Wer hätte sich das im Januar im finstersten Lockdown erträumen können. Im August 6840 Leute auf der Seebühne in Bregenz? Man muss schon total verrückt sein, daran zu glauben, dass das gut geht. Und richtig: Es ging gut, wir waren am 14. August in einer vollbesetzen Arena am Bodensee und durften den Rigoletto auf der Seebühne in Bregenz sehen. Schon vor dem Start der eigentlichen Aufführung beeindruckt ein 14 Meter hohes Clownsgesicht mit zwei Händen. Dahinter steckt eine unglaubliche Maschinerie von Motoren, die nach Anbruch der Dunkelheit um 21 Uhr dem Gesicht ein geisterhaftes Leben einhaucht. Das Bühnenbild von Philipp Stölzl ist das technisch ausgefeilteste Bühnenbild, das ich bisher dort gesehen habe. Schon vor der Aufführung atmet und zischt das riesige Gesicht. Kurz vorher ziehen die Artisten durch die Stuhlreihen und verbreiten Zirkus-Atmosphäre. Oben am Kopf begrüßt ein Artist das Publikum und fordert auf, nochmal Bilder zu machen und anschließend die Handys in den See zu werfen, was natürlich keiner macht. Man ist angehalten, die Telefone auszuschalten, da sie die Tontechnik stören könnten. Wie immer spielt das Orchester im Festspielhaus und die Sänger werden mit Mikrofonen dazu gemischt. Inzwischen hat man die Tonanlage noch aufgerüstet, sodass das Hörerlebnis noch plastischer wird. Der Ton wandert inzwischen mit den Schauspielern über die Bühne.
Beim Start der Oper schwebt ein Rigoletto-Double von rechts mit einem Ballon herein und stürzt während der Ouvertüre in den See. Die rechte Hand der Bühnenfigur ist beweglich, während die linke Hand einen Heliumballon hält. Zu Beginn kommen die Artisten auf die Bühne, die Höflinge sind also im Zirkus-Milieu angesiedelt. Marullo, der Anführer der Höflinge, sieht aus wie ein Klaus Nomi-Verschnitt. Der Herzog von Mantua trohnt als Zirkusdirektor in dem Clownsgesicht. Bei der Arie Questa o quella setzt Marullo Zahnseide ein, um die Zähne des Clownsgesichts zu reinigen. Der Herzog hat die Gräfin Ceprano zu sich eingeladen, sobald er ihrer überdrüssig ist, versenkt er sie durch seine Helfer, vier Darsteller mit Gorillagesicht in den See. Es tritt Monterone auf, dessen Tochter vom Grafen verführt worden ist. Rigoletto macht sich über dessen Not lustig, worauf Monterone Rigoletto und den Grafen verflucht. Die Affen erledigen Monterone und versenken ihn etwas später im See. Beim Fluch zersplittert aber die Bühne. Der runde Manegenkreis zerfällt in die Einzelteile. Es tritt mit einem Skelett auf dem Gewand Sparafucile auf, ein Auftragsmörder aus Burgund. Der bietet Rigoletto seine Dienste an, worauf dieser vorerst ablehnt. Rigoletto sinniert jetzt noch über den Fluch Monterones, während die Affen die Leiche verpackt in den See werfen. In der rechten Hand der Bühnenfigur lebt nämlich seine Tochter Gilda, die für ihn sein Leben ist. Sie schaukelt an einem Mittelfinger und hat den Auftrag, außer in die Kirche zu gehen, das Haus zu hüten. Dummerweise hat sie aber genau in der Kirche Kontakt zum Herzog bekommen, der sich ihr gegenüber als Student ausgibt. In Begleitung der vier Gorillas besucht der Herzog nun Gilda, nachdem Rigoletto panisch verschwunden ist, denn er fürchtet, dass ihm jemand gefolgt sein könnte. Als Gilda nun den Namen erfährt, singt sie eine sehr poetisch anmutende Arie Gualtier Maldè! Denn das war der Namen, den der Herzog ihr gegenüber genannt hat. Sie fährt mit dem Fesselballon in den Abendhimmel und zerpflückt während ihrer Arie einen Strauß roter Rosen, den sie vom Herzog bekommen hat. Die Höflinge setzen nun Rigoletto eine Eselsmaske auf und sagen, dass sie die Gräfin Ceprano entführen wollen. So blind landet Rigoletto vor seinem eigenen Haus. Die Höflinge meinen, Rigolettos Freundin zu entführen. Ein Artist entert dabei den Ballon und seilt Gilda am Rücken liegend ab in das Clownsgesicht. Also Rigoletto nun die Schreie seiner Tochter hört, ist ihm klar, was passiert ist. Er führt das auf den Fluch Monterones zurück. Das Bühnenbild leuchte am Ende grün.
Nahtlos geht es in den zweiten Akt über. Langsam zerfällt das Clownsgesicht. Die Augen fallen als übergroße Bälle raus in den See. Der Herzog tobt über die Entführung Gildas. Die Höflinge bringen nun Gilda heran. Rigoletto irrt verloren mit einer kleinen Kopie des Fesselballons über die Bühne. Schließlich verliert das Clownsgesicht auch noch die Nase, als Rigoletto zugeben muss, dass die entführte Person seine Tochter ist. Marullo durchschneidet mit einer großen Schere das Band für den Ballon, der sich damit auf in den Himmel macht. Es kommt zu einer Aussprache zwischen Gilda und Rigoletto. Gilda gesteht ihre Liebe. Die Aussprache der beiden ist wieder auf der rechten Hand der Bühnenfigur. Inzwischen verliert das Bühnengesicht auch noch die Zähne. Monterone erscheint nochmals als Geist im Bühnengesicht und beklagt, dass sein Fluch sich nicht gegen den Herzog gerichtet hat. An den Höflingen nimmt Rigoletto jetzt mit übergroßen Händen Rache und wehrt sich heftig.
Rigoletto führt nun Gilda zu Sparafuciles Haus. Dort macht der Herzog inzwischen Maddalena, Sparafuciles Schwester, den Hof. Das Haus von Sparafucile ist als Lasterhöhle mit lauter missgestalteten Frauen dargestellt. Maddalena dient zudem auf einer Messerwerferscheibe als Ziel für den Herzog. Rigoletto will nun 20 Scudi geben, wenn Sparafucile den Herzog umbringt. Diesen Plan durchkreuzt nun seine Schwester. Der Herzog singt oben am Kopf der Bühnenfigur in einer Hängematte sein La donna è mobile , die bekannteste Nummer aus der Oper. Dabei hängen vier Artistinnen an den Fingern der rechten Hand der Bühnenfigur. Inzwischen setzt ein Gewitter ein. Aus den Augen der Bühnenfigur und er der Hand schüttet es. Zudem hatten wir an dem Tag Wetterleuchten. Sparafucile beschließt, den Ersten zu töten, der an die Tür klopft. Das ist dann Gilda. Im Stroboskop-Gewitter bringt Sparafucile Gilda um und verpackt sie in einen Sack. Rigoletto zahlt den Rest der Prämie und will sich nun vergewissern, dass der Herzog wirklich tot ist. Nur singt der weiter von dem Kopf der Bühnenfigur runter. Rigoletto erkennt, dass er getäuscht worden ist und öffnet den Leichensack, in dem seine Tochter ist. Zur Schlussarie steigt noch mal der Fesselballon auf und Gilda entgleitet gegen den Himmel. Rigoletto erkennt nun, dass sich Monterones Fluch an ihm erfüllt hat.
Schon allein das aufwendige Bühnenbild war die Fahrt nach Bregenz wert. Die Seebühne hat wirklich in Sachen Ton noch mal aufgerüstet, was man deutlich hört. Es war faszinierend, wie viel Ausdruck diese animierte Bühnenfigur dem Geschehen verleiht. Das Gesicht kann träumerisch, besorgt, grimmig dreinsehen. Mit der Krantechnik im Hintergrund hat es einen großen Schwenkbereich und schwebt teilweise wie von Geisterhand über den See. Auch dass die Bühnenfigur mit fortschreitender Handlung immer mehr zerfällt und am Schluss einem Totenkopf gleicht, ist ein guter Kniff. Die Aufführung war jedenfalls wieder einmal die Fahrt nach Bregenz wert und wir hatten Glück mit dem Wetter. Wann hat man noch 22 Grad zum Ende der Vorstellung. Die musikalische Leitung an diesem Abend hatte Daniel Cohen, der mit einem zügigem Tempo durch die Oper führte. Hila Fahima als Gilda musste ihre Arien in schwindelerregender Höhe hoch über dem See singen. Ovidiu Purcel als Herzog von Mantua war am Anfang noch leicht verhalten, steigerte sich aber gegen Ende zusehends. Meines achtens hat er die schwierigste Partie in diesem Stück mit vielen hohen C's zu singen. Zudem sang auch er in einer Hängematte hoch über dem See am Kopf der Bühnenfigur. Daniel Luis de Vicente lieferte einen getriebenen Rigoletto, der immer mehr ins Unglück schlittert. Auch wenn aufgrund des Bühnenbilds die eigentliche Oper in den Hintergrund rückt, war es eine sehr gute sängerische Gesamtleistung, die den Abend abrundete.
Für einen Fliegenden Holländer war ich in Bayreuth zu Besuch. Schon allein Karten für Bayreuth in diesen Zeiten zu bekommen ist ein Privileg, durfte doch nur jeder zweite Sitzplatz im Theater besetzt werden. Entsprechend hoch ging es im Vorverkauf zu und die wenigen Karten waren ausverkauft. Zudem gab es eine Premiere, denn mit Oksana Lyniv stand die erste Frau überhaupt im Graben in Bayreuth und durfte sich mit den akustischen Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzen. Das gelang Ihr aus meiner Sicht zufriedenstellend, Chöre und Orchester waren in heiklen Massenszenen immer gut beisammen. Dennoch blieben die dunklen Abgründe, die der Holländer auch hat, unbeleuchtet. Dafür waren die mitreißenden Dur-Zugnummern des Holländers umso überzeugender. Während ich in der Ouvertüre noch dachte, das wird ein toller Abend, trübte sich für mich das Bild zusehends ein, sodass mich dieser Holländer nicht so berührt hat, wie es normalerweise der Fall ist. Vielleicht lag es auch an der Regie, die aus dem Holländer mit viel Freiheit eine „Liverpool in the 70ties“-Crimestory gemacht hat.
In einer Traumsequenz hinter weißer Gaze sieht man, wie Daland ein Verhältnis mit der Mutter des Holländers hat. Diese wird von Daland verstoßen und von den Dorfbewohnern wegen des Verhältnisses ausgestoßen. Mary, die eigentlich Sentas Amme ist, fungiert hier als Ehefrau-Ersatz für Daland. Verzweifelt erhängt sich die Mutter des Holländers. Der Holländer selbst sieht dies alles Kind. Er kehrt nun später zurück und übt Rache an den Dorfbewohnern und an Daland. Die Begegnung von Daland mit dem Holländer findet nun nicht auf zwei Schiffen in einer Bucht vor Sandwyke statt, sondern in einer Hafenbar. An zwei Tischen sitzen die Mannschaften der Schiffe. In der Bar gibt es interessanterweise kein WLAN. Die großen Seemannschöre kommen leider pandemiebedingt aus den Lautsprechern, zwar live, dennoch anders als sonst. Vier große Bühnenelemente werden nach der Begegnung von Daland mit dem Holländer verschoben und geben den Blick auf einen Vorplatz frei. Respekt mit wie viel Präzision diese Elemente immer wieder zwischen den vier Straßenlaternen verschoben werden. Die Spinnstube ist ein Vorplatz, wo die Seemannsfrauen mit Notenblättern auf Stühlen sitzen und auf die Heimkehr der Seemänner warten. Das erinnert mehr an eine Gesangsstunde. Dann tritt Dalands Tochter Senta Türe knallend auf die Bühne. Sie benimmt sich wie ein trotziges Mädchen, was Asmik Grigorian stimmlich und darstellerisch sehr überzeugend verkörpert. Von Anfang an dominiert ihrer Stimme über den etwas ausgedünnten Chor. Immerhin hat man das Bild vom Holländer bei Senta gelassen und ihre große Arie ist wirklich eines der Highlights im Holländer. Ihr Verlobter Erik ist eher als Fischer mit Gummistiefeln, als ein Jäger zu erkennen. Mit viel Bühnenpräsenz und einer unglaublich tollen Stimme verschafft Eric Cutler dem Erik einen echten männlichen Charakter zu verleihen. Klar hat die Stimme etwas Vibrato, dennoch macht er aus der etwas weinerlichen Rolle des Erik ganz neue Züge. Die Arie ‚Auf hohem Felsen‘ ist ein echter Genuss. Dennoch kann er das Unheil nicht abwenden, dass mit dem Auftritt des Holländers seinen Lauf nimmt. Es kommt zu einer Begegnung von Senta mit dem Holländer im Wintergarten des Hauses von Dalands. Dort deckt Mary einen Tisch mit Kerzen und weißer Tischdecke. Der Holländer und Senta sitzt sich gegenüber. Am Tisch sitzen Daland und Mary teilweise stumm und beobachten, ob die eingefädelte Beziehung zwischen den beiden funktioniert. Für Gold und Geld hat Daland seine Tochter dem Holländer versprochen. Damit so richtig Stimmung aufkommt, macht Daland eine Flasche Wein auf. Mary verhält sich dabei immer noch etwas wie Dalands Frau. Aber schließlich funktioniert es, Senta vergisst Erik und lässt sich auf den Holländer ein. Es wechselt wieder das Bühnenbild und man ist auf einem Vorplatz, wo die Bevölkerung die Heimkehr der Seeleute feiert. Das sieht etwas aus wie ein großes Picknick. Im Übermut und nach ein paar Kästen Bier fangen die Bewohner an, das zweite Schiff mit den untoten Seemännern des Holländers an, zu provozieren. Die Geistermannschaft sitzt in blauen Kostümen am Tisch, der Ton dazu kommt aus den Lautsprechern. Schließlich nimmt der Holländer Rache und ballert mit einer Pistole wahllos in die Menge. Die Dorfbewohner verschwinden. In dem Chaos tritt jetzt Erik auf und versucht Senta nochmal umzustimmen. Er erinnert Senta nochmal an den Treueschwur für ihn. Diese will aber nichts wissen davon und ohrfeigt ihn. Der Holländer gibt nun seine Motive zu erkennen und wird mit einem Gewehr von Mary erschossen. Senta lacht dabei im Wahnsinn laut auf, während das Dorf in den Fenstern brennt.
Wenn was in Erinnerung bleibt von dem Holländer, sind es vor allem die Sänger und die wie immer einmalige Akustik des Hauses. Ein textverständlicher Zeppenfeld, der aus dem Daland eine tolle Rolle erarbeitet, eine Senta, die über alles erhaben dominiert und ein Erik, der seine Rolle so ganz anders interpretiert. Mit Dimitri Tcherniakovs Deutung war ich nicht einverstanden, denn mir wurde da zu viel umgedeutet und umgedichtet. Vielleicht gingen auch da die düsteren Momente verloren. Für die Dirigentin Oksana Lyniv gab es dennoch viel Applaus zum Schluss.
Bei einem Zwischenstopp in Erfurt haben wir auch die Domfestspiele dort besucht. Gegeben wurde vor einem halben Publikum Tschaikowskis „Die Jungfrau von Orleans“. Das Bühnenbild wirkt zunächst etwas unspektakulär, ist es doch noch eine Welle, die als Fortsetzung der Domtreppen in Grau daherkommt. Die Welle ist aber 12 m hoch und muss technisch gut gegen Wind abgesichert sein. In den Abendstunden wird sie aber zur Projektionsfläche, hat Türen und Beleuchtungseffekte. Die Umgebung am Dom in Erfurt bietet für das Thema eine eindrucksvolle Kulisse. Die Inszenierung ist von Tomo Sugao. Besonders zu erwähnen sind die schönen Kostüme von Bianca Deigner, denn insgesamt ist die Bühnenausstattung sehr minimal und setzt ganz auf die Lichteffekte am späteren Abend. Es gibt drei Podeste auf den Domtreppen, auf denen sich das Geschehen abspielt. Erzählt wird in der Oper das Leben der Jeanne d’Arc nach einer Bearbeitung von Schiller.
Zu Anfang befinden wir uns am Platz vor einer Kirche. Dort singen Mädchen mit Masken, die alle gleiche Perücken und Gewänder tragen, um einen Tisch. Der Bauer Tibo d’Arc will seine siebzehnjährige Tochter an einen jungen Mann namens Raimond zu verheiraten. Hier findet eine Doppelung der Jeanne d’Arc statt und man sieht zum ersten Mal überdimensionale Federn. Man hört die populäre Arie „Da, chas nastal“. Ansatzweise ist auch angedeutet, dass sie ihre Haare abschneidet, um als Mann zu kämpfen. Sie hat eine Vision, in der schwarze Engel mit langen Federn aus der Bühnen-Welle kommen. Diese segnen ihre heroischen Bemühungen, denn sie sagt den baldigen Sieg voraus.
Im nächsten Akt wird der König von Clowns und Pagen unterhalten. Der König sitzt an einer großen Tafel und vergnügt sich lieber mit seiner geliebten Agnès. Agnès bietet dem König ihr Vermögen an. Der Ritter Lore wird in der Schlacht tödlich verletzt. Man erfährt in einer Erzählung, wie ein Mädchen im Kampf gegen die Engländer den Sieg bewirkt hat und wie Ihr Einsatz die Franzosen motiviert hat. Johanna sagt, dass ein Keuschheitsgelübde die Voraussetzung für den Sieg gegen England war. Sie erkennt den König sofort. Sie erzählt dem König von den drei Gebeten, die er zu Gott gesprochen hat. Im ersten hätte der König um Agnès, seine Freunde gebetet. Im zweiten vom Sieg. Das dritte Gebet muss sie gar nicht mehr erzählen, der König glaubt ihrer göttlichen Sendung.
Nach der Pause leuchtet der Dom und die Treppe in Regenbogenfarben. Es herrscht ein Krieg der roten gegen die blauen Federn. Johanna trifft auf den burgundischen Ritter Lionel, der eigentlich ihr Gegner ist. Jetzt weicht das Textbuch schon ziemlich von der eigentlichen Geschichte der Jeanne d’Arc ab. Sie verlieben sich ineinander. Vor der Kathedrale von Reims wird der König gekrönt. Mit einer langen Schleppe in Blau kommt es zu den Feierlichkeiten. Man sieht Feuerartisten. Gestört wird die Szene durch ihren Vater, der Jeanne des Dienstes an Satan bezichtigt. Der Vater stellt die Jungfräulichkeit in Frage. Johanna schweigt zu dieser Anschuldigung. Es folgen drei Blitzschläge, die als Himmelurteil gesehen und auch die Bürger sagen sich von ihr los. Wieder treten die Heerscharen aus der Treppenwelle auf.
Im Wald treffen sich Lionel und Johanna noch einmal. Dort lauern nun aber englische Soldaten auf, die Lionel töten und Johanna in Gefangenschaft setzen.
Nun wird Johanna auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Die Bürger mit goldenen Federn sympathisieren aber mit Johanna. Das Feuer wird entfacht und ein Johanna Double stürzt die Treppen herunter. Sie hört noch mal die Stimmen, die ihr Vergebung heißen.
In keinem Opernführer ist diese Oper von Tschaikowski zu finden. Das Werk leidet etwas zwischen schönen Duetten und wuchtigen Chorszenen, die von Aida entliehen sein könnten. Das Werk wurde 10 Jahre nach Aida veröffentlicht und trägt deutliche Spuren in den Chorarrangements. Gesungen wird komplett in Russisch, was dank der Monitore an den Seiten kein Problem ist. Erstmals spielt das 54 Mann starke Orchester im 300 m entfernten Opernhaus. Man hätte vor den Stufen einfach keine Möglichkeit gehabt, das Orchester an die Stufen zu setzen und hat auf die technische Lösung zurückgegriffen. Auch der Chor achtet auf die Abstände. Im Publikum muss jeder zweite Platz frei bleiben. Es ist dennoch schön, dass überhaupt etwas stattfindet in diesen Zeiten. Die Oper ist etwas gekürzt, was aber bei dem unbekannten Werk nicht wirklich auffällt. Alle Schlüsselszenen sind enthalten. Wir hatten einen entspannten Abend unter dem Nachthimmel von Erfurt.
Bayreuth hat mir nach 7 Jahren Bewerbungen Karten für eine Tannhäuser Neuinszenierung zukommen lassen. Die Neuinszenierung von Tobias Kratzer wurde bereits im Fernsehen auf 3 sat übertragen, was mich dazu verleitet hat, in den Livestream zu sehen. Da ich die Aufführung nur punktuell verfolgt hatte, war ich schnell entnervt von Video-Einspielungen, dem scheinbaren Stilbruch im 2. Akt mit einem düsteren Ende. Es hatte den Anschein, dass man nach der Biogasanlage 2011 eine weitere Inszenierung aufgesetzt hat, die nicht funktioniert. Ich muss zugeben, ich hatte mich total getäuscht. Die Handlung ist mehrschichtig, denn über die eigentliche Handlung des Tannhäusers hatte der Regisseur klugerweise eine zweite Geschichte gelegt. Es ist die Geschichte von einem Trio um die Venus, die frei nach der Devise „Frei im Wollen, frei im Thun, frei im Genießen“ von Richard Wagner eine Aufführung des Tannhäusers in Bayreuth sprengt. Während man sonst den Gegensatz zwischen Minne und leiblicher Liebe im Tannhäuser inszeniert, konzentriert sich Kratzer auf den Gegensatz von Pop-Kultur und Hochkultur. Das Trio um die Venus verkörpert dabei die Popkultur, dargestellt von einem Transvestiten, einem kleinwüchsigen Schauspieler und eben Tannhäuser. Dieser begehrt gegen die strenge Normenwelt der Hochkultur um Wolfram und Elisabeth auf. Am Ende soll Tannhäuser zwar erlöst werden, die beiden Kulturwelten sollen aber nicht überleben.
Es beginnt mit eine Videoeinspielung mit einem Drohnenflug über die Wartburg und einem Zoom auf einen alten Citroën-Kastenwagen. Venus und Tannhäuser ist mit der Dragqueen Gateau Chocolate und einem kleinwüchsigen Schauspieler unterwegs. Der Kleinlaster fährt auch an einer Biogasanlage vorbei, die mangels Nachfrage geschlossen ist. Dies ist ein fieser Seitenhieb auf den letzten Tannhäuser. Immer noch im Film landen sie in einem Fast-Food-Restaurant. Da auch das Benzin ausgegangen ist, pumpt der Kleinste in einer Tiefgarage andere Autos an. Als die Truppe am Drive-in von einem Polizeibeamten gestellt werden, überfährt die Venus kurzerhand den Beamten. Das geht dem Aussteiger Tannhäuser zu weit. Er hatte in einer Vorgeschichte den Opernbetrieb satt und zog mit Venus als Aussteiger durch die Lande. Das alles passiert schon zur Ouvertüre und wirkt erst einmal etwas aufgesetzt. Als der Kleinlaster dann wirklich auf der Bühne erscheint, wird klar, dass hier Filmhandlung und Bühnenhandlung nahtlos ineinander übergehen. Mit ihren Fast-Food-Einkäufen landet die Truppe an einem Hexenhaus, in dem eine ausgestopfte Frau Holle die Betten macht. Die Dragqueen erscheint in einem Dornröschenkostüm und serviert das Abendessen. Aber nach dem blutigen Zwischenfall im Drive-in, will Tannhäuser nur noch raus und weg. Etwas überstürzt brechen sie mit dem Wagen wieder auf und fahren dabei den Gartenzaun von Frau Holle zu Kleinholz. Im Kastenwagen geht es dann zwischen Tannhäuser und der Venus hoch her. Tannhäuser ist als Clown angezogen, die Venus erinnert eher an eine Popsängerin wie Pink in ihrem schwarz-glitzernden Jumpsuit. Dreimal fordert Tannhäuser nun gehen zu dürfen, dann ist Venus entnervt und schmeißt ihn aus dem Kastenwagen, was sie kurze Zeit später bitter bereut. In einem Szenenwechsel landet man jetzt an der Auffahrt vom Grünen Hügel. Auf der Bühne steht eine Kopie des Festspielhauses und man hat selbst an die Absperrung zur Hauptauffahrt gedacht und an die kleine Fahne auf dem Haus. Es kommt zuerst der Hirte mit einem Fahrrad angefahren. Tannhäuser hat ein Bündel mit Noten dabei. Er trifft sich mit seiner Sängerclique. Nach dem Ausflug in die Popkultur sucht er wieder das Heil am Grünen Hügel. Eine Pilgerschar in Form von Festbesuchern zieht dem Hügel entgegen mit Programmheften des heutigen Abends. Am Ende versöhnt sich Tannhäuser mit seiner Clique und nimmt am Sängerfest teil, bei dem es um nichts anderes als das Herz Elisabeths geht. Leider zu spät trifft das Duo um die Venus am Grünen Hügel mit dem Kastenwagen ein.
Nun findet ein Intermezzo am Teich vor dem Festspielhaus statt. Die Dragqueen singt Holiday von Madonna, Smile von Charly Chaplin, einen Song aus Arielle. Der kleinwüchsige Schauspieler trommelt im Schlauchboot und zitiert Revolutionstexte von Wagner. Venus schaut dabei mit einem Feldstecher immer wieder in Richtung Hügel. Was erst mal keinen Bezug zur Oper zu haben scheint. Das Ganze sieht aus, wie ein Picknick am See inklusive Einhorn. Die Dragqueen wechselt dabei für die Lieder immer die Garderobe. Als die Dragqueen die Hallenarie drei Oktaven tiefer anstimmt, schrammt das hart an der Grenze des Peinlichen vorbei. Das Publikum reagiert gelassen, wie man es heutzutage eben so tut, zückt Handys und Kameras und applaudiert freundlich. Der Kastenwagen darf natürlich nicht fehlen.
Im zweiten Akt öffnet sich die Bühne und man sieht ein klassisches Bühnenbild aus den 50er Jahren. Was im Fernseher wie ein Stilbruch daherkommt, erschließt sich einem nicht sofort. Erst so nach und nach dämmert es einem, dass das gerade die Oper in der Oper ist. Man erlebt im Rückblick eine Opernaufführung von Neubayreuth aus den 50er Jahren. Die Bühne ist aber von einer Art Rahmen umgeben, so also die ganze Aufführung eine bewegte Postkarte wäre. Im oberen Bühnenteil sieht man nun eine geniale Verquickung von Videoeinspielungen, Livebildern in schwarz-weiß. Jetzt wird auch klar, was das Intermezzo am Teich sollte. Venus schleicht sich vom Teich mit einer Leiter an den Balkon des Festspielhauses. Das Trio hatte einfach nur auf einen günstigen Moment gewartet, das Haus zu stürmen. Das Intermezzo am See findet in den Videoeinblendungen also die Fortsetzung. Während im unteren Bühnenteil sich die Sänger in der Aufführung treffen, kapern die Dragqueen, Venus und der Kleinwüchsige das Festspielhaus. Die Dragqueen und der Kleinwüchsige gehen an der Dirigentengalerie vorbei. Die Dragqueen schäkert mit dem Bild von Thielemann, der Kleinwüchsige mit dem Bild von Levine. Venus schaltet auf einer Damentoilette eine der Nebendarstellerinnen aus, greift sich deren Kostüm und schmuggelt sich in der Folge in die Aufführung als Edeldame ein. Sie muss den Sängerkrieg miterleben, wie über die Liebe gesungen wird. Sie kann sich aber kaum beherrschen, als Tannhäuser von der wahren Liebe erzählt. Während Wolframs Gesang sehr bieder ist, besingt Tannhäuser die fleischliche Liebe. Elisabeth zeigt ihre Verletzungen an den Unterarmen, sie scheint eine Form der Selbstverletzung zu praktizieren. Sie ist aber ganz die edle Dame und steht damit für die hohe Kunst. Das ist dann der Moment, in dem Venus ihre Verkleidung abwirft und sich mit der Dragqueen und dem Kleinwüchsigen um Tannhäuser schart. Die Dragqueen wirft die Regenbogenfahne über die Harfe. Dem wachen Auge der Festspielleitung sind die Eindringlinge nicht entgangen. Auf einem Unify-Telefon wählt die Festspielleitung in Form von Katharina Wagner persönlich die 110 und lässt die Polizei mit fünf Wägen zum Festspielhaus anrücken. In die Szenerie von Neubayreuth stürmt jetzt also die Polizei und setzt den Eindringlingen Grenzen, man lässt die Aufrührer, die den Kulturbetrieb stören, in Schach halten. Venus ist inzwischen total irritiert, wie weit Tannhäuser inzwischen Elisabeth verfallen zu sein scheint. Zu einem ‚Nach Rom‘ lässt er sich von der Polizei abführen. Das Trio um die Venus bleibt irritiert zurück.
In der Pause sieht man wirklich die Leiter und die Parole am Festspielhaus vom zweiten Akt.
Im letzten Akt kommt eine kaputte Variante des Kleinlasters zum Einsatz. Der Kleinwüchsige macht sich in seiner Blechtrommel ein Abendessen. Die verlassene Elisabeth irrt umher und findet im Wagen Wolfram. Da sich die Liebe für Elisabeth mit Tannhäuser nicht zu erfüllen scheint, nimmt sie kurzerhand Wolfram. Dieser zieht sich das Clownskostüm von Tannhäuser an und beide verleben eine Liebesnacht. Elisabeth stirbt danach an ihren Verletzungen im Laster. Die Drehbühne kommt zu Einsatz und man sieht ein übergroßes Plakat der Dragqueen, die für Luxusuhren wirbt. Die Bäume am Rand der Bühne scheinen abgestorben. Wolfram wartet auf Tannhäuser. Der erscheint mit Noten und erzählt von seinen Erlebnissen in Rom. Der Papst hat ihn den Aufenthalt im Venusberg nicht verziehen, er will nun zurück zum Venusberg. Diese erscheint auch und will Tannhäuser wieder aufnehmen. Mit einem Karabinerhaken will sie wie einst King Kong, das Plakat erklimmen. Wolfram sagt nun, dass Elisabeth für Tannhäuser gebetet hätte. Die Oper endet für niemanden gut und beim Schlussbild, als Tannhäuser die blutüberströmte Elisabeth aus dem Laster holt, glaubt man nicht mehr an Erlösung. Und doch: In einer Videoeinspielung fahren Tannhäuser und Elisabeth dem Sonnenuntergang entgegen.
Man kann nach diesem Tannhäuser viel diskutieren. Es gab auch Buh-Rufer für die Videoregie, was ich als sehr unfair empfand. Gerade die Videoeinspielung im zweiten Akt waren für mich der ganz große Wurf. Die reale Handlung mit der Bühnenhandlung so nahtlos zu verzahnen, das hat jeden Applaus verdient. Plötzlich ist man selbst Teil der Aufführung als Zuschauer einer Tannhäuseraufführung zu Zeiten Wieland Wagners. An dem Vorführungsabend sollte eigentlich Gergiev dirigieren. Katharina Wagner ließ den Dirigenten wegen eines Trauerfalls entschuldigen. Das Dirigat an dem Abend übernahm Thielemann persönlich, was sich als Glücksgriff in diesem Fall erwies. Das Publikum quittierte schon diese Ankündigung mit Jubel, wie bei einem Rockkonzert. Das Publikum hatte recht: Erklang doch ein edler, ausgewogener Tannhäuser im Festspielhaus, der seinesgleichen sucht. Bei den Sängern ist Venus mit Elena Zhidkova als Darstellerin mir besonders durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten aufgefallen. Dass sie sängerisch auch hervorragend ist, muss nicht extra erwähnt werden. Die Hochkultur durch Elisabeth wurde von Lise Davidsen mit viel Wucht und doch einfühlsam gesungen. Le Gateau Chocolate bringt eine Note von Genderdiskussion mit auf den Hügel, was aber überhaupt nicht aufgesetzt wirkt, sondern sehr authentisch. Stephan Gould singt einen sehr kraftvollen Tannhäuser, ganz im Gegensatz zum aalglatten Wolfram durch Markus Eiche. Die Inszenierung nimmt den Festspielbetrieb ins Zielkorn und dass eine Katharina Wagner eingreift im Film, um die Subkultur aus Bayreuth entfernen zu lassen, ist ein Witz in sich. Hatte sie doch selbst mit Meistersingern und diversen anderen Inszenierungen immer wieder für Aufruhr gesorgt. Man rechnet mit dem Tannhäuser aus der Biogas-Anlage ab, zitiert mit dem Hasen am Kleinlaster, Schlingensiefs Parsifal. Letztendlich sehe ich in der Inszenierung ein blitzgescheites Plädoyer für mehr Offenheit in der Hochkultur. Letztlich kann kein Aspekt ohne den Gegenpart existieren. Wem die Fernsehaufzeichnung nicht gefallen hat, der sollte dringend auf den Hügel und sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Es lohnt sich!
Es ist wieder einmal Festspiel-Zeit in Bregenz. So gab es dort im zweiten Jahr Carmen von Georges Bizet zu sehen. Die Regie führte dabei Kasper Holten, die von einem spektakulären Bühnenbild von Es Devlin veredelt wird. Aus dem See ragen dabei die Hände Carmens mit einer Höhe von 22 m, die eine Zigarette in der linken Hand haben und dazwischen ein geworfenes Deck Skatkarten. Bei einer Führung vorab konnten wir uns einen Eindruck von der Größe der Karten machen, die 30 qm groß und 2,4 - Tonnen schwer sind. Die Hände Carmens sind aus Styropor und mit einem Fassadenputz versehen. Die linke Hand ziert eine Tätowierung, aber auch rechts sieht man eine Narbe, die auf den kämpferischen Charakter Carmens schließen lassen. Auch ist der Nagellack an der Hand abgesplittert, was auf die Arbeit Carmens in der Tabakfabrik hindeuten soll. An der Handlung hat man vor allem an den Dialogen gestrichen und musikalisch spielt man die Sache mit einem geradezu atemberaubenden Tempo. So ist die Carmen ohne Pause auch in 120 Minuten beendet. Normalerweise braucht man im Schnitt 165 Minuten für so eine Aufführung. Dass Antonino Fogliani so ein Tempo vorlegen kann, liegt sicher auch an dem Orchester, den Wiener Symphonikern. Mit dem Bühnenbild ist man in Bregenz immer gefordert, alle Szenen in einem Bühnenbild zu vereinen. Unterschiedliche Stimmungen erzeugt man bei der Inszenierung durch Mappingprojektionen auf die Karten. So zeigen die Karten rotes Deck, wenn Carmen singt; schwarzes Deck, wenn José singt. Immer wieder werden die Karten für digitale Projektionen der Sänger genutzt und man hat die Illusion, die Karten würden sich drehen. Zudem schafft man es immer wieder, den See in die Handlung miteinzubauen.
Zu Beginn der Carmen raucht schon die übergroße Zigarette. Man befindet sich in der Tabakfabrik in Sevilla. Die Arbeiterinnen kommen aus der unteren Bühne und gehen an den Rand, um Wasser zu schöpfen. Die Arbeiterinnen rauchen. Es erscheint Carmen im roten Top. Carmen singt da die berühmte Habanera. Spöttisch wirft die José eine Blume zu. Der bewacht die Szene, kann aber dem Werben Carmens kaum widerstehen. Micaëla tritt auf die Bühne dazu und erinnert José an seine kranke Mutter. Als nun ein Streit in der Fabrik losbricht, bei dem Carmen eine Frau mit einem Messer verletzt hat, muss José als Soldat eingreifen und fesselt Carmen an einem langen, roten Seil. Carmen verspricht José eine heiße Nacht in Lillas Pastias Schänke. Er löst schließlich deren Fesseln und Carmen flieht mit einem Sprung in den See. Als Bestrafung muss José ins Arrest.
Im zweiten Akt wirbt Carmen um Zuniga einem Offizier. Von diesem erfährt Carmen, dass José im Arrest war und bald freikommt. Das Ballett findet dabei halb im Wasser statt, dabei werden einige Karten in den See abgesenkt. Man tanzt wild uns spritzt heftig mit dem Wasser des Bodensees. Man befindet sich in der Taverne von Lilas Pastias. Nun kommt noch Escamillo der Stierkämpfer dazu, der sofort ein Auge auf Carmen geworfen hat. Witzig ist, wie sie über eine der großen Karten rutschen und am unteren Ende dann singen. Sie lehnt ab, denn sie wartet auf José. Endlich kommt er aus dem Arrest. Es gibt eine Szene, bei der ein künstlicher Regen alle Darsteller bis auf José und Carmen vertreibt. Carmen singt für ihn, jedoch muss er wieder nach dem Zapfenstreich in die Kaserne. Carmen verspottet ihn, wegen seines Pflichtbewusstseins und fordert ihn auf, mit ihr in die Berge zu fliehen. José ist rasend eifersüchtig auf Zuniga, den er in dieser Inszenierung nach einer Handgreiflichkeit umbringt. Seine Leiche versenkt man wenig später im dritten Akt in den Bodensee.
Im dritten Akt befindet man sich im Gebirge. Stuntmen des Wired Aerial Theatre seilen sich aus den Karten ab. In der Nähe des Gebirges scheint auch ein See zu sein, auf dem die Schmugglerschiffe fahren. Zuniga wird nun im See versenkt. Die Karten sind inzwischen invers und dunkel. Die Ecken der Karten sind aufgeklappt und 13 Lagerfeuer erhellen die Szene. Carmen legt mit ihren Freundinnen die Karten. Es erscheint eine Tarotkarte des Todes für Carmen, während ihre Freundinnen Glück haben. Zwei Schmuggler zeigen sich und geben den Frauen die Anweisung, die Zöllner abzulenken. Jetzt kommt Micaëlas großer Auftritt in 20 m Höhe in der linken Hand. Sie ist auf der Suche nach José. Es kommt zu einer weiteren Auseinandersetzung. Diesmal zwischen Escamillo, dem Stierkämpfer und José. Carmen hindert José dran Escamillo zu töten und dieser lädt alle in die Arena ein. Micaëla sagt, dass Josés Mutter im Sterben liegt und José verlässt Carmen.
Im vierten Akt deuten zwei Tänzer zur Bühnenmusik einen Stierkampf an. Auch unten sind wieder Tänzer, deren Kleider das rote Tuch des Toreros nachahmen. Wir befinden uns in Sevilla vor der Stierkampfarena. Es gibt nun in der Arena ein Feuerwerk. Für den Stierkämpfer werden rote Rosen gestreut. Escamillo erscheint mit Carmen, die vor dem eifersüchtigen José gewarnt wird. Sie liebt José aber nicht mehr und wirft ihm sogar den Ring vor die Füße. In seiner Wut ersticht José Carmen darauf. In dieser Inszenierung wird Carmen aber im Bodensee ertränkt. In der finalen Auseinandersetzung senken sich die Karten immer weiter in den See ab, bis José Carmen dann unter Wasser drückt.
Mir hat an der Inszenierung vor allem das tollen Bühnenbild gefallen und die Verlagerung der Handlung von Sevilla an den Bodensee. Immer wieder wird der See gut in die Handlung mit eingebaut. Oper für knapp 7000 Leute bedeutet aber auch Abstriche, die man vor allem beim Hörerlebnis machen muss. Dies ist aber angesichts einer Open-Air-Veranstaltung vollkommen o.k. . Musikalisch hat mich eher das hohe Tempo in der Musik gestört, als die Verstärkertechnik. Carmen in 2 h, das muss man erst einmal hinbekommen.
Quelle: YouTube | Bregenzer Festspiele
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