Frankenstein - Ein Grusical
Es ist wohl das bekannteste Monster der Literatur, das Monster von Viktor Frankenstein. Das Musical, welches in Fürth aufgeführt wird, ist die Musical-Adaption von Kevin Schroeder (Buch und Liedtexte) und Marian Lux (Musik). Ausgezeichnet wurde das Musical mit einem Preis für das beste Gesamtbild. Von der literarischen Vorlage von Mary Shelley gibt es ja verschiedenste Versionen. Jedoch sind die Erwartungen hoch inzwischen, wenn man in ein Musical im Fürther Stadttheater geht. Das Bühnenbild ist ein Geflecht von Muskeln, Venen und Arterien. Es passt somit bestens zu der etwas düsteren Geschichte um das Monster, das aus frisch Verstorbenen und Leichenteilen angeblich zusammengesetzt wurde. Jetzt hatte das Musical einen konzertanten Start hinlegen müssen, da der Hauptdarsteller des Frankenstein eine Stimmbandentzündung hatte. Jonas Hein gab aber in dieser Vorstellung einen überzeugenden Frankenstein. Dennoch geht man vielleicht mit etwas überzogenen Ansprüchen ins Musical, dass man gleich eine zweite Rocky Horror Picture-Show erleben wird, was natürlich nicht der Fall ist. Man erzählt aus der Perspektive von Viktor Frankenstein seine Geschichte bei der Erschaffung einer Kreatur. Dabei verschwimmen die Phantasien von Frankenstein immer wieder mit der Realität, was vor allem nach der Pause schon einen gewissen Grusel-Effekt erzeugt.
In den Anfangsszenen werden im Abriss die einzelnen Personen kurz vorgestellt. Viktor verabschiedet sich von Elisabeth und geht als 17-jähriger mit seinem Freund Henry nach Ingolstadt. Dort befinden sie sich an der Universität und lernen bei einem Professor Weißhaupt das Fach Medizin. Insgeheim hält der Professor neben seinen Vorlesungen, aber auch nächtliche Sitzungen ab. Bei einem nächtlichen Streifzug entdeckt der Professor die zwei Studenten, wie sie Gräber schänden. Viktors Mutter stirbt an Scharlach, was er aus einem Brief von Elisabeth erfährt. Tief erschüttert beschließt er, dass der Tod nicht das Ende sein muss und er eine Maschine erfinden will, die Kreaturen neues Leben einhaucht. Für eine seiner nächtlichen Sitzungen braucht Weißhaupt einen frischen Selbstmörder, den die beiden Studenten mit viel Mühe und Eis in der Nacht zu einem Platz im Wald bringen sollen. Dabei hören sie eine blinde Sängerin namens Mara im Wald, in die sich Henry sofort verliebt. Viktor beschließt nun im Übereifer, dem Professor immer mehr Leichen für seine Studien zu bringen, notiert das aber immer genau. Henry ist inzwischen so gefesselt von Mara. Mit der Tarotkarte des Pagats nennt sie ihn Zauberer. Henry schmeißt das Studium hin und folgt ihr in den Wald. Leider hat Mara ein dunkles Geheimnis. Sie wurde von ihrem Vater mehrfach missbraucht und hatte mit ihm mehrere Kinder, die sie alle konserviert hatte. Schließlich hatte sie auch ihren Vater umgebracht. Die einbalsamierten Leichen zeigt Mara Henry, der völlig entsetzt ist und im zweiten Akt total ergraut. Einen Heiratsantrag von Elisabeth, die schwanger ist, schlägt Viktor aus. Inzwischen versucht sich Viktor an einer lungenkranken TBC-Patientin. Mit einer gigantischen Maschine versucht er eine Handvoll Untoter zum Leben zu erwecken, die er zusammengesetzt hat. Im ersten Anlauf scheitert er unter dem Gelächter von Weißhaupt. In einem zweiten Anlauf scheint der Erweckungsversuch zu funktionieren. Ab nun ist nicht mehr klar, ob ein weibliches Monster nur im Kopf von Viktor sein Unwesen treibt, oder ob es wirklich existiert.
In der Schweiz versucht sich Viktor an der Gartenarbeit und lenkt sich ab. Sein Bruder bringt ihm immer Butterbrot. Die Anfangsszene ist in einer stilisierten Kirche. Sein Bruder geht an den Klippen spielen und stürzt tödlich ab. Viktor ist sich sicher, dass das erschaffene Monster dahintersteckt, das ihn verfolgt. Er behauptet die blauen Flecken an Viktors Hals wären Würgemale des Geschöpfs, das will, dass er ihm eine Begleitung erschafft. Darauf machen sich Henry und Viktor erneut nach Ingolstadt auf. Dort hat Weißhaupt inzwischen die Unterlagen an sich gerissen. Mara taucht erneut auf und wird wegen Vatermordes verhaftet, was Henry total erschüttert. Es folgt die Aufnahme von Viktor als höherer Illuminat. An dem Erweckungsort des Professors kommen die Studenten auch an die Unterlagen. Diese will aber Weißhaupt nicht herausgeben. Viktor lässt sich dazu hinreißen, seine Forschungen an Weißhaupt abzutreten. Schließlich erscheint das Monster in der Loge und tötet auch Henry. Elisabeth war schwanger und stirbt an der Abtreibung, in einem Knäuel seiner Geschöpfe ist schließlich auch Viktor gefangen und am Ende tot.
Am Ende des Abends war der Applaus freundlich, aber nicht sonderlich lange. Natürlich gibt es schöne Lieder, die Songs sind rockig und modern. Aber auch Anklänge an das Mittelalter hört man als Mara im Wald ihre Lieder singt. Getanzt wurde ebenfalls hervorragend und das Bühnenbild ist stimmig. Allein konnte mich die Geschichte nicht so recht überzeugen, die ist doch sehr finster und düster. Dass am Ende alle tot sind, eignet sich eher für einen Opernstoff. Das Musical nimmt sich sehr ernst und da ist man dann mit der Erwartung - man sieht eine lustig Rocky Horror Picture Show! – definitiv mit der falschen Einstellung in das Musical gegangen. Gezeigt werden menschliche Abgründe, Tote, Leichen, Visionen und Albträume. Am Eindringlichsten ist der Moment vielleicht, als alle seine Geschöpfe am Rande des Parketts das Finale singen. Es ist gute Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Die Musicallatte an hervorragenden Musicals hängt leider in Fürth sehr hoch.
Quelle: YouTube | Stadttheater Fürth
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