Braucht man wirklich zwei Frösche?
Quelle: Flickr.com
‘Frösche in Bauch und Ruckenlage’ (Frog on Back and Front)
Josef Maria Eder (1855-1945); X-ray
Collection of National Media Museum
In einer Neuinszenierung wird in Nürnberg die Fledermaus gegeben. Nach dem Börsencrash 1873 in Wien, kam die Operette bei der Uraufführung nicht besonders gut an. 1874 bei der Premiere war man in Wien noch nicht in der Feierlaune.
In dem Spiel um die Rache für eine Blamage des Dr. Falke, machen eigentlich alle keine gute Figur. Da ist zum einen Rosalinde, die im ersten Akt rührselig ihren Mann verabschiedet als er ins Gefängnis muss. Wenige Minuten vorher sieht man sie in inniger Zweisamkeit mit ihrem einstigen Gesangslehrer. Ihr Mann muss wegen Beamtenbeleidigung in den Arrest. Er hat mit seinem Anwalt versucht, die Strafe abzuwenden, was ihm nicht gelungen ist. Im Gegenteil, er muss seine Strafe noch früher antreten, als ihm lieb ist, nämlich noch an diesem Abend. Dr. Falke gelingt es aber Gabriel Eisenstein noch auf andere Gedanken zu bringen, indem er ihm ein Abendessen mit Ball bei Prinz Orlowsky in Aussicht stellt. Mit seiner Repetieruhr bewehrt, nimmt er heuchlerisch Abschied von seiner Frau für eine Woche, während er sich schon von seiner Kammerzofe Adele für den Ball fesch machen lässt. Um auch die Kammerzofe loszuhaben, lässt Rosalinde ihre Zofe zu ihrer kranken Tante. Auch seine Frau ist froh, dass er endlich weg ist, worauf es sich der geliebte Gesangslehrer in einem leichten Schlafrock und mit vielen Opernarien an sie ran wirft. In dieser Situation wird er von dem Gefängnisdirektor Frank als Eisenstein ins Gefängnis gebracht. Rosalinde bittet um ihren guten Ruf, diese Maskerade mitzuspielen.
Im zweiten Akt treffen sich alle Beteiligten auf dem Ball des Prinzen Orlowsky wieder. Adele, die Kammerzofe ist nicht zu ihrer Tante, sondern mit ihrer Schwester Ida auf dem Ball. Auch Dr. Falke ist da und verspricht dem Prinzen einen Scherz. Er möchte sich nämlich für seine Blamage bei Gabriel Falkenstein rächen. Er stellt Eisenstein als Marquis de Renard vor. Ida wird dem Eisenstein als Künstlerin vorgestellt, wobei er aber eindeutig seine Kammerzofe erkennt. Auch der Gefängnisdirektor Frank ist eingeladen und wird als Chevalier Chagrin vorgestellt. Beide freunden sich schnell an, als sie erkennen, dass sie beide keine echten Franzosen sind. In Champagnerlaune versucht Eisenstein bei einer ungarischen Gräfin zu landen, indem er seine Uhr einsetzt und ihren Pulsschlag fühlt. Die Gräfin ist in Wahrheit seine Frau, die überrascht ist, dass ihr Mann nicht im Gefängnis sitzt. Aus Rache nimmt sie ihm die Uhr ab und lässt sie in ihrem Dekolleté zwischen Buda und Pest verschwinden. Eisenstein will immer wissen, wer die Gräfin ist. Bis zum Ende des Balls kommt er aber nicht hinter ihr Geheimnis. Eisenstein eilt zum Gefängnis, um seine Haftstrafe abzusitzen.
Der dritte Akt beginnt etwas ungewöhnlich. Zwei Zuschauer scheinen in der Loge zu randalieren. Es handelt sich dabei um das Komiker-Duo Rassau und Heißmann der Comödie Fürth. Mit viel lokalen Gags erobern sie schließlich die Bühne, um im grünen Sakko verkleidet, als doppelter Frosch, als Gefängniswärter ihren Platz einzunehmen. Ständig klingelt es an der Kerkertür und neue Leute des Balls begehren Einlass. Adele taucht als Erstes auf und klärt auf, wer sie wirklich ist und dass sie Künstlerin werden will. Dann kommt Eisenstein herein, der sich nun dem Gefängnisdirektor zu erkennen gibt. Allerdings ist er sich sicher, dass er Eisenstein bereits arretiert hat. Wieder gibt der Gesangslehrer seine Opernarien zum Besten, was wirklich komisch ist. Auch Rosalinde trifft ein, um ihren Gesanglehrer mittels des Anwalts zu befreien. Eisenstein gibt sich als Anwalt aus und hört sich die Geschichte an, wie es zu der Verhaftung seines Doubles gekommen ist. Dabei gibt er sich am Ende auch zu erkennen und ist sehr entrüstet, über die Verfehlung seiner Frau. Er muss aber klein beigeben, als seine Frau ihm seine Uhr präsentiert. Auch Orlowsky ist inzwischen eingetroffen und amüsiert sich köstlich über die Rache des Dr. Falke. Er verspricht, Adele als Künstlerin auszubilden.
Auch viele Jahre nach der Uraufführung kann diese Operette noch begeistern. Sie sprüht nur so von schönen Melodien und witziger Handlung. Ob es jetzt eines doppelten Frosches in der Operette braucht, mag man geteilter Meinung sein. Teresa Erbe als platinblonder Prinz Orlowsky mit Zigarettenspitze im Marlene-Dietrich-Stil ist ein wirklicher Genuss. Kurt Schober gelingt es, den Eisenstein nicht allzu einfältig zu spielen. Christopher Lincoln mit seinen Tenor-Improvisationen ist umwerfend gut. Er singt sich quer durch das Opernrepertoire. Viele Anspielungen auf die lokale Politik und den Christkindlesmarkt und selbst aktuelle Fußballergebnisse fließen in die Aufführung ein und verleihen dem Ganzen eine gute Portion Lokalkolorit. Es ist nie langweilig und die 20 Minuten mehr für den doppelten Frosch kann man schon investieren.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
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