The Rocky Horror Show
Kommen wir nun mal zu der dunklen Vorgeschichte des Opernblogs. Ein Film, der mir in jungen Jahren gut gefallen hat, war die Rocky Horror Picture Show. Diese trashige Geschichte, die flotten Musiknummern und die etwas verquere Handlung aus Science-Fiction und Burlesque-Film, fand ich gut und war da mehrfach im Kino. Die Bühnenvorlage läuft derzeit im Nürnberger Schauspielhaus. Eingefleischte Fans seinen aber gewarnt, man erlebt hier eine Hochglanz-Nummer, die sich zwar sehr am Film anlehnt, aber aufgrund der Adaption als Bühnenstück einige Umbauarbeiten über sich ergehen lassen muss. Die Band, bestehend aus sechs Musikern, macht ihre Sache eigentlich recht gut. Die freakige Gruppe der Transilvanier ist auf eine Sechs-Mann-Truppe durchweg gutaussehender Tänzer und Tänzerinnen zusammengeschmolzen. An der Eingangstür gibt es Fanpacks für sieben Euro. Man muss also auf das Werfen von Lebensmitteln gänzlich verzichten, kein Toast, kein Reis usw. In einer Laufschrift wird man auf den Verhaltenskodex im Schauspielhaus hingewiesen. Dennoch verwandeln die Tüten und die geschätzten 30% Leute, die letztlich mitmachen, das Haus in einen Zustand, dass man die Putzkolonne bedauern muss. Die Lieder werden in Englisch gesungen, die Dialoge entsprechen ziemlich denen in Film, sind aber in Deutsch. Da es für die Aufführung schwierig ist, an Karten zu kommen, habe ich mich auf einen Resteplatz gezwängt.
Magenta beginnt die Show an der rechten Seitentür, in dem sie den Titelsong singt. Ihres Kostüms entledigt sie sich bis auf eine Korsage, als Projektion singen die bekannten roten Lippen aus der Filmeröffnung. Gelungen ist die Eröffnung in der Kirche. Die eingeblendeten Glocken lassen die Revuebühne dann teilweise als Kirche dienen. Selbst ein imaginäres Auto fährt davon und man sieht die Blechdosen über die Bühne huschen, die am Brautauto befestigt sind. Es ist die Hochzeit von Freunden von Brad Majors und Janet Weiss, an der Janet den Brautstrauß fängt. Auch Brad und Janet wollen irgendwann heiraten. Vorher machen sie aber einen Ausflug im Auto zu Dr. Scott. In einem Autoimitat erleben wir die folgenschwere Panne eines geplatzten linken Vorderreifens, bei Gewitter in einem Wald. Nicht ganz zeitgleich knallen dazu passend die Plastikbeutel aus dem Action-Pack. Also beschließen Brad und Janet, zu dem Schloss einige Meilen vorher zu gehen und zu fragen, ob man dort telefonieren könne, um die Panne zu beheben. Zur Nummer 'There's a light' werden dann die Knicklichter gezündet und es kommt richtig Stimmung auf. Am Schloss angekommen, begrüßt sie ein etwas seltsamer, schürzengekleideter Diener mit einer Taschenlampe und führt sie ins Schloss. Die beiden Verlobten sind an einer besonderen Nacht angekommen, in der Meister Frank N Furter, eine Kreatur erschaffen wird. In einem Saal treffen sie nun auf die Tänzertruppe aus Transsilvanien. Brad und Janet sind schockiert, beschließen aber, die Tanznummer zum Time warp mitzumachen, nach dem Motto: Nur nicht auffallen. Schnell sind die Verlobten aber ihre Kleider los und müssen eine Latexschürze anziehen, um ins Labor zu kommen. In einem LED-Zylinder landet der Herr des Hauses, der sich als wahre Dragqueen mit Strass besetzten Stiefeln und langem Umhang entpuppt. Aus einem grünen Blubber-Bassin holt der Herr des Hauses nun seine Kreatur Rocky heraus. Diese muss er erst aus einer Hülle befreien, mit einem präkordialer Schlag beleben. Es ist schon klar, dass der Herr des Hauses Rocky für seine Lust benutzen wird. Rocky ist ein muskulöser, goldfarbener, gut gebauter, blonder junger Mann. Es läuft eigentlich alles nach Plan, bis die Tür zum Eisraum aufgeht und ein schwabbeliger, bärtiger Hardrock Fan namens Eddie auf dem Motorrad rein fährt. Eddie ist der Freund des Hausmädchens Columbia und legt eine flotte Rocknummer hin. Dem Treiben Eddies bereitet Frank N Furter mit einer Motorsäge ein Ende. Hinter der Bühne bringt er Eddie damit um. Es erklingt der Hochzeitsmarsch und aus dem Action-Pack rieselt es Stoffblüten, als Rocky und Frank N Fürther hinter der Bühne verschwinden.
Nach der Pause sieht man eine riesige herzförmige Pralinenschachtel. Dort bekommt man nun mit, wie Frank N Furter Janet verführt. Der Hausherr gibt sich dabei als Brad aus. Dabei geht es einen Tick frivoler zu als im Film. Janet bemerkt die Täuschung zwar, lässt sich aber rum bekommen. In der nächsten Einstellung verführt Frank N Furter dann Brad. Diesmal gibt sich der Hausherr als Janet aus. Wieder geht es etwas frivoler zu, als im Film. Inzwischen eilt Janet durch das Haus ins Labor. Am Monitor sieht sie Frank und Brad zusammen im Bett, schließlich findet sie dort Rocky. Sie lässt sich schließlich mit Rocky auch noch ein. Frank N Furter macht sich auf die Suche nach Rocky und ist massiv sauer, als er erkennt, dass Rocky nicht ihm gehört. In einer neu eingefügten Szene sieht schließlich auch Brad, wie Janet ihn mit Rocky betrügt. Schließlich trifft der Ufologe Dr. Scott ein. Die drei Hauptpersonen Riff Raff, Magenta und Frank N Furter sind Außerirdische, die hier gelandet wären. Mit einem Magneten zieht Frank nun Dr. Scott ins Labor. Scott, mit einem sächselnden Dialekt, ist auf der Suche nach seinem Neffen Eddie, Frank N Furter leert daraufhin einen weißen Kübel mit menschlichen Überresten aus Gummi auf die Bühne. Frank N Furter wird das nun alles zu viel. Mit einem Pflanzenmittelsprüher bewaffnet, besprüht Riff Raff, Janet, Brad, Rocky und Columbia. Diese werden nun für den großen Showdown in hohe Pumps und in Metallkleider gezwängt. Nach der Besprühung mit dem Gerät haben sie keinen Willen mehr und geben sich ganz in einer großen Orgie der Lust hin. Das wird nun Riff Raff und seiner Schwester zu arg, sie beschließen die Heimkehr. An langen Bändern singt nun Frank I'm going home. Die Geschwister setzen mit einem roten Laser-Dreizack dem Treiben ein Ende und wollen zurück auf den fernen Planeten fliegen. Riff Raff erschießt Columbia und Frank. Leider kann man die spektakuläre Flucht Rocky mit dem angeschossenen Frank nicht gut umsetzen, so dass diese schließlich im Bühnenboden verschwinden müssen. Dr. Scott wird schließlich von seiner Lähmung durch Riff Raff geheilt und flieht aus dem Schloss, das nun zurückfliegt. Am Ende sind Brad und Janet am Boden der Bühne alleine.
Ja und spätestens bei der Zugabe steht dann der komplette Saal und klatscht mit. Ob man das nun mag oder nicht, hängt viel vom Stoff ab. Es fehlen in dem Bühnenstück eben die trashigen Elemente der Filmvorlage, sodass es für mich teilweise etwas zu steril war. Wäre da nicht Eddie, der in seinem Aussehen so ganz raus sticht, hat man es eher mit einer Friedrichstadtpalast-Version des Stoffs zu tun. Da gibt es keine zerrissenen Netzstrümpfe oder schlecht sitzendes Make-up. Die Transilvanier sind im Film eben eine bunte Truppe Freaks, die hier fehlen. Das Stück wird nur noch diese Spielzeit gegeben und Neugierige müssen sich ranhalten. Karten sind eben schwer zu bekommen. Let's do the Time warp again? Wenn man es mag.
Quelle: Staatstheater Nürnberg
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