Rebecca - ein Traum von Manderley
Sylvester Levay und Michael Kunze haben wieder einmal zugeschlagen und ich auch. Rebecca gastiert derzeit im Palladium-Theater in Stuttgart. Nachdem die Kritik zu Tanz der Vampire, der meist-gelesenste Eintrag in meinem Blog ist und mir der Stoff gut gefällt, nehme ich auch dieses Musical mit in mein Opernblog auf. Dabei ist es schwierig, etwas darüber zu schreiben, ohne all zu viel über den Inhalt zu verraten. Alle, die sich lieber überraschen lassen wollten, sollen jetzt also sofort wegklicken. Ich hatte an vielen Stellen das Problem, einfach zu gut im Bilde zu sein, was da auf der Bühne passiert. Mit Buch, Hitchcock-DVD und der Gesamtaufnahme der Musicalbühne in Wien, ist man vielleicht etwas überinformiert. In die Musik muss man sich zugegebenermaßen reinfinden, beim ersten Hören findet man sie vielleicht etwas zu seicht. Dabei sind klare Liedmotive zu finden, die sich einzelnen Personen und gewissen Situationen zuordnen lassen. Das gefällt mir schon sehr gut, auch die Ausstattung des Musicals ist überragend, wunderschöne Bühnenbilder, sodass sich auf jeden Fall der Besuch lohnt.
Im Rückblick erzählt die namenlose Hauptperson, einfach im Buch nur “Ich” genannt ihre Liebesgeschichte mit dem adligen Maxim de Winter. Es beginnt mit einer Hotelhalle in Monte Carlo, in der eine junge Gesellschafterin bei einer etwas überdrehten Amerikanerin, Mrs. Van Hopper angestellt ist. Per Zufall läuft in der Hotelhalle im Jahr 1926 eben dieser Gesellschafterin, Maxim de Winter über den Weg. Am nächsten Tag setzt sich die Gesellschafterin in der Nähe von Maxim de Winter an den Frühstückstisch und verschüttet dort Wasser. Er bittet sie an ihren Tisch und sie kommen ins Gespräch, er findet sie sympathisch und bittet sie einen Ausflug mitzumachen an die Klippen von Monte Carlo. Sie zeichnet noch ein Bild, das sie Maxim als Geschenk übergibt, ihr Vater wäre Maler gewesen, sie hätte aber keine Verwandten mehr. Maxim erkennt eine Art Seelenverwandtschaft. Es kommt aber der Tag der Abreise, an dem Mrs. van Hopper wieder nach New York reisen will. Die Gesellschafterin nimmt Abschied, aber Maxim stellt sie unerwartet vor die Wahl, nach Manderley auf sein Anwesen mitzukommen. Im ersten Moment denkt sie noch, als seine Angestellte, er klärt aber auf, dass er sie heiraten möchte. Mit ihrer natürlichen Art hofft er, über den Tod seiner ersten Frau Rebecca zu kommen. In einer Szeneneinblendung sieht man Bilder von Venedig und die neue Mrs. de Winter im Hochzeitskleid vor den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Am Ende der Reise kommen sie jedoch in Maxims Schloss an. Schon bei der Ankunft erwartet sie die gesamte Dienerschaft. Maxim ist der Aufriss etwas peinlich. Die neue Mrs. de Winter lernt den Gutsverwalter Frank kennen, aber auch die strenge Haushälterin Mrs. Danvers. Mrs. Danvers konnte den Tod der ersten Mrs. de Winter nie verkraften und betreibt Manderley als eine Art Mausoleum für Rebecca. Alles ist noch so, wie es war, als Rebecca starb. Selbst die kleine Porzellanfigur aus Meißner Porzellan, die Rebecca so liebte steht noch auf dem Schreibtisch. Als sich die neue Mrs. de Winter diesen Amor ansehen will, zerbricht er ihr und sie versteckt die Scherben im Schreibtisch, spricht aber mit niemand darüber. Sie versucht sich sogar vor ihrer neuen Schwägerin Beatrice und ihrem Mann Gilles zu verstecken. Sie wird aber dann von ihren neuen Verwandten freudig aufgenommen, bei einem spontan gereichten Glas Likör. Dann kommt Mrs. Danvers wieder in die Bibliothek und versucht den Verbleib der Porzellan-Figur zu klären. Sie macht einen ziemlichen Aufstand deswegen. Während Maxim versucht die Situation herunterzuspielen, gerät er aber das erste Mal aus der Fassung. Er findet, dass die neue Frau an seiner Seite ab und zu wie ein Kind reagiert. Seine neue Frau wünscht sich einen Kostümball, wie ihn Rebecca jedes Jahr gehalten hat. Maxim willigt schließlich ein, obwohl ihm nicht wohl ist. Maxim und seine Frau schlafen in getrennten Räumen des frisch renovierten Ostflügels. Im Westflügel hatte dagegen Rebecca gewohnt. Maxims Schwester bekommt mit, dass ihr Bruder immer wieder heftig reagiert, und macht sich Gedanken, was wohl die Ursache dieser Zornausbrüche sein mag. Nun betritt die neue Mrs. de Winter man das erste Mal das Schlafzimmer von Rebecca. Dieses Himmelbett ist wirklich beeindruckend, es liegen vier Kissen mit einem großen goldenen “R” für Rebecca auf dem Bett. In dem Zimmer trifft sie auf Mrs. Danvers und dem Cousin Jack Favell, mit dem Rebecca eine Beziehung hatte. Jack ist auf der Suche nach Geld, da er schon wieder einmal pleite ist. Jack nimmt fast eine spontane Einladung zum Tee an, lehnt aber dann ab und bittet die neue Mrs. de Winter nichts von seinem Erscheinen zu erzählen. Mrs. Danvers schlägt Mrs. de Winter vor, als Dame in Weiß am Kostümball zu erscheinen. Dabei betrachten sie ein imaginäres Bild im Zuschauerraum. Die Dame in Weiß wäre das Lieblingsgemälde von Maxim und würde eine Großtante darstellen. Den Vorschlag nimmt die neue Mrs. de Winter fatalerweise an. In der Küche lästert inzwischen das Personal über die neue Frau an Maxims Seite. Selbst der Pfarrer wäre mit dem Auftreten der neuen Mrs. de Winter unzufrieden. Bei ihren Streifzügen verirrt sich Maxims neue Frau an das Bootshaus. An einer steilen Klippe mit einer Treppe ist das Bootshaus. Dort trifft sie auf den geistig verwirrten Ben, der von der verstorbenen Frau singt, von der er froh ist, dass sie fort ist und nicht mehr wieder kommt. Maxim sucht seine Frau und ist außer sich, dass sie alleine ans Bootshaus gegangen ist. Wieder rastet er total aus, als sie ihn nach einer Boje in der Bucht fragt. Diese Situation klärt Frank am nächsten Tag auf. Das Bootshaus wäre Rebeccas Nest gewesen und die Boje wäre der Ankerpunkt von Rebeccas Boot gewesen. Etwas später findet dann der Kostümball in Manderley statt. Auch Mrs. Van Hopper ist eingeladen. Alle warten gespannt auf den Auftritt der neuen Mrs. de Winter. Als sie als Dame in Weiß erscheint, rastet Maxim wieder aus. Beatrice klärt auf, dass das auch das Kostüm war, in dem Rebecca ihren letzten Kostümball gegeben hatte. Der Plan von Mrs. Danvers scheint aufzugehen. Triumphierend steht sie am oberen Ende der Treppe und beschwört noch mal, dass Rebecca endlich wiederkommen soll.
Am Morgen nach dem Kostümball versucht die neue Mrs. de Winter, Maxim zu beruhigen. In dem Schlafzimmer ist aber nur Mrs. Danvers. Jetzt stellt sie erstmals Mrs. Danvers zur Rede, warum sie so gehasst wird. In einer eindrucksvollen Szene am riesigen Fenster singen die beiden gegeneinander von Rebecca. Die Drehbühne zeigt das Fenster auch von der anderen Seite. Das ist wirklich die beste Stelle in dem Musical. Der Wahnsinn, der Mrs. Danvers inzwischen ergriffen hat, führt zu immer höheren und schrilleren Tönen. Mrs. Danvers versucht die neue Mrs. de Winter zu Selbstmord zu überreden, das würde alle Probleme lösen. Plötzlich sieht man Raketen, in der Bucht ist Alarm. Ein französisches Schiff ist in der Bucht von Manderley aufgelaufen und droht zu sinken. Man sieht Jack Favell in der Menge. Ein Taucher findet in der Nähe des gestrandeten Schiffs ein weiteres Wrack. Es ist das Segelboot von Rebecca und in dem Schiff befindet sich auch noch eine Leiche, vermutlich Rebecca. Als Maxims neue Frau erklärt, dass Maxim Rebecca immer noch lieben würde, kommt es zur Aufklärung. Maxim hätte Rebecca nie geliebt, sie hätten sich gehasst. Rebecca hat ihn nur betrogen und benutzt. Er erzählt, wie es am Bootshaus an dem Abend vor ihrem Tod zu einem Streit gekommen wäre. Er hätte sie geschubst, dabei wäre sie gestürzt und wäre gestorben. Es wäre ein Unfall gewesen, aber so genau könne es er jetzt nicht mehr sagen. Sie beschließen, den Vorfall für sich zu behalten. Am nächsten Tag tritt Maxims neue Frau nun viel selbstbewusster auf. Sie lässt von den Angestellten die Andenken an Rebecca beseitigen. Dabei streitet sie heftig mit Mrs. Danvers, als sie die Gegenstände von Rebeccas Schreibtisch wegräumt. Dennoch setzt sie sich schließlich durch, die Gegenstände werden weggeräumt. Der Fund von Rebeccas Leiche führt aber zu einer weiteren Untersuchung, die Presse hat inzwischen Wind bekommen und versucht den Fall auszuschlachten. Bei der Untersuchung kommen immer mehr Details zum Bootsunfall raus. Das Boot wäre vorsätzlich versenkt worden, es wären Löcher gebohrt worden und die Luken geflutet. Bevor Maxim alles zugibt, fällt seine neue Frau gezielt in Ohnmacht. In der Bibliothek in Manderley versucht Favell Maxim mit einem Brief zu erpressen, er hätte Informationen, die Maxim den Mord an seiner Frau nachweisen. Maxim geht aber gar nicht drauf ein, sondern meldet den Erpressungsversuch dem Oberst, der auch die Untersuchung leitet. Favell behauptet, Rebecca wäre schwanger gewesen und Maxim hätte sie aus Eifersucht getötet und mit dem Wissen, dass das Kind unmöglich von Maxim gewesen sein konnte. Er versucht Ben als Zeugen zu rufen, der aber ebenfalls dicht hält und zu Maxim steht. Um Klarheit zu finden, fährt die neue Mrs. de Winter fährt nach London zum Frauenarzt von Rebecca. Dabei kommt raus, dass Rebecca nur noch sechs Wochen zu leben gehabt hätte. Sie hatte Krebs und war unheilbar krank. Mrs. Danvers packt auf diese Neuigkeit hin endgültig der Wahnsinn. An einem Bahnhof holt Maxim seine Frau ab, sie sind froh, Rebeccas Schatten entkommen zu sein. Dann sieht man plötzlich einen Feuerschein. Manderley steht in Flammen. Man sieht auf der Treppe über der Bibliothek Mrs. Danvers Feuer legen. Die Treppe brennt lichterloh, krachend fällt der Lüster zu Boden. Die Szene, in der Manderley brennt ist wirklich beeindruckend. Am Abschluss singt die neue Mrs. de Winter, dass nun alles vorbei sei und sie an der Adria in einem kleinen Hotel wohnen würden.
Wenn man jetzt nicht all zu sehr informiert ist, ist das Musical spannend. Es passiert unglaublich viel für ein Musical, weshalb sie die Musik oft der Handlung unterordnet. Auf jeden Fall besitzt das Musical sehr schöne und eindrucksvolle Bühnenbilder. Von der Handlung her könnte es eine Oper sein. Die Feuertreppe am Ende ist einfach genial. Am Besten bereitet man sich durch Hören der Highlights-CD auf die Musik vor, während die Gesamtaufnahme einfach zu viel verrät. Von der Handlung und den Dialogen lässt man sich am Besten überraschen. Man kann auch manchmal zu gut vorbereitet in ein Musical gehen und sich den Spaß daran nehmen. Auf Youtube gibt es eine Suite der Lieder,
wie sie bei “Stuttgart leuchtet” aufgeführt wurde. Dort kann man sich die besten Lieder einfach einmal anhören. Vielleicht ist in diesem Blog ja schon zu viel über den Inhalt verraten worden. Aber die Szene von Mrs. Danvers und der neuen Mrs. de Winter am Balkon ist einfach klasse. Auch der Schluss mit dem Einsatz der Pyrotechnik ist grandios. Etwas zu gut vorbereitet waren wir, aber dennoch gut unterhalten. Mit der Besetzung der Solisten hatten wir den unglücklichen Moment getroffen, dass die Hauptbesetzung bei Florian Silbereisen in der ARD zu sehen war. Somit mussten wir uns mit der Zweitbesetzung zufrieden geben, die aber auch einen guten Gesamteindruck hinterließ.
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