Die Csárdásfürstin - Wie aus der Ferne längst vergangner Zeiten
Manchmal kann auch ein kleines Orchester in minimaler Besetzung mit 9 Sängern, wovon 8 tragende Rollen sind, den Operettenzauber der silbernen Operettenära entfachen. Mit der Csardasfürstin versucht man im Stadttheater gar kein Regietheater aufzusetzen. Einzig an der zeitlichen Orientierung hat man etwas gedreht und die Aufführung 15 Jahr in Richtung 1929 verlegt.
Feri erzählt in einem Rückblick auf 1929 die Geschichte der Csárdásfürstin Sylva Varescu, die Bretterl-Diva in Budapest ist. Man landet am letzten Auftritt der Sylva in ihrem Orpheum. Die Mädis vom Chantant sind vier Damen im 20er Jahre-Kostüm, die entsprechende Tanzbewegungen machen. Überhaupt wird viel getanzt in der Operette. Edwin bekommt einen Einberufungsbefehl nach Wien zum Militär eigentlich von einem Mann nämlich Eugen Rohnsdorf. Hier in der Inszenierung ist es eine Frau im Marlene-Dietrich-Stil. Als Sylva ankündigt, nach Amerika aufzubrechen, versucht sie Edwin aufzuhalten. In Begeisterung schwärmt eine Tänzerin von Hollywood und Brad Pitt, nur um zurückgerufen zu werden: den gibt’s doch noch gar nicht. Edwin versucht seine Sylva an sich zu binden und setzt einen Notar ein, der von einer Dame gespielt wird. Er verspricht Sylva die Ehe innerhalb acht Wochen. Das ist aber gar nicht möglich, da er eigentlich Edwins Cousine Stasi heiraten soll. Ein Wagen steht bereit in Budapest, der Edwin nach Wien bringen soll.
Im zweiten Akt sieht man die etwas verknöcherte Wiener Hofgesellschaft um Leopold Maria Fürst von und zu Lippert-Weylersheim. Der sieht etwas aus, wie der alte Kaiser Franz. Drei Stühle und eine Einblendung eines Palasts bilden die Szene. Da ist schon dann der Bruch drin, da die Monarchie in Österreich ja nach dem 1. Weltkrieg weitgehend abgeschafft wurde, wir haben aber 1929. Edwins Freund Boni kommt mit seiner angeblichen Frau Sylva in Wien zur Bekanntgabe der Verlobung von Edwin und Stasi. So richtig stimmt die Chemie aber zwischen Boni und Stasi. Jetzt wo Graf Boni Sylva angeblich geheiratet hat, wäre sie auch für Edwin eine gute Partie. Vorher war sie nicht standesgemäß. Edwin versucht die Wahrheit über die Beziehung zwischen Boni und Sylva aus ihm herauszuschütteln. Das wird zum Running-Gag in der Inszenierung, dass Boni immer wieder mal durchgeschüttelt wird in seinem lila Anzug. Sylva erfährt den Standesdünkel von Edwin und zerreißt den Notarvertrag vor dessen Augen am Tag, bevor seine Gültigkeit abläuft. Sie gibt sich als Csárdásfürstin zu erkennen und der Skandal ist perfekt.
Im letzten Akt haben die Mädis vom Chantant einen Auftritt im Apollo-Theater in Wien. Feri enttarnt Anhilde, die Frau des Grafen von Lippert-Weylersheim als Bretterl-Diva. Leopold Maria ist nun klar, dass in seinen adeligen Stammbaum, Bretterl-Diven-Blut eingemischt ist. Ihm ist damit auch klar, dass sein Sohn Edwin in Sylva verliebt ist. Auch Leopold Maria schüttelt nun Boni, weil er herausbekommen will, wo sein Sohn ist. Sylva will sich mit Feri und den Mädels trösten, als Boni zu einer List mit einem Telefon greift. Dort gibt er vor mit Edwin zu sprechen, der sich das Leben nehmen will. Sylva ruft ins Telefon, dass sie Edwin liebt. Mit einem doppelten Happy-End schließt die Oper in einer großen Tanznummer mit allen Darbietenden.
Am Anfang holpert es etwas in der Aufführung, aber die Schauspieler der Neuen Operette aus Wien tanzen sich zunehmend frei. Die Schlusspassagen mancher Lieder werden bis zu dreimal wiederholt, was das Publikum mit Mitklatschen und am Ende mit viel Applaus würdigt. Das Stadttheater war an diesem ersten Abend fast ausverkauft. Eigentlich bräuchte man für die Musikerbesetzung in etwa 19 Musiker. Im Stadttheater erfährt man, dass es manchmal auch eine Spur kleiner geht und am Ende das Ergebnis doch stimmt. Emmerich Kálmán hat für die Csárdásfürstin einen bunten Strauß von Liedern komponiert, die man immer noch kennt. Beschwingt verlässt man das Theater in die kühle Winternacht.
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