Das Anhaltische Theater Dessau war in Fürth zu Besuch mit der komisch-fantastischen Oper ‚Die lustigen Weiber von Windsor‘ von Carl Otto Nicolai. Das Stück ist einem Shakespeare-Drama angelehnt, in dem sich zwei Frauen an dem dicklichen, ältlichen Sir John Falstaff rächen. Diese Figur des Falstaff verkörpert das Gegenteil der damaligen Gesellschaftsordnung, nämlich Genusssucht, Trinkerei und Eskapaden. Dabei hat die Hauptfigur keine leichte Zeit, denn er muss eigentlich sein bequemes Leben aufgeben, wenn es ihm nicht gelingt, an Geld zu kommen. Sein Plan ist, eine schöne Frau zu erobern, deren Ehemänner zufällig noch reich sind. Um die ganze Sache zu optimieren, schreibt er zwei identische Liebesbriefe an Frau Fluth und Frau Reich, die sich dummerweise kennen und Nachbarinnen sind. Diese tauschen sich darüber aus. Klar, dass das eine Reihe von Scherzen und Racheplänen der Frauen nach sich zieht. In dem Stück rächen sich die Frauen dreimal an Sir John.
Verlegt hat man die ganze Handlung in ein upper-class-Milieu eines Luxus-Hotels. Die Einrichtung besteht aus Sprelacartwänden, die Seitenauszüge für Requisiten ermöglichen. Ein Fernseher bildet während der ganzen Vorstellung einen offenen Kamin, aus dessen Schornstein es immer wieder mal heftig raucht. So gleich zu Anfang als Fenton den Kamin mit einem Blasebalg einheizt. Hinten befindet sich ein mit Plexiglas abgetrennter Laubengang, auf dem ein ausgestopfter Keiler steht; rechts ist eine Bar. Dekoriert ist die Szenerie mit allerlei Grünpflanzen. Die Ouvertüre findet dabei lobenswerterweise ganz ohne Aktion auf der Bühne statt. Die beiden Frauen lesen sich also die Briefe vor, in dem sie aus einer ausziehbaren Spiegelwand mit 6 goldenen Spiegeln sitzen. Frau Fluth (Elena Fink) ist ein italienisch angehauchter Koloratur-Sopran, wären ihr Frau Reich (Rita Kapfhammer) mit einem Mezzo assistiert. Sie hecken einen Plan aus, wie sie sowohl dem eifersüchtigen Herrn Fluth, als auch dem Ritter Sir John eine Lektion erteilen können. Derweil trifft eine Schar Herren vom Tennismatch ein. Die Tochter von Familie Reich soll verheiratet werden. Bei einer kurzen Besprechung über die Planung der anstehenden Hochzeit zwischen Herrn Reich und Herrn Fluth, lässt sich Herr Fluth die Nägel von zwei Hotelangestellten maniküren. Während der Ehemann den wohlhabenden Junker Spärlich als Mann vorsieht, möchte die Frau lieber den adeligen Franzosen Dr. Cajus als Mann sehen. Es gibt aber noch einen dritten Bewerber, nämlich Fenton, der ebenfalls um die Tochter Anna anhält. Der ist ohne Geld und Adel, aber reich an lieb und treu und Angestellter in der Hotelbar. Die Avancen von Fenton, versucht Herr Reich durch Ziehen am Ohr auszutreiben.
Frau Fluth erwartet nun auf einem roten Sofa die Ankunft von Ritter Falstaff. Dieses wird wieder aus der Seitenwand herausgefahren. Ritter Falstaff sieht aus wie ein dicklicher Schlagersänger und sticht so etwas heraus. Bei dem ersten Annäherungsversuch kracht das Sofa lautstark unter dem Gewicht von Falstaff. Auch schlägt er sich in einem Running Gag immer wieder den Kopf an Frau Fluths geblümten Baldachin. Jetzt werden sie aber von Frau Reich gestört, die die Ankunft des Ehemanns von Frau Fluth ankündigt. Falstaff muss sich in einem Wäschekorb verstecken und flüchten. Dieser Korb wird wenig später in die Themse geleert, während der eifersüchtige Ehemann die Wohnung erfolglos durchsucht. Frau Fluth macht ihrem Ehemann eine Szene und kündigt an, dass sie sich scheiden lassen will. Herr Fluth plant aber Sir John einen Besuch abzustatten, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Nur mit einem Bademantel und einem Handtuch bekleidet erscheint Sir John wenig später in der Hotelbar. Klingt plausibel nach dem Bad in der Themse. Es erklingt das etwas bekanntere ‚Als Büblein klein an der Mutterbrust‘. Bei einem Trinkspiel mit mehreren Flaschen Sekt, besiegt Falstaff die Herausforderer, einen Vater mit einem Sohn, die umkippen und ihren Rausch ausschlafen müssen. Herr Fluth kommt nun, als verkleideter Osama bin Bach, mit falschem Bart in die Sauna des Hotels. Dort macht Falstaff schon Aufgüsse mit Alkohol. Auch hat Sir John sich einen Teller Nudeln bringen lassen. Herr Bach fragt nun ihn aus, was sich so zugetragen hat. Mit etwas Geld gewinnt Herr Bach sein Vertrauen. Sir John prahlt mit der Beziehung zu Frau Fluth. In der Saunaszene zeigt die Inszenierung von Benjamin Prins, wie die Männer sich gegenseitig mit einer Bürste massieren. Als diese kaputt geht, nimmt Herr Bach die Nudeln als Schwammersatz. Schließlich gibt es zum Abschluss noch leichte Streiche mit einem Büschel Zweige und immer wieder Aufgüsse mit Alkohol. Falstaff sagt, dass er noch einmal ein Stelldichein mit Frau Fluth hätte.
Die Bühne wird umgebaut und soll nun den Garten des Hauses Reich darstellen. Die Liebhaber von Anna machen ihre Aufwartung. Die favorisierten Männer der Eltern müssen sich aber hinter Pflanzen verstecken, während der Mann des Herzens Fenton mit einem Stehgeiger eine Aufwartung macht. Aus dem Balkon steigt mit einer Leiter schließlich Anna. Am Bühnenrand sitzend schwören sie sich ewige Treue.
Während Frau Fluths Mann auf der Vogelbeize ist, macht Sir John einen weiteren Annäherungsversuch an Frau Fluth. Wieder stößt er sich den Kopf am Himmelbett, während der Mann reinpoltert. Dekorativ haben seine Mitjäger erlegte Fasane dabei. Frau Reich und Frau Fluth beschließen diesmal, Sir John als Frau zu verkleiden. Die Tante der Magd, die dicke Muhme aus Brentford, hätte einen ähnlichen Umfang. Mit einem orangen Schleier bedeckt man dessen Bartwuchs. Mit einem lila Bustier und einem Kleid einer Angestellten und im Falsett singend wird er von Herrn Fluth rausbefördert. In seiner Wut schießt Herr Fluth auch auf den Wäschekorb, in dem er Sir John vermutet. Sogar eine Bombe wirft er in den Wäschekorb. Er hat ein ganzes Arsenal an Waffen dabei. Dass er wenige Minuten vorher seinen vermeintlichen Nebenbuhler rausgeworfen hatte, ist ihm entgangen.
Nun ist es an der Zeit, nach diesem zweiten Streich den Männern reinen Wein einzuschenken. Aber man plant einen letzten Streich für Sir John. Sie wollen ihn im Mondlicht als Hirsch verkleidet in den Wald von Windsor locken und ihn durch Feen und Insekten schikanieren lassen. Die Eltern Reich verfolgen weiter ihre Pläne und jeder der Eheleute weist Anna an, ein Kostüm anzuziehen und den richtigen Freier heimlich in der Waldkapelle zu heiraten. Sie erscheint aber weder in Rot, noch Grün, sondern in Weiß. Die Lage scheint sie per WhatsApp am Smartphone klar zu machen.
Es folgt die Szene, wegen der sich die Oper eigentlich gelohnt hat. Die beginnt zunächst recht lautstark mit dem Fällen eines Baumes durch Motorsägen und dem Hereinfahren des Stumpfes auf die Bühne. Die Szenerie verdunkelt sich, während Herr Fluth tänzelnd die Umbauarbeiten vornimmt. Es wabert dicker Nebel aus dem Rohr an der Seite. Es ist Mitternacht im Wald von Windsor. Sir Falstaff erscheint als Hirsch. Die beiden Frauen verkleiden sich als große Fliegenpilze und werben wechselweise um Sir John. Dieser ist mit der Aussicht auf eine doppelte Chance total geblendet. Es gesellen sich weiße Feenwesen mit Fliegenpilzen auf dem Kopf und übergroße Insekten dazu. Während Fenton vom Bühnenhimmel zu Anna schwebt, piesacken die Insekten den armen Falstaff bis zur Bewusstlosigkeit im Sessel. Junker Spärlich und Dr. Cajus haben sich als große Paprika verkleidet nicht erkannt und versehentlich geheiratet. Dagegen sind Anna und Fenton nun glücklich. Alles ist am Ende vergessen und vergeben.
Es ist zweifelsohne eine romantische Oper, die mich vor allem durch ihr fantasievolles Ende im Sinne eine Revue des Friedrichstadtpalastes begeistert hat. Während sich die ersten zwei Akte etwas in die Länge ziehen, nimmt die Oper im dritten Akt richtig Fahrt auf. Schade, dass der Komponist Carl Otto Nicolai den Erfolg seines letzten Werkes nicht mehr miterleben durfte. Nach einer mehrfach verschobenen Uraufführung gelang dem Werk schließlich der Durchbruch. Es war ein langer Opernabend, der vor allem von den tollen Ensemblenummern des Opernchors und durch die anhaltische Philharmonie Dessau getragen wurde. Klar, gab es Slapstick-Einlagen, wie mit dem Teller Nudeln in der Sauna oder dem Ekel des Herrn Fluths vor den erlegten Vögeln der Vogelbeize. Am Ende entschädigen der wunderbare Mondaufgang, die Ouvertüre und die Ensemble-Nummern des Schlusses für die lange Zeit. Wer hätte gedacht, dass Nicolai so nach Jacques Offenbach klingen kann, der erst viel später Erfolg hatte (Schlussszene: Er gesteht immer noch nicht)? Es war auf jeden Fall den Besuch im Stadttheater wert.
Quelle: YouTube | Anhaltisches Theater Dessau
Bei der dritten Regiearbeit von Calixto Bieito an der Oper in Nürnberg darf man wieder einmal gespannt sein. Zum Einen ist das Stück von Hector Berlioz mehr als wuchtig und verlangt einen großen extra Chor. Zum anderen steht es in Konkurrenz zu der Inszenierung in Dresden, die wenige Wochen vorher an den Start ging. Zu hören ist ein Werk, das der Komponist so ziemlich gegen Ende seiner Schaffensphase geschrieben hat. Es beinhaltet in seinen zwei Teilen den Untergang Trojas und den Aufbruch der Trojaner mit der Liebesgeschichte um Dido und Aeneas in Karthago. Dabei hat das Werk auch einige Kürzungen erhalten, die nicht immer geglückt sind.
Im ersten Teil der Geschichte wir mit langem Pinsel ein Pferd gemalt. Es ist das Pferd, das die Griechen hinter die Mauern von Troja bringen soll. Die tragende Figur in diesem Teil ist Cassandra, die das Unheil heraufziehen sieht und den Untergang Trojas. In der ersten Sequenz sieht man sie mit einen von Andromaches Söhnen. Cassandra ist isoliert, selbst ihr Gatte Chorèbe mag ihr nicht folgen. Nach den 10 Jahren Belagerung erfreut man sich des Abzugs der Griechen und gibt eine Party. Dabei tragen die Trojaner das Mobiliar vor der Stadt. Es ist auch wieder eine leicht bekleidete Frau auf einem Tisch zu sehen, die vermutlich Andromache ist. Sie holt sich ihren Sohn und verschwindet in der Bühne. In den Erzählungen von den Göttern greift man aber auf die römischen Namen zurück. Cassandra (Roswitha Christina Müller) kann ihre Warnungen nicht anbringen. Die Trojaner ziehen das gemalte Pferd in die Stadt. In einem nicht gezeigten Teil, schwärmen die Griechen aus dem Bauch des Pferdes aus und ziehen mordend durch die Stadt. Fassungslos sieht Cassandra den prophezeiten Untergang. Durch einen kollektiven Selbstmord der Trojanerinnen versuchen sie sich, dem Los des Unterlegenen zu entziehen. Das Pferdebild wird zerrissen und macht Platz für den riesigen Schiffsbauch, einer Holzkonstruktion, in dem Aeneas mit dem Schatz des Priamos nach Karthago flieht.
Im zweiten Teil muss Aeneas, wie ihm im Traum geweissagt wurde, ein neues Troja in Italien erbauen. Er landet in Karthago mit seinen Mannen an. Diese rüsten sich zusammen mit den Karthagern zum Krieg gegen den Numidierkönig Jarbas. Die Kriegserprobten kommen da genau zur rechten Zeit. Die Königin Dido im blauen Abendkleid trauert um ihren Mann. Ihre Schwester versucht sie etwas abzulenken. Die Karthager sind als Schar in weißen Schutzanzügen und mit Lilien auf der der Bühne, die sie zum Ende des ersten Akts in einen großen Behälter werfen. Vier Frauen halten den Perlenschatz des Priamos auf der Bühne. Aeneas bringt viel Geld nach Karthago für die anschließende Siegesfeier über Jarbas. Die Geldscheine werden dabei teilweise an die Balken geklebt. Bei der Siegesfeier singt Iopas, nur an einem Seil gesichert, zwischen den Holzbalken ein Lied zu Ehren von Ceres. Grün angestrahlt kommt das wirklich gut rüber, das Lied über den Ackerbau. Mit afrikanischen Masken übernehmen die Hauptpersonen nun die Erzählungen über die Kriegsverluste der Karthager. Auch ein Kampf mit einem Plüschlöwen schildert die Mühen. Es kommt zu einem großen Liebesduett zwischen Aeneas und Dido, wobei diese einen Karthager aus dem weißen Anzug auspacken und mit stilisiertem Erdöl aus grünen Kanistern begießen. So gelingt das Liebesduett wirklich zum sinnlichen Erlebnis und am Ende sind alle drei mit grüner Farbe bekleckert. Auf die Rücken der Karthager wird jetzt groß das Wort: ABONDANCE geschrieben (Überfluss). Es folgt eine Sprechpassage. Aeneas hat Albträume, er muss weiter. Die Trojaner drängen ihn dazu. Von seinem Schicksal in die Ecke gedrängt, kotzt Aeneas auf die Bühne. Kein Wunder, wenn einem Hectors Geist erscheint im Traum. Es wird heimlich ein Aufbruch geplant, an einem Morgen. Dido wird den Verlust ihres Geliebten nicht überleben. In einer großen Abschlussarie beschwört sie den Hass auf das neue Rom und Hannibal, der ihre Schmach rächen soll. Der Schiffsbauch wird auseinandergenommen in vier Teile, die Andenken an Aeneas verbrannt. Man erlebt eine lange Sterbearie, wo sie sich mit Pillen vergiftet.
Das Positive vorweg. Chor und Solisten, die Staatsphilharmonie, alle liefern musikalisch eine großartige Arbeit ab. Mit der Inszenierung hatte ich etwas Probleme, denn die Bilder geraten etwas zu statisch. Es ist aber auch schwierig, eine Choreografie für soviele Menschen auf der Bühne zu erarbeiten. Wie bei Wagner, wird viel von den Heldentaten und den Ereignissen erzählt. Die kleinen Seitenmonitore machen einem das Mitlesen des Textes ziemlich schwer. Die großen Übertitel scheinen wegen des Bühnenaufbaus gewichen zu sein. Es ist eine typische Bieito-Inszenierung mit den leicht bekleideten Damen auf der Bühne, die teilweise wie Schaufensterfiguren einfach nur rumstehen. Berlioz-Musik trägt dick auf, was ihm aber nicht so fesselnd gelingt, wie einem Wagner. Die Oper wurde teilweise nur in Fragmenten aufgeführt, man hat sich bei der Uraufführung auch auf den Teil 2 zurück gezogen (Die Trojaner in Karthago). Gleich zweimal geht in der Inszenierung ein Volk unter, zuerst die Trojaner, dann die Karthager. Virgil hatte damals die Auftragsarbeit, eine geschichtliche Verbindung zwischen Troja und Rom herzustellen. Heute würde man da von Fake News sprechen oder von alternativen Fakten. Insgesamt wundert es nach der Vorstellung aber nicht, dass die Inszenierung so von noch keinem anderen Opernhaus übernommen wird. Es bleibt, sperrig, ein wenig starr und eben typisch Bieito.
Staatstheater Nürnberg – Die Trojaner
Barrie Kosky inszenierte dieses Jahr die Meistersinger von Nürnberg in Bayreuth. Ähnlich wie der Parsifal von Stefan Herheim, nimmt man sich diesmal um die Geschichte Bayreuths an. Szenisch beginnt man in der Villa Wahnfried, indem man Richard Wagner eine private Vorführung dieser Oper in der Villa durchspielen lässt. Enden lässt man die Geschichte im Saal 600 der Nürnberger Prozesse. Auch um das Festspielgelände setzt man sich mit den jüdischen Künstlern auseinander, die während des Dritten Reichs Auftrittsverbote hatten. Auch hier in der Oper dürfen alle mitspielen außer Beckmesser, der in seiner Rolle als Jude der Außenseiter ist.
Anfangs ist man etwas verwirrt, wie selbstbezogen die Oper ist. Mit einer witzigen Einblendung: Villa Wahnfried bei 23 Grad, spielt man auf die Temperaturen im Festspielhaus an. Wagner erscheint immer im Gehrock mit Barett. Sein Schwiegervater Liszt ist ebenfalls auf der Bühne so wie Dirigent Hermann Levi. In einer Momentaufnahme berichtet man davon, dass Cosima Migräne hat und Wagner mit seinen Hunden unterwegs ist. Diese kommen auch wirklich auf die Bühne. Wagner hat sich ein paar Schuhe bestellt und eine große Packung Parfüm. Auch auf seine Vorliebe für Samt wird angespielt. Man befindet sich im Salon der Villa Wahnfried, an den Wänden sind viele Bücher und Büsten aufgestellt. Nun lässt man Wagner gleich fünfmal auftreten, wobei vier Doubles aus dem Flügel kommen.Wagner nimmt in den folgenden Meistersingern gleich mehrere Rollen selbst ein, so ist er Hans Sachs als alter Mann, Stolzing als junger Mann. Cosima wird zu Eva und Liszt zu Pogner. Dem Juden Levi fällt die Rolle des Beckmessers zu. Bei der Chorszene ist der schon gefordert, als alle auf die Knie fallen und beten. Widerwillig macht er mit. Wer schon mal in der Villa Wahnfried war, weiß, dass mit der Galerie solche Off-Chöre aus dem Obergeschoss möglich sind. Die Lehrbuben unterbrechen immer wieder den Akt mit einem turbulenten Auftritt. Im Spiel kommt Stolzing nun nach Nürnberg. Schon vorher hat er Eva, Pogners Tochter kennengelernt. Rein zufällig ist die nun das Preisgeld bei einem Gesangswettbewerb. Aus dem Flügel kommen jetzt auch noch mehrere Meister in Renaissancekostümen. Man setzt sich in Reih und Glied bei einer Tasse Tee hin. Die Tassen scheinen aus Metall zu sein und erzeugen einen tollen Klang. Auch scheint in dieser Renaissancezeit Headbanging schon schwer in Mode zu sein, die Meistergilde rockt jedenfalls richtig zur Musik. Inzwischen hat Beckmesser sich hinter vier Bildern verschanzt. Er muss den Gesang von Stolzing bewerten. Mit einem Hammer markiert er jeden Fehler, den Stolzing beim Vortrag seines Gesangs macht. Stolzing nimmt auf einem Thron auf dem Flügel Platz. Nachdem sein Gesang schon einmal im Tumult der Meister abgebrochen wurde, nimmt er ein Schlückchen Tee um sein Lied fortzusetzen. Aber nein, es hilft nichts. Beckmesser und die Meister sind außer sich vom unerhörten Gesang. Am Ende des Aufzugs lässt man die Villa Wahnfried zurück fahren und den Saal 600 erscheinen.
Im zweiten Akt sieht man Wagner als Sachs mit Cosima auf einer Decke beim Picknick im Grünen. Auf dem Boden befindet sich ein grüner Rasen. Der Raum ist weiter der Saal 600 in Nürnberg, über den also reichlich Grün gewachsen ist. Wagner als Sachs macht sich nun Gedanken über das neue Lied von Stolzing. Das kann er nicht vergessen, obwohl es gegen die gängigen Liedregeln verstoßen hat. Eva will nun wissen, wie es mit dem Vorsingen ging. Stolzing kommt hinzu und will Eva zur Flucht überreden. Beckmesser ist weiterhin auf Freiers Füßen und will seiner Eva ein Ständchen auf der Laute bringen. Weit oben hat aber nicht Eva am Fenster Platz genommen, sondern Magdalene, ihre Zofe. Er begibt sich in die Rednerkanzel und fängt an ein Ständchen zu singen. Sachs ist aber nun gemein und merkt jeden Fehler in seinem Gesang mit einem Hammerschlag auf den Leisten an. Das tut er so penetrant, dass die Bewohner Nürnbergs aufwachen und eine Prügelei stattfindet. Dabei läuft die Uhr im Gerichtssaal plötzlich rückwärts. Der Rasen wird an Seilen hochgezogen. In dieser Inszenierung wird aber nur einer richtig verprügelt auf der Bühne, nämlich Beckmesser. Unter einem Wagnerbildnis muss er Tritte einstecken und erscheint in der Folge mit einem bandagierten rechtem Arm und einem eingewickelten Finger. Beckmesser bekommt eine Karikaturmaske aufgesetzt. Am Ende erscheint aus der Rednerkanzel des Saals diese riesig und aufgeblasen. Es ist eine Judenkarikatur aus dem ‚Stürmer‘.
Im letzten Akt ist der Saal 600 voll bestuhlt, wie zur Zeit der Nürnberger Prozesse. An dem Kopfende befinden sich die Flaggen der vier Siegermächte. Links vorne nimmt Wagner als Sachs ein Essen ein, auch David beißt herzhaft in eine Breze. Sachs räumt sein Frühstück klirrend ab. Er grübelt über die Ereignisse der Johannisnacht. Am Tisch links komponiert er nun mit Stolzing zusammen das Preislied. Schließlich kommt auch Beckmesser auf die Bühne und will ebenfalls ein Preislied von Sachs haben. In einer Albtraumsequenz kommen fünf kleine Juden in den Zeugenstand und bedrängen Beckmesser. Dieser verjagt die kleinen Albtraumfiguren. In Anspielung auf Wagners Ideologie, will sich nun Beckmesser das Meisterlied aneignen. Mit dem Zettel des Preislieds zieht er von dannen. Eva kommt nun dazu und beschwert sich, dass die Schuhe nicht passen. Stolzing trifft auch noch ein und in einer Gesellentaufe macht Sachs mit einer kräftigen Ohrfeige David zum Gesellen. Nun singen sie alle ein wunderschönes Quintett: ‚Selig wie die Sonne‘. Sachs schickt alle zur Festwiese und dem Sangeswettbewerb an die Pegnitz. Die Bühne bevölkert sich nun mit den Bürgern Nürnbergs. Ein einziger alliierter Soldalt hält Wache. Es werden Fahnen zu den Auftritten der Stände geschwungen. Dabei lässt die Regie die Szenerie immer wieder einfrieren. Als die Meister eintreffen, spenden die Bürger schnellen, synchronen Applaus. Wie die Duracell-Hasen klatschen sie zum Eintreffen der Meister, nur bei Beckmesser verstummt der Applaus. Beckmesser ist immer noch schwer lädiert und wird von einer Harfensolistin begleitet. Er versucht nun das Preislied zum Besten zu geben, versingt sich aber gnadenlos und wird so zum Gespött. Er beschuldigt nun Sachs, ein schlechtes Lied komponiert zu haben. Als Stolzing dieses Lied dann singt, sind alle begeistert. Stolzing gewinnt den Wettbewerb und bekommt Eva. Als er zum Meister werden soll, lehnt er ab. Dies führt zum Schlussmonolog von Sachs: Verachtet mir die Meister nicht, den er aus der Rednerkanzel hält. Das Volk verlässt die Bühne, der Saal 600 fährt hoch und Sachs ist während des Monologs allein auf der Bühne. Dann jedoch fährt ein Orchesterdouble aus der Rückwand vor. Sachs dirigiert das Statistenorchester und rettet zum Schlusschor die Szene, die in Deutschtümelei zu versacken droht.
Wenn man als erster jüdischer Regisseur dieses Stück inszeniert, mit dem die Reichparteitage der Nazis eröffnet wurden, bleibt sich der Bezug zum Judenhass nicht aus. In seiner Selbstbezogenheit ist die Inszenierung sicher für Neueinsteiger eine harte Nummer. Selbst ich war von den vielen Wagner-Inkarnationen verwirrt, wer jetzt genau welche Rolle spielt. Da Wagner aber immer seine eigene Vita in den Stücken verarbeitet hat, geht das durchaus in Ordnung. So ist die Prügelei in der Johannisnacht unter dem Eindruck einer Schlägerei in Nürnberg entstanden, in die Wagner selbst geraten ist. In der Gesamtheit wirkt der Bezug zum Saal 600 etwas beliebig und wird nicht ausreichend erklärt. Man könnte deuten, dass das letztendlich das Ende des Judenhasses ist, richtig schlüssig erklärt wird es dabei allerdings nicht. Aber die Aufführung punktet, mit einem unglaublichen Aufgebot an Sängern. Klaus Florian Vogt als Stolzing, Michael Volle als Sachs waren an dem Abend wirklich hervorragend, textverständlich, sodass man den Dialogen gut folgen konnte. Eva hätte ich gerne etwas jugendlich, frischer besetzt gesehen. Aber auch die Nebenrollen waren sehr gut. Letztendlich punktet Bayreuth immer mit der trefflichen Akustik, die seinesgleichen sucht.
Fanfare zum dritten Aufzug der Meistersinger von Nürnberg
Wir befinden uns im Jahre 2017 n. Chr.. Das ganze Staatstheater Nürnberg ist von Richard Wagner besetzt... Das ganze Staatstheater Nürnberg? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkerter Hain hört nicht auf, mit Belcantogesängen Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für den römischen Legionär, der als Besatzer in dieser Oper keinen guten Stand hat. Mitten in dem Ringgedöns nimmt die Oper in Nürnberg einen echten Belcantoschinken ins Repertoire. Norma, die Oper um eine gallische Druidin, die an den Regeln der Druiden zerbricht und letztendlich am Scheiterhaufen stirbt. Was den Regisseur Stéphane Braunschweig dazu treibt, die Oper in einer Art Bunker spielen zu lassen wissen wir nicht.
Das Volk ist aufgereiht und wartet aber auf die Weissagungen der Norma. Die Frauen in einheitlichen blauen Röcken und die Männer in grauen Mänteln. Auch die heilige Eiche, an der Norma die Misteln im Schattenspiel schneidet, ist nur ein Bonsai, der in einer Käseglocke auf die Bühne getragen wird und durch geschickte Beleuchtung riesig groß wird. Mit einem roten Rosenstrauß kommt der Bösewicht der Oper Pollione auf die Bühne, dabei bekommt er Schützenhilfe von seinem Freund Flavio. Die Zeit wäre noch nicht gekommen, meint Norma. Von Pollione hat Norma heimlich zwei Knaben, die in dieser Inszenierung durch einen Jungen und ein Mädchen dargestellt werden. Ein schwarzer Gazevorhang teilt Norma vom Volk, als sie über ihren inneren Konflikt spricht. Das erklärt auch Ihr Zögern. Aber Pollione ist schon wieder auf Frauenjagd und hat sich in Adalgisa verguckt. Dies Novizin soll bald ihr Gelübde auf Keuschheit ablegen. Sie wird durch Pollione bedrängt. Dieser entblößt vor lauter Erregung seine Brust. Wer jetzt noch mehr erwartet, wird enttäuscht. Adalgisa hat es aber überzeugt, sie will ihm nach Rom folgen. Norma quält sich, da Pollione ohne sie nach Rom zurückwill. Adalgisa öffnet sich aber Norma, die erkennt auch Parallelen zum Werben ihres Liebhabers. Es kommt aber zum großen Zusammentreffen der Hauptakteure und Norma ist außer sich, dass Adalgisa sich genau in Pollione verliebt hat. Der Bunker öffnet eine Drehtür, an die man ein weißes Bett mit Messingstäben vor einen roten Vorhang montiert hat. Dort sieht man die Kinder. Norma schwört Rache.
Norma plant den erweiterten Suizid mit ihren Kindern. Mit einem Dolch schleicht sie sich an das Bett der Kinder und versteckt schnell das Messer unter dem Kissen. Hin und hergerissen, zwischen der Rache an Pollione und der Mutterliebe, verzichtet sie letztendlich auf den Mord. Norma sagt, Adalgisa solle mit den Kindern und Pollione nach Rom. In einem wunderbaren Duett mit Adalgisa beschwört diese die Liebe zu Pollione. Eine Rückkehr zu Norma lehnt Pollione aber ab. Wutentbrannt schlägt Norma nun auf das Schild des Irminsul rechts. Im Hintergrund sieht man jetzt die Eiche in groß. Es kommt zu einer kurzen Kriegsszene in der die gallischen Krieger zum Kampf rufen. Es wird ein Opfer gefordert. Ein in den heiligen Hain eingedrungener Römer soll es sein, der kommt gerade recht. Es ist natürlich Pollione. Norma kann den Vater ihrer Kinder trotz all der Rache nicht töten. Wieder nimmt ihn Norma hinter dem Gazevorhang zur Seite und überlegt, wie sie die Liebe zu Pollione retten kann. Sie droht ihm, Adalgisa am Scheiterhaufen zu opfern, seine Kinder zu töten. All das hilft nichts. So lässt sie denn einen Scheiterhaufen für eine Priesterin errichten, die das Keuschheitsgelübde gebrochen hat. Als das Volk nun den Namen fordert, nennt sie ihren eigenen. In einer Projektion geht Norma dem Scheiterhaufen entgegen. Pollione ist von ihrer Selbstaufgabe so berührt, dass er ihr auf den Scheiterhaufen folgt.
Ja, der Widerstand gegen den Ring mit dieser Oper ist gelungen. Die armenische Sopranistin Hrachuhí Bassénz lotet die Rolle der Norma in aller ihrer Zerrissenheit fast perfekt aus. Auch Ida Aldrains Leistung als Adalgisa ist hervorragend. Den erkrankten David Yim vertritt Joska Lehtinen mit Bravour. Letztendlich ist das wirklich eine schöne Oper, die die Romantik vorwegnimmt. Die Staatskapelle unter der Leitung von Volker Hiemeyer spielt vielleicht am Anfang etwas zu laut auf. Das mag wohl der viele Wagner in der Spielzeit bewirkt haben. Das Orchester nimmt sich aber zum Schluss immer weiter zurück. Es gibt wenig zu kritisieren in dieser Norma, vielleicht die Inszenierung - mit dem Monsterbonsai.
Quelle: YouTube | Staatstheater Nürnberg
Das Theater Ulm hatte die letzte Aufführung der Pique Dame von Tschaikowsky in Fürth im Stadttheater durchgeführt. Inszeniert wurde von Igor Folwills sehr konventionell im besten Sinne. Als zu Beginn eine Ankündigung vor der Ouvertüre erfolgte, dass der Sänger des Tschekalinski erkrankt sei, horchte ich auf. Man hatte aber Ersatz in Joshua Lindsay gefunden, der die Partie leider nur in Russisch könne. Die Oper sei aber insgesamt in Deutsch. Diese deutsch-russische Kombination hatte durch die Übertitel keinerlei negative Folgen, dennoch war es witzig, wenn Russisch gefragt wurde und die Antworten dann in Deutsch kamen. Die Aufregung hatte dem Ansager scheinbar so zugesetzt, dass der Eugen Onegin ankündigte. Es lief dann aber doch Pique Dame. Die nächste Überraschung sollte sein, dass die alte Gräfin, die Pique Dame, erst 35 Jahre ist. Der Sänger des jugendlichen Hermann aber schon 65. Eine klassische Inszenierung rundete die Aufführung zu einem gelungenen, aber langen Opernabend ab. Bei den Aufteilungen der Akte orientierte man sich an den Bildern der Oper und machte mitten im zweiten Akt eine Pause. Auch zwischendrin erfolgten immer wieder längere Umbaupausen. Zentrales Element der Inszenierung war eine dreiteilige Spiegelwand mit Türen, die sich immer wieder verschieben und neu arrangieren lässt.
So gerät der Sommertag auf einer St. Petersburger Promenade sehr dunkel. Eine Parkbank steht mit dem Rücken zum Publikum, dahinter befindet sich ein künstlicher Stein. Angedeutet ist eine Allee durch einen getrockneten Baum. Auf der Bühne stehen beleuchtete Standuhren. Jeletzki stellt seine Braut Lisa vor, die Hermann als seine Geliebte wiedererkennt. Lisas Großmutter sei eine reiche Gräfin, die ihr Vermögen mit drei Karten im Spiel in Paris gemacht hat. Das Geheimnis dieser Karten würde sie hüten, die hätte sie sich durch ihre Hingabe erkauft. Der Verrat des Geheimnisses würde ihren Tod bedeuten. Es folgt eine düstere Sturmszene, bei der Hermann dem Wind schwört, dass Lisa niemals die Frau des Fürsten wird.
Im nächsten Bild sieht man Lisa mit ihrer Freundin Pauline beim Klavierspielen. Zu Besuch sind 14 weitere Freundinnen in Weiß. Zuerst singt Pauline eine traurige Weise, dann beschließen ihre Gäste, ein lustiges, russisches Tanzlied anzustimmen. So viel Lebenslust ruft eine schwarz gekleidete Gouvernante auf den Plan. Lisa steht kurz vor der Verlobung und ist betrübt, da sie eigentlich Hermann liebt. Dies vertraut sie auch Pauline an. Beglückt macht sie alle Türen auf und durch die Nacht erscheint dann Hermann plötzlich im Palast. Die Stimmen rufen jetzt die Gräfin auf den Plan und gerade noch rechtzeitig kann sie Hermann verstecken. Die Gräfin fährt dabei immer in einem Rollstuhl über die Bühne. Als die Gräfin weg ist, gibt Lisa Hermanns Drängen nach.
Im dritten Bild hat man die Spiegelwand längs gestellt. Man befindet sich auf dem Maskenball des Fürsten Jeletzki, der wirklich einen tollen Bariton hat. Lisa weicht dem Fürsten aus. Es folgt eine Einlage beim Ball von der ‚standhaften Schäferin‘. In einer Imitation komponiert Tschaikowsky hier im Stil von Mozart ein Schäferspiel. Dort widersteht eine Harlekin-Chloe auf einem Stein dem Werben des reichen Plutus. Sie entscheidet sich für den armen Daphnis. Insofern nimmt hier das Spiel im Spiel die Handlung vorweg. Zum Finale des Schäferspiels regnet es Blütenblätter aus dem Bühnenhimmel. Lisa hält es nicht mehr aus und gibt Hermann den Schlüssel zur Tapetentür zu ihrem Zimmer. Am Maskenball feiert man die Ankunft der Zarin Katharina. Hiermit endet die Oper mitten im zweiten Akt, aber mit einem großartigen Finale.
Nach der Pause denkt die Gräfin wehmütig an ihre edle Zeit in Paris. Sie stimmt eine Ariette aus Grétrys Richard Löwenherz auf Französisch an. Die Spiegelwand ist geteilt und auf der Bühne stehen viele Kerzen. Eine Standuhr ist quer gekippt und links hinten gibt es ein Madonnenbild. Hermann muss an dem Jugendbildnis der Gräfin vorbei, wobei ihm sehr mulmig ist. Auf dem Vorhang sieht man übergroß einer Projektion der Gräfin. Er bedroht die Gräfin mit dem Revolver und will sie eigentlich nur zu erschrecken, um an ihr Geheimnis zu kommen. Letztlich betet er vor dem Madonnenbild und die Gräfin stirbt in ihrem Rollstuhl an den Folgen des Schreckens. Lisa kommt hinzu, ist entsetzt und schickt Hermann weg.
Im nächsten Bild sieht Hermann die Vision des Trauerzugs, der die Gräfin zu Grabe trägt. Die Bühne ist kahl, in blauem Licht und am Bühnenende stehen fünf Standuhren. Im Traum erscheint ihm nun die Gräfin, die ihm die drei Karten verrät. Es sind die Drei, die Sieben und das Ass. Hermann eilt nun zu Lisa.
Lisa erwartet ihn schon und hofft, dass er vor 0 Uhr eintrifft. Die Uhrzeit des Eintreffens sieht sie als Zeichen dafür, dass er unschuldig ist. Trifft er vor 0 Uhr ein, ist er unschuldig. Nach 0 Uhr ist er eindeutig schuldig. Ihre große Arie singt sie vor der Spiegelwand in einem schwarzen Samtgewand. Hermann kommt schließlich kurz nach 0 Uhr und erzählt ihr von den Karten und dass er spielen muss. Er will dies eigentlich nur tun, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie ist aber enttäuscht von ihm. Der Tod Lisas in der Newa, wird durch die einklappende Spiegelwand dargestellt.
Im Spielsaal trifft nun Hermann auf und will die drei Karten ausspielen. Er setzt 40000 Rubel auf die erste Karte. Auch die nächste Karte ist die vorhergesagte. Als er den Einsatz verdreifacht, will jetzt niemand mehr spielen, nur der Fürst wagt einen letzten Einsatz. Die dritte Karte ist nun aber nicht das vorhergesagte Ass, sondern die Pique Dame. Hermann verliert den Verstand und sein Vermögen. Er hält dies für ein Zeichen der toten Gräfin und ersticht sich, auf dem Spieltisch stehend.
Auch wenn der Abend sicher nicht perfekt war, hat er mir doch sehr gut gefallen. Punkten konnte da vor allem das Orchester, das die Dramatik der Oper gut unterstrich. Das Orchester hat das Stadttheater teilweise zu beben gebracht, wobei auch die ruhigen Momente in der Ariette gut ausgekostet wurden. Sängerisch musste man natürlich mit dem Stammhaus in Ulm arbeiten und die Alterskonstellationen sind da etwas seltsam anmutend. Auch der Mix aus russischen Einwürfen von Tschekalinski hatte einen interessanten Effekt. Den Chor fand ich beachtlich, denn gerade das Schlussbild vor der Pause, als alle am Bühnenrand sangen, war eindrucksvoll. Jeletzki(Kwang-Keun Lee) und die Gräfin(Chiao Shih) waren wirklich gut und die Partie des Hermann(Hans-Günther Dozauer) ist eben sehr lang und schwer, die der Lisa(Josefine Weber) ebenfalls. Den düsteren Stoff, in dem immer wieder die drei Karten beschworen werden, finde ich auch sehr interessant. Ich hatte die Pique Dame vorher noch nie gesehen. Bei allem, was man kritisieren könnte, gab es doch einen langen Schlussapplaus. Bravo Ulm.
Quelle: YouTube | Theater Ulm - PIQUE DAME von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky