Manchmal nutzt man die letzte Chance, so wie diese Aufführung von ‚Kiss me, Kate!‘ bei den Feuchtwanger Festspielen. Johannes Kaetzler inszeniert relativ sparsam, nur zwei verschiebbare Quader bilden die Garderoben der Künstlertruppe, die eine musikalische Umsetzung der ‚Widerspenstigen Zähmung‘ von Shakespeare in Baltimore wagt. Dieses Stück im Stück war der größte Erfolg von Cole Porter. Dass die Big Band nur aus sieben Mann besteht, tut diesem Stück dabei aber keinen Abbruch. Was zählt, ist die Spielfreude der Truppe um Fred Graham. Natürlich hat er die Hauptrolle des Stücks mit sich selbst besetzt. Die weibliche Hauptfigur der Katharina spielt prickelnder Weise, seine Ex-Frau, die vor einem Jahr die Scheidung eingereicht hatte. Diese ist inzwischen mit dem Gerneral Howell liiert, mit dem sie auch regen Telefonkontakt pflegt. Unterdessen stellt Fred Lois Lane nach, der er auch Blumen schickt. Dabei müssen das Veilchenimitat aus Plastik einiges aushalten, denn anstatt bei seiner Geliebten, bei seiner Frau. Einzig ein Brief verrät, dass die Blumen an die falsche Adresse geliefert wurden. Fred weiß um die Brisanz des Briefes und versucht an diesen zu kommen, der landet aber bei Lilli Vanessi im Ausschnitt. Sie soll ihn später während der Vorstellung lesen und mit dem Ausruf ‚Miststück‘ zu einer Schlagattack in den Unterleib von Fred ausholen (im Original beißt sie ihn sogar). Dieser lässt sich das auch im Stück nicht gefallen und schlägt massiv zurück, sodass Lilli in der Folge nicht mehr sitzen kann. Sie beschließt, ihren Mann anzurufen und die Vorstellung abzubrechen. Fred sind schon in den ersten Szenen zwei Gangster aus der Unterwelt von Baltimore auf den Versen. Er hätte einen Schuldschein über 10000 Dollar unterzeichnet. Zuerst leugnet er, die Unterschrift sei falsch. Dann kommt er aber auf die Idee, den Gangstern die Lage zu erklären. Diese sind mit Pistolen bewaffnet und wollen das Geld. Fred sagt, er könne das Geld nur zahlen, wenn sie Lilli dazu zwingen, die Vorstellung zu Ende zu spielen. Die Gangster bekommen auch Pumphose und Perücken, tragen allerdings Jacketts. Sie sind somit die absolute Lachnummer, allein die Mimik der beiden Darsteller spricht Bände. Sie passen auf der Bühne immer auf, dass Lilli ihren Auftritt auch weiterspielt. Als ein kleiner Vogel von dem Baum auf der Bühne mit einem Draht herabgelassen wird, schießt einer der Gangster den Vogel wirklich ab. In der Zwischenzeit macht das Ensemble Pause. Bei 15 Grad ist das ‚Viel zu heiß‘ eher ein frommer Wunsch. Auch die zwei Bühnenarbeiter, die eine Flasche Bier auf Ex trinken, haben eine Erfrischung an diesem Abend sicher nicht nötig. Lilli holt nun den General zu Hilfe. Dieser erscheint polternd mit viel Soldaten im Schlepptau auf der Bühne. Ein paar Gags zur Anspielung auf die Präsidentenwahl in den USA, das ist die Karriere, die General Howell plant, lassen einen ob der politischen Lage außerhalb des Theaters eher erschaudern. Auch hatte der General eine Affaire mit Lois Lane, die er auch nach der Heirat mit Lilli fortzusetzen gedenkt. Alle Andeutungen von Lilli, dass sie bedroht wird, weiterzuspielen, schlägt der General in den Wind. Die anschließende Wendung, dass die Gangster den Schuldschein schließlich zerreißen, weil der General und ihr Chef gemeinsame Sache machen, erscheint etwas unplausibel. Im Original wurde der Auftraggeber liquidiert. Als sie nun die finale Szene ohne Lilli spielen sollen, kommt Lilli doch auf die Bühne, diesmal freiwillig und spricht ihren Dialog mit Fred zu Ende.
Ich war von der Vorstellung sehr angetan. Es gab zwar einige Anspielungen auf die Provinz, die politische Lage in Amerika und ein paar platte Gags - so hatte ein Schauspieler einen Geldbeutel zum Ausstopfen der Hose verwendet - dennoch fand ich die Aufführung sehr gelungen. Nach wie vor finde ich die Botschaft des Stücks: Verprügle die Ex-Frau und sie kommt zurück, fragwürdig. Das sah man 1949 sicher noch anders. Die beiden Gangster bei ihrer Nummer: ‚Schlag nach bei Shakespeare‘ sind einfach köstlich. Die Herren sehen teilweise in den Langhaarperücken des Stücks ganz anders aus und man muss zweimal hinsehen, bis man die Schauspieler wieder erkennt. Zum Shakespeare-Stück hat man aber auch Kostüme aus der Zeit an. Eine gute Lautsprecheranlage kommt eigentlich nur bei den Gesangsstücken zum Einsatz, die Texte sprechen die Schauspieler ganz unverstärkt. Gefallen hat mir an diesem Abend auch Judith Peres, welche die Lilli ganz emanzipiert und mit gute Stimme spielte. Auch der fränkische Himmel hielt seinen Regen an diesem Abend zurück bis zum Ende der Vorstellung, sodass die Notfallponchos ungeöffnet blieben.
Was macht man mit einer einst sehr erfolgreichen Sängerin, die 2012 gestorben ist und viele Nummer 1 Hits hatte. Bevor sie ganz in Vergessenheit gerät, setzt man ein Musical auf mit allen ihren Hits. Das Ganze verpackt man in ein Zelt an den Dom und schon hat man einen Musical Hit. Vielleicht liegt der ausgebliebene Wow-Effekt einfach daran, dass hier die Rede von Whitney Houston ist und ich schon damals kein großer Fan ihrer Songs war. Jemand zu finden, der die Songs genauso bringt, wie diese Ausnahmekünstlerin, ist sicher sehr undankbar. Zudem saßen wir in Reihe 9, Platz 40/41 und damit direkt vor der Box.
Der laute Knall vor dem ersten Stück „Queen of the Night“ lässt einen ziemlich zusammenzucken. Whitney Houston spielte in dem Film aus dem Jahr 1992 eine erfolgreiche Sängerin namens Rachel Marron, die von einem Stalker verfolgt wird. Man sieht in den ersten Szenen, wie der Bodyguard namens Frank Farmer angeworben wird, für die Sicherheit des Stars zu sorgen. Dieser weigert sich und wird mit Geldangeboten geködert. Schließlich wird er doch schwach und willigt ein, Rachel zu beschützen. Es gibt einen Vorfall, bei dem ein rotes Kleid entwendet wird. Die Sicherheitsstandards sind niedrig in dem Haus von Rachel, sodass es ihm ohne Probleme gelingt ins Haus vorzudringen. Frank bringt also die Sicherheitsstandard auf Vordermann, worüber Rachel gar nicht begeistert ist. Sie möchte nicht in Angst leben, die Briefe des Stalkers hat man vor ihr geheim gehalten. Rachel hat zudem ein 10-jähriges Kind, das Frank ein rotes ferngesteuertes Auto zeigt. Beide kommen ins Gespräch. Rachel hat auch noch eine Schwester Nicki, die in einem Nachtclub singt. Frank besucht deren Auftritt, um sie zu beschützen. Schließlich wird die Lage brenzlig, als der Stalker sich ins Haus einschleicht und den Sohn Fletcher bedroht. Rachel möchte einmal in die Stadt gehen und da der Bodyguard keine Begleitung erlauben würde, entschließt sich Rachel, mit Frank in die Stadt zu gehen. Sie gehen in eine Karaoke-Bar, in dem schrecklich schräg gesungen wird. Auch Frank gibt ein Lied zum Besten und der Darsteller kann tatsächlich nicht singen. Als Frank Rachel auffordert, einen ihrer Songs zu singen, wird dieser Auftritt viral und findet sich auf vielen Handys wieder. Sie ist das Gespräch der Stadt anschließend. Anschließend ist Frank mit Rachel im Bett. Inzwischen versucht man die Herkunft einer E-Mail zu klären. Man bekommt bei der Schlussszene einen Verdacht, dass Nicki aus Eifersucht gehandelt haben könnte und den Stalker selbst engagiert hat.
Wieder mit einem lauten Knall beginnt der zweite Akt. Frank ist mit der ganzen Gefolgschaft in das Blockhaus seiner Eltern geflohen. Hier erfährt man, dass Frank bei einem Einsatz bei einem Gouverneur versagt hat. Auch wäre er zu spät wegen des Einsatzes zum Tod seiner Mutter gekommen. Nicki gibt schließlich zu, auf eine E-Mail des Erpressers an ihre Schwester geantwortet zu haben. Der Erpresser schleicht sich in die Blockhütte und ersticht Nicki, als sie im Wohnzimmer des Blockhauses alleine ist. Es kommt zur Oscar-Verleihung, bei der man einen erneuten Anschlag auf Rachel erwartet. Der Erpresser hat die Beziehung zu Frank mitbekommen, daher beschließt Frank sich zu trennen. Beruf und Karriere gehen ihm vor. Inzwischen hat Rachel auch eingesehen, dass sie Schutz braucht. Es kommt zum großen Finale. Es rückt die Security im Musicaldome aus und erschreckt unbedarfte Handynutzer bei der Nutzung von WhatsApp mit einem barschen: Handy aus! Bei der Oscar-Verleihung wirft sich Frank vor Rachel und schützt sie. Angeschossen treffen sie sich ein letztes Mal in der Wohnung, wo Frank seinen Nachfolger vorstellt. Mit der letzten Nummer „I will always love you“ endet das Musical.
Wenn man jetzt ein Fan von altersgerechter Beschallung ist, ist man nach dem Muscial hin und weg. Die Auftritte der Rachel werden eingerahmt mit Tänzern und Feuerfontänen. Die Gigs sind echt ein Hingucker und als sie zum Schluss mit vielen Spotlights angeleuchtet nach oben fährt im schwarzen Kleid, ist gelungen. Leider muss ich sagen, dass ich auch nach dem Musical und der ganzen Lektüre über Whitney Houston kein Fan der Diva geworden bin. Es war ok, da wir in Köln waren und die Kartenpreise stark gefallen waren, haben wir uns das Stück angesehen. Whitney Houston quasi im Ausverkauf – oder wie schnell doch der Starruhm verblasst.
Am Stadttheater in Fürth kann man derzeit die Uraufführung des Musicals Luther-Rebell Gottes sehen. Nina Schneider erzählt dort in einem Rückblick Luthers Leben nach einer Idee von Wolfgang Adenberg. Die Inszenierung von Werner Bauer setzt dabei ganz auf Lichteffekte und Projektionen, sonst wären die 21 Ortswechsel schwer zu stemmen. Durch neue Überblendungen entsteht so eine rasante Revue durch Luthers Leben.
Es startet mit einer Kutschenszene bei Nacht, ein Schlagzeuger macht im Proszenium Hufgeklapper. Albtraumartig erlebt Luther die fiktive Gefangennahme auf der Pleißenburg bei Leipzig durch Herzog Georg von Sachsen. Dort trifft er im Kerker auf seinen Gegenspieler Johannes Eck. Vom Standpunkt 1530 sieht man das Leben Luthers in Rückblicken. Man sieht feiernde Studenten, das Studentenleben von Luther mit einer Tanzeinlage, wie es sich wohl Eck vorgestellt hätte. Es folgt das Sturmerlebnis mit Sichtung der heiligen Anna und sein Beitritt ins Kloster. Der Auftritt der rockenden Mönche hat so etwas von Gregorian ("Ecce Advenit"). Luther liegt am Boden, als er in den Orden der Augustiner aufgenommen wird. In Glanz für die Ewigkeit lässt man den Papst und einen Kardinal in einer Gondel die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle. Man beschließt das mückengeplagte Gebäude durch einen protzigen Neubau, den Petersdom zu ersetzen und unterlegt das mit Broadway-Sound. Wieder sieht man Luther beim Bodenschrubben hadern, dass er sich seinem Gott nicht würdig erweist. Er geht nach Wittenberg. In Wittenberg wird der fromme Landesfürst Friedrich der Weise sein Förderer. Der ist Luthers Lehren sehr aufgeschlossen gegenüber und leidenschaftlicher Reliquiensammler, wobei ihm aber selbst Zweifel kommen, als er den vierten Kopf eines Heiligen sammelt. Nun wird die Politik als großes Schachspiel inszeniert. Luther trifft in Wittenberg auf Mathis, dessen Bruders wegen Diebstahls im Gefängnis sitzt. Mathis bittet Luther um Verzeihung für seinen Bruder. Das ist eine erfundene, aber nette Nebengeschichte. Statt sich mit den Lehren Luthers zu befassen, gibt es beim Bau des Petersdoms Schwierigkeiten. Papst Leo X. braucht Geld und erfindet den Ablasshandel. Unter Höllenandrohung versucht er, mithilfe von Tetzel, das Volk zum Kauf von Ablassbriefen zu bewegen. Tetzel sieht dabei aus wie ein Rammstein-Rocker und singt ein Lied von "der höllischen Qual". Die Ablassbriefe verkaufen sich prächtig. Luther deckt den Skandal auf und hält Predigten von der Güte Gottes ("Gott Allein"). Er schlägt 1517 seine Thesen an die Tür der Kirche in Wittenberg. Nun kommt es zum Disput zwischen Eck und Luther im Jahre 1519. Das ist als Battle-Rap aufgezogen, wieder mit einer Tanzeinlage. Schließlich wird er von den Reichstag in Worms zitiert. Dort widerruft er seine Thesen nicht, worauf die Reichsacht verhängt wird. Es kommt zu einem großen Finale des ersten Akts.
Im zweiten Akt sieht man zu Beginn wieder eine Kutschenszene. Friedrich der Weise lässt Luther auf die Wartburg entführen. Dort wird er von Visionen und Albträumen geplagt ("Kyrie Eleison"). Den Teufel vertreibt er mit einem Tintenfass. Den Tintenfleck sieht man dort wirklich, und wenn man selbst schon mal auf der Wartburg war, kennt man den Fleck. Er kommt auf die Idee, das Neue Testament zu übersetzen. Man sieht wie die Worte aus den Seiten wachsen und wie das Volk plötzlich versteht, was in der Bibel steht. Friedrich der Weise trägt schließlich einen Abdruck der Lutherbibel über die Bühne. Das war die eigentliche Revolution der Zeit, der Buchdruck. Aber es entstehen plötzlich Unruhen. Luthers Lehrern werden zum Auslöser eines großen Krieges. Gegen den Rat Friedrich des Weisen verlässt er die Wartburg. Nun findet Luther aber privat sein Glück mit der Heirat der Nonne Katharina von Bora. Die Szene, in der die neun Nonnen in einem Verwandlungsbilderbuch sieht man die neun geflüchteten Nonnen. Das Ganze kommt so wie ein Kinderlied von den „Zehn kleinen Negerlein“, übrig bleibt Katharina von Bora, die zu gebildet und zu eigenwillig für andere Männer war. Die Heirat mit Katharina von Bora wird eher als Zufall dargestellt. Sie flohen 1523 zu Ostern aus dem Kloster. Zwei Jahre später hat er sie geheiratet, was hier stark verdichtet dargestellt wird ("Ich gehör zu Dir"). Gleichzeitig lehnt sich Luther gegen den Zölibat auf. Auf der Pleißenburg ist nun auch Mathis eingetroffen, als Anführer der Aufständischen. Herzog Georg lässt auf Anraten seiner Frau Luther frei. Es kommt zu einem Aufstand, bei dem die Aufrührer Freiheit wollen.
Wer hätte gedacht, dass zwischen Sister Act, Monty Python und Les Misérables noch Platz für ein Luther-Musical ist. Anfangs hatte ich mit der lauten Musik und mit den Szenen aus Rom so meine Probleme. Ich war am Zweifeln, ob das wirklich gut geht. Ja, es geht gut. Gerade die Balladenszenen, bei denen Luther mit Gott hadert oder auch der Battle-Rap zwischen Eck und Luther sind charmante Einfälle. Durch die weiße Bühne und die Lichtprojektionen ist eine schnelle Szenenabfolge möglich und gerade zu Anfang hat die Inszenierung ein ziemliches Tempo. Es kommt auch der ein oder andere zotige Spruch von Luther dazu, ohne sich dabei in Zitaten zu verlieren. Es gibt tolle Lichtprojektionen von der Heimsuchung auf der Wartburg. Im Nu ist man in Klöstern, Kirchen, großen Hallen und das alles nur mit Projektion ohne eine Umbaupause. Dass das Ganze letztendlich doch aufgeht, ist auch Verdienst von Thomas Borchert (Martin Luther) und Ramin Dustar (Johannes Eck). Aber auch die vier Musiker leisten eine gute Arbeit, einschließlich des Schlagzeugers im Proszenium. Letztendlich nimmt sich das Musical doch ernst, was auch dem Thema angemessen ist.
Quelle: YouTube | Stadttheater Fürth
Quelle: YouTube | Kati Heidebrecht
In einer Inszenierung von Thomas Enzinger ist derzeit das Musical „Sugar – Manche mögen’s heiß“ im Staatstheater in Nürnberg zu sehen. Jule Styne schrieb 1973 ein Musical nach der Story des Films. Jetzt hat man in den Hauptrollen nicht Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon, sondern eher Sophie Berner, Andreas Köhler und Oliver Severin. Auch wenn einen Männer in Frauenkleider eher an den Klamauk um Charlies Tante erinnern, ist die Handlung doch ausgesprochen witzig. Man greift teilweise auf Originaldialoge des Films zurück und auch wenn die Tanznummer den Abend auf fast drei Stunden strecken, man geht doch froh gelaunt aus dem Theater. Bekommt man doch solide Tanznummern, Revue-Einlagen und Gesangsnummern zu sehen. Auf witzige Weise greift das Musical das Thema Gender und Geschlechterrollen auf.
Zu Beginn sieht man einen Nachtklub, in dem sich die Halbwelt amüsiert. Die Damen der Society Syncopators sind in Revuekleidern angezogen und verbringen ihren letzten Auftritt in Chicago. Da zwei Musikerinnen, die Bassistin und das Saxofon aus der Truppe ausgestiegen sind, sucht man Ersatz. Schnell finden sich arbeitslose Musiker ein, die aber das Problem haben: Sie sind Männer. Als Ersatzjob lässt man sie einen Botendienst für den machen für Mr. Bienstock, den Manager der Truppe. Sie sollen aus einer Garage Noten aus dem Auto holen. Aber es ist Wirtschaftskrise in Chicago – 1929 - die Chance steht schlecht, sonst Arbeit zu kommen. Vor einer brennenden Mülltonne und einer Hochhausfassade sammeln sich die Musiker. Dann kommen sie wirklich zu der Garage, wo schon drei Gangster Wache halten. Argwöhnisch lassen sie Joe und Jerry passieren. Dann kommt das Unheil in Form einer steppenden Gangsterformation in Nadelstreifen. Fünf Ganoven um den Anführer Spats Palazzo (Gamasche) machen den Wächtern an der Garage den Garaus. Dies sehen nun Joe und Jerry und sind damit Zeugen der Schießerei. Im nächsten Bild sieht man eine Zugfront des Dixieland-Express. Im Seminole-Ritz-Hotel in Miami soll der nächste Auftritt der Band sein. Um sechs Uhr ist Abfahrt und die beiden Musiker reihen sich in die Damencombo ein. Ausgestattet mit Perücken, Brustattrappen und Stöckelschuhen gehen sie als etwas schrullige, heißere Neuzugänge mit der Damencombo auf Tour. Zuletzt kommt auch noch die Ukuele-Spielerin Sugar Kane zum Zug. Bienstock muss noch die Zeche für das Taxi zahlen und schon ist die Combo perfekt. Sweet Sue, die Chefin der Combo ist immer kurz vor dem Magengeschwür, wegen ihrer Mädels. Schon die Zugfahrt hat einige Tücken parat. So verliert Sugar Kane einen Flachmann, wobei Alkohol in der Mädchencombo eigentlich verboten ist. Die Zurechtweisung erfolgt umgehend. Man macht es sich in den roten Schlafabteilen gemütlich. Die Enge des Zugs ist für die Verkleidung als Frau schwierig, so verlieren die beiden Musiker ihre Perücken, die Brustattrappen verrutschen. Sie werden fast beim Rasieren erwischt und nicht zuletzt schmeißen die Mädchen eine Cocktail-Party im Abteil. Aber eines ist klar, sowohl Joe und Jerry sind dem Charme von Sugar Kane erlegen. Schließlich kommen sie doch heil in Miami an und sind noch unentdeckt. Im warmen Süden warten zur Winterszeit die reichen Millionäre auf nette Damengesellschaft. Darunter auch Sir Osgood Fielding III, der mit seinen Gefährten ein nettes Krückstockballett tanzt. Sir Osgood ist gerade frisch geschieden. Mit den anderen tanzt er mit Stock, dass er noch immer auf Abenteuer aus ist. Er verguckt sich sogleich in Daphne und singt selbst aus Opernarien den Bajazzo. Man kommt schließlich im Hotelzimmer an. Dort hat Joe den Koffer von Mr. Bienstock entwendet. Er ist entschlossen, den Traum vom Millionär für Sugar wahr zu machen. Sie hatte sich im Zug schon geäußert, wie sie sich den Millionär vorstellt.
Im zweiten Akt begibt sich Joe als Shell-Junior an den Strand von Miami Beach, während Jerry als Daphne mit den Mädchen an den Strand folgt. Um einen großen Strandball haben sich die Mädchen versammelt. In dem mittleren der drei Strandkörbe sitzt nun Joe mit einem Fernrohr. Er stellt Sugar ein Bein und nimmt so mit ihr Kontakt auf. Er hätte eine Jacht, sein Hobby wäre Muschelsammeln, daher hätten sie das auch als Firmensymbol gewählt. Jerry ist jetzt ziemlich sauer auf seinen Freund, muss aber unter einem Strandkorb die Flucht ergreifen vor Sir Osgood. Jerry alias Daphne ist sich aber sicher, dass das nichts wird. Er ruft den Musikern im Graben zu, dass sie spielen können, bis sie schwarz werden. Aber der reiche Millionär hätte eine Jacht und ein Truthahndinner arrangiert. Die Mannschaft hätte Ausgang und Daphne und er wären alleine an Bord. Jerry sieht das als Chance, die Jacht des Millionärs zu nutzen und Sugar so weiter zu täuschen. Er verdonnert Daphne dazu, mit Sir Osgood an Land tanzen zu gehen, während er mit Sugar auf der Jacht ist. Die Jacht fährt aus dem Boden und ist mit den Glühbirnen und dem Oberdeck eine beeindruckende Erscheinung. Sugar verfällt der Täuschung. Aber Joe sagt, dass er eine Blockade hat, seit seine Verlobte einen Unfall hatte. Da hilft auch eine kurze Einspielung aus Titanic und die entsprechende Pose nichts. Sein Herz wäre ein Eisblock und Sugar muss ihre gesamte Verführungskunst anwenden, um Joe zu erweichen. Unterdessen hat Daphne einen Verlobungsantrag bekommen. Kurzzeitig ist Jerry wirklich der Meinung, er könne den echten Millionär heiraten. Joe holt ihn da ziemlich unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Allerdings ist er von dem diamantenen Verlobungsgeschenk beeindruckt. Jetzt haben die Damen einen Auftritt. Auch die steppende Gangstertruppe aus Chicago ist eingetroffen und sucht Joe und Jerry. Dann kommt die wunderbare Nummer „I Wanna Be Loved by You“ von Sugar Kane, sie ist noch ganz sicher, dass sie einen Millionär hat. Jetzt drohen Joe und Jerry aber aufzufliegen. Sie flüchten aus dem Ballsaal des Seminole-Ritz und geben sich Sugar zu erkennen. Diese ist deprimiert und greift wieder zum Alkohol. Spats und ein Gangster stürmen die Damentoilette. Der Rest der Gangstergang meint, in der Toilette wären Joe und Jerry. Es kommt zu Schießerei, bei der alle Gangster im Maschinengewehrhagel sterben. Am Schluss ist man wieder auf der New Caladonia, der Jacht von Sir Osgood. Nun geht auch Daphne aus der Deckung und sagt, dass er Osgood nicht heiraten kann. Sugar und Joe sind auch mit an Bord. Den finalen Satz von Jerry: Ich bin ein Mann, kommentiert Sir Osgood nur mit einem: Nobody’s perfect.
Was ein vergnüglicher Abend im Opernhaus. Auch wenn die Kritiker meinten, die Handlung wäre auf den knapp drei Stunden eher bemüht, empfand ich die Vorstellung als sehr kurzweilig. Man bekommt tolle Tanznummern, Steppnummern und Revueeinlagen zu sehen. Von den bekannten Filmhits von Marilyn Monroe gibt es aber nur einen zu hören. Der Rest wurde im Bigband-Sound dazu komponiert. Es gibt ein ansprechendes Bühnenbild und auch die Story ist frisch und immer noch sehr weit oben in den Film-Rankings. Die Vorlage von Billy Wilder ist einfach gut und gerne erinnert man sich wieder an den Film. Ein paar Ungereimtheiten gibt es in der Filmvorlage ebenfalls. So hatte Shell 1929 nur eine Tankstelle und die Bemerkung von Sugar, sie würde nach Verlassen von Joe immer an jeder Ecke an ihren Millionär durch eine Tankstelle erinnert, greift zumindest rein historisch nicht. Auch das Motiv, als Zeugen des Mordes von Spats umgebracht zu werden, lässt Joe und Jerry länger in Deckung bleiben, als es eigentlich vernünftig wäre. Während Charlies Tante nur an, der Oberfläche kratzt, war „Manche mögen’s heiß“ wegen seiner anrüchigen Story auf FSK18 hochgesetzt. Auch die Schießerei fand man damals als unpassend in einer Komödie. Solche strengen Moralvorstellungen hat man zum Glück heute nicht mehr. Inzwischen wird der Film als beste amerikanische Komödie gehandelt und ein Besuch des Musicals ist lohnenswert.
Quelle: YouTube | Staatstheater Nürnberg
Wer das Musical Cats von Andrew Lloyd Webber derzeit sehen will, muss auf die Luisenfestspiele nach Wunsiedel fahren. Basierend “Old Possums`s Book of Practical Cats” von T.S. Elliot kann man die Geschichte der Jellicle-Cats in einem Steinbruch erleben. Hardy Rudolz hat den Spielort von einer Müllkippe in der Nähe von London in den Steinbruch verlagert. Das ist in Ordnung so weit, und dass er selbst in seiner eigenen Inszenierung als Kater Bustopher Jones auf der Bühne steht, ist bemerkenswert. Man hat zudem eine Rahmenhandlung feiernder Jugendlicher eingebaut, die zu Beginn auf dem Steinbruch einfallen. Mit gelben Bierkästen im Schlepptau verscheuchen sie zuerst die Katzen, nehmen aber zurück und hören den Katzengeschichten zu. Eigentlich ist das Ganze eine Nummernshow, in der Katzencharaktere vorgestellt werden. Es geht darum, eine Katze aus der Schar auszuwählen, die am Jellicle-Ball wiedergeboren werden soll. Die Besetzungsliste ist lang und von der Katzenschar wird einiges an tänzerischem Können abverlangt. Zu Beginn des Balls sprechen die Katzen synchron über die drei Namen, die jede Katze hat. Einen Namen für den Hausgebrauch, einen zweiten einmaligen Namen und einen geheimen Dritten. Es folgt eine lose Folge von Katzenvorstellungen und Gesangseinlagen. Nehmen wir nur einige Charaktere heraus. Da ist Jenny Fleckenreich, die Gumbie-Katze, die den ganzen Tag sitzt und nachts die Mäuse jagt. In einem Barockkostüm umhüllt von einem orangenfarbenen Mantel, mimt sie mal die träge, mal die gewitzte Katze. Dann platzt der Rum-Tum-Tugger rein, eine aufgedrehte Rock n‘ Roll-Katze, die sich am Kran weit ins Publikum schwenken lässt und allen am Kopf rumtanzt. Und dann schleicht Grizabella über die Bühne, einst eine Glamour-Katze mit Pailletten-Kleid mit Glitzerschuhen, die von einem grauen Mantel bedeckt werden. Mit ihr will niemand recht zu tun haben, denn sie zog einst hinaus, die Welt zu entdecken. Dann folgt Bustopher Jones, eine Dandy-Katze mit weißen Gamaschen. Er ist den Leckereien der Pubs nicht abgeneigt und kugelrund, macht aber der Gumbie-Katze schöne Augen. Dann wird das erste Mal von Macavity, dem Bösewicht erzählt. Man hört Polizeisirenen, Macavity ist auf der Flucht. Aus der Luke kommen jetzt zwei Regionalkatzen: Mungojerrie und Rumpleteazer. Mit unüberhörbaren oberfränkischem Akzent und in einem angedeuteten Trachtenlook in Blau, mischen die zwei jede Wohnung auf. Auch im Original haben die beiden Katzen einen Cockney-Akzent. So geht die Ming-Vase zu Bruch und an einem Seil werden Mäuse über die Bühne gezogen. Nun kommt mit viel Würde die Oberkatze zum Ball, Old Deuteronomy (Martin Sommerlatte) hat schon viele Katzenleben hinter sich, eine große Gefolgschaft. Er nimmt auf einem Sessel rechts Platz und wird die Katze auserwählen, die wiedergeboren werden soll. Eine Stimme hat der Anführer, die sofort zu beeindrucken weiß. Der Anführer ist nun eingetroffen und er Ball kann beginnen. Nach dem Ball kommt Grizabella wieder und singt den Song „Erinnerung“, wobei ein Teil des Liedes von der jungen, weißen Katze gesungen wird. Dann geht es ohne Pause weiter. Es erzählt der Theaterkater Gus von seinem größten Erfolg, dem Growltiger. Blitzartig verwandelt sich die Bühne in ein ostasiatisches Piratensetting mit Dschunke. Aus dem müden Gus wird wieder der Held, der seine Geliebte Griddlebone vor den Siamesen retten muss. Aber er meint, früher wäre das Theater besser gewesen. Nun erscheint Skimbleshanks, die Eisenbahnkatze. Mit einem blauen Zug mit vier Waggons wird eine Eisenbahn improvisiert. Erinnerungen kommen an Jim Knopf den Lokomotivführer auf. Bis schließlich Macavity mit roter Irokesen-Frisur und Schottenrock Old Deuteronomy entführt. Mr. Mistoffelees wird nun engagiert, der Old Deuteronomy mit einer großen Feuershow wieder herbeizaubern soll. Aus einem großen Rohr kommt er schließlich aus einer Nebelschwade. Nun muss die Katze gewählt werden, die wieder geboren wird. Grizabella erscheint nun wieder und singt den zweiten Teil von „Erinnerung“. Nun wählt er doch diese Katze aus, die wiedergeboren werden darf. Grizabella steigt über die Leitern zum oberen Ende der Bühne auf. Begleitet von drei Feuer Sprühern erklimmt sie auf die Leiter das Jenseits. Abschließend gibt Old Deuteronomy noch eine Rede darüber, wie man eine Katze ansprechen soll. Am Ende sind auch die Jugendlichen vom Anfang begeistert, dass sie etwas über Katzen erfahren durften.
Etwas irritiert war ich in der Vorstellung dadurch, dass es keine Pause gab, sondern das Stück in einem Zug durchgespielt wird. Die Naturbühne der Luisenburg kommt als Steinbruch sehr gut zur Geltung und bei der Abendvorstellung tut die Abendsonne der Bühne guten Dienst. Man hat die Luisenburg 2010-2013 saniert, sodass man auch als Zuschauer eventuelle Regengüsse nicht mehr fürchten muss. In meiner Serie Musicals hatte ich bisher um Cats immer einen Bogen gemacht. Das Musical hatte mir zu wenig Handlung, war mir von den Nummern her nicht eingängig genug und zu jazzig. Dennoch sollte man diesen Erfolg von Andrew Lloyd Webber einmal live gesehen haben. Die Choreografie und Tanzszenen verlangen den Darstellern viel sängerische Kondition ab. Dabei immer wieder zu singen und sich als Chor über die Bühne zu bewegen, ist schon sehenswert. Was hier an Kostümzauber und aufwendiger Schminke fehlt, wird hier durch die Naturbühne und bezaubernde Einfälle ausgeglichen. Ich werde durch die Vorstellung sicher nicht zum Fan dieses Musicals, aber gesehen haben sollte man diesen Bühnenerfolg schon.