Don Quichotte in Fürth
In einem Gastspiel der Kammeroper Prag und der Oper Liberec war die selten aufgeführte Oper Don Quichotte von Jules Massenet im Fürther Stadttheater zu sehen. Die Inszenierung von Linda Keprtova verzichtet auf große Umdeutungen und es gelingt unter der Leitung von Martin Doubravský, ein interessanter Opernabend. Dabei war die deutsche Uraufführung der Oper 1911 gleich um die Ecke in Nürnberg.
Zu Beginn sieht man Dulcinée im Reigen ihres Hofstaates bei einem Dorffest. Dulcinée ist eine wahre Lebedame, die gleich vier Verehrer hat. Die Kostüme, die sie dabei tragen, sind spanisch angehaucht, erinnern aber auch an die Commedia Dell ‘arte mit großen Reifröcken und den Masken. Aus einer Flasche fließt eine Fontäne Konfetti-Sekt, die sich in ihrem Bauchnabel fängt. Sechs rote Hocker bilden den Balkon für die Dame. Sie steht mit ihren 20 Jahren mitten im Leben („Quand la femme a vingt ans“). Es tritt der bereits ergraute Ritter Don Quichotte mit seinem Knappen Sancho Pansa auf. Eingerahmt werden die von sechs Tänzern, die die Pferde und den Esel darstellen. Der große Auftritt gefällt dem Ritter und er lässt aus Dankbarkeit Münzen an das Volk verteilen. Obwohl der Ritter ein tiefer Bass ist, singt er Dulcinée ein Ständchen. Es kommt zum Konflikt mit dem derzeitigen Verehrer Juan, der eifersüchtig ist. Sie schlichtet aber den Streit und wünscht sich ein Perlencollier zurück, das ihr ein Dieb geraubt hatte. Also nehmen der Ritter und sein Knappe die Verfolgung auf.
Auf der leeren Bühne trägt der Ritter einen Strauß Lilien vor sich her. Er widmet seiner Holden ein Liebeslied, während er die Blumen in eine Vase drapiert. Darüber macht sich sein Knappe nun lustig. Und der knappe ahnt nichts Gutes, als Don Quichotte gefährliche Riesen sieht. Diese sind in der Bühnenrealität aber wieder die sechs Tänzer, mit denen der Ritter nun um die Wette tanzt. Der Regieeinfall, an einem Windmühlenflügel hochgezogen zu werden, ist wohl ziemlich schwer zu realisieren. Nach dem Kampf liegen die beiden am Boden.
Am Abend sind die Räuber aufgestöbert. Die haben ganz im Gangster-Look rote Overalls an und sind hoffnungslos in der Überzahl. Sie fesseln den Ritter mit seinem Mantel, der ihm verkehrt herum angezogen wird. Sie bedrohen ihn mit dem Tod, worauf er ein Gebet singt („Seigneur, reçois mon âme, elle n’est pas méchante“). Er wäre zwar etwas verrückt, aber ein guter Ritter, der Almosen an die Armen gibt und der sich freut, wenn die Kinder lachen, wenn sie ihn sehen. Ténébrun der Räuberhauptmann hat nun Mitleid und schenkt ihm die Freiheit. Dazu bekommt er auch noch das Perlencollier für seine Holde.
Dulcinée ist derzeit schon Juan überdrüssig und sucht Zerstreuung bei einem Fest. Sie singt dabei eine wunderschöne Forlana im Stil der Renaissance, in der das Stück auch spielen soll. Sie ist auf der Suche nach dem wahren Helden. Da tritt Don Quichotte auf und übergibt ihr das Collier. Zuerst ist sie erfreut, aber als der Ritter ihr sagt, dass er sie heiraten will, verspottet sie ihn. Sie wäre nichts für die Ehe und würde nie ihr Haus und ihr Leben für einen Mann aufgeben. Der Ritter ist aber dennoch für die ehrliche Antwort dankbar, aber dennoch ziemlich traurig. Sie nimmt ihre Perücke ab und legt ihr Kleid ab und steht im weißen Unterkleid auf der Bühne. Vor den nun pöbelnden Gästen stellt sich nun Dulcinée und schützt den Ritter, da sie dessen Einsatz schätzt.
Wieder muss die Tänzertruppe herhalten und nun eine Waldlichtung darstellen. Dabei ist zuerst nicht klar, ob der Knappe oder der Ritter sterbenskrank ist. Don Quichotte verabschiedet sich aber von seinem Diener und übergibt ihm noch eine Insel. Aus der Ferne beklagt Dulcinée ihren Verlust und das sogar in achtfacher Ausführung durch Doubles. Der Ritter stirbt.
Jiří Přibyl hat wohl die schwerste Rolle dieses Stücks und bekommt dafür auch gehörig Applaus, aber auch Kateřina Jalovcová als Duclinée ist großartig. Die Oper ist in Französisch mit deutschen Übertiteln, was doch ganz hilfreich für die Handlung ist. Dennoch bleibt die Handlung etwas starr in den Bühnenbildern. Das Werk ist der letzte große Erfolg von Massenet, von dem man eigentlich heute nur noch den Werther und Manon häufig aufführt. Die tragende Rolle mal nicht mit einem Tenor, sondern mit einem Bass zu besetzen ist interessant. Auch die Rolle von Duclinée ist nur in der Mezzosopran-Lage angesiedelt.
Kritik in den Nürnberger Nachrichten: Rührende Gratwanderung trauriger Gestalten
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