre und ihm klares Wasser zur Verlobung reichen würde. Noch wäre es aber nicht so weit, Arabella will sich erst noch am Ball von ihren Verehrern verabschieden. Damit beginnen die Verwicklungen. Es tritt die Fiakermilli als Marlene Dietrich-Verschnitt im weißen Hosenanzug auf. Mit dieser jodelnden Koloratur-Einlage sticht sie auf jeden Fall heraus. Sie hat es auch etwas auf Mandryka abgesehen, der beschließt vor lauter Glück, die ganze Ballgesellschaft mit Champagner auszuhalten. Zdenka steckt nun einen Brief Matteo zu, mit dem Schlüssel des Nachbarzimmers von Arabella. Etwas begriffsstutzig ist der Jägeroffzier aber schon, weshalb sie kurz den Gesang beendet und ihm erklärt, was es mit dem Schlüssel auf sich hat. Das bekommt nun Mandryko mit und vergnügt sich ziemlich betrunken auf der Champagner-Bar mit der Fiakermilli, die Pose ist jedenfalls eindeutig. Theodor beschließt nun die Lage wieder aufzuklären und man fährt ins Hotel.
Nach der Pause im dritten Akt kommt es zum großen Show-Down im Stiegen Zimmer des Hotels. Matteo will nun endlich zu Arabella und versteht schon wieder nicht, warum die so abweisend ist. Dem Einwand des Vaters, keine Arien mehr zu singen, sondern auf dem Punkt zu kommen, leistet man eine drei viertel Stunde nicht folge. Mit einer Aussprache hätte sich sicher vieles klären lassen. So fordert der düpierte Matteo schließlich von Mandryko Satisfaktion, die eigentlich nur dadurch verhindert wird, dass Theodor die Waffen schon im Auktionshaus versetzt hat. Schließlich kommt Zdenka als Mädchen im weißen Nachthemd und klärt auf, wer die Briefe geschrieben hat und den Schlüssel überbracht. Es war allein ihre Idee. Mandryka bitten nun für Matteo um die Hand der Zdenka. Arabella zieht sich auf ihr Zimmer zurück und lässt ihren Mandryka auf eine Hotelbank liegen. Schließlich öffnet sich die Bühne und sie kommt im grünen Pyjama runter, mit einem Glas Wasser in der Hand. Er trinkt das Glas aus und wirft es auf die Stufen. Dass ihre Beziehung turbulent werden wird, sieht man daran, dass sie zu den Schlussakkorden fangen spielen.
Ich kann die schlechte Kritik in der hiesigen Presse nicht nachvollziehen und die Besucher der Oper ebenfalls nicht. Jochen Kupfer als Mandryka und Ekaterina Godovanets liefern eine hervorragende Leistung ab, wie die restlichen Leute von der Besetzungsliste. Die Walzerseligkeit von Strauß wird immer wieder durch Dissonanzen unterbrochen und bietet eine große Vielschichtigkeit. Die lyrischen Momente sind musikalisch wunderbar entworfen und man kann schon verstehen, dass sie aufgrund der guten Musik eine der meistgespielte Strauß-Oper ist. Die Sänger müssen sich teils gegen ein volles Orchester durchsetzen. Es werden viele Worte gesungen auf der Bühne, sodass man als Zuschauer gefordert ist, der Handlung zu folgen. In der Textlastigkeit steht sie da steht einer Oper, wie beispielsweise einem Tristan, in keiner Weise nach. Es muss nicht immer Tote auf der Opernbühne geben. Eine Oper mit Happy End ist doch auch eine schöne Abwechslung. Klar macht man der Handlung der Oper Vorwürfe, zu sehr ins Operettenhafte abzugleiten. Die Musik verhindert aber den Drift ins Triviale.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
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