Wer das Libretto von Cole Porters ‚Kiss me, Kate!‘ liest, fragt sich, ob das wirklich ausreichend Stoff ist, den Zuschauer fast drei Stunden zu unterhalten. Die Inszenierung von Thomas Enzinger geht dabei locker mit dem 20. Jahrhundert um. Man befindet sich in einer Zeit, wo Gamaschen der 20er Jahre neben den Handys der späten 90er Jahre existieren dürfen. Die Kostüme von Toto wildern dagegen wirklich in der Shakespearezeit. Ein knallrotes Suspensorium des schwarz/rot gekleideten Hauptdarsteller ist schon eine gewagte Nummer. Für die Damen der Schöpfung gibt es Männer in Netzhemden und Strumpfhosen und es geht reichlich kokett auf der Bühne zu. Das täuscht vielleicht etwas, um den etwas verqueren Ansatz des Shakespearestückes hinweg, dass es für eine Frau nur eine ordentliche Tracht Prügel braucht, damit sie zahm wird. Die Vorlage könnte man heute keinesfalls so lassen, das wäre politisch nicht mehr korrekt. Aber gut, daran scheint man sich in den 50er Jahren, als dieses Stück im Stück entstanden ist, noch nicht gestört zu haben.
Zu Beginn des ersten Aktes sieht man Shakespeare übergroß auf einem Vorhang aufgedruckt. Fred Graham und seine Ex-Frau Lilli Vanessi sollen die Hauptrollen im Shakespearestück „Der Widerspenstigen Zähmung" in Baltimore spielen. In zwei gegenüberliegenden Bühnengarderoben hat man reichlich Zeit, sich vor der Vorstellung anzugiften. Dabei wirft Lilli mit Spicker auf ein Konterfei ihres Ex-Mannes als Cyrano. Außerdem telefoniert sie demonstrativ mit ihrem neuen Liebhaber, einem General Harrison Howell per Handy. Dabei hätten die Handys doch längst ausgeschaltet gehört. Man schwelgt aber dennoch in der Erinnerung längst vergangener Zeit mit dem Titel „Wunderbar“. Aber auch Fred ist in der Klemme. Ein Ensemblemitglied hat im Namen von Fred einen Schuldschein beim Kartenspiel über 10000 Dollar unterschrieben. Das ruft nun zwei Ganoven auf den Plan in Form von Heißmann und Rassau, dem Komiker-Duo aus Fürth. Fred streitet zunächst ab, einen solchen Schuldschein gezeichnet zu haben. Fred bandelt mit einer ehemaligen Bardame namens Lois Lane aus dem Ensemble an. Ihr will er auch einen Blumenstrauß zuschicken, der vor der Premiere aber fälschlicherweise bei Lilli landet. Den Brief konfisziert Lilli sogleich, da sie sich in dem Moment wirklich über den Strauß von Fred freut. Aber die Zündschnur für eine Explosion während der Vorstellung ist gelegt. Auch wenn sie nach dem Blumenstrauß verspricht, nie mehr Drecksack zu ihrem Ex-Mann zu sagen, ist klar, dass das Versprechen nicht lange halten wird. Auf der Bühne des Stücks im Stück steht eine große Statue von Shakespeare. Fred tauscht den Kopf der Statue aus und setzt seinen eigenen Kopf auf. Nun beginnen Sequenzen aus dem Shakespearestück. Mit einem Schlagzeug macht man Slapstickgeräusche, wenn sich Fred wieder mal an den Schritt langt, oder der alte Vater von Kate mit knarrenden Geräuschen auftritt. Nun kommt es auf offener Bühne zur echten Auseinandersetzung der Hauptdarsteller. Mit einer Motorsäge geht Lilli auf eine Puppe los und sagt, dass sie so mit jedem Mann verfahren würde (Nur kein Mann). Auch fällt wieder das Wort Drecksack, als sie den Brief aufmacht, der natürlich nicht für sie gedacht war. Auf offener Bühne ohrfeigt Lilli ihren Ex-Mann Fred und beißt ihm ins Ohr. Wenig später rächt sich dieser mit einer ordentlichen Tracht Prügel für Lilli, sodass diese für den Rest des Stücks nur noch unter Schmerzen sitzen kann. Sie weigert sich nun weiterzuspielen. Da kommt Fred der rettende Einfall und er hetzt die beiden Ganoven auf Lilli, damit sie den Abend fertig spielt. Fortan begleiten die Gangster mit Pistolen die Auftritte von Lilli. Auch wenn die Gangster immer wieder um sich ballern und selbst einen mechanischen Vogel von der Decke abschießen, es bleibt schwierig. Die Premiere steht immer kurz vor dem Scheitern, trotz Flitter im Finale des ersten Akts.
Zu Beginn des zweiten Aktes sieht man nun die Sänger des Stücks vor einer Backsteinwand. Darauf ist ein Graffiti ‚Kiss me, Kate!‘. Es steht ein Kühlschrank auf der Bühne, aus dem man scheinbar kalte Getränke holen kann. Fred muss schließlich eine Szene streichen, bei der Lilli auf einem Esel sitzen soll. Es wird weitergespielt, allerdings stirbt plötzlich der Auftraggeber, der die Schulden für den Schuldschein haben will. Die Gangster lassen von Lilli ab, vorher machen sie aber noch ein Selfie mit einem Selfie-Stick. Es erscheint ihr Liebhaber, der General, der sie nun retten und heiraten will. Vor einem Transparent der National Rifle Association posiert man nun die Liebe zur Waffe. Aber auch der General ist in Sachen Liebe kein unbeschriebenes Blatt und hatte ebenfalls eine Affäre mit Lois Lane hatte, genauer gesagt er hatte zwei Affären. Sie bekam damals Juwelen von dem General. Er bittet Lois, sich für die ersten drei Monate der Ehe mit Lilli bedeckt zu halten, danach hätte er aber schon wieder Bedarf. Es kommt, was kommen muss, Lilli packt während der Aufführung die Koffer und verlässt Fred noch in der Vorstellung. Nun treten die Gangster vor die Bühne und singen ihr ‚Schlag nach bei Shakespeare‘. Dabei treten sie dreimal auf und geben eigene Variationen des Liedtextes mit Regionalbezug zum Besten. Beim entscheidenden Auftritt von Lilli zum Ende der Premiere, scheint alles vorbei zu sein. Da tritt plötzlich Lilli auf und spielt am Boden liegend das Stück zu Ende.
Dieses Musical ist also das erfolgreichste Musical von Cole Porter gewesen. Und tatsächlich sind ein paar Nummern Evergreens geworden. Dennoch hat das Stück von der Handlung her etwas Patina angesetzt und der Stoff vom prügelnden Ex-Ehemann will nicht mehr so recht in die heutige Zeit passen. Die Handlung ist zugegebenermaßen eindimensional und was dieses Stück immer wieder auf den Spielplan ruft, sind die Evergreens von Cole Porter. Etwas weniger Big-Band-Sound als erwartet, aber mit viel Ohrwurmpotenzial kommt dieses Stück daher. Christian Alexander Müller als Fred und Sophie Berner als Lilli lassen es auf der Bühne gehörig knistern. Dabei ist beim Stück im Stück nicht immer klar, auf welcher Ebene sie sich bewegen, aber das ist gerade das Reizvolle.
Quelle: YouTube | Staatstheater Nürnberg
Zur Premiere von Leonard Bernsteins Candide hat es mich in die Landeshauptstadt München verschlagen, genauer gesagt, in die Reithalle, die eine Spielstätte des Gärtnerplatztheaters ist. Mit der Reithalle hatte ich einen eher kühlen Aufführungsort verbunden, im Winter. Es war aber sehr warm. In einer Inszenierung von Adam Cooper gab es eine szenische Umsetzung der als komische Operette oder Musical titulierten Werks. Die Handlung dieses Stückes im Detail zu erklären, würde mindestens so lange dauern, wie das Stück selbst. In Wandgemälden im Reitstall sind in Bildern die zehn Orte dargestellt, an denen die Operette spielt. Wenn man nicht wüsste, dass die Handlung eigentlich zur Zeit Voltaires Mitte des 18. Jhd. spielen soll, meint man, man hätte es mit den Vorläufern des Jetset zu tun. Im Grunde geht es darum, dass der nicht standesgemäße Edelmann Candide, seine Freundin Cunegonde heiraten möchte. Es startet eine aberwitzige Jetset-Tour um die halbe Welt. Damit man die Orientierung behält, ist am Kopf der Bühne ein halbdurchsichtiger Vorhang, auf den Weltkarten aufgemalt sind. Dahinter befindet sich das Orchester. Mit einem Pfeil und einem Federgeräusch sieht man dann immer, wo sich Candide oder Cunegonde gerade aufhalten. Zur besseren Verständlichkeit sind die Sprechpassagen in Deutsch, die Lieder aber in englischer Sprache. Die Übersetzung sieht man links und rechts über den Bühneneingängen eingeblendet. Nun stand die Premiere unter keinem guten Stern, denn die Darstellerin der Cunegonde Csilla Csövári war wenige Tage vor der Aufführung erkrankt. Man konnte Cornelia Zink als Gast gewinnen, die dann am Premierentag einsprang und sich in diese temporeiche Inszenierung einarbeitete. Die szenische Aufführung kommt dabei mit erstaunlich wenig Requisite aus. Die verschiedenen Länder werden hauptsächlich durch die verschiedene Kleidung des Chores ausgedrückt. So hat man, neben dem Pfeil auf der Weltkugel, auch eine örtliche Orientierung. Durch die Handlung führt ein Voltaire als Erzähler. Auch die Darsteller selbst schlüpfen in bis zu sieben verschiedene Personen, was vor allem von den hinteren Reihen immer etwas witzig ist, da der Wiedererkennungseffekt etwas dauert. Aufgrund teilweise frivoler Szenen besteht eine Altersempfehlung ab 12 Jahren.
Legendär ist natürlich schon die Ouvertüre des Stücks. Zu Beginn findet man sich im Schloss des Barons Thunder-Ten-Tronck. Der kleinwüchsige Baron hat eine gewichtige Baroness mit 140 kg als Ehefrau, die zwei Kinder haben: Maximilian und Cunegonde. Schon vier Stühle reichen aus und man ist mit dem Neffen Candide und dem Zimmermädchen Paquette in einer Lehrstunde des Hauslehrers Pangloss. Er lehrt die Schüler, dass sie in der besten aller Welten aufwachsen. Im Anschluss an die Lehrstunde will der Lehrer Pangloss mit Paquette noch ein physikalisches Experiment durchführen. Dies besteht darin, dass Paquette mit Pangloss schläft, mit weitreichenden Folgen. Cunegonde sieht dieses Treiben und beschließt, die Lektion selbst mit Candide zu wiederholen. Dabei werden sie aber von Maximilian überrascht, der diesen Vorfall seinem Vater meldet. Daraufhin vertreibt er Candide von seinem Schloss. Candide trifft auf Soldaten der bulgarischen Armee und muss auf das Wohl des Königs trinken. Ehe er sich versieht, ist er Teil und Soldat der grünen, bulgarischen Armee. Er muss allerlei Drill über sich ergehen lassen. Das Schicksal verschlägt ihn noch mal ins Schloss, als dieses von der Armee der Bulgaren überfallen wird. Der Baron und die Baroness verlieren endgültig ihr Leben. Maximilian, Cunegonde, Paquette und Pangloss überleben. Nun findet eine Überfahrt von Candide und Pangloss nach Lissabon statt. Man spielt mit einfachen Mitteln eine Schiffsüberfahrt nach, die in einem Schiffbruch endet. Pangloss und Candide retten sich vom Schiff, allerdings geraten sie in die nächste Katastrophe. Wie nun Vulkane nach Lissabon kommen, ist eben Dichtung. Fakt sind aber die Erdbeben, die die Region heimsuchen. So finden auch 30000 Menschen bei diesem Erdbeben den Tod. Die Inquisition sucht nach dem Schuldigen für dieses Erdbeben und man findet heraus, dass es die Neuankömmlinge sind. Nun erzählt Pangloss, dass er von Paquette ein ‚Geschenk‘ in Form der Syphilis bekommen hat, er ist schwer von dieser Krankheit gezeichnet. Dennoch findet ein Autodafé der portugiesischen Inquisition statt. Den drei Geistlichen in roten Roben nimmt man ihre Gesinnung nicht richtig ab, tragen sie unter ihren Roben doch Damenstrümpfe und Frauenschuhe. Das Autodafé ist ein der sehr guten Ensemblenummern des Stücks. Es sieht so aus, als ob Pangloss verurteilt und gehängt wird. Candide wird ausgepeitscht, kann aber nach Paris entfliehen. Dort trifft er in einem Bordell Cunegonde wieder, die sich an zwei Liebhaber verkauft. Der Kardinal Erzbischof von Paris und Don Issachar, ein Jude, melden ein Anrecht auf Cunegonde an. Sie zahlen sie mit Klunkern und Schmuck. Es folgt die berühmte Arie „Glitter and Be Gay“, wo Cunegonde ihr Schicksal beklagt. Den beiden Freiern passt es gar nicht, dass Candide plötzlich auftaucht. Es kommt zum Duell, in dem zuerst der Jude und dann der Kardinal Erzbischof getötet werden. Wieder muss Candide fliehen. Den Schmuck nehmen die beiden mit und fliehen mit der Bordelldame, einer alten Lady, die pikanterweise nur eine Gesäßhälfte hat nach Spanien. Diese alte Lady sieht aus wie Frankensteins Braut mit der typischen Frisur. In Spanien werden sie aber wiederum ihrer Juwelen beraubt. Der Schmuck soll später noch dazu dienen, Candide der beiden Morde zu überführen. Aber Candide wird aufgrund seiner hervorragenden Fechtkunst auf ein Schiff nach Amerika angeworben. Er wird zum Hauptmann ernannt und soll den bedrängten Jesuiten in Montevideo gegen die Ureinwohner zu Hilfe kommen. Ihnen gelingt die Überfahrt in die Neue Welt.
Zum Start des zweiten Aktes tanzen die wilden Ureinwohner. Da das Schiff bei der Überfahrt ausgeraubt wurde, sind sie wieder mittellos. Cunegonde muss sich erneut einem rassigen Liebhaber, dem Gouverneur von Buenos Aires verkaufen. Diesen will sie nur zur Frau nehmen, wenn er ihr auch die Ehe verspricht. Er verspricht ihr die Verlobung, worauf Cunegonde bleibt und ein Leben in Luxus und Langeweile lebt. Candide verkleidet sich als Mönch und muss weiter zu den Mönchen in Montevideo. Hier kommt noch einmal eindrucksvoll der Chor mit braunen Kutten zum Einsatz. In den Mönchskutten versteckt sich auch Maximilian, mit dem er in Streit gerät, als der hört, dass Candide seine Schwester zur Frau haben will. Eher aus einem Unfall heraus ersticht er Maximilian. Candide flieht in Mönchskluft und wird dabei fast von wilden Ureinwohnern gefressen. Diese bringen mit ein paar Papppalmen echtes Urwaldflair in den Reitstall. Als er den Ureinwohnern erklären kann, dass er kein Mönch ist, lassen die ihn ziehen. Er gerät auf einem Fluss in eine Strömung, die in nach zwei Tagen im sagenhaften Eldorado herausbringt. Die Kostüme sehen so etwas nach Revue und Disney aus. An den Seiten werden goldene Stoffbahnen entrollt und überall ist Gold. Richtig abgesehen hat es Candide aber auf die goldbeladenen, roten Schafe. Viele dieser Schafe verliert er beim Weg nach Surinam. Zwei kann er jedoch retten. Das eine Schaf schickt er nach Buenos Aires, um Lösegeld für Cunegonde zu sein. Man hat an den Juwelen erkannt, dass er der Mörder der beiden Geistlichen war. Auf ihn ist ein Kopfgeld ausgesetzt, daher kann er nicht selbst nach Buenos Aires. Mit dem zweiten Schaf kauft er sich ein Schiff. Dabei wird er ziemlich über das Ohr gehauen. Er verliert dabei sein letztes Schaf, das als Geldquelle vom Schiffsverkäufer erkannt wird. Er möchte seine Cunegonde schließlich in Venedig wiedersehen. Als er in Spanien angekommen ist, erfährt er, dass Cunegonde nach Konstantinopel entführt worden sei. Es kommt zu einem Gefecht zwischen zwei Schiffen, wo beide Schiffe in der Adria sinken, aber Candide am Ende sein Schaf wiederbekommt. Mit dem Gold aus dem Schaf hat er Zutritt zur Casinowelt von Venedig. Dort trifft er Cunegonde wieder, die sich erneut mit der alten Dame zusammen zur Bespaßung der Casinobesucher verkaufen muss. Das Leben hat Cunegonde inzwischen gezeichnet und sie betrinkt sich. Die beiden erkennen sich schließlich hinter den Masken und beschließen auf ein Landgut zu ziehen. Vorher rechnet Candide noch mit Cunegonde ab, die nur hinter seinem Geld her gewesen wäre. Am Ende ist man jedoch versöhnt und beschließt den eigenen Garten zu pflegen und das Glück zu genießen.
Es war wirklich ein toller Abend. Bei der berühmten Arie war das Publikum schon begeistert und es gab auch zum Schluss reichlich Applaus für Gideon Poppe und Cornelia Zink. Eigentlich ist diese Operette eher ein Musical mit Opernniveau, weshalb man das Stück am besten mit Opernsängern besetzt. Dennoch habe ich mich in YouTube in eine Aufnahme von Kristin Chenoweth - Glitter and Be Gay verguckt, die mich schließlich dazu bewogen hat, dieses Stück einmal ganz zu sehen. Und es hat sich in jedem Fall rentiert. Die sieben Minuten dieser Arie sind wirklich ein Highlight. Dass die Stimmen mit Mikrofon verstärkt sind, ist nun eher musicaltypisch. Bei den Sprechpassagen liefert das aber einen guten Klang. Der Chor ist immer wieder da und verbreitet mit der Landestracht der angesegelten Länder echtes Lokalkolorit. Dass einige Zuschauer in der Pause gegangen sind, fand ich etwas bedauerlich. Die Vorstellung ohne die Einlage in Eldorado ist nur die Hälfte. Klar, dass Bernstein an den Zuhörer Ansprüche stellt und die Handlung ist verquer und hart an einer Screwball Comedy. Es ist aber lustig, die wenigen Hauptdarsteller in immer wieder neuen Rollen zu sehen. Auch wie sie eigentlich immer wieder erstochen werden, sterben und dann doch irgendwie überleben, ist lustig. Vor allem die Erklärungen dazu, wie sie es dennoch in die nächste Szene geschafft haben. Ich stimme da mit BR-Klassik überein: Ein absolutes „must see“.
Quelle: YouTube | Gärtnerplatztheater
Quelle: YouTube | Gärtnerplatztheater
Die leichte Muse hat wieder mal das Opernhaus Nürnberg geküsst und bringt die Musical-Adaption des Films ‚Singin‘ in the Rain‘. Melissa King führt mit leichter Hand Regie und bringt mit wenigen Filmrequisiten echtes Hollywood-Flair ins Opernhaus. So werden immer wieder sechs große Plastikpalmen über die Bühne geschoben, eine übergroße Scheinwerferattrappe, Schminkspiegel oder Regiestühle. Die Einführung des Tonfilms in Hollywood scheint die Branche damals sehr getroffen zu haben, so handelt auch dieses Musical vom Umbruch, der damals stattgefunden hat. Im Gegensatz zu Sunset-Boulevard, nimmt hier alles eine gute Wendung, es gibt keine Toten und am Ende kriegen sich die beiden Hauptdarsteller.
Zu Anfang sieht man den Auftrieb zu einer Filmpremiere einer der letzten großen Stummfilme des Traumpaars Don Lockwood und Lina Lamont. Der Reporterin erzählt Don Lockwood von seinen ersten Auftritten als Stepptänzer und man sieht ein Kinderdouble, wo er und sein bester Freund die erste Nummer tanzen. In einer Art Überblendung tanzen dann Cosmo Brown und er im karierten Anzug eine Stepptanz-Geigennummer. Schon jetzt darf aber seine blonde Partnerin Lina nicht ans Mikrofon, man zieht sie immer wieder weg. Man sieht eine Filmeinspielung des Historienstreifens, der soeben gezeigt wurde. Dieser wurde im Hirsvogelsaal gedreht und zeigt neben beeindruckenden Fechtszenen, fränkisch, historisches Fachwerk. Lina entwickelt sich im Lauf der Handlung zu einer echten Giftspritze und hat, neben den blonden Locken, relativ wenig zu bieten. Gerade ihre schrille Stimme versucht man dort, schon zu verheimlichen. Anschließend soll eine große Filmparty steigen, zu der Don aber keine rechte Lust hat. Er schickt seinen Freund Cosmo als Double ins Auto und vertritt sich selbst an einem Boulevard die Beine. Dort wird er von den Verehrerinnen gleich als Star erkannt, er setzt sich aber zu einer Unbekannten und gibt vor, ihr Freund zu sein. Diese Frau ist von den Annäherungsversuchen nicht begeistert und ruft die Polizei. Aber auch die erkennt den Star und lässt Don gewähren. Die Verehrerinnen ist er aber durch die Finte losgeworden. Die Unbekannte gibt sich als Kathy Selden zu erkennen. Sie währe Schauspielerin und hat für die Filmkunst eigentlich nichts übrig. Sie träumt von einer Karriere am Broadway. Dann kehren aber die Verehrerinnen zurück und bedrängen Don erneut. Er flieht schließlich mit einem zerrissenen linken Arm auf die After-Film-Party. Dort zeigt der Studioboss einen Kurzfilm, in dem er die Möglichkeiten des Tonfilms aufzeigt. Die Stars von damals halten den Tonfilm aber für eine Modeerscheinung und sind wenig angetan. Die Party geht dennoch weiter und aus dem Hintergrund wird eine große Torte geschoben. Aus dieser springt nun Kathy im knappen Kostüm. Es folgt eine tolle Stepptanz-Nummer von Kathy und ihren Kolleginnen. Mit den Worten: Ich wusste nicht, dass sie in einer Torte wohnt, macht sich Don über die Nebeneinkünfte von Kathy lustig. Dies ärgert Kathy so, dass sie eine Torte nach Don wirft, die Lina im Gesicht landet. Mit dieser Attacke sind Lina und Kathy nun Feinde und Lina lässt keine Gelegenheit aus, ihrer Rivalin eines auszuwischen. So erfährt Don nun an einem Drehset zu einem Film über die Französische Revolution, dass sie gegen Kathy intrigiert hat und diese aus der Tänzertruppe werfen ließ. Während eines Stummfilmdrehs scheinen solche Unterhaltungen möglich gewesen zu sein. Trotz eines innigen Kusses hasst nun Don Lina dafür und beschließt Kathy zu suchen. Er findet sie auch wieder und gesteht ihr seine Liebe. Nachdem nun Warner mit dem Film Jazzsinger einen durchschlagenden Erfolg hatte, was historisch auch so richtig ist, beschließt der Filmboss, dass das Historiendrama über die Französische Revolution als Tonfilm gedreht worden soll. Als echter Filmer kennt man die Tücken, mit denen die Regie nun zu kämpfen hat. Da ist zum einen Linas schrille Stimme, ihr Talent, nie ins Mikro zu sprechen, Nebengeräusche zu erzeugen. Die Tonregie ist mit den Nerven am Ende am Drehset. Gerade dieses Hadern mit der neuen Technik ist, umwerfen komisch, so hört man Herzklopfen, raschelnde Fächer und sonstige Aussetzer. Nach diesem Debakel also beschließt man, allen Schauspielern Phonetikunterricht zu geben, um die Aussprache zu verbessern. Die Sprachübungen sind Zungenbrecher zuerst in Deutsch, dann aber auch in Englisch. Die Testvorführung des Films ist aber ein Desaster. Der Ton ist schrecklich, nicht synchron zum Bild und Linas Stimme gibt den Rest. Schließlich kommt Cosmo auf die rettende Idee Kathy für Lina sprechen und singen zu lassen. Der Film wird also nach vertont, man sieht immer die Filmeinspielungen mit quäkendem Lina-Ton und später mit Kathys Stimme. Der Film wird schließlich zu einem Musical umfunktioniert. Und weil man auch eine Stepptanznummer drin haben will, schließlich komplett umgeworfen. Von der Aussicht, dass der Film mit diesem Schachzug dennoch ein Erfolg werden wird und dass Don und Kathy ein Paar werden könnten, kommt der große Hit des Musicals. Dabei lassen es die Bühnenarbeiter auf der Bühne mit einer echten Gießkanne regnen. Mit diesem Ohrwurm wird man in die Pause entlassen.
Nach der Pause intrigiert Lina nun weiter und versucht nun Kathy und Don auseinanderzubringen. Ihre beste Freundin hat ihr zugetragen, dass das Tortengirl nun ihre Synchronstimme ist. Die Chancen von Lina, einen Skandal zu verhindern, sinken aber. In einer total schiefen Gesangsnummer beweist Sophie Berner echtes Gesangstalentversagen. Alle Achtung, so schief muss man das erst mal hinbekommen. Schließlich wird der Film mit der Synchronstimme von Kathy ein großer Erfolg. Bei der Premiere will das Publikum aber nun auch Lina zuerst sprechen hören und dann auch noch singen. Man zwingt nun Kathy hinter die Bühne, für Lina zu singen. Schließlich ziehen Don und Cosmo den Vorhang auf und man sieht Kathy. Dann drängt auch Cosmo ans Mikro und brüskiert Lina vollständig. Kathy nimmt Reißaus, wird aber im Rampenlicht noch aufgehalten und von Don als wahre Stimme von Lina präsentiert. Mit einem Filmkuss endet das Musical. Es folgt zum Schluss noch einmal eine Tanznummer mit gelben Regenmänteln zum Hit des Musicals.
Was will man zu einem Paket an purer Lebensfreude und Stepptanznummern anderes sagen als: gut gemacht. Das Orchester klingt nicht zu geschliffen und bringt die Musicalnummern sehr jazzig. Es erklingt das Singin‘ in the rain gleich dreifach, gute Laune Nummern wie ‚Good Morning‘, 'Make 'em Laugh' und viele andere Evergreens von Herb Brown. Die Filmeinspielungen geben dem Stück die nötige Authentizität und wurden mit Filtern nachbearbeitet, sodass man ganz das Gefühl hat, in die Zeit versetzt zu sein. Gerade diese Szenen, in denen die ersten Ansätze des Tonfilms an den technischen Unzulänglichkeiten und den Anfängerfehlern scheitern, sind umwerfend komisch. Eine echte Liebesgeschichte bringt die nötige Portion Herz-Schmerz ins Stück. Dass Cosmo bei dem Spiel immer als Gehilfe von Don, am Ende doch leer ausgeht, nimmt man hin. Die Kostüme sind toll im Stil der 20er Jahre und sehr farbenfroh. Kein Wunder, dass diesmal das Opernhaus voll besetzt war.
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Es muss nicht immer Hänsel und Gretel zur Weihnachtszeit sein. Aufgrund der guten Kritiken hat es uns am 1. Weihnachtsfeiertag ins Stadttheater nach Fürth verschlagen. Der Musical-Hit von Andrew Lloyd Webber läuft sehr erfolgreich in einer Eigenproduktion des Stadttheaters Fürth. In der Hauptrolle ist Helen Schneider zu sehen, im Orchestergraben sitzen Sinfonierorchestermusiker des Nationalen Akademischen Bolschoi Opern- und Balletttheater der Republik Belarus. Beide liefern solide Arbeit ab. Dass eine Aufführung in diesem Rahmen möglich ist, ist der Tatsache zu verdanken, dass 2010 die Aufführungsrechte für Stadttheater freigegeben wurden. Bislang war das Ausstattungsstück den großen Musical-Bühnen vorbehalten. Vorlage des Stücks ist ein Film von Billy Wilder: Boulevard der Dämmerung und eigentlich relativ schnell erzählt.
Schon am Anfang hört man drei Schüsse und erlebt quasi schon das Ende des Musical. Aus einem runden blau beleuchteten Pool-Ersatz werden Briefe von der Polizei gefischt. Nun erzählt das Opfer selbst, wie es zu diesem Mord kam. Es findet ein Zeitsprung zu einem Punkt 6 Monate vor der Tat statt. Das Opfer ist Joe Gillis und befindet sich zu dem Zeitpunkt auf der Flucht vor seinen Gläubigern im Trenchcoat. Die haben es auf seinen Wagen abgesehen, denn sein freiberufliches Geschäft als Filmautor läuft schlecht. In der ersten Szene sieht man ihm, wie ihn zwar am Drehset von Paramount jeder Darsteller kennt, aber leider keinen Job für ihn hat. Man sieht die silbernen Sterne von Paramount und eben den bekannten Schriftzug. Man befindet sich auf der Bühne 18. Nur die Produktionsassistentin Betty Schäfer hat Interesse an einem Drehbuch, das man aber noch komplett bearbeiten müsste. Als er wieder die Gläubiger sieht, lenkt diese Betty kurz ab, indem sie ihnen das Set zeigt. Dennoch findet eine Autojagd im Bühnennebel statt, der mit vier Lampen improvisiert wird. Dabei gerät er auf das Anwesen von Norma Desmond. In der ersten Begegnung sieht man, wie sie einen Affen bestatten will. Dieser wird durch eine Stoffpuppe dargestellt. Um den verstorbenen Affen trauert Norma, wie um ihr eigenes Kind. Sie meinte, vor dem Tonfilm hat man die Geschichten mit Gesichtsausdruck erzählt (With One Look). Er lässt beim Gehen eine Bemerkung fallen, er sei Filmautor. Das erweckt Normas Interesse, sie zieht ein selbst geschriebenes sechs Bücher langes Konzept mit dem Titel Salomé aus dem Sofa, mit dem sie ihr Comeback plant. Aufgrund der Geldsorgen nimmt Joe dieses Angebot an. Ihr Diener Max hat schon mal die Sachen in ein Zimmer in einer Garage bringen lassen. Die Bestattung des Affen in einem Kindersarg erlebt man als Schattenspiel. Diese Bestattung findet Joe sehr merkwürdig. Da es Dezember ist und stark regnet, ist das Quartier bald unbewohnbar und er zieht in das Schlafzimmer der Ehemänner ein. Das Umarbeiten des Skripts gestaltet sich aber schwierig. Max hat auch die Eigenheit auf der hauseigenen Orgel zu spielen. Die Korrekturen werden von Norma fast immer abgelehnt und Kürzungen muss er immer wieder zurücknehmen. Da er schon eine Weile bei ihr wohnt, muss er sich abends auch immer die alten Stummfilme ansehen, bei denen Norma auflebt. Von ihrem größten Erfolg, dem Film über Jeanne d’Arc hat Joe schon sichtlich genug. Für eine Silvester-Party lässt Norma zum Geburtstag von Joe die Modeschneider anrücken. Joe soll sich fein kleiden. Die Szene, bei der Joe einen Vicuna-Mantel bekommen soll, ist wirklich witzig. Er widersetzt sich zunächst, gibt aber schließlich nach. Schließlich findet die Feier statt, bei der Joe dann rausbekommt, dass die Feier nur aus Norma, ihrem Diener Max und Joe besteht. Norma gesteht ihm ihre Liebe. Er hätte Jugend, was sie mit ihren fast fünfzig nicht mehr hätte. Jetzt wird es Joe zu unheimlich und er geht zurück zu den Filmleuten zu einer Silvesterfeier. Dort hat sich Betty Schäfer inzwischen seinen Freund Artie verlobt. Betty will aber weiterhin an dem Drehbuch mit Joe schreiben. Vom schlechten Gewissen geplagt, ruft Joe schließlich bei Norma an. Am Telefon erzählt ihr Max, dass sich Norma die Pulsadern mit dessen Rasiermesser aufgeschnitten hätte. Mit verbunden Armen kommt sie die Treppe herunter und Joe bereut seinen Entschluss, Norma verlassen zu haben.
Nach der Pause kommt der bekannteste Titel: Sunset Boulvard. Es ziert sich Norma etwas, das Filmstudio bezüglich des Salomé-Skripts zu kontaktieren. Cecil B. DeMille, ein US-amerikanischer Regisseur für die Vorläufer des Popcorn-Kinos, hätte nicht persönlich angerufen und Norma eingeladen. Sie wartet dann lieber noch drei Tage, bis die Sterne laut ihrer Astrologin günstig stehen. Dann wird auf der Bühne ein luxuriöser Isotta Fraschini aus den 1920ern zusammengebaut, mit dem Norma schließlich ins Filmstudio fährt. Die alten Mitarbeiter an der Bühne 18 erkennen sie wieder und lassen sie rein. Als sie wieder im Scheinwerferlicht steht, ist sie nun ganz in ihrem Element. Es kommt schließlich heraus, dass Paramount nur an dem Wagen für 100 Dollar die Woche interessiert ist. Ein Comeback war nie geplant. Das Skript zu Salomé wäre unmöglich. Dennoch trifft Joe am Set Betty wieder. Sie nehmen die gemeinsame Arbeit auf und arbeiten zusammen an dem ersten Skript für Betty. Dabei verlieben sie sich ineinander. Schließlich bekommt Norma Wind von der Sache und findet eine Telefonnummer von Betty. Sie ruft Betty an und sagt ihr, dass Joe bei ihr im Haus wohnt. In dem Moment nimmt Joe ihr den Hörer ab und bittet Betty durch das Gewitter zu kommen. Schließlich kommt heraus, dass ihr Diener Max nicht nur ihr erster Mann war, sondern auch ein berühmter Stummfilm-Regisseur. Er ist bemüht, den Glanz des größten Stars aller Zeiten zu bewahren. Zudem schreibt er ihr die ganze Fanpost. Diese Wahrheiten tischt nun Joe Norma auf. Es kommt zum Showdown und Norma erschießt Joe schließlich. Mit den Polizisten kommen schließlich am Schluss auch Kameramänner an den Tatort. Ganz ohne rote Perücke kommt sie nun die große Treppe im Haus herunter. Sie ist der Meinung, der Film Salomé wird gedreht.
Mit der Garderobe darf sich Helen Schneider sehr oft umziehen. Die extravaganten Roben der Filmdiva stehen ihr ausgezeichnet. Auch die rote Perücke dazu im Stil der 20er passt. Ihr gelingt es wirklich, diese labile Filmdiva am Ende ihres Ruhmes darzustellen. Sie war ja 1995 auch in Niedernhausen die Hauptdarstellerin der Norma, wobei sie jetzt vom Alter her eher in die Rolle passt. Im Stimmbild hat sie eine gewisse Charakterschärfe bei den Tönen, die aber gut zur Rolle passt. Der Kontrast zum jugendlichen Liebhaber ist nun sicher noch größer als vor 20 Jahren. Dass das Bühnenbild ohne große Umbauten auskommt, kann man verschmerzen. Dass das ganze Haus voll Bilder aus Normas Glanzzeit hängt, wird am Schluss einmal kurz angedeutet. Man befindet sich meist in der Empfangshalle der Villa mit großer Treppe und Panoramafenster. Die Musik selbst besteht aus wenigen musikalischen Einfällen, die immer wieder aufgegriffen werden, und ist sehr im Big Band-Stil der 40er und 50er Jahre verankert. Wobei mir die Ouvertüre mit ihren düsteren Klangfarben und der Harfe am besten gefällt. Ja, wer Karten hat, unbedingt hingehen.
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Weil es in Hamburg so ein großer Erfolg ist, war ich auch im König der Löwen. Das ist ein aufwendig produziertes Musical nach einem Disneyfilm, das in einem extra Theater, dem Stage Theater am Hafen, gespielt wird. Das Stück läuft seit 02.12.2001 und hatte am 14.01.2014 seine 5000 Aufführung. 53 Darsteller aus 15 Nationen zeigen jeden Abend dort, das Heranwachsen von Simba zum neuen König der Löwen auf. Die Darsteller des Musicals müssen teils als Giraffen auf Stelzen laufen, oder sich als Tiere der Savannen verkleiden. Dabei fand ich die Hyänen besonders gut gelungen. Die Musik wurde komponiert von Elton John, Lebo M. und Hans Zimmern, besteht zum Teil aus Liedern des Films, wurde aber um etliche Ensemblenummern von Lebo M. erweitert, sodass man mit Pause auf ein abendfüllendes Event kommt, das etwa 3 Stunden dauert. Mit den vielen Aufführungen ist es sicher eines der erfolgreichsten Musicals der letzten Jahre.
Zu Beginn sieht man die rot-goldene Morgensonne aufgehen. Am Königsfelsen, der eine versenkbare halbe Wendeltreppe ist, präsentiert Mufasa den Tieren der Savanne seinen Sohn Simba. Mufasas Bruder Scar ist dabei nicht anwesend, da er in dem Sohn Simba seine Chance auf die Thronfolge verschwinden sieht. In den nun folgenden Stunden erleben wir, wie Scar seinen Bruder in eine Falle lockt und den Thron an sich reißt. Zuvor erklärt aber Mufasa, dass das Leben in der Savanne in einem Gleichgewicht ist. Auch warnt er davor, die Grenzen des Landes zu verlassen. Das macht Simba neugierig und sein Onkel Scar verplappert sich, dass hinter den Grenzen ein Elefantenfriedhof liegt. Simba versucht bei einer Jagd über das Grasland, seine Freundin Nala zu überreden, den verbotenen Ort aufzusuchen. Nalas Mutter stimmt unter der Bedingung, dass der Nashornvogel Zazu sie begleiten muss, dem Vorhaben zu. Die beiden kleinen Löwen hängen aber Zazu ab. Am Friedhof angekommen, lauern dort drei Hyänen den Löwen auf. In letzter Minute trifft Zazu mit Mufasa ein, um die beiden Löwen zu retten. Mufasa ist nun ziemlich sauer, dass sein Sohn diesen Friedhof aufgesucht hat. Er stellt ihn aber allein zur Rede. Außerdem erklärt er ihm die Sterne am Himmel seien die Könige der Vergangenheit. Zazu erinnert Mufasa daran, wie ähnlich Simba doch ihm ist. Letztendlich schmiedet Scar einen Plan, Mufasa in einer Schlucht in einen Hinterhalt zu locken. Als Lockvogel dient ihm sein eigener Sohn Simba. Als nun die Herde Gnus von den Hyänen aufgescheucht wird, rettet Mufasa zwar Simba, verliert aber durch einen Schubser von Scar an der Klippe sein Leben. Scar redet darauf Simba ein, dass er der Schuldige am Tod seines Vaters ist. Die Hyänen verfolgen Simba nur kurz, lassen aber schnell von ihm ab. Die Hyänen belügen nun Scar, dass Simba tot wäre. Scar krönt sich nun zum neuen König, während Simba in den Dschungel fliegt und dort ein Erdmännchen und ein Warzenschwein mit Blähungen trifft. Mit den neuen Freunden im Dschungel wird nun Simba groß.
Im zweiten Akt läuft es für Scar nicht gut. Das Land ist von einer Dürre befallen und das Bündnis aus Löwen und Hyänen bröckelt. Da Scar sich alleine fühlt, startet er einen Annäherungsversuch an Nala, den sie aber abwehrt. Aber auch die drei Freunde müssen ein Abenteuer bestehen, in dem das Erdmännchen in einen Wasserfall fällt. Die Freunde rätseln danach über die Sterne und machen sich über die Interpretation von Simba lustig, dass es die Könige der Ahnen sein sollen. Nala und Simba treffen sich wieder und die Freunde sind dann nicht mehr angesagt. Als die Äffin Rafiki nun ebenfalls Simba trifft, setzt sie ihn vor ein Spiegelbild und sagt, dass der Vater in Simba weiterlebt. Vor dem Königsfelsen schlägt nun Scar Simbas Mutter. Es kommt zum Kampf zwischen Scar und Simba, wobei Simba zuerst Scar ziehen lassen will. Scar greift aber erneut an und Simba wirft ihn von der Klippe. Am Ende kommen noch einmal alle Tiere am Königsfelsen vor der aufgehenden Sonne zusammen. Simba und Nala präsentieren dabei ihre Jungen. Damit schließt sich der Kreis.
Mit einigen stimmlichen Abstrichen erlebt man eine bunte, afrikanische Bühnenshow. Gerade das jüngere Publikum spricht das an. Es gibt wunderbare Ensemble-Nummern. Die Dialoge sind aber teilweise etwas schwer zu verstehen, gerade zum Ende bei den Kampfszenen zwischen Scar und Simba. Die Äffin Rafiki war dafür an dem Abend wirklich umwerfend und man meinte wirklich, Mama-Afrika vor sich zu haben. So richtig tiefe Emotionen kommen nicht auf, man ist aber über die drei Stunden von den Bühnenbildern und dem Wechsel der einzelnen Nummern gut unterhalten. Es hat schon seinen Grund, warum das Musical seit über 10 Jahren dort erfolgreich läuft, sodass auch diese Vorstellung ausverkauft war. Etwas störend sind vielleicht die Schiffssirenen und das Schiffstaufenfeuerwerk des 'Mein Schiff 3', das zeitgleich mit dem Finale an diesem Abend stattfand.