La Traviata-Ich bin eine Hure
Eine Traviata an der komischen Oper in Deutsch, war jetzt eine Traviata der anderen Art. Der Zuschauerraum war vollbesetzt und die Karten für den Verdi in der Inszenierung von Hans Neuenfels stark begehrt. Im Gegensatz zu den sonstigen Inszenierungen ist diese Traviata wirklich brav. Klassische Neuenfels-Effekte gibt es wenige. Das Bühnenbild ist weitgehend schwarz. Mit verschiebbaren spanischen Wänden schafft man in dem Raum Möglichkeiten für Auftritte. St. Clair führt durchgehend zupackend durch Verdis Musik und gibt dem Drama Tempo, ohne zu übertreiben. Die Inszenierung ist in die heutige Zeit verlagert. In dem ersten Akt feiert Violetta Valery ihre Genesung von langer Krankheit. Im Chor sieht man schwangere Frauen, teils in Weiß, teils in schwarz gekleidet. Auf der Mitte steht eine schwarze Wiege mit einer Kinderpuppe. Das Ensemble ist im ersten Akt teilweise in Metall gekleidet. Die Männer haben dunkle Mäntel an. Das Brindsi hat so einen morbiden Charme. Violetta Valerys Motto: Lebe den Augenblick wird recht anschaulich dargestellt. Hier kommt am Ende des Akts ein großer Lautsprecher zum Einsatz, der Alfredo aus der Ferne und im ganzen Bühnenraum überdeutlich singen lässt. Im zweiten Akt tritt dann Giorgio Germont Alfredos Vater auf. Mit einem Pferdefuß, einem blauen Mantel und einem weißen Kreuz in der Hand, versucht er Alfredo und Violetta auseinander zu bringen. Violetta reißt im bei der Gelegenheit die Perücke vom Kopf. Violetta legt ihren Kopf auf einen Block und bietet Giorgio Germont ihr Leben an. Giorgio Germont mit einem Beil in der Hand hält aber ein. Germont verlangt von Violetta auf Alfredo zu Gunsten des Rufes seiner Tochter zu verzichten. Violetta schreibt einen Brief zum Abschied, den sie Alfredo überbringen lässt, während sie wieder nach Paris abreist. Alfredo findet eine Einladung von Violettas Freundin Flora, die auf ihren Aufenthaltsort hinweist. Nun in Paris tritt der Chor der Zigeunerinnen in schwarz, metallenen Puppenkostümen auf. Nun gibt es einen echten Neuenfels-Effekt. Violetta steht auf einem Sockel, auf dem steht: Ich bin ein Hure. Sie vergnügt sich in Paris mit dem Baron Duphol. Eingerahmt von mehreren roten Grableuchten, ist dies ein sehr eindrucksvolles Bild. Auch Flora hat ein Skelettkostüm an. Hier tritt eine fiktive Gestalt auf. Einer Art Zuhälter wird in Beisein der feinen Gesellschaft das Herz heraus operiert, das zuckend auf einem Serviertablett rausgefahren wird. Beim anschließenden Karnevalsmummenschanz spießt dieser so operierte Zuhälter seine übergroßen Stierhoden als Stier selbst auf. Hier an diesen Stellen kommt der richtige Neuenfels durch. Im letzten Akt liegt Violetta auf einer Liege und Flora und Violetta überlegen wie sie über die Runden kommen. Violetta geht es sichtbar schlecht. Der Doktor kommt regelmäßig vorbei und tröstet die schwerkranke Violetta, dass es bald besser werden würde. Wieder tritt Giorgio Germont auf, mit einer Flasche Alkohol und betrinkt sich. Er gesteht, dass er Alfredo Violettas Opfer offenbart hat. Violetta stirbt dann mit einer der schönsten Arien. Man glaubt nicht, dass sie wirklich TBC hat. Sie übergibt Alfredo vor dem Tod noch ein Medaillon, damit sie nicht ganz vergessen wird.
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