Oper im Gaza-Streifen
Bild: Camille Saint-Saëns - Quelle: Wikipedia
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Samson und Dalila wird einfach in die heutige Zeit verlegt. Die Handlung beginnt 1947 nach dieser Inszenierung, indem die Hebräer von den Palästinensern unterdrückt werden. Auch zurzeit in der die Original-Handlung spielt, war das Volk Israel in Palästina eingewandert. Samson tritt auf und bringt den verzweifelten Hebräern eine neue Hoffnung. Die Philister werden hier mit den Palästinensern gleich gesetzt. Der Stadthalter erscheint und wird von Samson nieder gestreckt. Es kommt zum Aufstand der Hebräer. In der Folge erobern die Hebräer die Region und treten dann als Sieger wieder auf. Die Siegesfeier wird jedoch von einem Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel gestört, was darstellen soll, dass auch in der Besiedlung der Region keine Ruhe sein wird. Dalila tritt am Ende des Akts in Erscheinung um angeblich auch den siegreichen Samson zu umgarnen. Samson wird vor einer Kriegslist gewarnt, hört aber nicht darauf. Im zweiten Akt schwört Dalila Rache. Sie ist auf der Suche nach Samsons Stärke, konnte sein Geheimnis trotz dreimaligen Fragens nicht ergründen. In dem Schlafzimmer verstecken sich die Philister. Samson hat sich immer wieder von Dalila losreißen können, erliegt nun aber ihren Lockungen mit der Arie Mon coeur s’ouvre à ta voix. Dalila führt Samson ins Schlafgemach, wo er dann von den anderen Philistern überwältigt wird. Samson hat Dalila sein Geheimnis preisgegeben. Da die Stärke von Samson in den Haaren sitzt, wird er geschoren und geblendet. Im dritten Akt liegt Samson im Kerker. Im Off singen die Hebräer und beklagen Samsons Verrat. Samson will sich selbst als Opfer darbringen, wenn die Hebräer befreit werden. Im Zwischenspiel umkreist die Philister ein Drahtgitter, das die Kaaba in Mekka sein könnte. Das Drahtgitter lässt sich teilen, so dass daraus eine Flucht entsteht, in der Samson von einem Jungen geführt wird. Es tritt eine Parodie des großen Diktators von Charly Chaplin, der mit Geldscheinen nur um sich wirft. Gefolgt wird die Parodie von vier Schweinen. Dalila parodiert noch mal musikalisch ihr Liebeswerben und verhöhnt Samson im Tempel. Der Oberpriester verlangt von Samson, dass er Dagon, den Gott der Philister huldigt. Samson bittet seinen Gott um seine Stärke und ergreift die Säulen des Tempels. Er hebt die Drahtgeflechte an und bringt so den Tempel zum Einsturz und reißt sich und alle Philister in den Tod. Am Ende des Bühnenbildes sieht man eine Atombomben-Explosion.
Eigentlich kein schlechter Ansatz, die biblische Geschichte ins jetzige Palästina zu verlegen. Samson und Dalila ist die einzige Oper, die im Gaza-Streifen spielt. Jedoch ist es schwierig, die Geschichte nicht mit zu vielen Symbolen zu überfrachten. So richtig schlüssig erscheint die Verlegung der Geschichte in die heutige Zeit nicht. Erst im Nachhinein erkennt man die Parallelen der Geschichte damals zu den heutigen Verhältnissen in Gaza. Musikalisch wechseln viele Choreinsätze, wenige Solonummer ab. Vor allem musikalisch kann das Werk überzeugen und überdeckt die Brüche in der Inszenierung.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
Aha. Ich meine, schon davon gelesen zu haben (in der FN, als ich letztes mal in Fürth war….) so wie du es schreibst, erscheint mir die Inszenierung auch überfrachtet - da ist einfach zu viel drin.
Unser Prof für Politik und Geschichte meinte übrigens, dass der Nahost-Konflikt ein künstliches Problem sei. Man könne heute nicht mehr von palästinensischen “Flüchtlingen” sprechen. Damals nach 1945 hätte man sie integrieren können. Das sei laut unserem Prof so, als ob die Deutschen, die aus den Ostgebieten in den Westen nach 1945 geflohen waren, heute noch abseitls der Stadt in Baracken leben müßten.